Unser eigen, Wir dienen nicht Uns selbst; son- dern alle Mühe, alle Sorgen, übernemen Wir zum Ruhm und zur Glückseligkeit Un- sers Volkes.
Da Wir nun gegen Unser Vaterland sol- che Gottwolgefällige Gesinnungen hegen: wie schwer würde Uns die Regierung fallen, wenn nicht rechtliebende Richter diesem Unsern Verlangen bei den Gerichten nicht hülfliche Hand leisteten; und wie sehr würde es Uns schmerzen, wenn Geiz und Eigennutz die Her- zen solcher Uebelgesinnten beherrschten, die mit Hintansetzung der vielen sehr scharfen Verord- nungen, welche Unsre Vorfaren glorwürdig- sten und höchstbeglückten Andenkens, und son- derlich Unser geliebtester Großvater, Kaiser Peter der Große, gegen diejenige, so Geschen- ke nemen, ergehen lassen, unwürdiger Weise den Namen Richter führen, und mit Recht als solche anzusehen sind, die nicht Gott sondern bloß ihrem Bauche dienen, und ihre Habsucht durch Geschenke sättigen; in der Hoffnung, daß alles, was sie aus schändlichem Geize verüben, durch eine gute und geschickte Wendung der
Kanz-
und Gelderpreſſungen.
Unſer eigen, Wir dienen nicht Uns ſelbſt; ſon- dern alle Muͤhe, alle Sorgen, uͤbernemen Wir zum Ruhm und zur Gluͤckſeligkeit Un- ſers Volkes.
Da Wir nun gegen Unſer Vaterland ſol- che Gottwolgefaͤllige Geſinnungen hegen: wie ſchwer wuͤrde Uns die Regierung fallen, wenn nicht rechtliebende Richter dieſem Unſern Verlangen bei den Gerichten nicht huͤlfliche Hand leiſteten; und wie ſehr wuͤrde es Uns ſchmerzen, wenn Geiz und Eigennutz die Her- zen ſolcher Uebelgeſinnten beherrſchten, die mit Hintanſetzung der vielen ſehr ſcharfen Verord- nungen, welche Unſre Vorfaren glorwuͤrdig- ſten und hoͤchſtbegluͤckten Andenkens, und ſon- derlich Unſer geliebteſter Großvater, Kaiſer Peter der Große, gegen diejenige, ſo Geſchen- ke nemen, ergehen laſſen, unwuͤrdiger Weiſe den Namen Richter fuͤhren, und mit Recht als ſolche anzuſehen ſind, die nicht Gott ſondern bloß ihrem Bauche dienen, und ihre Habſucht durch Geſchenke ſaͤttigen; in der Hoffnung, daß alles, was ſie aus ſchaͤndlichem Geize veruͤben, durch eine gute und geſchickte Wendung der
Kanz-
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und Gelderpreſſungen.
Unſer eigen, Wir dienen nicht Uns ſelbſt; ſon-
dern alle Muͤhe, alle Sorgen, uͤbernemen
Wir zum Ruhm und zur Gluͤckſeligkeit Un-
ſers Volkes.
Da Wir nun gegen Unſer Vaterland ſol-
che Gottwolgefaͤllige Geſinnungen hegen: wie
ſchwer wuͤrde Uns die Regierung fallen, wenn
nicht rechtliebende Richter dieſem Unſern
Verlangen bei den Gerichten nicht huͤlfliche
Hand leiſteten; und wie ſehr wuͤrde es Uns
ſchmerzen, wenn Geiz und Eigennutz die Her-
zen ſolcher Uebelgeſinnten beherrſchten, die mit
Hintanſetzung der vielen ſehr ſcharfen Verord-
nungen, welche Unſre Vorfaren glorwuͤrdig-
ſten und hoͤchſtbegluͤckten Andenkens, und ſon-
derlich Unſer geliebteſter Großvater, Kaiſer
Peter der Große, gegen diejenige, ſo Geſchen-
ke nemen, ergehen laſſen, unwuͤrdiger Weiſe
den Namen Richter fuͤhren, und mit Recht als
ſolche anzuſehen ſind, die nicht Gott ſondern
bloß ihrem Bauche dienen, und ihre Habſucht
durch Geſchenke ſaͤttigen; in der Hoffnung, daß
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durch eine gute und geſchickte Wendung der
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[Schlözer, August Ludwig von]: Neuverändertes Rußland oder Leben Catharinä der Zweyten Kayserinn von Rußland. Bd. 2. Riga u. a., 1772, S. 159. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haigold_russland02_1772/179>, abgerufen am 24.11.2024.
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