[Schlözer, August Ludwig von]: Neuverändertes Rußland oder Leben Catharinä der Zweyten Kayserinn von Rußland. Bd. 2. Riga u. a., 1772.des Mirowitsch. Aufrührer, Rebellen, Verräter, und Reichs-verbrecher geworden. 2. Hat er sich erkühnt, diesen gottlosen Vorsatz deswegen zu fassen, weil ihm der freie Eingang in alle kaiserliche Gemächer nicht verstattet, ihm auch auf sein Gesuch wegen Wiedererstattung der Güter seiner Vorfaren, die ebenfalls Ver- räterei halber confisciret worden, keine seinen Wünschen gemäße Resolution erteilet worden. Jn der That aber hat er, da er die Furcht und das Gesetze Gottes, seinen Eid der Treue und das Vaterland, welches sich unzählichen Zer- rüttungen ausgesetzt gesehen haben würde, aus den Augen gesetzt, sich mit der Hoffnung ge- schmeichelt, durch diese gottlose That ein ver- meintes Glück zu machen. Wodurch er sich wirklich des Verbrechens der beleidigten Majt., und der Uebertretung der Reichsgesetze und Ver- ordnungen, schuldig gemacht. 3. Nachdem er an dem Lieutenant des Jnfanterie- Regiments von Welikie-Luki, Apollon Uscha- kov, einen Mitgehülfen seiner frevelhaften Ab- sichten gefunden: so ist er mit selbigem in die Kirche Unsrer Lieben Frauen von Kasan, als an einen Gott geheiligten Ort, gegangen, wo sie beiderseits vor dem Altar ihr gottloses Vor- haben beschworen. Und hat er, Mirowicz, das Maas seiner Bosheit verdoppelt, da er, um
des Mirowitſch. Aufruͤhrer, Rebellen, Verraͤter, und Reichs-verbrecher geworden. 2. Hat er ſich erkuͤhnt, dieſen gottloſen Vorſatz deswegen zu faſſen, weil ihm der freie Eingang in alle kaiſerliche Gemaͤcher nicht verſtattet, ihm auch auf ſein Geſuch wegen Wiedererſtattung der Guͤter ſeiner Vorfaren, die ebenfalls Ver- raͤterei halber confiſciret worden, keine ſeinen Wuͤnſchen gemaͤße Reſolution erteilet worden. Jn der That aber hat er, da er die Furcht und das Geſetze Gottes, ſeinen Eid der Treue und das Vaterland, welches ſich unzaͤhlichen Zer- ruͤttungen ausgeſetzt geſehen haben wuͤrde, aus den Augen geſetzt, ſich mit der Hoffnung ge- ſchmeichelt, durch dieſe gottloſe That ein ver- meintes Gluͤck zu machen. Wodurch er ſich wirklich des Verbrechens der beleidigten Majt., und der Uebertretung der Reichsgeſetze und Ver- ordnungen, ſchuldig gemacht. 3. Nachdem er an dem Lieutenant des Jnfanterie- Regiments von Welikie-Luki, Apollon Uſcha- kov, einen Mitgehuͤlfen ſeiner frevelhaften Ab- ſichten gefunden: ſo iſt er mit ſelbigem in die Kirche Unſrer Lieben Frauen von Kaſan, als an einen Gott geheiligten Ort, gegangen, wo ſie beiderſeits vor dem Altar ihr gottloſes Vor- haben beſchworen. Und hat er, Mirowicz, das Maas ſeiner Bosheit verdoppelt, da er, um
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des Mirowitſch.
Aufruͤhrer, Rebellen, Verraͤter, und Reichs-
verbrecher geworden.
2. Hat er ſich erkuͤhnt, dieſen gottloſen Vorſatz
deswegen zu faſſen, weil ihm der freie Eingang
in alle kaiſerliche Gemaͤcher nicht verſtattet, ihm
auch auf ſein Geſuch wegen Wiedererſtattung
der Guͤter ſeiner Vorfaren, die ebenfalls Ver-
raͤterei halber confiſciret worden, keine ſeinen
Wuͤnſchen gemaͤße Reſolution erteilet worden.
Jn der That aber hat er, da er die Furcht und
das Geſetze Gottes, ſeinen Eid der Treue und
das Vaterland, welches ſich unzaͤhlichen Zer-
ruͤttungen ausgeſetzt geſehen haben wuͤrde, aus
den Augen geſetzt, ſich mit der Hoffnung ge-
ſchmeichelt, durch dieſe gottloſe That ein ver-
meintes Gluͤck zu machen. Wodurch er ſich
wirklich des Verbrechens der beleidigten Majt.,
und der Uebertretung der Reichsgeſetze und Ver-
ordnungen, ſchuldig gemacht.
3. Nachdem er an dem Lieutenant des Jnfanterie-
Regiments von Welikie-Luki, Apollon Uſcha-
kov, einen Mitgehuͤlfen ſeiner frevelhaften Ab-
ſichten gefunden: ſo iſt er mit ſelbigem in die
Kirche Unſrer Lieben Frauen von Kaſan, als
an einen Gott geheiligten Ort, gegangen, wo
ſie beiderſeits vor dem Altar ihr gottloſes Vor-
haben beſchworen. Und hat er, Mirowicz,
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