der Ordnung beständig auf einander zu folgen. Daher hat man wol Ursache, daß man sich in diese sonst ziemlich subtile Hipothese nicht allzuweit einlasse. Wem es übri- gens beliebt, der kann hierüber noch mehrere Gründe, dar- unter die meisten mit denen unsrigen übereinkommen, bei berühmten Männern (y) selbst nachsehen.
Da nun das Herz, ohne Nerven (z), und ohne dazu kommendes Blut aus denen Schlagadern (a), nicht nur einen, sondern viele Schläge thut, so kann die Bewe- gung dieses Muskels, oder seine Ruhe, weder von einer nervenhaften Berührung, noch vom eindringenden Blu- te, entweder sogleich entstehen, oder auch wieder aufgeho- ben werden.
§. 20. Was nun eigentlich die wahre Ursache von die- ser Erscheinung sey. Der Weg, den der Reiz nimmt, und sein Fortgang.
Wenn wir hier von denen Hipothesen sollten verlas- sen werden, so dörfen wir uns eben nicht sehr darüber beklagen, da wir die Sachen ganz einfach, und ohne Verwikkelung vor uns sehen. Es sind nämlich die Blutgefässe, sie mögen den Schlagadern, oder den Blut- adern angehören, laut dem was oben ist gezeigt worden, beständig voll Blut (b). Jn der Zeit also, wenn sich das rechte Herzohr zusammenziehet, und gleichsam steif ist, stehet schon in beiden Holadern eine Blutwelle be- reit, welche beständig von dem nachfolgenden Strome des in denen Blutadern zurük kehrenden Blutes vermeh-
ret
(y)[Spaltenumbruch]
J. B. Senac am angef. Ort, S. 445. 446. J. Daniel Schlichting in VerbruggiiExa- mine chirurgorum, S. 80. B. Siegfried Albin am angef. Ort. Wesselingde arter. homin. ad- nex. X. Der berühmte Mörsde nutrit. G. E. Hambergerde cor- [Spaltenumbruch]
dis diastolc, n. 29. Joseph Exupe- rius Bertinin Diss. an motus al- terni cordis causa multiplex. Pa- ris. 1740. Sie befindet sich auch in unserer Sammlung.
(z) §. 2. Abschn. 5. B. 4.
(a) Am ausgerissenen Herzen.
(b) §. 1. Abschn. 1. B. 3.
Viertes Buch. Das Herz.
der Ordnung beſtaͤndig auf einander zu folgen. Daher hat man wol Urſache, daß man ſich in dieſe ſonſt ziemlich ſubtile Hipotheſe nicht allzuweit einlaſſe. Wem es uͤbri- gens beliebt, der kann hieruͤber noch mehrere Gruͤnde, dar- unter die meiſten mit denen unſrigen uͤbereinkommen, bei beruͤhmten Maͤnnern (y) ſelbſt nachſehen.
Da nun das Herz, ohne Nerven (z), und ohne dazu kommendes Blut aus denen Schlagadern (a), nicht nur einen, ſondern viele Schlaͤge thut, ſo kann die Bewe- gung dieſes Muskels, oder ſeine Ruhe, weder von einer nervenhaften Beruͤhrung, noch vom eindringenden Blu- te, entweder ſogleich entſtehen, oder auch wieder aufgeho- ben werden.
§. 20. Was nun eigentlich die wahre Urſache von die- ſer Erſcheinung ſey. Der Weg, den der Reiz nimmt, und ſein Fortgang.
Wenn wir hier von denen Hipotheſen ſollten verlaſ- ſen werden, ſo doͤrfen wir uns eben nicht ſehr daruͤber beklagen, da wir die Sachen ganz einfach, und ohne Verwikkelung vor uns ſehen. Es ſind naͤmlich die Blutgefaͤſſe, ſie moͤgen den Schlagadern, oder den Blut- adern angehoͤren, laut dem was oben iſt gezeigt worden, beſtaͤndig voll Blut (b). Jn der Zeit alſo, wenn ſich das rechte Herzohr zuſammenziehet, und gleichſam ſteif iſt, ſtehet ſchon in beiden Holadern eine Blutwelle be- reit, welche beſtaͤndig von dem nachfolgenden Strome des in denen Blutadern zuruͤk kehrenden Blutes vermeh-
ret
(y)[Spaltenumbruch]
J. B. Senac am angef. Ort, S. 445. 446. J. Daniel Schlichting in VerbruggiiExa- mine chirurgorum, S. 80. B. Siegfried Albin am angef. Ort. Weſſelingde arter. homin. ad- nex. X. Der beruͤhmte Mörsde nutrit. G. E. Hambergerde cor- [Spaltenumbruch]
dis diaſtolc, n. 29. Joſeph Exupe- rius Bertinin Diſſ. an motus al- terni cordis cauſa multiplex. Pa- riſ. 1740. Sie befindet ſich auch in unſerer Sammlung.
(z) §. 2. Abſchn. 5. B. 4.
(a) Am ausgeriſſenen Herzen.
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Viertes Buch. Das Herz.
der Ordnung beſtaͤndig auf einander zu folgen. Daher
hat man wol Urſache, daß man ſich in dieſe ſonſt ziemlich
ſubtile Hipotheſe nicht allzuweit einlaſſe. Wem es uͤbri-
gens beliebt, der kann hieruͤber noch mehrere Gruͤnde, dar-
unter die meiſten mit denen unſrigen uͤbereinkommen, bei
beruͤhmten Maͤnnern (y) ſelbſt nachſehen.
Da nun das Herz, ohne Nerven (z), und ohne dazu
kommendes Blut aus denen Schlagadern (a), nicht nur
einen, ſondern viele Schlaͤge thut, ſo kann die Bewe-
gung dieſes Muskels, oder ſeine Ruhe, weder von einer
nervenhaften Beruͤhrung, noch vom eindringenden Blu-
te, entweder ſogleich entſtehen, oder auch wieder aufgeho-
ben werden.
§. 20.
Was nun eigentlich die wahre Urſache von die-
ſer Erſcheinung ſey. Der Weg, den der Reiz
nimmt, und ſein Fortgang.
Wenn wir hier von denen Hipotheſen ſollten verlaſ-
ſen werden, ſo doͤrfen wir uns eben nicht ſehr daruͤber
beklagen, da wir die Sachen ganz einfach, und ohne
Verwikkelung vor uns ſehen. Es ſind naͤmlich die
Blutgefaͤſſe, ſie moͤgen den Schlagadern, oder den Blut-
adern angehoͤren, laut dem was oben iſt gezeigt worden,
beſtaͤndig voll Blut (b). Jn der Zeit alſo, wenn ſich
das rechte Herzohr zuſammenziehet, und gleichſam ſteif
iſt, ſtehet ſchon in beiden Holadern eine Blutwelle be-
reit, welche beſtaͤndig von dem nachfolgenden Strome
des in denen Blutadern zuruͤk kehrenden Blutes vermeh-
ret
(y)
J. B. Senac am angef.
Ort, S. 445. 446. J. Daniel
Schlichting in Verbruggii Exa-
mine chirurgorum, S. 80. B.
Siegfried Albin am angef. Ort.
Weſſeling de arter. homin. ad-
nex. X. Der beruͤhmte Mörs de
nutrit. G. E. Hamberger de cor-
dis diaſtolc, n. 29. Joſeph Exupe-
rius Bertin in Diſſ. an motus al-
terni cordis cauſa multiplex. Pa-
riſ. 1740. Sie befindet ſich auch
in unſerer Sammlung.
(z) §. 2. Abſchn. 5. B. 4.
(a) Am ausgeriſſenen Herzen.
(b) §. 1. Abſchn. 1. B. 3.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 966. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/1022>, abgerufen am 23.11.2024.
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