Haut das Fett, nach dem Verhältnisse des Muskelflei- sches, viel häufiger, als in mannbaren Jünglingen, es ist ganz weis von Farbe, und aus weichen und rundli- chen Klümpchen zusammen gehäuft. Das zweite Alter der Fettigkeit beruhet auf dem vierzigsten und den folgen- den Jahren; zu der Zeit gibt das angehäufte Fett dem Menschen, dessen Glieder vorher geschlank blieben, ein ausgefülltes vierschrötiges Ansehn; es nimt bis ins hö- here Alter zu, da es sich denn wieder fast überall vermin- dert, und der röthlichen Gallerte, welche in der Frucht die Herrschaft hatte, wieder Plaz macht.
Jndessen bleiben doch gewisse Theile am Menschen beständig ohne Fett. So ist das Gehirn, und das kleine Gehirn ganz fettlos, wenn man nicht etwa die Scheitel- drüsen der dünnen Gehirnhaut, nach der Vermuthung des Ruyschens, dahin zälen will (g): mir haben diesel- ben wenigstens von andrer Beschaffenheit und härter zu seyn geschienen; ob das Gehirn gleich an den Seefischen, wofern die Berichte zuverläßig sind, mitten im Oele schwimmt. Ferner ist das Fett an etlichen Hautfalten, wo sich zwischen zwoen hüglichen Stellen eine kleine Vertiefung befindet, z. E. wo sich die Hüfte mit den Hinterbakken verbindet, in ganz geringer Menge zuge- gen (h). Es ist sparsam angebracht zwischen einigen breiten, und einer beständigen Bewegung ausgesezten Muskeln, z. E. zwischen dem geraden und Schienbein- muskel, zwischen dem Waden- und Fussolenmuskel, und a. d. Es ist wenig Fett an der äussern haarigen Haut, an einem Theile des Halses, den der breite Halsmuskel einnimt, an der Stirn, wo es, nach einigen vom Spi- gel und Ruyschen wiederlegten Schriftstellern, ganz und gar fehlen soll (i). (k), an den Augenliedern, dem
äussern
(g)[Spaltenumbruch]Thes. anat. V. n. 1.
(h)Iac. Ben. winslow Traite des tegumens. N. 82.
(i)Anat. S. 287. rollfink Diss. anat. S. 502.
(k)[Spaltenumbruch]
Am Kopfe und Vorderkopfe. Mus. Petrop. T. I. S. 10. am Vor- derhaupte und der Stirn. Thes. II. an. II. n. 4.
Erſtes Buch. Elementartheile
Haut das Fett, nach dem Verhaͤltniſſe des Muskelflei- ſches, viel haͤufiger, als in mannbaren Juͤnglingen, es iſt ganz weis von Farbe, und aus weichen und rundli- chen Kluͤmpchen zuſammen gehaͤuft. Das zweite Alter der Fettigkeit beruhet auf dem vierzigſten und den folgen- den Jahren; zu der Zeit gibt das angehaͤufte Fett dem Menſchen, deſſen Glieder vorher geſchlank blieben, ein ausgefuͤlltes vierſchroͤtiges Anſehn; es nimt bis ins hoͤ- here Alter zu, da es ſich denn wieder faſt uͤberall vermin- dert, und der roͤthlichen Gallerte, welche in der Frucht die Herrſchaft hatte, wieder Plaz macht.
Jndeſſen bleiben doch gewiſſe Theile am Menſchen beſtaͤndig ohne Fett. So iſt das Gehirn, und das kleine Gehirn ganz fettlos, wenn man nicht etwa die Scheitel- druͤſen der duͤnnen Gehirnhaut, nach der Vermuthung des Ruyſchens, dahin zaͤlen will (g): mir haben dieſel- ben wenigſtens von andrer Beſchaffenheit und haͤrter zu ſeyn geſchienen; ob das Gehirn gleich an den Seefiſchen, wofern die Berichte zuverlaͤßig ſind, mitten im Oele ſchwimmt. Ferner iſt das Fett an etlichen Hautfalten, wo ſich zwiſchen zwoen huͤglichen Stellen eine kleine Vertiefung befindet, z. E. wo ſich die Huͤfte mit den Hinterbakken verbindet, in ganz geringer Menge zuge- gen (h). Es iſt ſparſam angebracht zwiſchen einigen breiten, und einer beſtaͤndigen Bewegung ausgeſezten Muskeln, z. E. zwiſchen dem geraden und Schienbein- muskel, zwiſchen dem Waden- und Fusſolenmuskel, und a. d. Es iſt wenig Fett an der aͤuſſern haarigen Haut, an einem Theile des Halſes, den der breite Halsmuskel einnimt, an der Stirn, wo es, nach einigen vom Spi- gel und Ruyſchen wiederlegten Schriftſtellern, ganz und gar fehlen ſoll (i). (k), an den Augenliedern, dem
aͤuſſern
(g)[Spaltenumbruch]Theſ. anat. V. n. 1.
(h)Iac. Ben. winslow Traité des tegumens. N. 82.
(i)Anat. S. 287. rollfink Diſſ. anat. S. 502.
(k)[Spaltenumbruch]
Am Kopfe und Vorderkopfe. Muſ. Petrop. T. I. S. 10. am Vor- derhaupte und der Stirn. Theſ. II. an. II. n. 4.
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Erſtes Buch. Elementartheile
Haut das Fett, nach dem Verhaͤltniſſe des Muskelflei-
ſches, viel haͤufiger, als in mannbaren Juͤnglingen, es
iſt ganz weis von Farbe, und aus weichen und rundli-
chen Kluͤmpchen zuſammen gehaͤuft. Das zweite Alter
der Fettigkeit beruhet auf dem vierzigſten und den folgen-
den Jahren; zu der Zeit gibt das angehaͤufte Fett dem
Menſchen, deſſen Glieder vorher geſchlank blieben, ein
ausgefuͤlltes vierſchroͤtiges Anſehn; es nimt bis ins hoͤ-
here Alter zu, da es ſich denn wieder faſt uͤberall vermin-
dert, und der roͤthlichen Gallerte, welche in der Frucht
die Herrſchaft hatte, wieder Plaz macht.
Jndeſſen bleiben doch gewiſſe Theile am Menſchen
beſtaͤndig ohne Fett. So iſt das Gehirn, und das kleine
Gehirn ganz fettlos, wenn man nicht etwa die Scheitel-
druͤſen der duͤnnen Gehirnhaut, nach der Vermuthung
des Ruyſchens, dahin zaͤlen will (g): mir haben dieſel-
ben wenigſtens von andrer Beſchaffenheit und haͤrter zu
ſeyn geſchienen; ob das Gehirn gleich an den Seefiſchen,
wofern die Berichte zuverlaͤßig ſind, mitten im Oele
ſchwimmt. Ferner iſt das Fett an etlichen Hautfalten,
wo ſich zwiſchen zwoen huͤglichen Stellen eine kleine
Vertiefung befindet, z. E. wo ſich die Huͤfte mit den
Hinterbakken verbindet, in ganz geringer Menge zuge-
gen (h). Es iſt ſparſam angebracht zwiſchen einigen
breiten, und einer beſtaͤndigen Bewegung ausgeſezten
Muskeln, z. E. zwiſchen dem geraden und Schienbein-
muskel, zwiſchen dem Waden- und Fusſolenmuskel, und
a. d. Es iſt wenig Fett an der aͤuſſern haarigen Haut,
an einem Theile des Halſes, den der breite Halsmuskel
einnimt, an der Stirn, wo es, nach einigen vom Spi-
gel und Ruyſchen wiederlegten Schriftſtellern, ganz
und gar fehlen ſoll (i). (k), an den Augenliedern, dem
aͤuſſern
(g)
Theſ. anat. V. n. 1.
(h) Iac. Ben. winslow Traité
des tegumens. N. 82.
(i) Anat. S. 287. rollfink
Diſſ. anat. S. 502.
(k)
Am Kopfe und Vorderkopfe.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 50. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/106>, abgerufen am 23.11.2024.
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