fett auf verschiedne Weise eine Verhärtung leiden. Jch habe selbst unter der Haut der inwendigen Schienbein- röhre am Menschen verschiedene sehr harte linsenförmige Talgtheilchen, die beinahe einem thierischen Steinchen, wenn man sie nicht hätte am Feuer zum Schmelzen brin- gen können, ähnlich waren, ohne merklichen Fehler, so viel man entdekken konnte, angetroffen. Das Kameel- fett legt sich in sehr harte talghafte Bukkel an. Die Phi- losophikal Transact. gedenken einer Person, die mit Brüchen behaftet war, an der das Fett wie ein Talg an- zusehen war (l): und dieser Fehler kömt sehr oft an dem ausgetretenen Nezze vor, dadurch das Eingeweide in Ge- fahr gesezzt wird, von dem verhärteten Fette zusammen- gedrükkt zu werden. Jn den Spekbeulen kommet das Menschenfett nach und nach zur äussersten Verhärtung. An denen in Begräbnissen beigesezten Menschengebeinen verwandelt sich das Mark in eine Art vom Talge; wie Ruysch, ein strenger Beobachter, der, alles zu versuchen, Muth genung hatte (m), und Becher(n) in einem Be- gräbnisse in Stokholm angemerkt hat. Eine derglei- chen unterirrdische Vertalgung führt Brükmann an (o). Hieraus läst sich der Schlus ziehen, daß das Fett über- haupt wässeriger als der Talg sey, und daß es sich in den lezteren verwandeln lasse, wenn das Wasser nach und nach davon ausdünsten kann.
Die Eigenschaften des Fettes, wenigstens des frischen, beruhen auf folgenden Stükken. Es gibt dasselbe, weil es an sich weich ist, der Berührung nach, wobei es eine ungemein kleine Federkraft äussert; es mindert, wenn es sich zwischen Körpern aufhält, die sich über einander be- wegen, das reiben; es nötigt eben dieselben stark genung
zusam-
(l)[Spaltenumbruch]
N. 326.
(m)Thes. anat. II. obs. III. N. 4. Aduers. anat. III. N. 9.
(n)[Spaltenumbruch]Ioach. becher Phys. subt. S. 196.
(o) Fr. Ernst BrükmannEpist. itin. S. 57.
D 4
des menſchlichen Koͤrpers. Fett.
fett auf verſchiedne Weiſe eine Verhaͤrtung leiden. Jch habe ſelbſt unter der Haut der inwendigen Schienbein- roͤhre am Menſchen verſchiedene ſehr harte linſenfoͤrmige Talgtheilchen, die beinahe einem thieriſchen Steinchen, wenn man ſie nicht haͤtte am Feuer zum Schmelzen brin- gen koͤnnen, aͤhnlich waren, ohne merklichen Fehler, ſo viel man entdekken konnte, angetroffen. Das Kameel- fett legt ſich in ſehr harte talghafte Bukkel an. Die Phi- loſophikal Transact. gedenken einer Perſon, die mit Bruͤchen behaftet war, an der das Fett wie ein Talg an- zuſehen war (l): und dieſer Fehler koͤmt ſehr oft an dem ausgetretenen Nezze vor, dadurch das Eingeweide in Ge- fahr geſezzt wird, von dem verhaͤrteten Fette zuſammen- gedruͤkkt zu werden. Jn den Spekbeulen kommet das Menſchenfett nach und nach zur aͤuſſerſten Verhaͤrtung. An denen in Begraͤbniſſen beigeſezten Menſchengebeinen verwandelt ſich das Mark in eine Art vom Talge; wie Ruyſch, ein ſtrenger Beobachter, der, alles zu verſuchen, Muth genung hatte (m), und Becher(n) in einem Be- graͤbniſſe in Stokholm angemerkt hat. Eine derglei- chen unterirrdiſche Vertalgung fuͤhrt Bruͤkmann an (o). Hieraus laͤſt ſich der Schlus ziehen, daß das Fett uͤber- haupt waͤſſeriger als der Talg ſey, und daß es ſich in den lezteren verwandeln laſſe, wenn das Waſſer nach und nach davon ausduͤnſten kann.
Die Eigenſchaften des Fettes, wenigſtens des friſchen, beruhen auf folgenden Stuͤkken. Es gibt daſſelbe, weil es an ſich weich iſt, der Beruͤhrung nach, wobei es eine ungemein kleine Federkraft aͤuſſert; es mindert, wenn es ſich zwiſchen Koͤrpern aufhaͤlt, die ſich uͤber einander be- wegen, das reiben; es noͤtigt eben dieſelben ſtark genung
zuſam-
(l)[Spaltenumbruch]
N. 326.
(m)Theſ. anat. II. obſ. III. N. 4. Aduerſ. anat. III. N. 9.
(n)[Spaltenumbruch]Ioach. becher Phyſ. ſubt. S. 196.
(o) Fr. Ernſt BrükmannEpiſt. itin. S. 57.
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des menſchlichen Koͤrpers. Fett.
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habe ſelbſt unter der Haut der inwendigen Schienbein-
roͤhre am Menſchen verſchiedene ſehr harte linſenfoͤrmige
Talgtheilchen, die beinahe einem thieriſchen Steinchen,
wenn man ſie nicht haͤtte am Feuer zum Schmelzen brin-
gen koͤnnen, aͤhnlich waren, ohne merklichen Fehler, ſo
viel man entdekken konnte, angetroffen. Das Kameel-
fett legt ſich in ſehr harte talghafte Bukkel an. Die Phi-
loſophikal Transact. gedenken einer Perſon, die mit
Bruͤchen behaftet war, an der das Fett wie ein Talg an-
zuſehen war (l): und dieſer Fehler koͤmt ſehr oft an dem
ausgetretenen Nezze vor, dadurch das Eingeweide in Ge-
fahr geſezzt wird, von dem verhaͤrteten Fette zuſammen-
gedruͤkkt zu werden. Jn den Spekbeulen kommet das
Menſchenfett nach und nach zur aͤuſſerſten Verhaͤrtung.
An denen in Begraͤbniſſen beigeſezten Menſchengebeinen
verwandelt ſich das Mark in eine Art vom Talge; wie
Ruyſch, ein ſtrenger Beobachter, der, alles zu verſuchen,
Muth genung hatte (m), und Becher (n) in einem Be-
graͤbniſſe in Stokholm angemerkt hat. Eine derglei-
chen unterirrdiſche Vertalgung fuͤhrt Bruͤkmann an (o).
Hieraus laͤſt ſich der Schlus ziehen, daß das Fett uͤber-
haupt waͤſſeriger als der Talg ſey, und daß es ſich in den
lezteren verwandeln laſſe, wenn das Waſſer nach und nach
davon ausduͤnſten kann.
Die Eigenſchaften des Fettes, wenigſtens des friſchen,
beruhen auf folgenden Stuͤkken. Es gibt daſſelbe, weil
es an ſich weich iſt, der Beruͤhrung nach, wobei es eine
ungemein kleine Federkraft aͤuſſert; es mindert, wenn es
ſich zwiſchen Koͤrpern aufhaͤlt, die ſich uͤber einander be-
wegen, das reiben; es noͤtigt eben dieſelben ſtark genung
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(m) Theſ. anat. II. obſ. III.
N. 4. Aduerſ. anat. III. N. 9.
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(o) Fr. Ernſt Brükmann Epiſt.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 55. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/111>, abgerufen am 23.11.2024.
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