Damit sich aber das Fett in seine fächrige Behältnis- se versammlen könne, dazu trägt die Gemütes-und Lei- besruhe viel bei. Körper, die sich unter langen Arbei- ten ermüden, werden niemals, wie man von Menschen und Thieren überzeugt wird, fett werden. Kein Hand- arbeiter, der sich anstrengen muß, kein Lastenträger ist fett (s). Pferde die ein anhaltendes Laufen, und eine mit diesem vergesellschaftete Ermattung, mager erhalten, neh- men bey einer guten Ueberwinterung geschwinde wieder zu. Wenn man alte Rinder, die vor dem Pfluge ab- getrieben worden, auf eine lustige Weide bringt, so weis man aus der gemeinen Erfarung, daß sie in gar kurzer Zeit ein wohlschmekkendes Fett anlegen (t). Vermit- telst der Ruhe, nehmen Gänse, die man geblendet, und denen man die Schenkel zerbrochen, bis zur Unförmlich- keit am Fette überflüßig zu, wenn man sie mit Fleis mästet (u), welches auch von den jungen Tauben gilt (x). Die Murmelthiere leben den Winter über bei einem fet- ten Leibe, ohne Speise (y), wie man von den Bären eben- falls weis (z); denn es schlafen beiderlei Thiere in diesen Jareszeit beständig fort, ob sie gleich wenig oder nichts geniessen. Wenn man Haushüner mästen will, so müs- sen sie viel schlafen (a), und man mischet ihnen zu die- ser Absicht so gar den Saamen von Trespen (lolium) un- ter die Futterkörner (b). Man weis, daß Hausratten in Fässern fett geworden (c), und es werden, wie ich oft
wahr-
(s)[Spaltenumbruch]Clopton havers Osteol. S. 207.
(t)vervlam Hist. vit. et mort. S. 364. bradley hushandry S. 55. Diese Art Ochsen zu maesten ist in der Grafschaft Devon, und im westlichen Theile von England, ingleichen in der Schweiz, und in Thüringen gebräuchlich.
(u)Oliv. des serres de pra- del S. 446. bradley country sarmer director. S. 27.
(x)[Spaltenumbruch]Des serres S. 482.
(y)rai wisdom of God. S. 292.
(z)aristoteles Hist. anim. B. VI. K. 36. hillerstroem laemtelands diur sange. S. 15.
(a) v. ReaumurArt. de faire eclore les oiseaux domestiques S. 2. Eb. 392.
(b) S. 393.
(c)varro de re rustisa, B. III. K. 15.
E 5
des menſchlichen Koͤrpers. Fett.
Damit ſich aber das Fett in ſeine faͤchrige Behaͤltniſ- ſe verſammlen koͤnne, dazu traͤgt die Gemuͤtes-und Lei- besruhe viel bei. Koͤrper, die ſich unter langen Arbei- ten ermuͤden, werden niemals, wie man von Menſchen und Thieren uͤberzeugt wird, fett werden. Kein Hand- arbeiter, der ſich anſtrengen muß, kein Laſtentraͤger iſt fett (s). Pferde die ein anhaltendes Laufen, und eine mit dieſem vergeſellſchaftete Ermattung, mager erhalten, neh- men bey einer guten Ueberwinterung geſchwinde wieder zu. Wenn man alte Rinder, die vor dem Pfluge ab- getrieben worden, auf eine luſtige Weide bringt, ſo weis man aus der gemeinen Erfarung, daß ſie in gar kurzer Zeit ein wohlſchmekkendes Fett anlegen (t). Vermit- telſt der Ruhe, nehmen Gaͤnſe, die man geblendet, und denen man die Schenkel zerbrochen, bis zur Unfoͤrmlich- keit am Fette uͤberfluͤßig zu, wenn man ſie mit Fleis maͤſtet (u), welches auch von den jungen Tauben gilt (x). Die Murmelthiere leben den Winter uͤber bei einem fet- ten Leibe, ohne Speiſe (y), wie man von den Baͤren eben- falls weis (z); denn es ſchlafen beiderlei Thiere in dieſen Jareszeit beſtaͤndig fort, ob ſie gleich wenig oder nichts genieſſen. Wenn man Haushuͤner maͤſten will, ſo muͤſ- ſen ſie viel ſchlafen (a), und man miſchet ihnen zu die- ſer Abſicht ſo gar den Saamen von Treſpen (lolium) un- ter die Futterkoͤrner (b). Man weis, daß Hausratten in Faͤſſern fett geworden (c), und es werden, wie ich oft
wahr-
(s)[Spaltenumbruch]Clopton havers Oſteol. S. 207.
(t)vervlam Hiſt. vit. et mort. S. 364. bradley hushandry S. 55. Dieſe Art Ochſen zu maeſten iſt in der Grafſchaft Devon, und im weſtlichen Theile von England, ingleichen in der Schweiz, und in Thuͤringen gebraͤuchlich.
(u)Oliv. des serres de pra- del S. 446. bradley country ſarmer director. S. 27.
(x)[Spaltenumbruch]Des serres S. 482.
(y)rai wisdom of God. S. 292.
(z)aristoteles Hiſt. anim. B. VI. K. 36. hillerstroem laemtelands diur ſange. S. 15.
(a) v. ReaumurArt. de faire eclore les oiſeaux domeſtiques S. 2. Eb. 392.
(b) S. 393.
(c)varro de re ruſtisa, B. III. K. 15.
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des menſchlichen Koͤrpers. Fett.
Damit ſich aber das Fett in ſeine faͤchrige Behaͤltniſ-
ſe verſammlen koͤnne, dazu traͤgt die Gemuͤtes-und Lei-
besruhe viel bei. Koͤrper, die ſich unter langen Arbei-
ten ermuͤden, werden niemals, wie man von Menſchen
und Thieren uͤberzeugt wird, fett werden. Kein Hand-
arbeiter, der ſich anſtrengen muß, kein Laſtentraͤger iſt
fett (s). Pferde die ein anhaltendes Laufen, und eine mit
dieſem vergeſellſchaftete Ermattung, mager erhalten, neh-
men bey einer guten Ueberwinterung geſchwinde wieder
zu. Wenn man alte Rinder, die vor dem Pfluge ab-
getrieben worden, auf eine luſtige Weide bringt, ſo weis
man aus der gemeinen Erfarung, daß ſie in gar kurzer
Zeit ein wohlſchmekkendes Fett anlegen (t). Vermit-
telſt der Ruhe, nehmen Gaͤnſe, die man geblendet, und
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keit am Fette uͤberfluͤßig zu, wenn man ſie mit Fleis
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Die Murmelthiere leben den Winter uͤber bei einem fet-
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Jareszeit beſtaͤndig fort, ob ſie gleich wenig oder nichts
genieſſen. Wenn man Haushuͤner maͤſten will, ſo muͤſ-
ſen ſie viel ſchlafen (a), und man miſchet ihnen zu die-
ſer Abſicht ſo gar den Saamen von Treſpen (lolium) un-
ter die Futterkoͤrner (b). Man weis, daß Hausratten
in Faͤſſern fett geworden (c), und es werden, wie ich oft
wahr-
(s)
Clopton havers Oſteol. S.
207.
(t) vervlam Hiſt. vit. et mort.
S. 364. bradley hushandry S.
55. Dieſe Art Ochſen zu maeſten
iſt in der Grafſchaft Devon, und
im weſtlichen Theile von England,
ingleichen in der Schweiz, und
in Thuͤringen gebraͤuchlich.
(u) Oliv. des serres de pra-
del S. 446. bradley country
ſarmer director. S. 27.
(x)
Des serres S. 482.
(y) rai wisdom of God. S.
292.
(z) aristoteles Hiſt. anim.
B. VI. K. 36. hillerstroem
laemtelands diur ſange. S. 15.
(a) v. Reaumur Art. de faire
eclore les oiſeaux domeſtiques S.
2. Eb. 392.
(b) S. 393.
(c) varro de re ruſtisa, B. III.
K. 15.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 73. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/129>, abgerufen am 24.11.2024.
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