Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759.

Bild:
<< vorherige Seite

Erstes Buch. Elementartheile
meßlichen Fettigkeit gelangen sollen. Und diese Wege
zeiget die Zergliederungskunst auch in der That eben so
gut, wie sie die vorigen darstellet. Es schwizzet eben
so wohl die eingesprizte Feuchtigkeit aus den Blutadern
heraus, und füllet die Schwammhölungen an, wie mir
öfters, auch wider meinen Willen, der Versuch mit
Wasser, mit der Hausenblase, mit der Luft also geraten,
wenn es eben meine Absicht erforderte, daß die einge-
sprizzte Feuchtigkeit in den Blutadern bleiben sollte. Eben
dieser Erfolg verführte Joh. Henr. Schulzen, daß er
denen Blutadern die Fettbereitung zuschrieb (m), nach-
dem er gefunden, daß das in die Armblutadern getriebne
Wasser in die Fettfächerchen übergestiegen war. Also
sahe Steph. Hales an einem Hunde, dessen Blutadern
er mit Wasser ausgesprizzet hatte, die Zellsäkchen und
Speicheldrüsen davon aufschwellen (n). Auf gleiche
weise dringet auch zuweilen das in die Blutadern einge-
sprizte Wasser in die zwischen dem Marke befindliche Fett-
zellen (o). Mit dergleichen Erfolgen ist das sehr schäz-
bare Werk des Abr. Kaauw ganz angefüllet (p).

Jch will hier nicht viel gedenken von dem ohnehin
höchst deutlichen Versuch des Malpighs, welcher bey
lebendigen Thieren, in die Blutadern, und in die Leber
selbst Oel zurük zutreiben pflegte (q). Es sind hierüber
sehr viele phisiologische Zeugnisse vorhanden, die sich auf
die Beobachtung derer Verrichtungen des menschlichen
Körpers gründen, und wodurch dieser Rükweg des Fet-
tes ganz offenbar und deutlich erwiesen wird. Denn
erstlich verhindert die starke Bewegung derer Muskeln in

jedem
(m) [Spaltenumbruch] Jn der Streitschrift de
Ven. sect. in hydropicis,
die der
berühmte Schaarschmid in den
Berlinschen Nachrichten, Th. IV.
S. 400. anführt, und jezo neh-
ne ich wahr, daß eben dieser Ver-
such in des erstgedachten derühm-
[Spaltenumbruch] ten Mannes Streitschrift de Su-
dore.
S. 9. vorkömt.
(n) Am angef. Ort. S. 117.
(o) Jos. de la Charriere Anat.
de la tete.
S. 62.
(p) Am angef. Ort. N. 800.
u. w.
(q) De mento. S. 42.

Erſtes Buch. Elementartheile
meßlichen Fettigkeit gelangen ſollen. Und dieſe Wege
zeiget die Zergliederungskunſt auch in der That eben ſo
gut, wie ſie die vorigen darſtellet. Es ſchwizzet eben
ſo wohl die eingeſprizte Feuchtigkeit aus den Blutadern
heraus, und fuͤllet die Schwammhoͤlungen an, wie mir
oͤfters, auch wider meinen Willen, der Verſuch mit
Waſſer, mit der Hauſenblaſe, mit der Luft alſo geraten,
wenn es eben meine Abſicht erforderte, daß die einge-
ſprizzte Feuchtigkeit in den Blutadern bleiben ſollte. Eben
dieſer Erfolg verfuͤhrte Joh. Henr. Schulzen, daß er
denen Blutadern die Fettbereitung zuſchrieb (m), nach-
dem er gefunden, daß das in die Armblutadern getriebne
Waſſer in die Fettfaͤcherchen uͤbergeſtiegen war. Alſo
ſahe Steph. Hales an einem Hunde, deſſen Blutadern
er mit Waſſer ausgeſprizzet hatte, die Zellſaͤkchen und
Speicheldruͤſen davon aufſchwellen (n). Auf gleiche
weiſe dringet auch zuweilen das in die Blutadern einge-
ſprizte Waſſer in die zwiſchen dem Marke befindliche Fett-
zellen (o). Mit dergleichen Erfolgen iſt das ſehr ſchaͤz-
bare Werk des Abr. Kaauw ganz angefuͤllet (p).

Jch will hier nicht viel gedenken von dem ohnehin
hoͤchſt deutlichen Verſuch des Malpighs, welcher bey
lebendigen Thieren, in die Blutadern, und in die Leber
ſelbſt Oel zuruͤk zutreiben pflegte (q). Es ſind hieruͤber
ſehr viele phiſiologiſche Zeugniſſe vorhanden, die ſich auf
die Beobachtung derer Verrichtungen des menſchlichen
Koͤrpers gruͤnden, und wodurch dieſer Ruͤkweg des Fet-
tes ganz offenbar und deutlich erwieſen wird. Denn
erſtlich verhindert die ſtarke Bewegung derer Muskeln in

jedem
(m) [Spaltenumbruch] Jn der Streitſchrift de
Ven. ſect. in hydropicis,
die der
beruͤhmte Schaarſchmid in den
Berlinſchen Nachrichten, Th. IV.
S. 400. anfuͤhrt, und jezo neh-
ne ich wahr, daß eben dieſer Ver-
ſuch in des erſtgedachten deruͤhm-
[Spaltenumbruch] ten Mannes Streitſchrift de Su-
dore.
S. 9. vorkoͤmt.
(n) Am angef. Ort. S. 117.
(o) Joſ. de la Charriere Anat.
de la tete.
S. 62.
(p) Am angef. Ort. N. 800.
u. w.
(q) De mento. S. 42.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0132" n="76"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Er&#x017F;tes Buch. Elementartheile</hi></fw><lb/>
meßlichen Fettigkeit gelangen &#x017F;ollen. Und die&#x017F;e Wege<lb/>
zeiget die Zergliederungskun&#x017F;t auch in der That eben &#x017F;o<lb/>
gut, wie &#x017F;ie die vorigen dar&#x017F;tellet. Es &#x017F;chwizzet eben<lb/>
&#x017F;o wohl die einge&#x017F;prizte Feuchtigkeit aus den Blutadern<lb/>
heraus, und fu&#x0364;llet die Schwammho&#x0364;lungen an, wie mir<lb/>
o&#x0364;fters, auch wider meinen Willen, der Ver&#x017F;uch mit<lb/>
Wa&#x017F;&#x017F;er, mit der Hau&#x017F;enbla&#x017F;e, mit der Luft al&#x017F;o geraten,<lb/>
wenn es eben meine Ab&#x017F;icht erforderte, daß die einge-<lb/>
&#x017F;prizzte Feuchtigkeit in den Blutadern bleiben &#x017F;ollte. Eben<lb/>
die&#x017F;er Erfolg verfu&#x0364;hrte Joh. Henr. <hi rendition="#fr">Schulzen,</hi> daß er<lb/>
denen Blutadern die Fettbereitung zu&#x017F;chrieb <note place="foot" n="(m)"><cb/>
Jn der Streit&#x017F;chrift <hi rendition="#aq">de<lb/>
Ven. &#x017F;ect. in hydropicis,</hi> die der<lb/>
beru&#x0364;hmte <hi rendition="#fr">Schaar&#x017F;chmid</hi> in den<lb/>
Berlin&#x017F;chen Nachrichten, Th. <hi rendition="#aq">IV.</hi><lb/>
S. 400. anfu&#x0364;hrt, und jezo neh-<lb/>
ne ich wahr, daß eben die&#x017F;er Ver-<lb/>
&#x017F;uch in des er&#x017F;tgedachten deru&#x0364;hm-<lb/><cb/>
ten Mannes Streit&#x017F;chrift <hi rendition="#aq">de Su-<lb/>
dore.</hi> S. 9. vorko&#x0364;mt.</note>, nach-<lb/>
dem er gefunden, daß das in die Armblutadern getriebne<lb/>
Wa&#x017F;&#x017F;er in die Fettfa&#x0364;cherchen u&#x0364;berge&#x017F;tiegen war. Al&#x017F;o<lb/>
&#x017F;ahe Steph. <hi rendition="#fr">Hales</hi> an einem Hunde, de&#x017F;&#x017F;en Blutadern<lb/>
er mit Wa&#x017F;&#x017F;er ausge&#x017F;prizzet hatte, die Zell&#x017F;a&#x0364;kchen und<lb/>
Speicheldru&#x0364;&#x017F;en davon auf&#x017F;chwellen <note place="foot" n="(n)">Am angef. Ort. S. 117.</note>. Auf gleiche<lb/>
wei&#x017F;e dringet auch zuweilen das in die Blutadern einge-<lb/>
&#x017F;prizte Wa&#x017F;&#x017F;er in die zwi&#x017F;chen dem Marke befindliche Fett-<lb/>
zellen <note place="foot" n="(o)">Jo&#x017F;. de la <hi rendition="#fr">Charriere</hi> <hi rendition="#aq">Anat.<lb/>
de la tete.</hi> S. 62.</note>. Mit dergleichen Erfolgen i&#x017F;t das &#x017F;ehr &#x017F;cha&#x0364;z-<lb/>
bare Werk des Abr. <hi rendition="#fr">Kaauw</hi> ganz angefu&#x0364;llet <note place="foot" n="(p)">Am angef. Ort. N. 800.<lb/>
u. w.</note>.</p><lb/>
          <p>Jch will hier nicht viel gedenken von dem ohnehin<lb/>
ho&#x0364;ch&#x017F;t deutlichen Ver&#x017F;uch des <hi rendition="#fr">Malpighs,</hi> welcher bey<lb/>
lebendigen Thieren, in die Blutadern, und in die Leber<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t Oel zuru&#x0364;k zutreiben pflegte <note place="foot" n="(q)"><hi rendition="#aq">De mento.</hi> S. 42.</note>. Es &#x017F;ind hieru&#x0364;ber<lb/>
&#x017F;ehr viele phi&#x017F;iologi&#x017F;che Zeugni&#x017F;&#x017F;e vorhanden, die &#x017F;ich auf<lb/>
die Beobachtung derer Verrichtungen des men&#x017F;chlichen<lb/>
Ko&#x0364;rpers gru&#x0364;nden, und wodurch die&#x017F;er Ru&#x0364;kweg des Fet-<lb/>
tes ganz offenbar und deutlich erwie&#x017F;en wird. Denn<lb/>
er&#x017F;tlich verhindert die &#x017F;tarke Bewegung derer Muskeln in<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">jedem</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[76/0132] Erſtes Buch. Elementartheile meßlichen Fettigkeit gelangen ſollen. Und dieſe Wege zeiget die Zergliederungskunſt auch in der That eben ſo gut, wie ſie die vorigen darſtellet. Es ſchwizzet eben ſo wohl die eingeſprizte Feuchtigkeit aus den Blutadern heraus, und fuͤllet die Schwammhoͤlungen an, wie mir oͤfters, auch wider meinen Willen, der Verſuch mit Waſſer, mit der Hauſenblaſe, mit der Luft alſo geraten, wenn es eben meine Abſicht erforderte, daß die einge- ſprizzte Feuchtigkeit in den Blutadern bleiben ſollte. Eben dieſer Erfolg verfuͤhrte Joh. Henr. Schulzen, daß er denen Blutadern die Fettbereitung zuſchrieb (m), nach- dem er gefunden, daß das in die Armblutadern getriebne Waſſer in die Fettfaͤcherchen uͤbergeſtiegen war. Alſo ſahe Steph. Hales an einem Hunde, deſſen Blutadern er mit Waſſer ausgeſprizzet hatte, die Zellſaͤkchen und Speicheldruͤſen davon aufſchwellen (n). Auf gleiche weiſe dringet auch zuweilen das in die Blutadern einge- ſprizte Waſſer in die zwiſchen dem Marke befindliche Fett- zellen (o). Mit dergleichen Erfolgen iſt das ſehr ſchaͤz- bare Werk des Abr. Kaauw ganz angefuͤllet (p). Jch will hier nicht viel gedenken von dem ohnehin hoͤchſt deutlichen Verſuch des Malpighs, welcher bey lebendigen Thieren, in die Blutadern, und in die Leber ſelbſt Oel zuruͤk zutreiben pflegte (q). Es ſind hieruͤber ſehr viele phiſiologiſche Zeugniſſe vorhanden, die ſich auf die Beobachtung derer Verrichtungen des menſchlichen Koͤrpers gruͤnden, und wodurch dieſer Ruͤkweg des Fet- tes ganz offenbar und deutlich erwieſen wird. Denn erſtlich verhindert die ſtarke Bewegung derer Muskeln in jedem (m) Jn der Streitſchrift de Ven. ſect. in hydropicis, die der beruͤhmte Schaarſchmid in den Berlinſchen Nachrichten, Th. IV. S. 400. anfuͤhrt, und jezo neh- ne ich wahr, daß eben dieſer Ver- ſuch in des erſtgedachten deruͤhm- ten Mannes Streitſchrift de Su- dore. S. 9. vorkoͤmt. (n) Am angef. Ort. S. 117. (o) Joſ. de la Charriere Anat. de la tete. S. 62. (p) Am angef. Ort. N. 800. u. w. (q) De mento. S. 42.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/132
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 76. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/132>, abgerufen am 24.11.2024.