Leber ein wahrer Eiter erzeugt wird, da doch in diesen Eingeweiden kein Fett vorhanden ist. Gemeiniglich ist aber der Eiter ein wirkliches Fett, mit dem sich das Blut und die Limphe vermischet, und solcher gestalt zu- gleich etwas faulendes hinzugeführet hat (r). Daher entzündet sich der Pokkeneiter, wie ich erwehnt habe, leichtlich am Feuer, und daher lässet auch das im Was- ser faulende Fett, eine weisliche, zähe, und dem Eiter ähnliche Materie in demselben zu Boden sinken (s); und es erzeugt sich, wie ich erinnert habe (t), aus dem schmierigen Talge eine dem Eiter gleichkommende Ma- terie. Jndessen zerstöhret die Eiterung mit dem Fette zugleich auch das Zellgewebe (u), so daß, nach dem Zeug- nisse verschiedener geschikter Männer (x), wenn die Zwi- schenräume an den Muskeln vernichtet worden, das Fleisch blos und ganz roth zum Vorschein kömmt. An der Brust hat es Hoffmann(y); H. Franz le Dran an denen Halsmuskeln, die durch einen Carbunkel ent- blösset worden (z), an den äussern Schenkelmuskeln, die eine Eitergeschwulst angefressen hatte, der berühmte Ravaton(a) angemerket. Von einer weggefressnen Ohrendrüse sahe der gelehrte Hodges(b), wie die äussern Drosselblutadern, die Schlagadern, der zurükkehrende Nerve, die Sehnen, der Schlund, alles mit ein einander blos lag. Eine Pestcarbunkel hatte beinahe den gan- zen Umfang der Brust angegriffen, daß man die Mus- keln zwischen den Ribben sehen konnte, wie sie währen- den Athemholens sich bewegten (c).
(y)[Spaltenumbruch]de Effectu elastic. in corp. hum. S. 8.
(z)Tom. I. obs. 94.
(a)Trait. des playes des armes a feu. obs. 87.
(b)Loimologia S. 130.
(c)Traite de la Peste S. 285.
F 3
des menſchlichen Koͤrpers. Fett.
Leber ein wahrer Eiter erzeugt wird, da doch in dieſen Eingeweiden kein Fett vorhanden iſt. Gemeiniglich iſt aber der Eiter ein wirkliches Fett, mit dem ſich das Blut und die Limphe vermiſchet, und ſolcher geſtalt zu- gleich etwas faulendes hinzugefuͤhret hat (r). Daher entzuͤndet ſich der Pokkeneiter, wie ich erwehnt habe, leichtlich am Feuer, und daher laͤſſet auch das im Waſ- ſer faulende Fett, eine weisliche, zaͤhe, und dem Eiter aͤhnliche Materie in demſelben zu Boden ſinken (s); und es erzeugt ſich, wie ich erinnert habe (t), aus dem ſchmierigen Talge eine dem Eiter gleichkommende Ma- terie. Jndeſſen zerſtoͤhret die Eiterung mit dem Fette zugleich auch das Zellgewebe (u), ſo daß, nach dem Zeug- niſſe verſchiedener geſchikter Maͤnner (x), wenn die Zwi- ſchenraͤume an den Muskeln vernichtet worden, das Fleiſch blos und ganz roth zum Vorſchein koͤmmt. An der Bruſt hat es Hoffmann(y); H. Franz le Dran an denen Halsmuskeln, die durch einen Carbunkel ent- bloͤſſet worden (z), an den aͤuſſern Schenkelmuskeln, die eine Eitergeſchwulſt angefreſſen hatte, der beruͤhmte Ravaton(a) angemerket. Von einer weggefreſſnen Ohrendruͤſe ſahe der gelehrte Hodges(b), wie die aͤuſſern Droſſelblutadern, die Schlagadern, der zuruͤkkehrende Nerve, die Sehnen, der Schlund, alles mit ein einander blos lag. Eine Peſtcarbunkel hatte beinahe den gan- zen Umfang der Bruſt angegriffen, daß man die Mus- keln zwiſchen den Ribben ſehen konnte, wie ſie waͤhren- den Athemholens ſich bewegten (c).
(y)[Spaltenumbruch]de Effectu elaſtic. in corp. hum. S. 8.
(z)Tom. I. obſ. 94.
(a)Trait. des playes des armes a feu. obſ. 87.
(b)Loimologia S. 130.
(c)Traité de la Peſte S. 285.
F 3
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des menſchlichen Koͤrpers. Fett.
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Eingeweiden kein Fett vorhanden iſt. Gemeiniglich iſt
aber der Eiter ein wirkliches Fett, mit dem ſich das
Blut und die Limphe vermiſchet, und ſolcher geſtalt zu-
gleich etwas faulendes hinzugefuͤhret hat (r). Daher
entzuͤndet ſich der Pokkeneiter, wie ich erwehnt habe,
leichtlich am Feuer, und daher laͤſſet auch das im Waſ-
ſer faulende Fett, eine weisliche, zaͤhe, und dem Eiter
aͤhnliche Materie in demſelben zu Boden ſinken (s); und
es erzeugt ſich, wie ich erinnert habe (t), aus dem
ſchmierigen Talge eine dem Eiter gleichkommende Ma-
terie. Jndeſſen zerſtoͤhret die Eiterung mit dem Fette
zugleich auch das Zellgewebe (u), ſo daß, nach dem Zeug-
niſſe verſchiedener geſchikter Maͤnner (x), wenn die Zwi-
ſchenraͤume an den Muskeln vernichtet worden, das
Fleiſch blos und ganz roth zum Vorſchein koͤmmt. An
der Bruſt hat es Hoffmann (y); H. Franz le Dran
an denen Halsmuskeln, die durch einen Carbunkel ent-
bloͤſſet worden (z), an den aͤuſſern Schenkelmuskeln, die
eine Eitergeſchwulſt angefreſſen hatte, der beruͤhmte
Ravaton (a) angemerket. Von einer weggefreſſnen
Ohrendruͤſe ſahe der gelehrte Hodges (b), wie die aͤuſſern
Droſſelblutadern, die Schlagadern, der zuruͤkkehrende
Nerve, die Sehnen, der Schlund, alles mit ein einander
blos lag. Eine Peſtcarbunkel hatte beinahe den gan-
zen Umfang der Bruſt angegriffen, daß man die Mus-
keln zwiſchen den Ribben ſehen konnte, wie ſie waͤhren-
den Athemholens ſich bewegten (c).
Nunmehr
(r)
grashuys de Suppur. S.
16.
(s) Ebendaſelbſt S. 26.
(t) Ebendaſelbſt 28.
(u) Ebendaſ. S. 22. u. ſ. w.
(x) Boerhaave de Lue vene-
rea. S. 16. bartholin Cent. 3.
hiſt. 19.
(y)
de Effectu elaſtic. in corp.
hum. S. 8.
(z) Tom. I. obſ. 94.
(a) Trait. des playes des armes
a feu. obſ. 87.
(b) Loimologia S. 130.
(c) Traité de la Peſte S. 285.
F 3
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 85. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/141>, abgerufen am 16.07.2024.
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