Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759.Erstes Buch. Elementartheile sey: denn ob das gleich von einem in Klümpe zusam-men gehäuften Marke wahr ist, so vertritt doch die röth- liche und flüßige Gallerte in denen kurzen und schwam- migen Knochen, wie auch denen Knochenanhängseln die Stelle des Markes: und dieses verwandelt sich, nach Ruyschens Wahrnehmungen, ebenermassen in denen Gräbern in ein dichtes Talg, daher ich also glaube, daß schwerlich ein Knochen ohne dasselbe möchte gefunden werden. Andere sagen, das Mark sey für den Körper nicht nahrhaft, weil es oelicht ist, und der Nahrungs- saft mehr die Art von einer Gallerte an sich hat. Die- ser Einwurf scheint mir allerdings nicht allzuschwach zu seyn, wenn von der Wiedererstattung des Leims die Re- de ist, wodurch die kleinsten erdigten Theilchen der Kno- chen mit einander verbunden werden, und welcher grös- sesten theils aus Wasser bestehet. Man wird noch mehr veranlasset zu glauben, daß das Mark zur Nahrung, besonders derer Knochen, nichts beitrage, weil es von der Art der rohen Feuchtigkeiten und von saurer Natur ist, in den Knochen hingegen nicht das geringste Saure durch alle Versuche herauszubringen ist, wie ich in dem Buche von der Ernährung zeigen werde (d). Es scheinet das Fett noch einen andern Nuzzen zu diese (d) An Menschenknochen C. neumann am angef. Ort. S. 1244. An Rinderknochen bey dem be- rühmten Macquer Chym. prat. T. II. S. 478. und neumann am angef. Ort. S. 1250. An Hirsch- [Spaltenumbruch] geweihe Ebenders. S. 1242. J. Conr. Barchhusen am angef. Ort. Exp. 5. An Kälberknorpeln Ebenders. Exp. 14. und in Pferds- hufen. Exp. 20. wo man überall keine Spur vom Sauren angetrof- fen. (e) Clopton havers discourse 3. gorter Chirurg. S. 32. u. f. (b) [Spaltenumbruch]
duverney Mem. de l'acad. am angef. Ort. S. 203. (c) glisson de Rachit. S. 117.
Erſtes Buch. Elementartheile ſey: denn ob das gleich von einem in Kluͤmpe zuſam-men gehaͤuften Marke wahr iſt, ſo vertritt doch die roͤth- liche und fluͤßige Gallerte in denen kurzen und ſchwam- migen Knochen, wie auch denen Knochenanhaͤngſeln die Stelle des Markes: und dieſes verwandelt ſich, nach Ruyſchens Wahrnehmungen, ebenermaſſen in denen Graͤbern in ein dichtes Talg, daher ich alſo glaube, daß ſchwerlich ein Knochen ohne daſſelbe moͤchte gefunden werden. Andere ſagen, das Mark ſey fuͤr den Koͤrper nicht nahrhaft, weil es oelicht iſt, und der Nahrungs- ſaft mehr die Art von einer Gallerte an ſich hat. Die- ſer Einwurf ſcheint mir allerdings nicht allzuſchwach zu ſeyn, wenn von der Wiedererſtattung des Leims die Re- de iſt, wodurch die kleinſten erdigten Theilchen der Kno- chen mit einander verbunden werden, und welcher groͤſ- ſeſten theils aus Waſſer beſtehet. Man wird noch mehr veranlaſſet zu glauben, daß das Mark zur Nahrung, beſonders derer Knochen, nichts beitrage, weil es von der Art der rohen Feuchtigkeiten und von ſaurer Natur iſt, in den Knochen hingegen nicht das geringſte Saure durch alle Verſuche herauszubringen iſt, wie ich in dem Buche von der Ernaͤhrung zeigen werde (d). Es ſcheinet das Fett noch einen andern Nuzzen zu dieſe (d) An Menſchenknochen C. neumann am angef. Ort. S. 1244. An Rinderknochen bey dem be- ruͤhmten Macquer Chym. prat. T. II. S. 478. und neumann am angef. Ort. S. 1250. An Hirſch- [Spaltenumbruch] geweihe Ebenderſ. S. 1242. J. Conr. Barchhuſen am angef. Ort. Exp. 5. An Kaͤlberknorpeln Ebenderſ. Exp. 14. und in Pferds- hufen. Exp. 20. wo man uͤberall keine Spur vom Sauren angetrof- fen. (e) Clopton havers diſcourſe 3. gorter Chirurg. S. 32. u. f. (b) [Spaltenumbruch]
duverney Mem. de l’acad. am angef. Ort. S. 203. (c) glisson de Rachit. S. 117.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0148" n="92"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Erſtes Buch. Elementartheile</hi></fw><lb/> ſey: denn ob das gleich von einem in Kluͤmpe zuſam-<lb/> men gehaͤuften Marke wahr iſt, ſo vertritt doch die roͤth-<lb/> liche und fluͤßige Gallerte in denen kurzen und ſchwam-<lb/> migen Knochen, wie auch denen Knochenanhaͤngſeln die<lb/> Stelle des Markes: und dieſes verwandelt ſich, nach<lb/><hi rendition="#fr">Ruyſchens</hi> Wahrnehmungen, ebenermaſſen in denen<lb/> Graͤbern in ein dichtes Talg, daher ich alſo glaube, daß<lb/> ſchwerlich ein Knochen ohne daſſelbe moͤchte gefunden<lb/> werden. Andere ſagen, das Mark ſey fuͤr den Koͤrper<lb/> nicht nahrhaft, weil es oelicht iſt, und der Nahrungs-<lb/> ſaft mehr die Art von einer Gallerte an ſich hat. Die-<lb/> ſer Einwurf ſcheint mir allerdings nicht allzuſchwach zu<lb/> ſeyn, wenn von der Wiedererſtattung des Leims die Re-<lb/> de iſt, wodurch die kleinſten erdigten Theilchen der Kno-<lb/> chen mit einander verbunden werden, und welcher groͤſ-<lb/> ſeſten theils aus Waſſer beſtehet. Man wird noch mehr<lb/> veranlaſſet zu glauben, daß das Mark zur Nahrung,<lb/> beſonders derer Knochen, nichts beitrage, weil es von<lb/> der Art der rohen Feuchtigkeiten und von ſaurer Natur<lb/> iſt, in den Knochen hingegen nicht das geringſte Saure<lb/> durch alle Verſuche herauszubringen iſt, wie ich in dem<lb/> Buche <hi rendition="#fr">von der Ernaͤhrung</hi> zeigen werde <note place="foot" n="(d)">An Menſchenknochen <hi rendition="#aq">C.<lb/><hi rendition="#k">neumann</hi></hi> am angef. Ort. S. 1244.<lb/> An Rinderknochen bey dem be-<lb/> ruͤhmten <hi rendition="#fr">Macquer</hi> <hi rendition="#aq">Chym. prat.<lb/> T. II.</hi> S. 478. und <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">neumann</hi></hi> am<lb/> angef. Ort. S. 1250. An Hirſch-<lb/><cb/> geweihe Ebenderſ. S. 1242. J.<lb/> Conr. <hi rendition="#fr">Barchhuſen</hi> am angef.<lb/> Ort. <hi rendition="#aq">Exp.</hi> 5. An Kaͤlberknorpeln<lb/> Ebenderſ. <hi rendition="#aq">Exp.</hi> 14. und in Pferds-<lb/> hufen. <hi rendition="#aq">Exp.</hi> 20. wo man uͤberall<lb/> keine Spur vom Sauren angetrof-<lb/> fen.</note>.</p><lb/> <p>Es ſcheinet das Fett noch einen andern Nuzzen zu<lb/> haben, naͤmlich daß es durch die duͤnne knorpliche Rinde,<lb/> welche die Knochenanhaͤngſel uͤberkleidet, allmaͤhlich<lb/> durchſchwizzen, und ſich mit dem Gelenkſafte vermiſchen,<lb/> und deſſelbigen oͤligen Theil moͤge vermehren helfen <note place="foot" n="(e)"><hi rendition="#aq">Clopton <hi rendition="#k">havers</hi> diſcourſe<lb/> 3. <hi rendition="#k">gorter</hi> Chirurg.</hi> S. 32. u. f.</note>.<lb/> Jch weis zwar, daß es beruͤhmte Maͤnner gegeben, die<lb/> <fw place="bottom" type="catch">dieſe</fw><lb/><note place="foot" n="(b)"><cb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">duverney</hi> Mem. de l’acad.</hi><lb/> am angef. Ort. S. 203.</note><lb/><note place="foot" n="(c)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">glisson</hi> de Rachit.</hi> S. 117.</note><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [92/0148]
Erſtes Buch. Elementartheile
ſey: denn ob das gleich von einem in Kluͤmpe zuſam-
men gehaͤuften Marke wahr iſt, ſo vertritt doch die roͤth-
liche und fluͤßige Gallerte in denen kurzen und ſchwam-
migen Knochen, wie auch denen Knochenanhaͤngſeln die
Stelle des Markes: und dieſes verwandelt ſich, nach
Ruyſchens Wahrnehmungen, ebenermaſſen in denen
Graͤbern in ein dichtes Talg, daher ich alſo glaube, daß
ſchwerlich ein Knochen ohne daſſelbe moͤchte gefunden
werden. Andere ſagen, das Mark ſey fuͤr den Koͤrper
nicht nahrhaft, weil es oelicht iſt, und der Nahrungs-
ſaft mehr die Art von einer Gallerte an ſich hat. Die-
ſer Einwurf ſcheint mir allerdings nicht allzuſchwach zu
ſeyn, wenn von der Wiedererſtattung des Leims die Re-
de iſt, wodurch die kleinſten erdigten Theilchen der Kno-
chen mit einander verbunden werden, und welcher groͤſ-
ſeſten theils aus Waſſer beſtehet. Man wird noch mehr
veranlaſſet zu glauben, daß das Mark zur Nahrung,
beſonders derer Knochen, nichts beitrage, weil es von
der Art der rohen Feuchtigkeiten und von ſaurer Natur
iſt, in den Knochen hingegen nicht das geringſte Saure
durch alle Verſuche herauszubringen iſt, wie ich in dem
Buche von der Ernaͤhrung zeigen werde (d).
Es ſcheinet das Fett noch einen andern Nuzzen zu
haben, naͤmlich daß es durch die duͤnne knorpliche Rinde,
welche die Knochenanhaͤngſel uͤberkleidet, allmaͤhlich
durchſchwizzen, und ſich mit dem Gelenkſafte vermiſchen,
und deſſelbigen oͤligen Theil moͤge vermehren helfen (e).
Jch weis zwar, daß es beruͤhmte Maͤnner gegeben, die
dieſe
(b)
(c)
(d) An Menſchenknochen C.
neumann am angef. Ort. S. 1244.
An Rinderknochen bey dem be-
ruͤhmten Macquer Chym. prat.
T. II. S. 478. und neumann am
angef. Ort. S. 1250. An Hirſch-
geweihe Ebenderſ. S. 1242. J.
Conr. Barchhuſen am angef.
Ort. Exp. 5. An Kaͤlberknorpeln
Ebenderſ. Exp. 14. und in Pferds-
hufen. Exp. 20. wo man uͤberall
keine Spur vom Sauren angetrof-
fen.
(e) Clopton havers diſcourſe
3. gorter Chirurg. S. 32. u. f.
(b)
duverney Mem. de l’acad.
am angef. Ort. S. 203.
(c) glisson de Rachit. S. 117.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |