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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759.

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Zweites Buch. Gefässe.
Zweifel allerdings in Betrachtung ziehen, wofern man
nicht in Jrrthümer verfallen will.

Es scheinet demnach die Abname der Schlagadern,
in diesem Verstande, nicht sowohl von der Entlegenheit
vom Herzen, als vielmehr von der Grösse derer Aeste,
welche aus denenjenigen Schlagadern herauskommen, die
man vor ihren Stamm annimmt, eigentlich herzurüh-
ren. Wenn eine Schlagader ganz astlos, oder wenig-
stens ohne einen merklichen Zweig in einer gewissen Wei-
te fortgehet, so scheinet dieselbe innerhalb diesen ganzen
Raum, wenn man anders auf die gewöhnlichen Abmes-
sungen sich verlassen kann, gar nicht merklich kleiner zu
werden. Ein Beispiel hiervon giebt die Nabel-
schlagader, welche vielmehr nahe an der Nabelschnur
ein wenig breiter ist, als bei der Oefnung des Unterlei-
bes, wie dieses der berühmte Joh. Georg. Roederer
angemerket (d): ein ander Exempel hat man an dem
Stamme der Halspulsader, welche ich ebenfals breit,
oder höchstens um etwas sehr weniges enger, sowohl ge-
gen das obere Horn des schildförmigen Knorpels am
Adamsapfel (cornu cartilaginis thyroideae superius),
als auch im Herzbeutel finde. So scheinet auch ferner
die Wirbelschlagader, welche sowol gegen die Halsmus-
kel, als gegen die Wirbelhöle, verschiedene, obwol nicht
alzugrosse Aeste, ausbreitet, nahe an dem Hinterhaupte
im geringsten nicht schmaler zu werden. An der Brust-
schlagader (aorta thoracica), an der Schulderschlag-
ader, Spindelpulsader, und denen innern Brustpuls-
adern, hat der berühmte erste Leibarzt, Joh. Bapt. Se-
nak
(e), eben die Ungleichheit angemerkt. Daher traue
ich dem gegenseitigen Versuch, des sonst berühmten Joh.

Dominik
(d) [Spaltenumbruch] Thes. med. N. 14.
(e) Traite du coeur. T. I. 243.

Zweites Buch. Gefaͤſſe.
Zweifel allerdings in Betrachtung ziehen, wofern man
nicht in Jrrthuͤmer verfallen will.

Es ſcheinet demnach die Abname der Schlagadern,
in dieſem Verſtande, nicht ſowohl von der Entlegenheit
vom Herzen, als vielmehr von der Groͤſſe derer Aeſte,
welche aus denenjenigen Schlagadern herauskommen, die
man vor ihren Stamm annimmt, eigentlich herzuruͤh-
ren. Wenn eine Schlagader ganz aſtlos, oder wenig-
ſtens ohne einen merklichen Zweig in einer gewiſſen Wei-
te fortgehet, ſo ſcheinet dieſelbe innerhalb dieſen ganzen
Raum, wenn man anders auf die gewoͤhnlichen Abmeſ-
ſungen ſich verlaſſen kann, gar nicht merklich kleiner zu
werden. Ein Beiſpiel hiervon giebt die Nabel-
ſchlagader, welche vielmehr nahe an der Nabelſchnur
ein wenig breiter iſt, als bei der Oefnung des Unterlei-
bes, wie dieſes der beruͤhmte Joh. Georg. Roederer
angemerket (d): ein ander Exempel hat man an dem
Stamme der Halspulsader, welche ich ebenfals breit,
oder hoͤchſtens um etwas ſehr weniges enger, ſowohl ge-
gen das obere Horn des ſchildfoͤrmigen Knorpels am
Adamsapfel (cornu cartilaginis thyroideae ſuperius),
als auch im Herzbeutel finde. So ſcheinet auch ferner
die Wirbelſchlagader, welche ſowol gegen die Halsmus-
kel, als gegen die Wirbelhoͤle, verſchiedene, obwol nicht
alzugroſſe Aeſte, ausbreitet, nahe an dem Hinterhaupte
im geringſten nicht ſchmaler zu werden. An der Bruſt-
ſchlagader (aorta thoracica), an der Schulderſchlag-
ader, Spindelpulsader, und denen innern Bruſtpuls-
adern, hat der beruͤhmte erſte Leibarzt, Joh. Bapt. Se-
nak
(e), eben die Ungleichheit angemerkt. Daher traue
ich dem gegenſeitigen Verſuch, des ſonſt beruͤhmten Joh.

Dominik
(d) [Spaltenumbruch] Theſ. med. N. 14.
(e) Traité du coeur. T. I. 243.
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[106/0162] Zweites Buch. Gefaͤſſe. Zweifel allerdings in Betrachtung ziehen, wofern man nicht in Jrrthuͤmer verfallen will. Es ſcheinet demnach die Abname der Schlagadern, in dieſem Verſtande, nicht ſowohl von der Entlegenheit vom Herzen, als vielmehr von der Groͤſſe derer Aeſte, welche aus denenjenigen Schlagadern herauskommen, die man vor ihren Stamm annimmt, eigentlich herzuruͤh- ren. Wenn eine Schlagader ganz aſtlos, oder wenig- ſtens ohne einen merklichen Zweig in einer gewiſſen Wei- te fortgehet, ſo ſcheinet dieſelbe innerhalb dieſen ganzen Raum, wenn man anders auf die gewoͤhnlichen Abmeſ- ſungen ſich verlaſſen kann, gar nicht merklich kleiner zu werden. Ein Beiſpiel hiervon giebt die Nabel- ſchlagader, welche vielmehr nahe an der Nabelſchnur ein wenig breiter iſt, als bei der Oefnung des Unterlei- bes, wie dieſes der beruͤhmte Joh. Georg. Roederer angemerket (d): ein ander Exempel hat man an dem Stamme der Halspulsader, welche ich ebenfals breit, oder hoͤchſtens um etwas ſehr weniges enger, ſowohl ge- gen das obere Horn des ſchildfoͤrmigen Knorpels am Adamsapfel (cornu cartilaginis thyroideae ſuperius), als auch im Herzbeutel finde. So ſcheinet auch ferner die Wirbelſchlagader, welche ſowol gegen die Halsmus- kel, als gegen die Wirbelhoͤle, verſchiedene, obwol nicht alzugroſſe Aeſte, ausbreitet, nahe an dem Hinterhaupte im geringſten nicht ſchmaler zu werden. An der Bruſt- ſchlagader (aorta thoracica), an der Schulderſchlag- ader, Spindelpulsader, und denen innern Bruſtpuls- adern, hat der beruͤhmte erſte Leibarzt, Joh. Bapt. Se- nak (e), eben die Ungleichheit angemerkt. Daher traue ich dem gegenſeitigen Verſuch, des ſonſt beruͤhmten Joh. Dominik (d) Theſ. med. N. 14. (e) Traité du coeur. T. I. 243.

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 106. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/162>, abgerufen am 22.11.2024.