ader, so bald sie damit berührt wird, sie mag übrigens ganz, oder aufgeschnitten gewesen seyn, damit die saure Flüßigkeit auch die innerste Membrane berühren könne. Man mus aber erstlich dieses nicht zu weit treiben. Denn es ist falsch, wenn man ohnlängst eine zerschnittne Ader am Frosche verengert will gesehen haben (c), da ich so oft beobachtet habe, daß sie offen bleibt. Eben so schlecht ist die Erfarung, daß sie sich von der Berührung mit Vitriolöl zusammen ziehe (d). Ferner bringen die durch chimische Mittel geschchene Reizungen, auf wel- che unser Freund zu viel Vertrauen sezzt, nicht allezeit die ihnen zugeschriebene Wirkung hervor, daß sie nämlich die Adern zusammen ziehen, und bringen dieses nicht ver- möge einer besondern Lebenskraft zuwege: denn eben die- ses erfolget sogleich nach dem Tode, oder bisweilen erst den andern Tag darauf (e), und bei lebendigen Thieren ist diese Wirkung hingegen öfters von ganz andrer Be- schaffenheit (e*).
Es giebt aber auch andre Begebenheiten, welche viel eher auf die Rechnung der Verkürzungskraft einer Schlagader geschrieben werden müssen. Wenn man in eine aufgeschnittne Schlagader den Finger stekkt, so em- pfindet man einen starken Drukk gegen denselben (f). Wenn man die Aorte bindet, und oberhalb dem Bande eine Oefnung macht, so stößt sie zu der Zeit, wenn das Herz in Ruhe ist, das Blut mit Gewalt heraus (g); man sagt auch, es sey aus derselben, wenn sie verwundet worden, unter der Zusammenziehung (systole) das Blut heftiger herausgetrieben worden, als wenn sie sich er- weitert gehabt, welches ein seltner und allen unsren Er-
farungen
(c)[Spaltenumbruch]Ant. de heyde Exper. anat. S. 7.
ader, ſo bald ſie damit beruͤhrt wird, ſie mag uͤbrigens ganz, oder aufgeſchnitten geweſen ſeyn, damit die ſaure Fluͤßigkeit auch die innerſte Membrane beruͤhren koͤnne. Man mus aber erſtlich dieſes nicht zu weit treiben. Denn es iſt falſch, wenn man ohnlaͤngſt eine zerſchnittne Ader am Froſche verengert will geſehen haben (c), da ich ſo oft beobachtet habe, daß ſie offen bleibt. Eben ſo ſchlecht iſt die Erfarung, daß ſie ſich von der Beruͤhrung mit Vitrioloͤl zuſammen ziehe (d). Ferner bringen die durch chimiſche Mittel geſchchene Reizungen, auf wel- che unſer Freund zu viel Vertrauen ſezzt, nicht allezeit die ihnen zugeſchriebene Wirkung hervor, daß ſie naͤmlich die Adern zuſammen ziehen, und bringen dieſes nicht ver- moͤge einer beſondern Lebenskraft zuwege: denn eben die- ſes erfolget ſogleich nach dem Tode, oder bisweilen erſt den andern Tag darauf (e), und bei lebendigen Thieren iſt dieſe Wirkung hingegen oͤfters von ganz andrer Be- ſchaffenheit (e*).
Es giebt aber auch andre Begebenheiten, welche viel eher auf die Rechnung der Verkuͤrzungskraft einer Schlagader geſchrieben werden muͤſſen. Wenn man in eine aufgeſchnittne Schlagader den Finger ſtekkt, ſo em- pfindet man einen ſtarken Drukk gegen denſelben (f). Wenn man die Aorte bindet, und oberhalb dem Bande eine Oefnung macht, ſo ſtoͤßt ſie zu der Zeit, wenn das Herz in Ruhe iſt, das Blut mit Gewalt heraus (g); man ſagt auch, es ſey aus derſelben, wenn ſie verwundet worden, unter der Zuſammenziehung (ſyſtole) das Blut heftiger herausgetrieben worden, als wenn ſie ſich er- weitert gehabt, welches ein ſeltner und allen unſren Er-
farungen
(c)[Spaltenumbruch]Ant. de heyde Exper. anat. S. 7.
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Schlagadern.
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Fluͤßigkeit auch die innerſte Membrane beruͤhren koͤnne.
Man mus aber erſtlich dieſes nicht zu weit treiben. Denn
es iſt falſch, wenn man ohnlaͤngſt eine zerſchnittne Ader
am Froſche verengert will geſehen haben (c), da ich ſo
oft beobachtet habe, daß ſie offen bleibt. Eben ſo ſchlecht
iſt die Erfarung, daß ſie ſich von der Beruͤhrung mit
Vitrioloͤl zuſammen ziehe (d). Ferner bringen
die durch chimiſche Mittel geſchchene Reizungen, auf wel-
che unſer Freund zu viel Vertrauen ſezzt, nicht allezeit
die ihnen zugeſchriebene Wirkung hervor, daß ſie naͤmlich
die Adern zuſammen ziehen, und bringen dieſes nicht ver-
moͤge einer beſondern Lebenskraft zuwege: denn eben die-
ſes erfolget ſogleich nach dem Tode, oder bisweilen erſt
den andern Tag darauf (e), und bei lebendigen Thieren
iſt dieſe Wirkung hingegen oͤfters von ganz andrer Be-
ſchaffenheit (e*).
Es giebt aber auch andre Begebenheiten, welche viel
eher auf die Rechnung der Verkuͤrzungskraft einer
Schlagader geſchrieben werden muͤſſen. Wenn man in
eine aufgeſchnittne Schlagader den Finger ſtekkt, ſo em-
pfindet man einen ſtarken Drukk gegen denſelben (f).
Wenn man die Aorte bindet, und oberhalb dem Bande
eine Oefnung macht, ſo ſtoͤßt ſie zu der Zeit, wenn das
Herz in Ruhe iſt, das Blut mit Gewalt heraus (g);
man ſagt auch, es ſey aus derſelben, wenn ſie verwundet
worden, unter der Zuſammenziehung (ſyſtole) das Blut
heftiger herausgetrieben worden, als wenn ſie ſich er-
weitert gehabt, welches ein ſeltner und allen unſren Er-
farungen
(c)
Ant. de heyde Exper.
anat. S. 7.
(d) Ebenderſ. Obſ. 85.
(e) Exp. 565 bis 567.
(e*)
Angef. Ort. Exp. 265. 266.
269. ingleichen 281. 282 bis 285.
(f) senac T. II. S. 199.
(g) vievssens neurogr.
S. 27.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 133. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/189>, abgerufen am 22.11.2024.
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