angenommen, daß die Festigkeit der Schlagadern sich wie die Grösse der Durchmesser verhalte, mithin müsten also die Stämme am stärksten seyn, die Aeste hingegen desto schwächer werden, je kleiner sie an sich sind (n).
Jndessen hat Clifton Wintringham, der jüngere (o), des Herzogs von Cumberland Leibarzt, in diesem Fel- de sehr nüzliche Entdekkungen gemacht. Er unternam es, die Stärke der Schlagadern vermittelst einer Ma- schine zu erforschen, welche die Luft in einen engern Raum zu bringen geschikt war. Mit dieser Luft füllete er die Schlagadern an, bis sie Risse bekamen: hierauf über- schlug er die Quantität der Luft, welche er darzu verbraucht hatte, und brachte zugleich die Dikke der Membranen, und die Weite der Oefnung im Lichten mit in den An- schlag, um die Stärke oder Festigkeit zu berechnen, wel- che jeder Schlagader eigen ist. Es verlohnt sich der Mühe, hier einen Auszug von dessen Erfindungen zu geben.
Solchemnach verhält sich die eigenthümliche Schwe- re der Aorte, deren Dikke im Menschen den neunten Theil vom Zolle beträgt, zu dem Wasser, wie 106 zu 100 (q), in alten Personen we 1098 zu 1000 (r). Die- se Dichtheit oder eigenthümliche Schwere verhält sich in einem alten Rinde wie 1086 zu 1000 gegen das Was- ser (s); im alten Eber wie 1084 zu 1000 (t), und in einem jungen Hunde wie 1059 zu 1000 (t*).
Die Aorte in einem jungen Menschen zerriß nahe am Herzen von einem Luftgewichte, das 119 Pfunden und 5 Unzen gleich kam; und etwas tiefer herabwärts von (p)
131
(n)[Spaltenumbruch]morland on the force of the heart. S. 62. martine de anim. simil. S. 60. savvages physiol S. 213.
(o)Experimental inquiris on some parts of the animal structure.
(q)Exp. 1.
(r)Exp. 6.
(s)Exp. 7.
(t)Exp. 8.
(t*)Exp. 9.
(p)[Spaltenumbruch]Exp. 5. von der absteigenden Aorte.
J 4
Schlagadern.
angenommen, daß die Feſtigkeit der Schlagadern ſich wie die Groͤſſe der Durchmeſſer verhalte, mithin muͤſten alſo die Staͤmme am ſtaͤrkſten ſeyn, die Aeſte hingegen deſto ſchwaͤcher werden, je kleiner ſie an ſich ſind (n).
Jndeſſen hat Clifton Wintringham, der juͤngere (o), des Herzogs von Cumberland Leibarzt, in dieſem Fel- de ſehr nuͤzliche Entdekkungen gemacht. Er unternam es, die Staͤrke der Schlagadern vermittelſt einer Ma- ſchine zu erforſchen, welche die Luft in einen engern Raum zu bringen geſchikt war. Mit dieſer Luft fuͤllete er die Schlagadern an, bis ſie Riſſe bekamen: hierauf uͤber- ſchlug er die Quantitaͤt der Luft, welche er darzu verbraucht hatte, und brachte zugleich die Dikke der Membranen, und die Weite der Oefnung im Lichten mit in den An- ſchlag, um die Staͤrke oder Feſtigkeit zu berechnen, wel- che jeder Schlagader eigen iſt. Es verlohnt ſich der Muͤhe, hier einen Auszug von deſſen Erfindungen zu geben.
Solchemnach verhaͤlt ſich die eigenthuͤmliche Schwe- re der Aorte, deren Dikke im Menſchen den neunten Theil vom Zolle betraͤgt, zu dem Waſſer, wie 106 zu 100 (q), in alten Perſonen we 1098 zu 1000 (r). Die- ſe Dichtheit oder eigenthuͤmliche Schwere verhaͤlt ſich in einem alten Rinde wie 1086 zu 1000 gegen das Waſ- ſer (s); im alten Eber wie 1084 zu 1000 (t), und in einem jungen Hunde wie 1059 zu 1000 (t*).
Die Aorte in einem jungen Menſchen zerriß nahe am Herzen von einem Luftgewichte, das 119 Pfunden und 5 Unzen gleich kam; und etwas tiefer herabwaͤrts von (p)
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(n)[Spaltenumbruch]morland on the force of the heart. S. 62. martine de anim. ſimil. S. 60. savvages phyſiol S. 213.
(o)Experimental inquiris on ſome parts of the animal ſtructure.
(q)Exp. 1.
(r)Exp. 6.
(s)Exp. 7.
(t)Exp. 8.
(t*)Exp. 9.
(p)[Spaltenumbruch]Exp. 5. von der abſteigenden Aorte.
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Schlagadern.
angenommen, daß die Feſtigkeit der Schlagadern ſich
wie die Groͤſſe der Durchmeſſer verhalte, mithin muͤſten
alſo die Staͤmme am ſtaͤrkſten ſeyn, die Aeſte hingegen
deſto ſchwaͤcher werden, je kleiner ſie an ſich ſind (n).
Jndeſſen hat Clifton Wintringham, der juͤngere
(o), des Herzogs von Cumberland Leibarzt, in dieſem Fel-
de ſehr nuͤzliche Entdekkungen gemacht. Er unternam
es, die Staͤrke der Schlagadern vermittelſt einer Ma-
ſchine zu erforſchen, welche die Luft in einen engern Raum
zu bringen geſchikt war. Mit dieſer Luft fuͤllete er die
Schlagadern an, bis ſie Riſſe bekamen: hierauf uͤber-
ſchlug er die Quantitaͤt der Luft, welche er darzu verbraucht
hatte, und brachte zugleich die Dikke der Membranen,
und die Weite der Oefnung im Lichten mit in den An-
ſchlag, um die Staͤrke oder Feſtigkeit zu berechnen, wel-
che jeder Schlagader eigen iſt. Es verlohnt ſich der
Muͤhe, hier einen Auszug von deſſen Erfindungen zu
geben.
Solchemnach verhaͤlt ſich die eigenthuͤmliche Schwe-
re der Aorte, deren Dikke im Menſchen den neunten
Theil vom Zolle betraͤgt, zu dem Waſſer, wie 106 zu
100 (q), in alten Perſonen we 1098 zu 1000 (r). Die-
ſe Dichtheit oder eigenthuͤmliche Schwere verhaͤlt ſich
in einem alten Rinde wie 1086 zu 1000 gegen das Waſ-
ſer (s); im alten Eber wie 1084 zu 1000 (t), und in
einem jungen Hunde wie 1059 zu 1000 (t*).
Die Aorte in einem jungen Menſchen zerriß nahe am
Herzen von einem Luftgewichte, das 119 Pfunden und
5 Unzen gleich kam; und etwas tiefer herabwaͤrts von
131
(p)
(n)
morland on the force of
the heart. S. 62. martine de
anim. ſimil. S. 60. savvages
phyſiol S. 213.
(o) Experimental inquiris on
ſome parts of the animal ſtructure.
(q) Exp. 1.
(r) Exp. 6.
(s) Exp. 7.
(t) Exp. 8.
(t*) Exp. 9.
(p)
Exp. 5. von der abſteigenden
Aorte.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 135. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/191>, abgerufen am 22.11.2024.
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