demnach vierzig solcher Zertheilungen, und bliebe das Verhältnis des Stammes zu zween Aesten jederzeit wie 10000 zu 12387, so wird sich die Stammöfnung zu allen Astöfnungen zusammengenommen, wie 5233 zu 1 verhalten (o), und wenn wan funfzig Zertheilungen hät- te, so käme das Verhältnis, wie 44507 zu 1 heraus (p), und würde also unendlich grösser werden, wenn man hun- dert Zertheilungen fände, und man das Verhältnis der Aeste aus der hundertsten Theilung zu ihrem Stamme suchen wollte.
Daher entdekkte der berühmte Leibarzt, Joh. Claud. Adrian Helvetius, der sich zur Berechnung der Schlag- adern im menschlichen Körper ebenfalls neuer Maasse be- diente (q), ein ganz ander Mittelverhältnis der Stäm- me zu den Aesten, nämlich 256 zu 284, oder 84 zu 71, und er vertheidigte dieses Verhältnis in dem vor kurzen herausgegebenen Werke gegen den Joh. Besse(r), wor- innen er nochmals versichert, daß dieses bey einem Kna- ben das Verhältnis der Aorte zu den zusammengenom- menen Oefnungen der Schlüsselpulsadern, der linken Hals-Bauch-Gekrös-Nieren- und Bekkenschlagadern wäre. Jndessen ist diese Art Verhältnisse auszurech- nen ungemein von derjenigen unterschieden, deren sich andre phisiologische Schriftsteller bedienet haben: denn Helvetius vergleichet nicht den Stamm mit den zwee- nen Aesten einer einzigen Zertheilung, sondern mit den Aesten von 9 auf einander folgenden Zertheilungen.
Mit dem Helvetius stimt der ehedem berühmte Arzt Silva(s) durchgängig überein, daß die Oefnungen der Schlagader im Lichten im Fortgange immer mehr zuneh-
me,
(o)[Spaltenumbruch]
Ebendas.
(p) Ebendas.
(q)Hist. de l'Acad. des scienc. 1725. S. 24.
(r)[Spaltenumbruch]Lettre au sujet de la lettre critique de M. besse. S. 181. u. f.
(s)De la saignee. S. 112.
K 2
Schlagadern.
demnach vierzig ſolcher Zertheilungen, und bliebe das Verhaͤltnis des Stammes zu zween Aeſten jederzeit wie 10000 zu 12387, ſo wird ſich die Stammoͤfnung zu allen Aſtoͤfnungen zuſammengenommen, wie 5233 zu 1 verhalten (o), und wenn wan funfzig Zertheilungen haͤt- te, ſo kaͤme das Verhaͤltnis, wie 44507 zu 1 heraus (p), und wuͤrde alſo unendlich groͤſſer werden, wenn man hun- dert Zertheilungen faͤnde, und man das Verhaͤltnis der Aeſte aus der hundertſten Theilung zu ihrem Stamme ſuchen wollte.
Daher entdekkte der beruͤhmte Leibarzt, Joh. Claud. Adrian Helvetius, der ſich zur Berechnung der Schlag- adern im menſchlichen Koͤrper ebenfalls neuer Maaſſe be- diente (q), ein ganz ander Mittelverhaͤltnis der Staͤm- me zu den Aeſten, naͤmlich 256 zu 284, oder 84 zu 71, und er vertheidigte dieſes Verhaͤltnis in dem vor kurzen herausgegebenen Werke gegen den Joh. Beſſe(r), wor- innen er nochmals verſichert, daß dieſes bey einem Kna- ben das Verhaͤltnis der Aorte zu den zuſammengenom- menen Oefnungen der Schluͤſſelpulsadern, der linken Hals-Bauch-Gekroͤs-Nieren- und Bekkenſchlagadern waͤre. Jndeſſen iſt dieſe Art Verhaͤltniſſe auszurech- nen ungemein von derjenigen unterſchieden, deren ſich andre phiſiologiſche Schriftſteller bedienet haben: denn Helvetius vergleichet nicht den Stamm mit den zwee- nen Aeſten einer einzigen Zertheilung, ſondern mit den Aeſten von 9 auf einander folgenden Zertheilungen.
Mit dem Helvetius ſtimt der ehedem beruͤhmte Arzt Silva(s) durchgaͤngig uͤberein, daß die Oefnungen der Schlagader im Lichten im Fortgange immer mehr zuneh-
me,
(o)[Spaltenumbruch]
Ebendaſ.
(p) Ebendaſ.
(q)Hiſt. de l’Acad. des ſcienc. 1725. S. 24.
(r)[Spaltenumbruch]Lettre au ſujet de la lettre critique de M. besse. S. 181. u. f.
(s)De la ſaignée. S. 112.
K 2
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0203"n="147"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Schlagadern.</hi></fw><lb/>
demnach vierzig ſolcher Zertheilungen, und bliebe das<lb/>
Verhaͤltnis des Stammes zu zween Aeſten jederzeit wie<lb/>
10000 zu 12387, ſo wird ſich die Stammoͤfnung zu<lb/>
allen Aſtoͤfnungen zuſammengenommen, wie 5233 zu 1<lb/>
verhalten <noteplace="foot"n="(o)"><cb/>
Ebendaſ.</note>, und wenn wan funfzig Zertheilungen haͤt-<lb/>
te, ſo kaͤme das Verhaͤltnis, wie 44507 zu 1 heraus <noteplace="foot"n="(p)">Ebendaſ.</note>,<lb/>
und wuͤrde alſo unendlich groͤſſer werden, wenn man hun-<lb/>
dert Zertheilungen faͤnde, und man das Verhaͤltnis der<lb/>
Aeſte aus der hundertſten Theilung zu ihrem Stamme<lb/>ſuchen wollte.</p><lb/><p>Daher entdekkte der beruͤhmte Leibarzt, Joh. Claud.<lb/>
Adrian <hirendition="#fr">Helvetius,</hi> der ſich zur Berechnung der Schlag-<lb/>
adern im menſchlichen Koͤrper ebenfalls neuer Maaſſe be-<lb/>
diente <noteplace="foot"n="(q)"><hirendition="#aq">Hiſt. de l’Acad. des ſcienc.</hi><lb/>
1725. S. 24.</note>, ein ganz ander Mittelverhaͤltnis der Staͤm-<lb/>
me zu den Aeſten, naͤmlich 256 zu 284, oder 84 zu 71,<lb/>
und er vertheidigte dieſes Verhaͤltnis in dem vor kurzen<lb/>
herausgegebenen Werke gegen den Joh. <hirendition="#fr">Beſſe</hi><noteplace="foot"n="(r)"><cb/><hirendition="#aq">Lettre au ſujet de la lettre<lb/>
critique de M. <hirendition="#k">besse.</hi></hi> S. 181. u. f.</note>, wor-<lb/>
innen er nochmals verſichert, daß dieſes bey einem Kna-<lb/>
ben das Verhaͤltnis der Aorte zu den zuſammengenom-<lb/>
menen Oefnungen der Schluͤſſelpulsadern, der linken<lb/>
Hals-Bauch-Gekroͤs-Nieren- und Bekkenſchlagadern<lb/>
waͤre. Jndeſſen iſt dieſe Art Verhaͤltniſſe auszurech-<lb/>
nen ungemein von derjenigen unterſchieden, deren ſich<lb/>
andre phiſiologiſche Schriftſteller bedienet haben: denn<lb/><hirendition="#fr">Helvetius</hi> vergleichet nicht den Stamm mit den zwee-<lb/>
nen Aeſten einer einzigen Zertheilung, ſondern mit den<lb/>
Aeſten von 9 auf einander folgenden Zertheilungen.</p><lb/><p>Mit dem <hirendition="#fr">Helvetius</hi>ſtimt der ehedem beruͤhmte Arzt<lb/><hirendition="#fr">Silva</hi><noteplace="foot"n="(s)"><hirendition="#aq">De la ſaignée.</hi> S. 112.</note> durchgaͤngig uͤberein, daß die Oefnungen der<lb/>
Schlagader im Lichten im Fortgange immer mehr zuneh-<lb/><fwplace="bottom"type="sig">K 2</fw><fwplace="bottom"type="catch">me,</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[147/0203]
Schlagadern.
demnach vierzig ſolcher Zertheilungen, und bliebe das
Verhaͤltnis des Stammes zu zween Aeſten jederzeit wie
10000 zu 12387, ſo wird ſich die Stammoͤfnung zu
allen Aſtoͤfnungen zuſammengenommen, wie 5233 zu 1
verhalten (o), und wenn wan funfzig Zertheilungen haͤt-
te, ſo kaͤme das Verhaͤltnis, wie 44507 zu 1 heraus (p),
und wuͤrde alſo unendlich groͤſſer werden, wenn man hun-
dert Zertheilungen faͤnde, und man das Verhaͤltnis der
Aeſte aus der hundertſten Theilung zu ihrem Stamme
ſuchen wollte.
Daher entdekkte der beruͤhmte Leibarzt, Joh. Claud.
Adrian Helvetius, der ſich zur Berechnung der Schlag-
adern im menſchlichen Koͤrper ebenfalls neuer Maaſſe be-
diente (q), ein ganz ander Mittelverhaͤltnis der Staͤm-
me zu den Aeſten, naͤmlich 256 zu 284, oder 84 zu 71,
und er vertheidigte dieſes Verhaͤltnis in dem vor kurzen
herausgegebenen Werke gegen den Joh. Beſſe (r), wor-
innen er nochmals verſichert, daß dieſes bey einem Kna-
ben das Verhaͤltnis der Aorte zu den zuſammengenom-
menen Oefnungen der Schluͤſſelpulsadern, der linken
Hals-Bauch-Gekroͤs-Nieren- und Bekkenſchlagadern
waͤre. Jndeſſen iſt dieſe Art Verhaͤltniſſe auszurech-
nen ungemein von derjenigen unterſchieden, deren ſich
andre phiſiologiſche Schriftſteller bedienet haben: denn
Helvetius vergleichet nicht den Stamm mit den zwee-
nen Aeſten einer einzigen Zertheilung, ſondern mit den
Aeſten von 9 auf einander folgenden Zertheilungen.
Mit dem Helvetius ſtimt der ehedem beruͤhmte Arzt
Silva (s) durchgaͤngig uͤberein, daß die Oefnungen der
Schlagader im Lichten im Fortgange immer mehr zuneh-
me,
(o)
Ebendaſ.
(p) Ebendaſ.
(q) Hiſt. de l’Acad. des ſcienc.
1725. S. 24.
(r)
Lettre au ſujet de la lettre
critique de M. besse. S. 181. u. f.
(s) De la ſaignée. S. 112.
K 2
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 147. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/203>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.