Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759.

Bild:
<< vorherige Seite

Schlagadern.
der Natur einer Schlagader an sich, und daher sind
durch dieselbe, und niemals durch die Holader, bei den
Versuchen des Loquets (b) und andrer berühmten
Männer (c), die Flieswassergefässe der Leber ausgespriz-
zet worden.

Wider diese Entstehungsart der jeztgedachten Gefässe
aus den Schlagadern hat bisher der vortrefliche Mekel
und Alex. Monroo, des Alex. Sohn, gestritten, und
sie behaupten, die Flieswassergefässe liessen sich zwar ver-
mittelst der Schlagadern aussprizzen, aber doch nur der-
gestalt, daß sich bald die Blutadern, (Mekels Schrei-
ben an mich. S. 9. 12) bald das Zellgewebe, wie an der
Milz (Monroo S. 23. 24. 25), den Hoden, (S. 29),
der Leber (S. 38), und das Zellgewebe (Monroo S.
23. 24. 25. 29. 37. 38) vorher mit der eingesprizten
Masse erfüllen liessen.

Da endlich der Speisesaft und das Flieswasser einen
gemeinschaftlichen Weg haben, und die Milchgefässe in
der That ein Flieswasser zu derjenigen Zeit führen, wenn
sie keinen Speisesaft aufnehmen; so gehören diejenigen
Versuche allerdings hieher, da man Milch, Queksilber,
und Terpentinöl aus den Gekrösschlagadern in die Milch-
gefässe (d) getrieben hat, und welche man ehedem in Eng-
land häufig, ohnlängst aber auch in Deutschland und
Frankreich angestellet hat.

Diese Versuche geriethen mir ganz leicht, wenn ich
sie oftermals mit guten Vorbedacht wiederholte, oder
bisweilen nicht einmal zur Absicht hatte, besonders aber
giengen sie an der Leber, ingleichen auch an dem Gekröse

gut
(b) [Spaltenumbruch] De arter. hepat. n. 7.
(c) winslow und cassebohm in
M. S. Cod.
den ich besizze.
(d) cowper ad bidloi anat. T.
39. f. 1. Edw. tyson anat. of a
pigmy.
S. 43. Wilh. Stukeley of
[Spaltenumbruch] the splen.
S. 18. P. v. copello de
fabr. gland.
S. 32. Pet. tarin in dem
im VII. Theil unserer Sammlung
wieder aufgelegten Sendschreiben.
Mekel in den an mich abgelassenen
Briefen.

Schlagadern.
der Natur einer Schlagader an ſich, und daher ſind
durch dieſelbe, und niemals durch die Holader, bei den
Verſuchen des Loquets (b) und andrer beruͤhmten
Maͤnner (c), die Flieswaſſergefaͤſſe der Leber ausgeſpriz-
zet worden.

Wider dieſe Entſtehungsart der jeztgedachten Gefaͤſſe
aus den Schlagadern hat bisher der vortrefliche Mekel
und Alex. Monroo, des Alex. Sohn, geſtritten, und
ſie behaupten, die Flieswaſſergefaͤſſe lieſſen ſich zwar ver-
mittelſt der Schlagadern ausſprizzen, aber doch nur der-
geſtalt, daß ſich bald die Blutadern, (Mekels Schrei-
ben an mich. S. 9. 12) bald das Zellgewebe, wie an der
Milz (Monroo S. 23. 24. 25), den Hoden, (S. 29),
der Leber (S. 38), und das Zellgewebe (Monroo S.
23. 24. 25. 29. 37. 38) vorher mit der eingeſprizten
Maſſe erfuͤllen lieſſen.

Da endlich der Speiſeſaft und das Flieswaſſer einen
gemeinſchaftlichen Weg haben, und die Milchgefaͤſſe in
der That ein Flieswaſſer zu derjenigen Zeit fuͤhren, wenn
ſie keinen Speiſeſaft aufnehmen; ſo gehoͤren diejenigen
Verſuche allerdings hieher, da man Milch, Quekſilber,
und Terpentinoͤl aus den Gekroͤsſchlagadern in die Milch-
gefaͤſſe (d) getrieben hat, und welche man ehedem in Eng-
land haͤufig, ohnlaͤngſt aber auch in Deutſchland und
Frankreich angeſtellet hat.

Dieſe Verſuche geriethen mir ganz leicht, wenn ich
ſie oftermals mit guten Vorbedacht wiederholte, oder
bisweilen nicht einmal zur Abſicht hatte, beſonders aber
giengen ſie an der Leber, ingleichen auch an dem Gekroͤſe

gut
(b) [Spaltenumbruch] De arter. hepat. n. 7.
(c) winslow und cassebohm in
M. S. Cod.
den ich beſizze.
(d) cowper ad bidloi anat. T.
39. f. 1. Edw. tyson anat. of a
pigmy.
S. 43. Wilh. Stukeley of
[Spaltenumbruch] the ſplen.
S. 18. P. v. copello de
fabr. gland.
S. 32. Pet. tarin in dem
im VII. Theil unſerer Sammlung
wieder aufgelegten Sendſchreiben.
Mekel in den an mich abgelaſſenen
Briefen.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0259" n="203"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Schlagadern.</hi></fw><lb/>
der Natur einer Schlagader an &#x017F;ich, und daher &#x017F;ind<lb/>
durch die&#x017F;elbe, und niemals durch die Holader, bei den<lb/>
Ver&#x017F;uchen des <hi rendition="#fr">Loquets</hi> <note place="foot" n="(b)"><cb/><hi rendition="#aq">De arter. hepat. n.</hi> 7.</note> und andrer beru&#x0364;hmten<lb/>
Ma&#x0364;nner <note place="foot" n="(c)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">winslow</hi></hi> und <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">cassebohm</hi> in<lb/>
M. S. Cod.</hi> den ich be&#x017F;izze.</note>, die Flieswa&#x017F;&#x017F;ergefa&#x0364;&#x017F;&#x017F;e der Leber ausge&#x017F;priz-<lb/>
zet worden.</p><lb/>
            <p>Wider die&#x017F;e Ent&#x017F;tehungsart der jeztgedachten Gefa&#x0364;&#x017F;&#x017F;e<lb/>
aus den Schlagadern hat bisher der vortrefliche <hi rendition="#fr">Mekel</hi><lb/>
und Alex. <hi rendition="#fr">Monroo,</hi> des Alex. Sohn, ge&#x017F;tritten, und<lb/>
&#x017F;ie behaupten, die Flieswa&#x017F;&#x017F;ergefa&#x0364;&#x017F;&#x017F;e lie&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ich zwar ver-<lb/>
mittel&#x017F;t der Schlagadern aus&#x017F;prizzen, aber doch nur der-<lb/>
ge&#x017F;talt, daß &#x017F;ich bald die Blutadern, (<hi rendition="#fr">Mekels</hi> Schrei-<lb/>
ben an mich. S. 9. 12) bald das Zellgewebe, wie an der<lb/>
Milz (<hi rendition="#fr">Monroo</hi> S. 23. 24. 25), den Hoden, (S. 29),<lb/>
der Leber (S. 38), und das Zellgewebe (<hi rendition="#fr">Monroo</hi> S.<lb/>
23. 24. 25. 29. 37. 38) vorher mit der einge&#x017F;prizten<lb/>
Ma&#x017F;&#x017F;e erfu&#x0364;llen lie&#x017F;&#x017F;en.</p><lb/>
            <p>Da endlich der Spei&#x017F;e&#x017F;aft und das Flieswa&#x017F;&#x017F;er einen<lb/>
gemein&#x017F;chaftlichen Weg haben, und die Milchgefa&#x0364;&#x017F;&#x017F;e in<lb/>
der That ein Flieswa&#x017F;&#x017F;er zu derjenigen Zeit fu&#x0364;hren, wenn<lb/>
&#x017F;ie keinen Spei&#x017F;e&#x017F;aft aufnehmen; &#x017F;o geho&#x0364;ren diejenigen<lb/>
Ver&#x017F;uche allerdings hieher, da man Milch, Quek&#x017F;ilber,<lb/>
und Terpentino&#x0364;l aus den Gekro&#x0364;s&#x017F;chlagadern in die Milch-<lb/>
gefa&#x0364;&#x017F;&#x017F;e <note place="foot" n="(d)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">cowper</hi> ad <hi rendition="#k">bidloi</hi> anat. T.</hi><lb/>
39. f. 1. <hi rendition="#aq">Edw. <hi rendition="#k">tyson</hi> anat. of a<lb/>
pigmy.</hi> S. 43. Wilh. Stukeley <hi rendition="#aq">of<lb/><cb/>
the &#x017F;plen.</hi> S. 18. <hi rendition="#aq">P. v. <hi rendition="#k">copello</hi> de<lb/>
fabr. gland.</hi> S. 32. <hi rendition="#aq">Pet. <hi rendition="#k">tarin</hi></hi> in dem<lb/>
im <hi rendition="#aq">VII.</hi> Theil un&#x017F;erer Sammlung<lb/>
wieder aufgelegten Send&#x017F;chreiben.<lb/><hi rendition="#fr">Mekel</hi> in den an mich abgela&#x017F;&#x017F;enen<lb/>
Briefen.</note> getrieben hat, und welche man ehedem in Eng-<lb/>
land ha&#x0364;ufig, ohnla&#x0364;ng&#x017F;t aber auch in Deut&#x017F;chland und<lb/>
Frankreich ange&#x017F;tellet hat.</p><lb/>
            <p>Die&#x017F;e Ver&#x017F;uche geriethen mir ganz leicht, wenn ich<lb/>
&#x017F;ie oftermals mit guten Vorbedacht wiederholte, oder<lb/>
bisweilen nicht einmal zur Ab&#x017F;icht hatte, be&#x017F;onders aber<lb/>
giengen &#x017F;ie an der Leber, ingleichen auch an dem Gekro&#x0364;&#x017F;e<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">gut</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[203/0259] Schlagadern. der Natur einer Schlagader an ſich, und daher ſind durch dieſelbe, und niemals durch die Holader, bei den Verſuchen des Loquets (b) und andrer beruͤhmten Maͤnner (c), die Flieswaſſergefaͤſſe der Leber ausgeſpriz- zet worden. Wider dieſe Entſtehungsart der jeztgedachten Gefaͤſſe aus den Schlagadern hat bisher der vortrefliche Mekel und Alex. Monroo, des Alex. Sohn, geſtritten, und ſie behaupten, die Flieswaſſergefaͤſſe lieſſen ſich zwar ver- mittelſt der Schlagadern ausſprizzen, aber doch nur der- geſtalt, daß ſich bald die Blutadern, (Mekels Schrei- ben an mich. S. 9. 12) bald das Zellgewebe, wie an der Milz (Monroo S. 23. 24. 25), den Hoden, (S. 29), der Leber (S. 38), und das Zellgewebe (Monroo S. 23. 24. 25. 29. 37. 38) vorher mit der eingeſprizten Maſſe erfuͤllen lieſſen. Da endlich der Speiſeſaft und das Flieswaſſer einen gemeinſchaftlichen Weg haben, und die Milchgefaͤſſe in der That ein Flieswaſſer zu derjenigen Zeit fuͤhren, wenn ſie keinen Speiſeſaft aufnehmen; ſo gehoͤren diejenigen Verſuche allerdings hieher, da man Milch, Quekſilber, und Terpentinoͤl aus den Gekroͤsſchlagadern in die Milch- gefaͤſſe (d) getrieben hat, und welche man ehedem in Eng- land haͤufig, ohnlaͤngſt aber auch in Deutſchland und Frankreich angeſtellet hat. Dieſe Verſuche geriethen mir ganz leicht, wenn ich ſie oftermals mit guten Vorbedacht wiederholte, oder bisweilen nicht einmal zur Abſicht hatte, beſonders aber giengen ſie an der Leber, ingleichen auch an dem Gekroͤſe gut (b) De arter. hepat. n. 7. (c) winslow und cassebohm in M. S. Cod. den ich beſizze. (d) cowper ad bidloi anat. T. 39. f. 1. Edw. tyson anat. of a pigmy. S. 43. Wilh. Stukeley of the ſplen. S. 18. P. v. copello de fabr. gland. S. 32. Pet. tarin in dem im VII. Theil unſerer Sammlung wieder aufgelegten Sendſchreiben. Mekel in den an mich abgelaſſenen Briefen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/259
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 203. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/259>, abgerufen am 22.11.2024.