lezten Blutäderchen eben so, wie die Schlagadern cilin- drisch werden (f). Denn weil sie nur ein einziges Kü- gelchen aufnehmen und hindurch gehen lassen, so ist es unmöglich, daß sie im weitern Fortgang weniger Feuch- tigkeiten, als in ihren Anfange, enthalten solten, oder daß ihre Oefnung im Lichten so gar sehr verkleinert wer- den möchte. Es lassen sich aber diese eilindrische Blut- adern am leichtesten und deutlichsten am Gekröse der Frösche entdekken (g).
Jndessen sind die Durchmesser an den Blutadern dennoch viel veränderlicher, als an den Schlagadern, indem sie sich, wider die Natur eines Kegels, hin und wieder erweitern lassen. So ist die Holader jederzeit unter dem Zwerchfelle sehr weit (h): die Drosselader hat ihre zwiebelartige oder vielmehr breitere Hölung unten am Kopfe (i): Morgagni bezeuget (k), daß er die Knie- kehlenader zwischen den Knöpfen des Hüftknochens brei- ter angetroffen habe. Jch selbst habe an den Frosch- adern öfters veränderte Weiten bemerkt (l), und Joh. Adam Kulmus berichtet von der Holader, daß sie sich hie und da in Säkke erweitere (m).
Die Blutadern haben auch dieses Gesez mit den Schlagadern gemein, daß die Oefnungen zwoner Aeste im Lichten zusammen grösser sind, als die Oefnung ihres Stammes. Gleichwie nun die Oefnung der Aorte, in Vergleichung mit ihren Asteröfnungen, um ein ansehn- liches kleiner ist; also trift dieses eben so gut bei der Oef- nung der Holader ein, wenn man selbige gegen die Oef- nungen aller Blutadern in Vergleichung stellt.
§. 4.
(f)[Spaltenumbruch]schwenke haemat. S. 11.
(g)Second Memoire sur le mouvem. du sang. Exp. 119. 120. 122. 124. 125. 126. 127. 128. 132. 138. 143. 145.
(h) J. Adam Kulmus in den [Spaltenumbruch]
deutschen anatomischen Tabellen. S. 88. Ausgabe von 1741.
(i)cowper Phil. trans. n. 280.
(k)Epist. anat. XVI. S. 161.
(l) Angef. Ort, Exp. 126.
(m) Breslauer Sammlungen. 1718. Monat Febr.
P 4
Blutadern.
lezten Blutaͤderchen eben ſo, wie die Schlagadern cilin- driſch werden (f). Denn weil ſie nur ein einziges Kuͤ- gelchen aufnehmen und hindurch gehen laſſen, ſo iſt es unmoͤglich, daß ſie im weitern Fortgang weniger Feuch- tigkeiten, als in ihren Anfange, enthalten ſolten, oder daß ihre Oefnung im Lichten ſo gar ſehr verkleinert wer- den moͤchte. Es laſſen ſich aber dieſe eilindriſche Blut- adern am leichteſten und deutlichſten am Gekroͤſe der Froͤſche entdekken (g).
Jndeſſen ſind die Durchmeſſer an den Blutadern dennoch viel veraͤnderlicher, als an den Schlagadern, indem ſie ſich, wider die Natur eines Kegels, hin und wieder erweitern laſſen. So iſt die Holader jederzeit unter dem Zwerchfelle ſehr weit (h): die Droſſelader hat ihre zwiebelartige oder vielmehr breitere Hoͤlung unten am Kopfe (i): Morgagni bezeuget (k), daß er die Knie- kehlenader zwiſchen den Knoͤpfen des Huͤftknochens brei- ter angetroffen habe. Jch ſelbſt habe an den Froſch- adern oͤfters veraͤnderte Weiten bemerkt (l), und Joh. Adam Kulmus berichtet von der Holader, daß ſie ſich hie und da in Saͤkke erweitere (m).
Die Blutadern haben auch dieſes Geſez mit den Schlagadern gemein, daß die Oefnungen zwoner Aeſte im Lichten zuſammen groͤſſer ſind, als die Oefnung ihres Stammes. Gleichwie nun die Oefnung der Aorte, in Vergleichung mit ihren Aſteroͤfnungen, um ein anſehn- liches kleiner iſt; alſo trift dieſes eben ſo gut bei der Oef- nung der Holader ein, wenn man ſelbige gegen die Oef- nungen aller Blutadern in Vergleichung ſtellt.
§. 4.
(f)[Spaltenumbruch]schwenke hæmat. S. 11.
(g)Second Memoire ſur le mouvem. du ſang. Exp. 119. 120. 122. 124. 125. 126. 127. 128. 132. 138. 143. 145.
(h) J. Adam Kulmus in den [Spaltenumbruch]
deutſchen anatomiſchen Tabellen. S. 88. Ausgabe von 1741.
(i)cowper Phil. trans. n. 280.
(k)Epiſt. anat. XVI. S. 161.
(l) Angef. Ort, Exp. 126.
(m) Breslauer Sammlungen. 1718. Monat Febr.
P 4
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Blutadern.
lezten Blutaͤderchen eben ſo, wie die Schlagadern cilin-
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gelchen aufnehmen und hindurch gehen laſſen, ſo iſt es
unmoͤglich, daß ſie im weitern Fortgang weniger Feuch-
tigkeiten, als in ihren Anfange, enthalten ſolten, oder
daß ihre Oefnung im Lichten ſo gar ſehr verkleinert wer-
den moͤchte. Es laſſen ſich aber dieſe eilindriſche Blut-
adern am leichteſten und deutlichſten am Gekroͤſe der
Froͤſche entdekken (g).
Jndeſſen ſind die Durchmeſſer an den Blutadern
dennoch viel veraͤnderlicher, als an den Schlagadern,
indem ſie ſich, wider die Natur eines Kegels, hin und
wieder erweitern laſſen. So iſt die Holader jederzeit
unter dem Zwerchfelle ſehr weit (h): die Droſſelader hat
ihre zwiebelartige oder vielmehr breitere Hoͤlung unten
am Kopfe (i): Morgagni bezeuget (k), daß er die Knie-
kehlenader zwiſchen den Knoͤpfen des Huͤftknochens brei-
ter angetroffen habe. Jch ſelbſt habe an den Froſch-
adern oͤfters veraͤnderte Weiten bemerkt (l), und Joh.
Adam Kulmus berichtet von der Holader, daß ſie ſich
hie und da in Saͤkke erweitere (m).
Die Blutadern haben auch dieſes Geſez mit den
Schlagadern gemein, daß die Oefnungen zwoner Aeſte
im Lichten zuſammen groͤſſer ſind, als die Oefnung ihres
Stammes. Gleichwie nun die Oefnung der Aorte, in
Vergleichung mit ihren Aſteroͤfnungen, um ein anſehn-
liches kleiner iſt; alſo trift dieſes eben ſo gut bei der Oef-
nung der Holader ein, wenn man ſelbige gegen die Oef-
nungen aller Blutadern in Vergleichung ſtellt.
§. 4.
(f)
schwenke hæmat. S. 11.
(g) Second Memoire ſur le
mouvem. du ſang. Exp. 119. 120.
122. 124. 125. 126. 127. 128. 132. 138.
143. 145.
(h) J. Adam Kulmus in den
deutſchen anatomiſchen Tabellen.
S. 88. Ausgabe von 1741.
(i) cowper Phil. trans. n. 280.
(k) Epiſt. anat. XVI. S. 161.
(l) Angef. Ort, Exp. 126.
(m) Breslauer Sammlungen.
1718. Monat Febr.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 231. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/287>, abgerufen am 22.11.2024.
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