darauf erfolgenden starken Blutstürzung (p). Bey einer Schwangern zersprang die Schenkelblutader (q), inglei- chen die Blutader des Fersenbeins (vena tali) (r), und an einer Sechswöchnerin die Blutader auf dem Rükken des Fusses (s). Die Blutader unter der Zunge stieß von freien Stükken bey starkem Kopfwehe Blut von sich (t).
Jch könnte zwar leichtlich diese Sammlung noch mit vielen andern Beispielen vermehren; es mag aber genug seyn, daß ich gezeiget habe, man könne sich nicht gar zu viel auf die Stärke der Blutadern verlassen, und ihre Festigkeit sey keinesweges so groß, daß sie sich gegen die Gewalt, welche das Blut forttreibet, wie 27 zu 1 ver- halte (u). Es hat auch gar nicht das Ansehn, daß man sich unter einigem Scheine der Warheit einbilden könne, daß die Heftigkeit einer Krankheit, in den jezt erzälten Fällen, das Blut dergestalt in Bewegung gebracht ha- be, daß sich die Kraft, welche die Ader ausgedehnt, zu der natürlichen Gewalt des Blutes, welches in die Blut- ader wirkt, wie 27 zu 1 verhalten hätte. Einige von diesen Beispielen sind von vollkommen gesunden Perso- nen hergenommen, einige beziehen sich offenbar mehr aufs Zurükstemmen (restagnatio), als auf einen neuen und heftigen Antrieb des Blutes. Sie halten zwar nicht so viele Gewalt, als die Schlagadern, aus, indem sie keine klopfende Bewegung haben, wenn man einige wenige Stämme oder gewisse Krankheiten ausnimt. Von ihrem Pulsschlage soll aber bey andrer Gelegenheit gere- det werden (x).
§. 10.
(p)[Spaltenumbruch]helwig Obs. 153.
(q)harder Apiar. obs. 85.
(r)detharding Diss. de ven- tric haemorrh. mit einem beina- he tödlichen Erfolg.
(s)Select. Francofurtens. T. II. 7.
(t)[Spaltenumbruch]Ephem. Nat. Cur. Dec. I. ann. 3. obs. 54.
(u)hales Haemastat. S. 158.
(x) B. V. vom Blutlaufe durch die Schlag- und Blutadern.
Zweites Buch. Gefaͤſſe.
darauf erfolgenden ſtarken Blutſtuͤrzung (p). Bey einer Schwangern zerſprang die Schenkelblutader (q), inglei- chen die Blutader des Ferſenbeins (vena tali) (r), und an einer Sechswoͤchnerin die Blutader auf dem Ruͤkken des Fuſſes (s). Die Blutader unter der Zunge ſtieß von freien Stuͤkken bey ſtarkem Kopfwehe Blut von ſich (t).
Jch koͤnnte zwar leichtlich dieſe Sammlung noch mit vielen andern Beiſpielen vermehren; es mag aber genug ſeyn, daß ich gezeiget habe, man koͤnne ſich nicht gar zu viel auf die Staͤrke der Blutadern verlaſſen, und ihre Feſtigkeit ſey keinesweges ſo groß, daß ſie ſich gegen die Gewalt, welche das Blut forttreibet, wie 27 zu 1 ver- halte (u). Es hat auch gar nicht das Anſehn, daß man ſich unter einigem Scheine der Warheit einbilden koͤnne, daß die Heftigkeit einer Krankheit, in den jezt erzaͤlten Faͤllen, das Blut dergeſtalt in Bewegung gebracht ha- be, daß ſich die Kraft, welche die Ader ausgedehnt, zu der natuͤrlichen Gewalt des Blutes, welches in die Blut- ader wirkt, wie 27 zu 1 verhalten haͤtte. Einige von dieſen Beiſpielen ſind von vollkommen geſunden Perſo- nen hergenommen, einige beziehen ſich offenbar mehr aufs Zuruͤkſtemmen (reſtagnatio), als auf einen neuen und heftigen Antrieb des Blutes. Sie halten zwar nicht ſo viele Gewalt, als die Schlagadern, aus, indem ſie keine klopfende Bewegung haben, wenn man einige wenige Staͤmme oder gewiſſe Krankheiten ausnimt. Von ihrem Pulsſchlage ſoll aber bey andrer Gelegenheit gere- det werden (x).
§. 10.
(p)[Spaltenumbruch]helwig Obſ. 153.
(q)harder Apiar. obſ. 85.
(r)detharding Diſſ. de ven- tric haemorrh. mit einem beina- he toͤdlichen Erfolg.
(s)Select. Francofurtenſ. T. II. 7.
(t)[Spaltenumbruch]Ephem. Nat. Cur. Dec. I. ann. 3. obſ. 54.
(u)hales Hæmaſtat. S. 158.
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Zweites Buch. Gefaͤſſe.
darauf erfolgenden ſtarken Blutſtuͤrzung (p). Bey einer
Schwangern zerſprang die Schenkelblutader (q), inglei-
chen die Blutader des Ferſenbeins (vena tali) (r), und
an einer Sechswoͤchnerin die Blutader auf dem Ruͤkken
des Fuſſes (s). Die Blutader unter der Zunge ſtieß
von freien Stuͤkken bey ſtarkem Kopfwehe Blut von
ſich (t).
Jch koͤnnte zwar leichtlich dieſe Sammlung noch mit
vielen andern Beiſpielen vermehren; es mag aber genug
ſeyn, daß ich gezeiget habe, man koͤnne ſich nicht gar zu
viel auf die Staͤrke der Blutadern verlaſſen, und ihre
Feſtigkeit ſey keinesweges ſo groß, daß ſie ſich gegen die
Gewalt, welche das Blut forttreibet, wie 27 zu 1 ver-
halte (u). Es hat auch gar nicht das Anſehn, daß man
ſich unter einigem Scheine der Warheit einbilden koͤnne,
daß die Heftigkeit einer Krankheit, in den jezt erzaͤlten
Faͤllen, das Blut dergeſtalt in Bewegung gebracht ha-
be, daß ſich die Kraft, welche die Ader ausgedehnt, zu
der natuͤrlichen Gewalt des Blutes, welches in die Blut-
ader wirkt, wie 27 zu 1 verhalten haͤtte. Einige von
dieſen Beiſpielen ſind von vollkommen geſunden Perſo-
nen hergenommen, einige beziehen ſich offenbar mehr
aufs Zuruͤkſtemmen (reſtagnatio), als auf einen neuen
und heftigen Antrieb des Blutes. Sie halten zwar
nicht ſo viele Gewalt, als die Schlagadern, aus, indem
ſie keine klopfende Bewegung haben, wenn man einige
wenige Staͤmme oder gewiſſe Krankheiten ausnimt. Von
ihrem Pulsſchlage ſoll aber bey andrer Gelegenheit gere-
det werden (x).
§. 10.
(p)
helwig Obſ. 153.
(q) harder Apiar. obſ. 85.
(r) detharding Diſſ. de ven-
tric haemorrh. mit einem beina-
he toͤdlichen Erfolg.
(s) Select. Francofurtenſ. T.
II. 7.
(t)
Ephem. Nat. Cur. Dec. I.
ann. 3. obſ. 54.
(u) hales Hæmaſtat. S. 158.
(x) B. V. vom Blutlaufe durch
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 244. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/300>, abgerufen am 22.11.2024.
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