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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759.

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Blutadern.
hat auch einige nachhero wieder entdekkte angefüh-
ret (k).

Da also unter den Zergliederern, lange vor den
Zeiten des Bruders Paul Sarpius, über die Blutader-
klappen gestritten wurde, und da dieser geistliche Ordens-
mann, der in der That in andern Dingen vielen Ruhm
verdient, mit so vielerlei andern Beschäftigungen seine
Zeit zubrachte, so war kein Grund vorhanden, warum
man ihm diese Erfindung hätte zuschreiben können. Jn-
dessen geschahe solches dennoch von dem P. Fulgentius,
welcher das Leben dieses berühmten Mannes beschrie-
ben (l), vom Riolanus (m), der sonst wenige von de-
nen Zergliederern mit seinem Lobe zu beehren pflegte, wel-
che beide mit ihm zu einer Zeit lebten, ingleichen von
Joh. Waläus (n) und dem Pet. Anton Molinetti (o),
welche beide mit ihm zu gleicher Zeit lebten. Man ver-
gleiche damit die Widerlegung derselben, die von dem
würdigen Vertheidiger seines Vorgängers, Joh. Bapt.
Morgagni, herrühret (p).

Nunmehro müssen wir diese Materie Stükweise
durchgehen. Jch habe mich in den lezten Zeiten meines
akademischen Lebens mit der Bestimmung der Blutader-
klappen für meinen Theil selbst sehr beschäftigt, und
eben das hat auch mein Schüler, Peter Castell, gethan,
den ich dazu ermunterte, und der sich Abbildungen von
ganzen Sistemen, wie sie im Wasser schwimmen, ent-
worfen, indem ich keine bessere Art die Klappen zu se-
hen und zu zeichnen gefunden, als diese war. Jezzo

werde
(k) [Spaltenumbruch] Histor. anatom. S. 128.
(l) Er führet eine in der That
ganz rühmliche Art an, wie er die-
selben erfunden. Da er nämlich
aus der Theorie wahrgenommen,
daß das Blut nothwendig wieder
in die Blutadern zurükkehren müs-
se, so dachte er auf Klappen, die
den Rükfall hinderten, und er fand
[Spaltenumbruch] dieselbe bei dem Walth. Charlton
third lecture S. 19. beschrieben.
(m) Anthropogr. S. 346. Anim-
adv. in Walaeum,
S. 613.
(n) Bei dem Bartholin Epist.
S. 774.
(o) Disquis. anat. pathol. S. 243.
(p) Epist. anat. XV. n. 68. u. s. w.
R 2

Blutadern.
hat auch einige nachhero wieder entdekkte angefuͤh-
ret (k).

Da alſo unter den Zergliederern, lange vor den
Zeiten des Bruders Paul Sarpius, uͤber die Blutader-
klappen geſtritten wurde, und da dieſer geiſtliche Ordens-
mann, der in der That in andern Dingen vielen Ruhm
verdient, mit ſo vielerlei andern Beſchaͤftigungen ſeine
Zeit zubrachte, ſo war kein Grund vorhanden, warum
man ihm dieſe Erfindung haͤtte zuſchreiben koͤnnen. Jn-
deſſen geſchahe ſolches dennoch von dem P. Fulgentius,
welcher das Leben dieſes beruͤhmten Mannes beſchrie-
ben (l), vom Riolanus (m), der ſonſt wenige von de-
nen Zergliederern mit ſeinem Lobe zu beehren pflegte, wel-
che beide mit ihm zu einer Zeit lebten, ingleichen von
Joh. Walaͤus (n) und dem Pet. Anton Molinetti (o),
welche beide mit ihm zu gleicher Zeit lebten. Man ver-
gleiche damit die Widerlegung derſelben, die von dem
wuͤrdigen Vertheidiger ſeines Vorgaͤngers, Joh. Bapt.
Morgagni, herruͤhret (p).

Nunmehro muͤſſen wir dieſe Materie Stuͤkweiſe
durchgehen. Jch habe mich in den lezten Zeiten meines
akademiſchen Lebens mit der Beſtimmung der Blutader-
klappen fuͤr meinen Theil ſelbſt ſehr beſchaͤftigt, und
eben das hat auch mein Schuͤler, Peter Caſtell, gethan,
den ich dazu ermunterte, und der ſich Abbildungen von
ganzen Siſtemen, wie ſie im Waſſer ſchwimmen, ent-
worfen, indem ich keine beſſere Art die Klappen zu ſe-
hen und zu zeichnen gefunden, als dieſe war. Jezzo

werde
(k) [Spaltenumbruch] Hiſtor. anatom. S. 128.
(l) Er fuͤhret eine in der That
ganz ruͤhmliche Art an, wie er die-
ſelben erfunden. Da er naͤmlich
aus der Theorie wahrgenommen,
daß das Blut nothwendig wieder
in die Blutadern zuruͤkkehren muͤſ-
ſe, ſo dachte er auf Klappen, die
den Ruͤkfall hinderten, und er fand
[Spaltenumbruch] dieſelbe bei dem Walth. Charlton
third lecture S. 19. beſchrieben.
(m) Anthropogr. S. 346. Anim-
adv. in Walaeum,
S. 613.
(n) Bei dem Bartholin Epiſt.
S. 774.
(o) Diſquiſ. anat. pathol. S. 243.
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R 2
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[259/0315] Blutadern. hat auch einige nachhero wieder entdekkte angefuͤh- ret (k). Da alſo unter den Zergliederern, lange vor den Zeiten des Bruders Paul Sarpius, uͤber die Blutader- klappen geſtritten wurde, und da dieſer geiſtliche Ordens- mann, der in der That in andern Dingen vielen Ruhm verdient, mit ſo vielerlei andern Beſchaͤftigungen ſeine Zeit zubrachte, ſo war kein Grund vorhanden, warum man ihm dieſe Erfindung haͤtte zuſchreiben koͤnnen. Jn- deſſen geſchahe ſolches dennoch von dem P. Fulgentius, welcher das Leben dieſes beruͤhmten Mannes beſchrie- ben (l), vom Riolanus (m), der ſonſt wenige von de- nen Zergliederern mit ſeinem Lobe zu beehren pflegte, wel- che beide mit ihm zu einer Zeit lebten, ingleichen von Joh. Walaͤus (n) und dem Pet. Anton Molinetti (o), welche beide mit ihm zu gleicher Zeit lebten. Man ver- gleiche damit die Widerlegung derſelben, die von dem wuͤrdigen Vertheidiger ſeines Vorgaͤngers, Joh. Bapt. Morgagni, herruͤhret (p). Nunmehro muͤſſen wir dieſe Materie Stuͤkweiſe durchgehen. Jch habe mich in den lezten Zeiten meines akademiſchen Lebens mit der Beſtimmung der Blutader- klappen fuͤr meinen Theil ſelbſt ſehr beſchaͤftigt, und eben das hat auch mein Schuͤler, Peter Caſtell, gethan, den ich dazu ermunterte, und der ſich Abbildungen von ganzen Siſtemen, wie ſie im Waſſer ſchwimmen, ent- worfen, indem ich keine beſſere Art die Klappen zu ſe- hen und zu zeichnen gefunden, als dieſe war. Jezzo werde (k) Hiſtor. anatom. S. 128. (l) Er fuͤhret eine in der That ganz ruͤhmliche Art an, wie er die- ſelben erfunden. Da er naͤmlich aus der Theorie wahrgenommen, daß das Blut nothwendig wieder in die Blutadern zuruͤkkehren muͤſ- ſe, ſo dachte er auf Klappen, die den Ruͤkfall hinderten, und er fand dieſelbe bei dem Walth. Charlton third lecture S. 19. beſchrieben. (m) Anthropogr. S. 346. Anim- adv. in Walaeum, S. 613. (n) Bei dem Bartholin Epiſt. S. 774. (o) Diſquiſ. anat. pathol. S. 243. (p) Epiſt. anat. XV. n. 68. u. ſ. w. R 2

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 259. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/315>, abgerufen am 24.11.2024.