vorgegangen, wozu man gemeiniglich Queksilber nimmt, sondern weil es ihre natürliche Gestalt so mit sich bringt (x).
So viel ist allerdings hiebei zu merken, daß die Flies- wassergefässe sehr oft, und besonders an einigen Theilen des thierischen Körpers, cilindrisch und ohne Klappen sind. So habe ich sie an der Lunge gefunden (y), und an der erhabnen Seite der Leber zeichnet sie der berühmte Casimir Christoph Schmiedel(z) eben so ab. Am Menschen erscheinet der Brustkanal gemeiniglich auch ohne Knoten, und ein vortreflicher Mann meldet (a), daß die Klappen sowol an den Limphatischen Nezzen, als an den rothgefärbten, mangeln.
Diese Klappen haben ihre besondere Stärke, welche, da sie von den vielen sich unter einander zu Hülfe kom- menden Fallthürgen unterstüzet und vermehret wird, dem Eindrukke der bewegenden Kraft widerstehet, daß sie weder leicht zerbersten, noch den hineingetriebenen Saft allzuweit durchlassen, ob wir gleich wirklich zeigen, daß derselbe allerdings, und zwar sehr ofte, wieder zurük zu treten pflege. Anton Nuck hat die Querfasern gezeich- net, wie sie unter dem Vergrössrungsglase zu sehen sind, und vielleicht bedienet sich die Natur derselben, diese Stärke damit zu wege zu bringen (c).
Der erste, der bisher die natürliche Beschaffenheit dieser Klappen mit Versuchen erläutert hat, ist Bar- (b)
tholinus
(x)[Spaltenumbruch]
Wilh. Cheselden hat dieses, so er für einen Fehler hielt, dahin gerechnet. Anat. of hum. body. Ausg. 1726. L. III. c. 10.
(y) Damit stimmt der berühmte Ferrein überein in Diss. an arter. pulmonal. temp exspirationis etc. Fr. GigotIourn. des savans. 1742. S. 43. wo ich nicht irre.
(z)[Spaltenumbruch]
Jn einem besondren Pro- gramma.
(a)senac Traite du coeur. S. 252.
(c) Fig. 24. 25. die zwar zum Brustkanale hingezeichnet worden.
(b) Siehe den berühmten win- tringham S. 227.
Zweites Buch. Gefaͤſſe.
vorgegangen, wozu man gemeiniglich Quekſilber nimmt, ſondern weil es ihre natuͤrliche Geſtalt ſo mit ſich bringt (x).
So viel iſt allerdings hiebei zu merken, daß die Flies- waſſergefaͤſſe ſehr oft, und beſonders an einigen Theilen des thieriſchen Koͤrpers, cilindriſch und ohne Klappen ſind. So habe ich ſie an der Lunge gefunden (y), und an der erhabnen Seite der Leber zeichnet ſie der beruͤhmte Caſimir Chriſtoph Schmiedel(z) eben ſo ab. Am Menſchen erſcheinet der Bruſtkanal gemeiniglich auch ohne Knoten, und ein vortreflicher Mann meldet (a), daß die Klappen ſowol an den Limphatiſchen Nezzen, als an den rothgefaͤrbten, mangeln.
Dieſe Klappen haben ihre beſondere Staͤrke, welche, da ſie von den vielen ſich unter einander zu Huͤlfe kom- menden Fallthuͤrgen unterſtuͤzet und vermehret wird, dem Eindrukke der bewegenden Kraft widerſtehet, daß ſie weder leicht zerberſten, noch den hineingetriebenen Saft allzuweit durchlaſſen, ob wir gleich wirklich zeigen, daß derſelbe allerdings, und zwar ſehr ofte, wieder zuruͤk zu treten pflege. Anton Nuck hat die Querfaſern gezeich- net, wie ſie unter dem Vergroͤſſrungsglaſe zu ſehen ſind, und vielleicht bedienet ſich die Natur derſelben, dieſe Staͤrke damit zu wege zu bringen (c).
Der erſte, der bisher die natuͤrliche Beſchaffenheit dieſer Klappen mit Verſuchen erlaͤutert hat, iſt Bar- (b)
tholinus
(x)[Spaltenumbruch]
Wilh. Cheſelden hat dieſes, ſo er fuͤr einen Fehler hielt, dahin gerechnet. Anat. of hum. body. Ausg. 1726. L. III. c. 10.
(y) Damit ſtimmt der beruͤhmte Ferrein uͤberein in Diſſ. an arter. pulmonal. temp exſpirationis etc. Fr. GigotIourn. des ſavans. 1742. S. 43. wo ich nicht irre.
(z)[Spaltenumbruch]
Jn einem beſondren Pro- gramma.
(a)senac Traité du coeur. S. 252.
(c) Fig. 24. 25. die zwar zum Bruſtkanale hingezeichnet worden.
(b) Siehe den beruͤhmten win- tringham S. 227.
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Zweites Buch. Gefaͤſſe.
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ſondern weil es ihre natuͤrliche Geſtalt ſo mit ſich
bringt (x).
So viel iſt allerdings hiebei zu merken, daß die Flies-
waſſergefaͤſſe ſehr oft, und beſonders an einigen Theilen
des thieriſchen Koͤrpers, cilindriſch und ohne Klappen
ſind. So habe ich ſie an der Lunge gefunden (y), und
an der erhabnen Seite der Leber zeichnet ſie der beruͤhmte
Caſimir Chriſtoph Schmiedel (z) eben ſo ab. Am
Menſchen erſcheinet der Bruſtkanal gemeiniglich auch
ohne Knoten, und ein vortreflicher Mann meldet (a),
daß die Klappen ſowol an den Limphatiſchen Nezzen, als
an den rothgefaͤrbten, mangeln.
Dieſe Klappen haben ihre beſondere Staͤrke, welche,
da ſie von den vielen ſich unter einander zu Huͤlfe kom-
menden Fallthuͤrgen unterſtuͤzet und vermehret wird, dem
Eindrukke der bewegenden Kraft widerſtehet, daß ſie
weder leicht zerberſten, noch den hineingetriebenen Saft
allzuweit durchlaſſen, ob wir gleich wirklich zeigen, daß
derſelbe allerdings, und zwar ſehr ofte, wieder zuruͤk zu
treten pflege. Anton Nuck hat die Querfaſern gezeich-
net, wie ſie unter dem Vergroͤſſrungsglaſe zu ſehen ſind,
und vielleicht bedienet ſich die Natur derſelben, dieſe
Staͤrke damit zu wege zu bringen (c).
Der erſte, der bisher die natuͤrliche Beſchaffenheit
dieſer Klappen mit Verſuchen erlaͤutert hat, iſt Bar-
tholinus
(b)
(x)
Wilh. Cheſelden hat dieſes,
ſo er fuͤr einen Fehler hielt, dahin
gerechnet. Anat. of hum. body.
Ausg. 1726. L. III. c. 10.
(y) Damit ſtimmt der beruͤhmte
Ferrein uͤberein in Diſſ. an arter.
pulmonal. temp exſpirationis etc.
Fr. Gigot Iourn. des ſavans. 1742.
S. 43. wo ich nicht irre.
(z)
Jn einem beſondren Pro-
gramma.
(a) senac Traité du coeur. S.
252.
(c) Fig. 24. 25. die zwar zum
Bruſtkanale hingezeichnet worden.
(b) Siehe den beruͤhmten win-
tringham S. 227.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 310. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/366>, abgerufen am 24.11.2024.
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