Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759.

Bild:
<< vorherige Seite

Drittes Buch. Der Umlauf des Blutes.
Schwankungen haben vor mir bereits die berühmten
Männer, Marcellus Malpighius (a), dessen Versuche
man auch beim Bagliv (b) findet, Anton von Leeu-
wenhoek
(c), Anton von Heyde (d), und Hermann
Börhaave (e) wahrgenommen.

Ferner gibt es verschiedene Gründe, welche offenbar
zeigen, daß das Blut im Menschen rükwerts gehe, und
sich aus den kleinen Schlagadern wieder in die grosse, und
endlich nach dem Herzen zurükziehe. Denn so bald die
Kälte die Gliedmassen so zusammengezogen, daß sie weiß
werden und den Pulsschlag verlieren, so mus das zurük-
getriebene Blut seinen Weg nach dem Herzen genommen
haben, zumal da auch die Blutadern von eben der Ur-
sache mehr verstopfet worden, als die Schlagadern, auch
zugleich völlig verschwinden. Sonst mus aber auch bei
den Ohnmachten das Blut, so oft die Wangen blaß und
kalt werden, ingleichen auch in den Entzündungen die
plözlich verschwinden, und da auf die lebhafteste Röthe ei-
ne blasse Farbe folgt (f), nothwendig von den
kleinsten Schlagäderchen der Haut in die grössere Stäm-
me zurükgewichen seyn. Endlich hat der vortrefliche er-
ste Leibarzt (g) mit einem Versuche bestätiget, daß das
Blut von den Aesten der Schlagader, vermittelst einer
Wunde, in den Stamm der Schlagader sey zurükgezo-
gen worden.

Dieses
(a) [Spaltenumbruch] Posthum. S. 92.
(b) Oper. omn S. 679.
(c) Arcan. nat. detect. Ep. 65. S.
164. 165. 170. Epist. 67. S. 205.
206. Contin. Arcan. nat. Epist. 118.
S. 111. und anderswo.
(d) Centur. obs. n 85.
(e) De usu ratiocin. mechan. S.
34. Praelect. acad. T. II. S. 298.
und bei dem J. G. Haymann in
Comment. Tom. IV.
S. 484.
(f) [Spaltenumbruch] Diese rükgängige Bewegung
führen an Bernh. Siegfr. Albin
de vasis intestinor. I. B. senac du
coeur, Tom. I.
S. 174. F. boissier
de savvages de l'inflammation,
S.
248. Franc. qvesnay de la saignee,
Ausg. 1736. S. 208. Ausg. 1740.
S. 252. G. v. swieten Comment.
T. I.
S. 214.
(g) Lettres de morisson sur le
choix des saignees
S. 52.

Drittes Buch. Der Umlauf des Blutes.
Schwankungen haben vor mir bereits die beruͤhmten
Maͤnner, Marcellus Malpighius (a), deſſen Verſuche
man auch beim Bagliv (b) findet, Anton von Leeu-
wenhoek
(c), Anton von Heyde (d), und Hermann
Boͤrhaave (e) wahrgenommen.

Ferner gibt es verſchiedene Gruͤnde, welche offenbar
zeigen, daß das Blut im Menſchen ruͤkwerts gehe, und
ſich aus den kleinen Schlagadern wieder in die groſſe, und
endlich nach dem Herzen zuruͤkziehe. Denn ſo bald die
Kaͤlte die Gliedmaſſen ſo zuſammengezogen, daß ſie weiß
werden und den Pulsſchlag verlieren, ſo mus das zuruͤk-
getriebene Blut ſeinen Weg nach dem Herzen genommen
haben, zumal da auch die Blutadern von eben der Ur-
ſache mehr verſtopfet worden, als die Schlagadern, auch
zugleich voͤllig verſchwinden. Sonſt mus aber auch bei
den Ohnmachten das Blut, ſo oft die Wangen blaß und
kalt werden, ingleichen auch in den Entzuͤndungen die
ploͤzlich verſchwinden, und da auf die lebhafteſte Roͤthe ei-
ne blaſſe Farbe folgt (f), nothwendig von den
kleinſten Schlagaͤderchen der Haut in die groͤſſere Staͤm-
me zuruͤkgewichen ſeyn. Endlich hat der vortrefliche er-
ſte Leibarzt (g) mit einem Verſuche beſtaͤtiget, daß das
Blut von den Aeſten der Schlagader, vermittelſt einer
Wunde, in den Stamm der Schlagader ſey zuruͤkgezo-
gen worden.

Dieſes
(a) [Spaltenumbruch] Poſthum. S. 92.
(b) Oper. omn S. 679.
(c) Arcan. nat. detect. Ep. 65. S.
164. 165. 170. Epiſt. 67. S. 205.
206. Contin. Arcan. nat. Epiſt. 118.
S. 111. und anderswo.
(d) Centur. obſ. n 85.
(e) De uſu ratiocin. mechan. S.
34. Praelect. acad. T. II. S. 298.
und bei dem J. G. Haymann in
Comment. Tom. IV.
S. 484.
(f) [Spaltenumbruch] Dieſe ruͤkgaͤngige Bewegung
fuͤhren an Bernh. Siegfr. Albin
de vaſis inteſtinor. I. B. senac du
coeur, Tom. I.
S. 174. F. boissier
de savvages de l’inflammation,
S.
248. Franc. qvesnay de la ſaignée,
Ausg. 1736. S. 208. Ausg. 1740.
S. 252. G. v. swieten Comment.
T. I.
S. 214.
(g) Lettres de morisson ſur le
choix des ſaignées
S. 52.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0438" n="382"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Drittes Buch. Der Umlauf des Blutes.</hi></fw><lb/>
Schwankungen haben vor mir bereits die beru&#x0364;hmten<lb/>
Ma&#x0364;nner, Marcellus <hi rendition="#fr">Malpighius</hi> <note place="foot" n="(a)"><cb/><hi rendition="#aq">Po&#x017F;thum.</hi> S. 92.</note>, de&#x017F;&#x017F;en Ver&#x017F;uche<lb/>
man auch beim <hi rendition="#fr">Bagliv</hi> <note place="foot" n="(b)"><hi rendition="#aq">Oper. omn</hi> S. 679.</note> findet, Anton von <hi rendition="#fr">Leeu-<lb/>
wenhoek</hi> <note place="foot" n="(c)"><hi rendition="#aq">Arcan. nat. detect. Ep.</hi> 65. S.<lb/>
164. 165. 170. <hi rendition="#aq">Epi&#x017F;t.</hi> 67. S. 205.<lb/>
206. <hi rendition="#aq">Contin. Arcan. nat. Epi&#x017F;t.</hi> 118.<lb/>
S. 111. und anderswo.</note>, Anton von <hi rendition="#fr">Heyde</hi> <note place="foot" n="(d)"><hi rendition="#aq">Centur. ob&#x017F;. n</hi> 85.</note>, und Hermann<lb/><hi rendition="#fr">Bo&#x0364;rhaave</hi> <note place="foot" n="(e)"><hi rendition="#aq">De u&#x017F;u ratiocin. mechan.</hi> S.<lb/>
34. <hi rendition="#aq">Praelect. acad. T. II.</hi> S. 298.<lb/>
und bei dem J. G. <hi rendition="#fr">Haymann</hi> <hi rendition="#aq">in<lb/>
Comment. Tom. IV.</hi> S. 484.</note> wahrgenommen.</p><lb/>
            <p>Ferner gibt es ver&#x017F;chiedene Gru&#x0364;nde, welche offenbar<lb/>
zeigen, daß das Blut im Men&#x017F;chen ru&#x0364;kwerts gehe, und<lb/>
&#x017F;ich aus den kleinen Schlagadern wieder in die gro&#x017F;&#x017F;e, und<lb/>
endlich nach dem Herzen zuru&#x0364;kziehe. Denn &#x017F;o bald die<lb/>
Ka&#x0364;lte die Gliedma&#x017F;&#x017F;en &#x017F;o zu&#x017F;ammengezogen, daß &#x017F;ie weiß<lb/>
werden und den Puls&#x017F;chlag verlieren, &#x017F;o mus das zuru&#x0364;k-<lb/>
getriebene Blut &#x017F;einen Weg nach dem Herzen genommen<lb/>
haben, zumal da auch die Blutadern von eben der Ur-<lb/>
&#x017F;ache mehr ver&#x017F;topfet worden, als die Schlagadern, auch<lb/>
zugleich vo&#x0364;llig ver&#x017F;chwinden. Son&#x017F;t mus aber auch bei<lb/>
den Ohnmachten das Blut, &#x017F;o oft die Wangen blaß und<lb/>
kalt werden, ingleichen auch in den Entzu&#x0364;ndungen die<lb/>
plo&#x0364;zlich ver&#x017F;chwinden, und da auf die lebhafte&#x017F;te Ro&#x0364;the ei-<lb/>
ne bla&#x017F;&#x017F;e Farbe folgt <note place="foot" n="(f)"><cb/>
Die&#x017F;e ru&#x0364;kga&#x0364;ngige Bewegung<lb/>
fu&#x0364;hren an Bernh. Siegfr. <hi rendition="#fr">Albin</hi><lb/><hi rendition="#aq">de va&#x017F;is inte&#x017F;tinor. I. B. <hi rendition="#k">senac</hi> du<lb/>
coeur, Tom. I.</hi> S. 174. <hi rendition="#aq">F. <hi rendition="#k">boissier</hi><lb/>
de <hi rendition="#k">savvages</hi> de l&#x2019;inflammation,</hi> S.<lb/>
248. <hi rendition="#aq">Franc. <hi rendition="#k">qvesnay</hi> de la &#x017F;aignée,</hi><lb/>
Ausg. 1736. S. 208. Ausg. 1740.<lb/>
S. 252. G. v. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">swieten</hi> Comment.<lb/>
T. I.</hi> S. 214.</note>, nothwendig von den<lb/>
klein&#x017F;ten Schlaga&#x0364;derchen der Haut in die gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;ere Sta&#x0364;m-<lb/>
me zuru&#x0364;kgewichen &#x017F;eyn. Endlich hat der vortrefliche er-<lb/>
&#x017F;te Leibarzt <note place="foot" n="(g)"><hi rendition="#aq">Lettres de <hi rendition="#k">morisson</hi> &#x017F;ur le<lb/>
choix des &#x017F;aignées</hi> S. 52.</note> mit einem Ver&#x017F;uche be&#x017F;ta&#x0364;tiget, daß das<lb/>
Blut von den Ae&#x017F;ten der Schlagader, vermittel&#x017F;t einer<lb/>
Wunde, in den Stamm der Schlagader &#x017F;ey zuru&#x0364;kgezo-<lb/>
gen worden.</p><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">Die&#x017F;es</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[382/0438] Drittes Buch. Der Umlauf des Blutes. Schwankungen haben vor mir bereits die beruͤhmten Maͤnner, Marcellus Malpighius (a), deſſen Verſuche man auch beim Bagliv (b) findet, Anton von Leeu- wenhoek (c), Anton von Heyde (d), und Hermann Boͤrhaave (e) wahrgenommen. Ferner gibt es verſchiedene Gruͤnde, welche offenbar zeigen, daß das Blut im Menſchen ruͤkwerts gehe, und ſich aus den kleinen Schlagadern wieder in die groſſe, und endlich nach dem Herzen zuruͤkziehe. Denn ſo bald die Kaͤlte die Gliedmaſſen ſo zuſammengezogen, daß ſie weiß werden und den Pulsſchlag verlieren, ſo mus das zuruͤk- getriebene Blut ſeinen Weg nach dem Herzen genommen haben, zumal da auch die Blutadern von eben der Ur- ſache mehr verſtopfet worden, als die Schlagadern, auch zugleich voͤllig verſchwinden. Sonſt mus aber auch bei den Ohnmachten das Blut, ſo oft die Wangen blaß und kalt werden, ingleichen auch in den Entzuͤndungen die ploͤzlich verſchwinden, und da auf die lebhafteſte Roͤthe ei- ne blaſſe Farbe folgt (f), nothwendig von den kleinſten Schlagaͤderchen der Haut in die groͤſſere Staͤm- me zuruͤkgewichen ſeyn. Endlich hat der vortrefliche er- ſte Leibarzt (g) mit einem Verſuche beſtaͤtiget, daß das Blut von den Aeſten der Schlagader, vermittelſt einer Wunde, in den Stamm der Schlagader ſey zuruͤkgezo- gen worden. Dieſes (a) Poſthum. S. 92. (b) Oper. omn S. 679. (c) Arcan. nat. detect. Ep. 65. S. 164. 165. 170. Epiſt. 67. S. 205. 206. Contin. Arcan. nat. Epiſt. 118. S. 111. und anderswo. (d) Centur. obſ. n 85. (e) De uſu ratiocin. mechan. S. 34. Praelect. acad. T. II. S. 298. und bei dem J. G. Haymann in Comment. Tom. IV. S. 484. (f) Dieſe ruͤkgaͤngige Bewegung fuͤhren an Bernh. Siegfr. Albin de vaſis inteſtinor. I. B. senac du coeur, Tom. I. S. 174. F. boissier de savvages de l’inflammation, S. 248. Franc. qvesnay de la ſaignée, Ausg. 1736. S. 208. Ausg. 1740. S. 252. G. v. swieten Comment. T. I. S. 214. (g) Lettres de morisson ſur le choix des ſaignées S. 52.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/438
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 382. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/438>, abgerufen am 28.11.2024.