bungen ansehen soll, indem ich schon von selbst es anzeigen werde, so oft ich sie wirklich daraus hergenommen habe.
Bisweilen habe ich mich mit Fleis in eine historische Untersuchung, über die eigentlichen Erfinder, um deswillen eingelassen, damit das Gemüt des Lesers, wenn es durch das Nachden- ken bei denen Subtilitäten in etwas abgemat- tet worden, durch einen leichten Vortrag wie- der aufgemuntert werde.
Bei der Beschreibung derer Theile des thie- rischen Körpers habe ich mich etwas kürzer er- kläret, als wol einige derer Neuern zu thun pflegen. Denn die weitläuftige Beschreibung aller Kleinigkeiten verursachet gemeiniglich ei- nen unvermeidlichen Ekel, zumal da sie ausser- dem mehrenteils keinen sonderlichen Nuzzen haben. Hingegen werde ich andern bei dieser Arbeit zu weitläuftig vorkommen. Wer kan aber wol das rechte Maas bestimmen?
Jch habe eigentlich den menschlichen Kör- per beschrieben, mit dessen Zergliederung ich mich so viele Jahre beschäftiget, daß ich seinen Bau nicht blos zu sehen bekommen, sondern auch so oft, und unter einer solchen Menge von Versuchen in Augenschein genommen, daß ich mehrentheils habe anzeigen können, was daran beständig vorhanden, was zum öf- tern, und was sehr selten vorkömt. Jch habe die Gründe hinzugefüget, auch zugleich die
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Vorrede des Verfaſſers.
bungen anſehen ſoll, indem ich ſchon von ſelbſt es anzeigen werde, ſo oft ich ſie wirklich daraus hergenommen habe.
Bisweilen habe ich mich mit Fleis in eine hiſtoriſche Unterſuchung, uͤber die eigentlichen Erfinder, um deswillen eingelaſſen, damit das Gemuͤt des Leſers, wenn es durch das Nachden- ken bei denen Subtilitaͤten in etwas abgemat- tet worden, durch einen leichten Vortrag wie- der aufgemuntert werde.
Bei der Beſchreibung derer Theile des thie- riſchen Koͤrpers habe ich mich etwas kuͤrzer er- klaͤret, als wol einige derer Neuern zu thun pflegen. Denn die weitlaͤuftige Beſchreibung aller Kleinigkeiten verurſachet gemeiniglich ei- nen unvermeidlichen Ekel, zumal da ſie auſſer- dem mehrenteils keinen ſonderlichen Nuzzen haben. Hingegen werde ich andern bei dieſer Arbeit zu weitlaͤuftig vorkommen. Wer kan aber wol das rechte Maas beſtimmen?
Jch habe eigentlich den menſchlichen Koͤr- per beſchrieben, mit deſſen Zergliederung ich mich ſo viele Jahre beſchaͤftiget, daß ich ſeinen Bau nicht blos zu ſehen bekommen, ſondern auch ſo oft, und unter einer ſolchen Menge von Verſuchen in Augenſchein genommen, daß ich mehrentheils habe anzeigen koͤnnen, was daran beſtaͤndig vorhanden, was zum oͤf- tern, und was ſehr ſelten vorkoͤmt. Jch habe die Gruͤnde hinzugefuͤget, auch zugleich die
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[0045]
Vorrede des Verfaſſers.
bungen anſehen ſoll, indem ich ſchon von ſelbſt
es anzeigen werde, ſo oft ich ſie wirklich daraus
hergenommen habe.
Bisweilen habe ich mich mit Fleis in eine
hiſtoriſche Unterſuchung, uͤber die eigentlichen
Erfinder, um deswillen eingelaſſen, damit das
Gemuͤt des Leſers, wenn es durch das Nachden-
ken bei denen Subtilitaͤten in etwas abgemat-
tet worden, durch einen leichten Vortrag wie-
der aufgemuntert werde.
Bei der Beſchreibung derer Theile des thie-
riſchen Koͤrpers habe ich mich etwas kuͤrzer er-
klaͤret, als wol einige derer Neuern zu thun
pflegen. Denn die weitlaͤuftige Beſchreibung
aller Kleinigkeiten verurſachet gemeiniglich ei-
nen unvermeidlichen Ekel, zumal da ſie auſſer-
dem mehrenteils keinen ſonderlichen Nuzzen
haben. Hingegen werde ich andern bei dieſer
Arbeit zu weitlaͤuftig vorkommen. Wer kan
aber wol das rechte Maas beſtimmen?
Jch habe eigentlich den menſchlichen Koͤr-
per beſchrieben, mit deſſen Zergliederung ich
mich ſo viele Jahre beſchaͤftiget, daß ich ſeinen
Bau nicht blos zu ſehen bekommen, ſondern
auch ſo oft, und unter einer ſolchen Menge
von Verſuchen in Augenſchein genommen,
daß ich mehrentheils habe anzeigen koͤnnen,
was daran beſtaͤndig vorhanden, was zum oͤf-
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/45>, abgerufen am 21.11.2024.
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