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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759.

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Drittes Buch. Der Umlauf des Blutes.
weis allein, da er ganz deutlich und ungekünstelt ist,
einem der die Wahrheit liebt, völliges Gnüge geleistet
haben.

§. 4.
Aus den Wunden könnte ohnmöglich so viel
Blut fliessen, wofern dasselbe keinen
Umlauf hätte.

Die Menge Bluts, welches die Aorte von sich giebt,
ist auch hinlänglich, den Umlauf des Blutes noch auf eine
andre und so sonnenklare Weise zu bestätigen, daß auch
denen alten Aerzten die Stärke dieses Beweises (c) nicht
gänzlich unbekannt geblieben ist. Es ergiesset sich näm-
lich, wenn man eine Schlagader, und besonders eine
von den grossen eröfnet, das Blut so stark, daß der
ganze Körper und alle Blutadern blutlos werden, und
das Fleisch des Thieres erstlich blaß, und endlich ganz
weis wird, besonders wenn die Juden (d) einem Thiere
die Halsader zerschneiden. Nun hätte sich, nach der Hi-
pothese der Alten, dasjenige Blut ergiessen sollen, welches
das Herz innerhalb diesen wenigen Minuten in die zer-
schnittne Schlagader hineingetrieben, oder von der Leber,
nachdem es aus dem Speisesafte zubereitet worden, erst-
lich erhalten hatte. Es fliest nämlich in der grösten Ge-
schwindigkeit so viel Blut weg, daß nur ganz wenig (e),

und
(c) [Spaltenumbruch] Der Versuch stehet bei dem
Galenus, an sang. nat. in arter.
contineat. c.
4. und de utilit. pulsus.
c.
5.
(d) Die Juden bedienen sich ei-
nes sehr scharfen Messers, womit sie
die Schlagadern der Kehle zer-
schneiden, damit sie nicht, wider
das von Noa und Moses erhaltene
Verbot, mit dem Fleische zugleich
Blut essen möchten. 1. B. Mos.
C. 9. v. 4. 3 B. Mos. C. 17. v. 13. 14.
(e) [Spaltenumbruch] Von einem Pferd giengen
44 Pfunde Blut weg, und es be-
hielten die Blutadern noch beinahe
sechs Pfunde übrig. hales Haema-
stat.
S. 7. 8. Einem Hunde ent-
gieng alles Blut, nachdem man ihm
vier Pfunde abgezapfet hatte. B de
moox de instaur. med.
S. 50. Nach
einer tödlichen Wunde des Gekrö-
ses traf man weiter im übrigen
Körper kein Blut an. boerh.
Prax. I.
373.

Drittes Buch. Der Umlauf des Blutes.
weis allein, da er ganz deutlich und ungekuͤnſtelt iſt,
einem der die Wahrheit liebt, voͤlliges Gnuͤge geleiſtet
haben.

§. 4.
Aus den Wunden koͤnnte ohnmoͤglich ſo viel
Blut flieſſen, wofern daſſelbe keinen
Umlauf haͤtte.

Die Menge Bluts, welches die Aorte von ſich giebt,
iſt auch hinlaͤnglich, den Umlauf des Blutes noch auf eine
andre und ſo ſonnenklare Weiſe zu beſtaͤtigen, daß auch
denen alten Aerzten die Staͤrke dieſes Beweiſes (c) nicht
gaͤnzlich unbekannt geblieben iſt. Es ergieſſet ſich naͤm-
lich, wenn man eine Schlagader, und beſonders eine
von den groſſen eroͤfnet, das Blut ſo ſtark, daß der
ganze Koͤrper und alle Blutadern blutlos werden, und
das Fleiſch des Thieres erſtlich blaß, und endlich ganz
weis wird, beſonders wenn die Juden (d) einem Thiere
die Halsader zerſchneiden. Nun haͤtte ſich, nach der Hi-
potheſe der Alten, dasjenige Blut ergieſſen ſollen, welches
das Herz innerhalb dieſen wenigen Minuten in die zer-
ſchnittne Schlagader hineingetrieben, oder von der Leber,
nachdem es aus dem Speiſeſafte zubereitet worden, erſt-
lich erhalten hatte. Es flieſt naͤmlich in der groͤſten Ge-
ſchwindigkeit ſo viel Blut weg, daß nur ganz wenig (e),

und
(c) [Spaltenumbruch] Der Verſuch ſtehet bei dem
Galenus, an ſang. nat. in arter.
contineat. c.
4. und de utilit. pulſus.
c.
5.
(d) Die Juden bedienen ſich ei-
nes ſehr ſcharfen Meſſers, womit ſie
die Schlagadern der Kehle zer-
ſchneiden, damit ſie nicht, wider
das von Noa und Moſes erhaltene
Verbot, mit dem Fleiſche zugleich
Blut eſſen moͤchten. 1. B. Moſ.
C. 9. v. 4. 3 B. Moſ. C. 17. v. 13. 14.
(e) [Spaltenumbruch] Von einem Pferd giengen
44 Pfunde Blut weg, und es be-
hielten die Blutadern noch beinahe
ſechs Pfunde uͤbrig. hales Haema-
ſtat.
S. 7. 8. Einem Hunde ent-
gieng alles Blut, nachdem man ihm
vier Pfunde abgezapfet hatte. B de
moox de inſtaur. med.
S. 50. Nach
einer toͤdlichen Wunde des Gekroͤ-
ſes traf man weiter im uͤbrigen
Koͤrper kein Blut an. boerh.
Prax. I.
373.
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[420/0476] Drittes Buch. Der Umlauf des Blutes. weis allein, da er ganz deutlich und ungekuͤnſtelt iſt, einem der die Wahrheit liebt, voͤlliges Gnuͤge geleiſtet haben. §. 4. Aus den Wunden koͤnnte ohnmoͤglich ſo viel Blut flieſſen, wofern daſſelbe keinen Umlauf haͤtte. Die Menge Bluts, welches die Aorte von ſich giebt, iſt auch hinlaͤnglich, den Umlauf des Blutes noch auf eine andre und ſo ſonnenklare Weiſe zu beſtaͤtigen, daß auch denen alten Aerzten die Staͤrke dieſes Beweiſes (c) nicht gaͤnzlich unbekannt geblieben iſt. Es ergieſſet ſich naͤm- lich, wenn man eine Schlagader, und beſonders eine von den groſſen eroͤfnet, das Blut ſo ſtark, daß der ganze Koͤrper und alle Blutadern blutlos werden, und das Fleiſch des Thieres erſtlich blaß, und endlich ganz weis wird, beſonders wenn die Juden (d) einem Thiere die Halsader zerſchneiden. Nun haͤtte ſich, nach der Hi- potheſe der Alten, dasjenige Blut ergieſſen ſollen, welches das Herz innerhalb dieſen wenigen Minuten in die zer- ſchnittne Schlagader hineingetrieben, oder von der Leber, nachdem es aus dem Speiſeſafte zubereitet worden, erſt- lich erhalten hatte. Es flieſt naͤmlich in der groͤſten Ge- ſchwindigkeit ſo viel Blut weg, daß nur ganz wenig (e), und (c) Der Verſuch ſtehet bei dem Galenus, an ſang. nat. in arter. contineat. c. 4. und de utilit. pulſus. c. 5. (d) Die Juden bedienen ſich ei- nes ſehr ſcharfen Meſſers, womit ſie die Schlagadern der Kehle zer- ſchneiden, damit ſie nicht, wider das von Noa und Moſes erhaltene Verbot, mit dem Fleiſche zugleich Blut eſſen moͤchten. 1. B. Moſ. C. 9. v. 4. 3 B. Moſ. C. 17. v. 13. 14. (e) Von einem Pferd giengen 44 Pfunde Blut weg, und es be- hielten die Blutadern noch beinahe ſechs Pfunde uͤbrig. hales Haema- ſtat. S. 7. 8. Einem Hunde ent- gieng alles Blut, nachdem man ihm vier Pfunde abgezapfet hatte. B de moox de inſtaur. med. S. 50. Nach einer toͤdlichen Wunde des Gekroͤ- ſes traf man weiter im uͤbrigen Koͤrper kein Blut an. boerh. Prax. I. 373.

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 420. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/476>, abgerufen am 22.11.2024.