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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759.

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durch die Schlag-in die Blutadern.
tung im Wege, nach welcher das Blut von dem Herzen
herbeigeführet wird.

§. 7.
Daß sich das Geblüte aus einer einzigen Blut-
ader in alle Schlag- und Blutadern vertheile,
zeigen die Gifte, die man in die Blutadern
gebracht hat.

Dieses sind nun ohngefähr die Versuche, womit
Harvey seine gemachte neue Entdekkung vertheidigte
und bestätigte. Es sind aber andre für die neuern Zeiten
übrig geblieben, die diesem sonst berühmten Manne noch
unbekannt gewesen. Wir wollen diejenigen zuerst an-
führen, die von der chirurgischen Einsprizzung verschie-
dener flüßigen Dinge in die Adern (chirurgia infusoria)
hergenommen werden. Es werden nämlich in die geöf-
nete Blutader eines lebendigen Thieres Arzeneisäfte oder
Gifte gebracht. Wäre diese Galenische Theorie rich-
tig, so müste man sich billig versprechen können, daß
die Kräfte dieser Arzneien zugleich mit dem Blute bis in
die äussersten Aeste derjenigen Blutader gelangeten, wel-
che die Arzenei erhalten hat, und es würde solchemnach
ihre Wirksamkeit an demjenigen Gliede wahrzunehmen
seyn, nach welchen die vergiftete Blutader hinläuft. Al-
lein der Erfolg zeiget ganz etwas anderes. Es äussert
sich nämlich die Kraft dieser Arzeneien durch besondere
Wirkungen in dem Kopfe, dem Eingeweide, und am
ganzen Körper eines Thieres, wohin sonst Blut aus die-
ser Ader, nach der alten Theorie, keinesweges kommen
kann: welches wieder ein ganz offenbarer Beweis ist, daß
eben das Blut, mit dem wir die Arzeneien vermischt ha-
ben, aus vorgedachter Blutader in den ganzen Körper
des Thieres, und zwar zu allererst in die rechten Herzhö-
len übergegangen sey, indem an dem rechten Herzohre

und

durch die Schlag-in die Blutadern.
tung im Wege, nach welcher das Blut von dem Herzen
herbeigefuͤhret wird.

§. 7.
Daß ſich das Gebluͤte aus einer einzigen Blut-
ader in alle Schlag- und Blutadern vertheile,
zeigen die Gifte, die man in die Blutadern
gebracht hat.

Dieſes ſind nun ohngefaͤhr die Verſuche, womit
Harvey ſeine gemachte neue Entdekkung vertheidigte
und beſtaͤtigte. Es ſind aber andre fuͤr die neuern Zeiten
uͤbrig geblieben, die dieſem ſonſt beruͤhmten Manne noch
unbekannt geweſen. Wir wollen diejenigen zuerſt an-
fuͤhren, die von der chirurgiſchen Einſprizzung verſchie-
dener fluͤßigen Dinge in die Adern (chirurgia infuſoria)
hergenommen werden. Es werden naͤmlich in die geoͤf-
nete Blutader eines lebendigen Thieres Arzeneiſaͤfte oder
Gifte gebracht. Waͤre dieſe Galeniſche Theorie rich-
tig, ſo muͤſte man ſich billig verſprechen koͤnnen, daß
die Kraͤfte dieſer Arzneien zugleich mit dem Blute bis in
die aͤuſſerſten Aeſte derjenigen Blutader gelangeten, wel-
che die Arzenei erhalten hat, und es wuͤrde ſolchemnach
ihre Wirkſamkeit an demjenigen Gliede wahrzunehmen
ſeyn, nach welchen die vergiftete Blutader hinlaͤuft. Al-
lein der Erfolg zeiget ganz etwas anderes. Es aͤuſſert
ſich naͤmlich die Kraft dieſer Arzeneien durch beſondere
Wirkungen in dem Kopfe, dem Eingeweide, und am
ganzen Koͤrper eines Thieres, wohin ſonſt Blut aus die-
ſer Ader, nach der alten Theorie, keinesweges kommen
kann: welches wieder ein ganz offenbarer Beweis iſt, daß
eben das Blut, mit dem wir die Arzeneien vermiſcht ha-
ben, aus vorgedachter Blutader in den ganzen Koͤrper
des Thieres, und zwar zu allererſt in die rechten Herzhoͤ-
len uͤbergegangen ſey, indem an dem rechten Herzohre

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[427/0483] durch die Schlag-in die Blutadern. tung im Wege, nach welcher das Blut von dem Herzen herbeigefuͤhret wird. §. 7. Daß ſich das Gebluͤte aus einer einzigen Blut- ader in alle Schlag- und Blutadern vertheile, zeigen die Gifte, die man in die Blutadern gebracht hat. Dieſes ſind nun ohngefaͤhr die Verſuche, womit Harvey ſeine gemachte neue Entdekkung vertheidigte und beſtaͤtigte. Es ſind aber andre fuͤr die neuern Zeiten uͤbrig geblieben, die dieſem ſonſt beruͤhmten Manne noch unbekannt geweſen. Wir wollen diejenigen zuerſt an- fuͤhren, die von der chirurgiſchen Einſprizzung verſchie- dener fluͤßigen Dinge in die Adern (chirurgia infuſoria) hergenommen werden. Es werden naͤmlich in die geoͤf- nete Blutader eines lebendigen Thieres Arzeneiſaͤfte oder Gifte gebracht. Waͤre dieſe Galeniſche Theorie rich- tig, ſo muͤſte man ſich billig verſprechen koͤnnen, daß die Kraͤfte dieſer Arzneien zugleich mit dem Blute bis in die aͤuſſerſten Aeſte derjenigen Blutader gelangeten, wel- che die Arzenei erhalten hat, und es wuͤrde ſolchemnach ihre Wirkſamkeit an demjenigen Gliede wahrzunehmen ſeyn, nach welchen die vergiftete Blutader hinlaͤuft. Al- lein der Erfolg zeiget ganz etwas anderes. Es aͤuſſert ſich naͤmlich die Kraft dieſer Arzeneien durch beſondere Wirkungen in dem Kopfe, dem Eingeweide, und am ganzen Koͤrper eines Thieres, wohin ſonſt Blut aus die- ſer Ader, nach der alten Theorie, keinesweges kommen kann: welches wieder ein ganz offenbarer Beweis iſt, daß eben das Blut, mit dem wir die Arzeneien vermiſcht ha- ben, aus vorgedachter Blutader in den ganzen Koͤrper des Thieres, und zwar zu allererſt in die rechten Herzhoͤ- len uͤbergegangen ſey, indem an dem rechten Herzohre und

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 427. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/483>, abgerufen am 22.11.2024.