Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759.

Bild:
<< vorherige Seite

durch die Schlag-in die Blutadern.
fässe in eins fort weiter bewegte, und wie es gleichsam
mit umgekehrten Strome durch die Schlagadern in die
Blutadern zurüktrat; indessen hat er, wie es auch in sei-
nen Schriften an andern Orten mehr geschehen ist, weil
er in der lateinischen Schreibart nicht genug geübt war,
sich etwas undeutlich darüber ausgedrükket. Jn denen
nach seinem Tode herausgekommenen Werken (d) findet
man schon die Versuche deutlicher beschrieben, die er im
Jahr 1665 angestellet hatte, und die man mit den Wer-
ken des Baglivs von neuem auflegen lassen (e), ob man
gleich die Anastomosirungen der Schlagadern mit den
Blutadern nicht völlig so gezeichnet hat, wie dieselben
sonst an dem Gekröse der Frösche in die Augen zu fallen
pflegen.

§. 21.
Leeuwenhoeks Entdekkungen.

Endlich hat sich ein gewisser Bürger zu Delft, der
in der Kunst Gläser zu schleifen erfahren war, ob er
gleich von den medieinischen Wissenschaften übrigens nur
ganz seichte Begriffe erlanget hatte, nämlich Anton van
Leeuwenhoek, an diese Sache gemacht, und sie in
ihr völliges Licht gesezzet. Es wuste zwar derselbe im
Jahr 1680 (f) noch nicht, daß die Blutadern eigentlich
nur Fortsäzze von den Schlagadern wären, sondern ver-
meinte, es schlukten dieselben das Blut wieder in sich,
welches die Schlagadern ausgeschüttet hätten. Nach-
gehends sahe er, allem Vermuthen nach im Jahre 1688
(g), und zwar an einem Kaulpadden (gyrinus) zuerst, und
nachher an verschiednen Thieren die eine durchsichtige

Haut
(d) [Spaltenumbruch] Seite 91. 92.
(e) Opera omnia, S. 678. u.
folg.
(f) Epist. 59. S. 15.
(g) [Spaltenumbruch] Experim. et contempl. und
in Arcan. nat. detectis, Ep. 65. S.
158. u. f.
F f

durch die Schlag-in die Blutadern.
faͤſſe in eins fort weiter bewegte, und wie es gleichſam
mit umgekehrten Strome durch die Schlagadern in die
Blutadern zuruͤktrat; indeſſen hat er, wie es auch in ſei-
nen Schriften an andern Orten mehr geſchehen iſt, weil
er in der lateiniſchen Schreibart nicht genug geuͤbt war,
ſich etwas undeutlich daruͤber ausgedruͤkket. Jn denen
nach ſeinem Tode herausgekommenen Werken (d) findet
man ſchon die Verſuche deutlicher beſchrieben, die er im
Jahr 1665 angeſtellet hatte, und die man mit den Wer-
ken des Baglivs von neuem auflegen laſſen (e), ob man
gleich die Anaſtomoſirungen der Schlagadern mit den
Blutadern nicht voͤllig ſo gezeichnet hat, wie dieſelben
ſonſt an dem Gekroͤſe der Froͤſche in die Augen zu fallen
pflegen.

§. 21.
Leeuwenhoeks Entdekkungen.

Endlich hat ſich ein gewiſſer Buͤrger zu Delft, der
in der Kunſt Glaͤſer zu ſchleifen erfahren war, ob er
gleich von den medieiniſchen Wiſſenſchaften uͤbrigens nur
ganz ſeichte Begriffe erlanget hatte, naͤmlich Anton van
Leeuwenhoek, an dieſe Sache gemacht, und ſie in
ihr voͤlliges Licht geſezzet. Es wuſte zwar derſelbe im
Jahr 1680 (f) noch nicht, daß die Blutadern eigentlich
nur Fortſaͤzze von den Schlagadern waͤren, ſondern ver-
meinte, es ſchlukten dieſelben das Blut wieder in ſich,
welches die Schlagadern ausgeſchuͤttet haͤtten. Nach-
gehends ſahe er, allem Vermuthen nach im Jahre 1688
(g), und zwar an einem Kaulpadden (gyrinus) zuerſt, und
nachher an verſchiednen Thieren die eine durchſichtige

Haut
(d) [Spaltenumbruch] Seite 91. 92.
(e) Opera omnia, S. 678. u.
folg.
(f) Epiſt. 59. S. 15.
(g) [Spaltenumbruch] Experim. et contempl. und
in Arcan. nat. detectis, Ep. 65. S.
158. u. f.
F f
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0505" n="449"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">durch die Schlag-in die Blutadern.</hi></fw><lb/>
fa&#x0364;&#x017F;&#x017F;e in eins fort weiter bewegte, und wie es gleich&#x017F;am<lb/>
mit umgekehrten Strome durch die Schlagadern in die<lb/>
Blutadern zuru&#x0364;ktrat; inde&#x017F;&#x017F;en hat er, wie es auch in &#x017F;ei-<lb/>
nen Schriften an andern Orten mehr ge&#x017F;chehen i&#x017F;t, weil<lb/>
er in der lateini&#x017F;chen Schreibart nicht genug geu&#x0364;bt war,<lb/>
&#x017F;ich etwas undeutlich daru&#x0364;ber ausgedru&#x0364;kket. Jn denen<lb/>
nach &#x017F;einem Tode herausgekommenen Werken <note place="foot" n="(d)"><cb/>
Seite 91. 92.</note> findet<lb/>
man &#x017F;chon die Ver&#x017F;uche deutlicher be&#x017F;chrieben, die er im<lb/>
Jahr 1665 ange&#x017F;tellet hatte, und die man mit den Wer-<lb/>
ken des <hi rendition="#fr">Baglivs</hi> von neuem auflegen la&#x017F;&#x017F;en <note place="foot" n="(e)"><hi rendition="#aq">Opera omnia,</hi> S. 678. u.<lb/>
folg.</note>, ob man<lb/>
gleich die Ana&#x017F;tomo&#x017F;irungen der Schlagadern mit den<lb/>
Blutadern nicht vo&#x0364;llig &#x017F;o gezeichnet hat, wie die&#x017F;elben<lb/>
&#x017F;on&#x017F;t an dem Gekro&#x0364;&#x017F;e der Fro&#x0364;&#x017F;che in die Augen zu fallen<lb/>
pflegen.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 21.<lb/>
Leeuwenhoeks Entdekkungen.</head><lb/>
            <p>Endlich hat &#x017F;ich ein gewi&#x017F;&#x017F;er Bu&#x0364;rger zu Delft, der<lb/>
in der Kun&#x017F;t Gla&#x0364;&#x017F;er zu &#x017F;chleifen erfahren war, ob er<lb/>
gleich von den medieini&#x017F;chen Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaften u&#x0364;brigens nur<lb/>
ganz &#x017F;eichte Begriffe erlanget hatte, na&#x0364;mlich Anton van<lb/><hi rendition="#fr">Leeuwenhoek,</hi> an die&#x017F;e Sache gemacht, und &#x017F;ie in<lb/>
ihr vo&#x0364;lliges Licht ge&#x017F;ezzet. Es wu&#x017F;te zwar der&#x017F;elbe im<lb/>
Jahr 1680 <note place="foot" n="(f)"><hi rendition="#aq">Epi&#x017F;t.</hi> 59. S. 15.</note> noch nicht, daß die Blutadern eigentlich<lb/>
nur Fort&#x017F;a&#x0364;zze von den Schlagadern wa&#x0364;ren, &#x017F;ondern ver-<lb/>
meinte, es &#x017F;chlukten die&#x017F;elben das Blut wieder in &#x017F;ich,<lb/>
welches die Schlagadern ausge&#x017F;chu&#x0364;ttet ha&#x0364;tten. Nach-<lb/>
gehends &#x017F;ahe er, allem Vermuthen nach im Jahre 1688<lb/><note place="foot" n="(g)"><cb/><hi rendition="#aq">Experim. et contempl.</hi> und<lb/>
in <hi rendition="#aq">Arcan. nat. detectis, Ep.</hi> 65. S.<lb/>
158. u. f.</note>, und zwar an einem Kaulpadden (<hi rendition="#aq">gyrinus</hi>) zuer&#x017F;t, und<lb/>
nachher an ver&#x017F;chiednen Thieren die eine durch&#x017F;ichtige<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">F f</fw><fw place="bottom" type="catch">Haut</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[449/0505] durch die Schlag-in die Blutadern. faͤſſe in eins fort weiter bewegte, und wie es gleichſam mit umgekehrten Strome durch die Schlagadern in die Blutadern zuruͤktrat; indeſſen hat er, wie es auch in ſei- nen Schriften an andern Orten mehr geſchehen iſt, weil er in der lateiniſchen Schreibart nicht genug geuͤbt war, ſich etwas undeutlich daruͤber ausgedruͤkket. Jn denen nach ſeinem Tode herausgekommenen Werken (d) findet man ſchon die Verſuche deutlicher beſchrieben, die er im Jahr 1665 angeſtellet hatte, und die man mit den Wer- ken des Baglivs von neuem auflegen laſſen (e), ob man gleich die Anaſtomoſirungen der Schlagadern mit den Blutadern nicht voͤllig ſo gezeichnet hat, wie dieſelben ſonſt an dem Gekroͤſe der Froͤſche in die Augen zu fallen pflegen. §. 21. Leeuwenhoeks Entdekkungen. Endlich hat ſich ein gewiſſer Buͤrger zu Delft, der in der Kunſt Glaͤſer zu ſchleifen erfahren war, ob er gleich von den medieiniſchen Wiſſenſchaften uͤbrigens nur ganz ſeichte Begriffe erlanget hatte, naͤmlich Anton van Leeuwenhoek, an dieſe Sache gemacht, und ſie in ihr voͤlliges Licht geſezzet. Es wuſte zwar derſelbe im Jahr 1680 (f) noch nicht, daß die Blutadern eigentlich nur Fortſaͤzze von den Schlagadern waͤren, ſondern ver- meinte, es ſchlukten dieſelben das Blut wieder in ſich, welches die Schlagadern ausgeſchuͤttet haͤtten. Nach- gehends ſahe er, allem Vermuthen nach im Jahre 1688 (g), und zwar an einem Kaulpadden (gyrinus) zuerſt, und nachher an verſchiednen Thieren die eine durchſichtige Haut (d) Seite 91. 92. (e) Opera omnia, S. 678. u. folg. (f) Epiſt. 59. S. 15. (g) Experim. et contempl. und in Arcan. nat. detectis, Ep. 65. S. 158. u. f. F f

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/505
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 449. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/505>, abgerufen am 22.11.2024.