wieder von der Aorte weg und gegen das Brustbein zu. Schlafen wir endlich auf der rechten Seite, so sinket das ganze Herz gegen die Ribben dieser Seite und gegen die Lunge herab, indem es die linke Lunge frei läst; und so umgekehrt, wenn wir auf der linken Seite liegen. Es kann aber auch die Spizze des Herzens von dem ausge- dehnten Magen in die Höhe getrieben werden, da sich in- dessen der Grund desselben herabwärts begiebt: hingegen kann das ganze Herz völlig in die Höhe geschoben wer- den, wenn die Gebärmutter einer schwangern, oder eine andre Ursache, die den Unterleib nach allen Gegenden ausdehnt, das Zwerchfell in die Höhe hebt. Es sinkt das Herz, wenn man den Wassersüchtigen das Wasser auf einmal abzapft, nach dem Unterleibe herab, machet mit seinen Gefässen ganz andre Winkel, und ziehet die Aorte mit sich hinunter. Wir wollen an einem andern Ort zeigen, was man aus diesen Wahrnehmungen vor Folgerungssäzze herleiten könne.
§. 4. Die fehlerhafte Herzlage.
Die verkehrte Lage des Herzens, da es mit seiner Spizze gegen die rechte Brusthöle, mit dem Grunde nach der linken Seite sich hinwendet, und zugleich alle Gefäs- se und die Eingeweide des Unterleibes von der rechten Hand gegen die linke hin treibet, kommt schon seltener vor, und verdienet allerdings einige genauere Untersu- chung. Jch habe von dieser monströsen und aus Mut- terleibe mitgebrachten Bauart (e) einige Exempel gefun-
den,
(e)[Spaltenumbruch]Mentelius in seinen mit Pecquets Dissert. im Jahr 1654. herausgegebnen Schriften, S. 146. Friedr. Hoffmann, der Vater des noch mehr berühmten Friedr. Hoff- manns, in seiner [fremdsprachliches Material - 1 Wort fehlt] [fremdsprachliches Material - 1 Wort fehlt]admiranda historia. Ferner [Spaltenumbruch]
der berühmte MöllenbrökEph. Nat. Cur. Dec. I. ann. II. obs. 76. Joh. Mery beimduHamelHist. acad. reg. scient. L. III. c. 2. der berühmte DaubentonDescr. du cabinet du Roi T. III. S. 204.
Viertes Buch. Das Herz.
wieder von der Aorte weg und gegen das Bruſtbein zu. Schlafen wir endlich auf der rechten Seite, ſo ſinket das ganze Herz gegen die Ribben dieſer Seite und gegen die Lunge herab, indem es die linke Lunge frei laͤſt; und ſo umgekehrt, wenn wir auf der linken Seite liegen. Es kann aber auch die Spizze des Herzens von dem ausge- dehnten Magen in die Hoͤhe getrieben werden, da ſich in- deſſen der Grund deſſelben herabwaͤrts begiebt: hingegen kann das ganze Herz voͤllig in die Hoͤhe geſchoben wer- den, wenn die Gebaͤrmutter einer ſchwangern, oder eine andre Urſache, die den Unterleib nach allen Gegenden ausdehnt, das Zwerchfell in die Hoͤhe hebt. Es ſinkt das Herz, wenn man den Waſſerſuͤchtigen das Waſſer auf einmal abzapft, nach dem Unterleibe herab, machet mit ſeinen Gefaͤſſen ganz andre Winkel, und ziehet die Aorte mit ſich hinunter. Wir wollen an einem andern Ort zeigen, was man aus dieſen Wahrnehmungen vor Folgerungsſaͤzze herleiten koͤnne.
§. 4. Die fehlerhafte Herzlage.
Die verkehrte Lage des Herzens, da es mit ſeiner Spizze gegen die rechte Bruſthoͤle, mit dem Grunde nach der linken Seite ſich hinwendet, und zugleich alle Gefaͤſ- ſe und die Eingeweide des Unterleibes von der rechten Hand gegen die linke hin treibet, kommt ſchon ſeltener vor, und verdienet allerdings einige genauere Unterſu- chung. Jch habe von dieſer monſtroͤſen und aus Mut- terleibe mitgebrachten Bauart (e) einige Exempel gefun-
den,
(e)[Spaltenumbruch]Mentelius in ſeinen mit Pecquets Diſſert. im Jahr 1654. herausgegebnen Schriften, S. 146. Friedr. Hoffmann, der Vater des noch mehr beruͤhmten Friedr. Hoff- manns, in ſeiner [fremdsprachliches Material – 1 Wort fehlt] [fremdsprachliches Material – 1 Wort fehlt]admiranda hiſtoria. Ferner [Spaltenumbruch]
der beruͤhmte MöllenbrökEph. Nat. Cur. Dec. I. ann. II. obſ. 76. Joh. Mery beimduHamelHiſt. acad. reg. ſcient. L. III. c. 2. der beruͤhmte DaubentonDeſcr. du cabinet du Roi T. III. S. 204.
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Viertes Buch. Das Herz.
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Schlafen wir endlich auf der rechten Seite, ſo ſinket
das ganze Herz gegen die Ribben dieſer Seite und gegen
die Lunge herab, indem es die linke Lunge frei laͤſt; und
ſo umgekehrt, wenn wir auf der linken Seite liegen. Es
kann aber auch die Spizze des Herzens von dem ausge-
dehnten Magen in die Hoͤhe getrieben werden, da ſich in-
deſſen der Grund deſſelben herabwaͤrts begiebt: hingegen
kann das ganze Herz voͤllig in die Hoͤhe geſchoben wer-
den, wenn die Gebaͤrmutter einer ſchwangern, oder eine
andre Urſache, die den Unterleib nach allen Gegenden
ausdehnt, das Zwerchfell in die Hoͤhe hebt. Es ſinkt
das Herz, wenn man den Waſſerſuͤchtigen das Waſſer
auf einmal abzapft, nach dem Unterleibe herab, machet
mit ſeinen Gefaͤſſen ganz andre Winkel, und ziehet die
Aorte mit ſich hinunter. Wir wollen an einem andern
Ort zeigen, was man aus dieſen Wahrnehmungen vor
Folgerungsſaͤzze herleiten koͤnne.
§. 4.
Die fehlerhafte Herzlage.
Die verkehrte Lage des Herzens, da es mit ſeiner
Spizze gegen die rechte Bruſthoͤle, mit dem Grunde nach
der linken Seite ſich hinwendet, und zugleich alle Gefaͤſ-
ſe und die Eingeweide des Unterleibes von der rechten
Hand gegen die linke hin treibet, kommt ſchon ſeltener
vor, und verdienet allerdings einige genauere Unterſu-
chung. Jch habe von dieſer monſtroͤſen und aus Mut-
terleibe mitgebrachten Bauart (e) einige Exempel gefun-
den,
(e)
Mentelius in ſeinen mit
Pecquets Diſſert. im Jahr 1654.
herausgegebnen Schriften, S. 146.
Friedr. Hoffmann, der Vater des
noch mehr beruͤhmten Friedr. Hoff-
manns, in ſeiner _
_admiranda hiſtoria. Ferner
der beruͤhmte Möllenbrök Eph.
Nat. Cur. Dec. I. ann. II. obſ. 76.
Joh. Mery beim du Hamel Hiſt.
acad. reg. ſcient. L. III. c. 2. der
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 578. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/634>, abgerufen am 22.11.2024.
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