Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759.

Bild:
<< vorherige Seite

Viertes Buch. Das Herz.
befindet sich hinter dem Herzen und auf dessen rechter
Seite.

Da nun gewisse Schriftsteller denen Fischen auch zwei
Herz-Ohren beilegen, so mögen wohl, allem Ansehen
nach, einige berühmte Männer den harten und dikken
Aortenknoten für ein Ohr angesehen haben (i), wes-
wegen sie ihm denn auch den Beinamen des schlagader-
haften
Herz-Ohres gegeben haben; es ist auch hier-
nächst zu vermuthen, daß andere das Blutaderbehältnis,
welches sich in das Herz öfnet, für ein wirkliches Herz-
Ohr mögen gehalten haben. Den vorgedachten Aorten-
knoten an den Fischen hat Caesalpinus (k) schon läng-
stens für eine dritte Herzkammer angenommen.

Jch habe aber auch in den vierfüssigen Thieren, wel-
che Eier legen, und die sonsten die mittlere Classe zwi-
schen den Fischen und Vögeln ausmachen, z. E. in der
gemeinen und in der andern schönern grünen Eidechse, im
Frosche und der Kröte, nur ein Ohr angetroffen; in wel-
chen allen daher die aus den Blutadern zurükkommende
Blutmasse das ganze Ohr auf einmal anfüllet, und dasselbe
auch mit einmal wieder leer stehen lässet, sobald es in die
Kammer herübergeht. Andere bezeugen eben das von
der Schildkröte (l), dem Crocodile (m), der Europäi-
schen Natter (n), und der grossen Klapperschlange (o).

Man
(i) [Spaltenumbruch] Wie der berühmte per-
ravlt
Essays de physique, T. III.

S. 260. T. XII. f. 3. gering und
leevwenhoeck an angef. Ort.
(k) Quaest. peripat. S. 119. a.
119. b.
(l) blasivs Miscellan. anat. S.
372. collins am angef. Ort, S. 773
Oli[unleserliches Material] iacobaevs de ranis, S. 105.
Unddennoch nennt er es zweithei-
sig.
(m) [Spaltenumbruch] Hiervon ist ein würdiger
Zeuge Olaus borrichivs, in her-
met. sapient. Aegypt.
S. 276.
(n) Franc. redi degli insetti,
S. 73. nennet es halbzweibentlig.
charas T. III. Anat. viperae, denn
es ist eine von beiden Kammern in
der That ein Herz-Ohr. Albert.
seba Thesaur. T. 109. f.
9. nennet
es auch halbgedoppelt.
(o) tyson Phil. Trans. n. 144.

Viertes Buch. Das Herz.
befindet ſich hinter dem Herzen und auf deſſen rechter
Seite.

Da nun gewiſſe Schriftſteller denen Fiſchen auch zwei
Herz-Ohren beilegen, ſo moͤgen wohl, allem Anſehen
nach, einige beruͤhmte Maͤnner den harten und dikken
Aortenknoten fuͤr ein Ohr angeſehen haben (i), wes-
wegen ſie ihm denn auch den Beinamen des ſchlagader-
haften
Herz-Ohres gegeben haben; es iſt auch hier-
naͤchſt zu vermuthen, daß andere das Blutaderbehaͤltnis,
welches ſich in das Herz oͤfnet, fuͤr ein wirkliches Herz-
Ohr moͤgen gehalten haben. Den vorgedachten Aorten-
knoten an den Fiſchen hat Caeſalpinus (k) ſchon laͤng-
ſtens fuͤr eine dritte Herzkammer angenommen.

Jch habe aber auch in den vierfuͤſſigen Thieren, wel-
che Eier legen, und die ſonſten die mittlere Claſſe zwi-
ſchen den Fiſchen und Voͤgeln ausmachen, z. E. in der
gemeinen und in der andern ſchoͤnern gruͤnen Eidechſe, im
Froſche und der Kroͤte, nur ein Ohr angetroffen; in wel-
chen allen daher die aus den Blutadern zuruͤkkommende
Blutmaſſe das ganze Ohr auf einmal anfuͤllet, und daſſelbe
auch mit einmal wieder leer ſtehen laͤſſet, ſobald es in die
Kammer heruͤbergeht. Andere bezeugen eben das von
der Schildkroͤte (l), dem Crocodile (m), der Europaͤi-
ſchen Natter (n), und der groſſen Klapperſchlange (o).

Man
(i) [Spaltenumbruch] Wie der beruͤhmte per-
ravlt
Eſſays de phyſique, T. III.

S. 260. T. XII. f. 3. gering und
leevwenhoeck an angef. Ort.
(k) Quaeſt. peripat. S. 119. a.
119. b.
(l) blasivs Miſcellan. anat. S.
372. collins am angef. Ort, S. 773
Oli[unleserliches Material] iacobaevs de ranis, S. 105.
Unddennoch nennt er es zweithei-
ſig.
(m) [Spaltenumbruch] Hiervon iſt ein wuͤrdiger
Zeuge Olaus borrichivs, in her-
met. ſapient. Aegypt.
S. 276.
(n) Franc. redi degli inſetti,
S. 73. nennet es halbzweibentlig.
charas T. III. Anat. viperae, denn
es iſt eine von beiden Kammern in
der That ein Herz-Ohr. Albert.
seba Theſaur. T. 109. f.
9. nennet
es auch halbgedoppelt.
(o) tyson Phil. Trans. n. 144.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0640" n="584"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Viertes Buch. Das Herz.</hi></fw><lb/>
befindet &#x017F;ich hinter dem Herzen und auf de&#x017F;&#x017F;en rechter<lb/>
Seite.</p><lb/>
            <p>Da nun gewi&#x017F;&#x017F;e Schrift&#x017F;teller denen Fi&#x017F;chen auch zwei<lb/>
Herz-Ohren beilegen, &#x017F;o mo&#x0364;gen wohl, allem An&#x017F;ehen<lb/>
nach, einige beru&#x0364;hmte Ma&#x0364;nner den harten und dikken<lb/>
Aortenknoten fu&#x0364;r ein <hi rendition="#fr">Ohr</hi> ange&#x017F;ehen haben <note place="foot" n="(i)"><cb/>
Wie der beru&#x0364;hmte <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">per-<lb/>
ravlt</hi> E&#x017F;&#x017F;ays de phy&#x017F;ique, T. III.</hi><lb/>
S. 260. <hi rendition="#aq">T. XII. f. 3. <hi rendition="#k">gering</hi></hi> und<lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">leevwenhoeck</hi></hi> an angef. Ort.</note>, wes-<lb/>
wegen &#x017F;ie ihm denn auch den Beinamen des <hi rendition="#fr">&#x017F;chlagader-<lb/>
haften</hi> Herz-Ohres gegeben haben; es i&#x017F;t auch hier-<lb/>
na&#x0364;ch&#x017F;t zu vermuthen, daß andere das Blutaderbeha&#x0364;ltnis,<lb/>
welches &#x017F;ich in das Herz o&#x0364;fnet, fu&#x0364;r ein wirkliches Herz-<lb/>
Ohr mo&#x0364;gen gehalten haben. Den vorgedachten Aorten-<lb/>
knoten an den Fi&#x017F;chen hat <hi rendition="#fr">Cae&#x017F;alpinus</hi> <note place="foot" n="(k)"><hi rendition="#aq">Quae&#x017F;t. peripat.</hi> S. 119. <hi rendition="#aq">a.<lb/>
119. b.</hi></note> &#x017F;chon la&#x0364;ng-<lb/>
&#x017F;tens fu&#x0364;r eine dritte Herzkammer angenommen.</p><lb/>
            <p>Jch habe aber auch in den vierfu&#x0364;&#x017F;&#x017F;igen Thieren, wel-<lb/>
che Eier legen, und die &#x017F;on&#x017F;ten die mittlere Cla&#x017F;&#x017F;e zwi-<lb/>
&#x017F;chen den Fi&#x017F;chen und Vo&#x0364;geln ausmachen, z. E. in der<lb/>
gemeinen und in der andern &#x017F;cho&#x0364;nern gru&#x0364;nen Eidech&#x017F;e, im<lb/>
Fro&#x017F;che und der Kro&#x0364;te, nur ein Ohr angetroffen; in wel-<lb/>
chen allen daher die aus den Blutadern zuru&#x0364;kkommende<lb/>
Blutma&#x017F;&#x017F;e das ganze Ohr auf einmal anfu&#x0364;llet, und da&#x017F;&#x017F;elbe<lb/>
auch mit einmal wieder leer &#x017F;tehen la&#x0364;&#x017F;&#x017F;et, &#x017F;obald es in die<lb/>
Kammer heru&#x0364;bergeht. Andere bezeugen eben das von<lb/>
der Schildkro&#x0364;te <note place="foot" n="(l)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">blasivs</hi> Mi&#x017F;cellan. anat.</hi> S.<lb/>
372. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">collins</hi></hi> am angef. Ort, S. 773<lb/><hi rendition="#aq">Oli<gap reason="illegible"/> <hi rendition="#k">iacobaevs</hi> de ranis,</hi> S. 105.<lb/>
Unddennoch nennt er es zweithei-<lb/>
&#x017F;ig.</note>, dem Crocodile <note place="foot" n="(m)"><cb/>
Hiervon i&#x017F;t ein wu&#x0364;rdiger<lb/>
Zeuge <hi rendition="#aq">Olaus <hi rendition="#k">borrichivs,</hi> in her-<lb/>
met. &#x017F;apient. Aegypt.</hi> S. 276.</note>, der Europa&#x0364;i-<lb/>
&#x017F;chen Natter <note place="foot" n="(n)"><hi rendition="#aq">Franc. <hi rendition="#k">redi</hi> degli in&#x017F;etti,</hi><lb/>
S. 73. nennet es halbzweibentlig.<lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">charas</hi> T. III. Anat. viperae,</hi> denn<lb/>
es i&#x017F;t eine von beiden Kammern in<lb/>
der That ein Herz-Ohr. <hi rendition="#aq">Albert.<lb/><hi rendition="#k">seba</hi> The&#x017F;aur. T. 109. f.</hi> 9. nennet<lb/>
es auch halbgedoppelt.</note>, und der gro&#x017F;&#x017F;en Klapper&#x017F;chlange <note place="foot" n="(o)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">tyson</hi> Phil. Trans. n.</hi> 144.</note>.</p><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">Man</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[584/0640] Viertes Buch. Das Herz. befindet ſich hinter dem Herzen und auf deſſen rechter Seite. Da nun gewiſſe Schriftſteller denen Fiſchen auch zwei Herz-Ohren beilegen, ſo moͤgen wohl, allem Anſehen nach, einige beruͤhmte Maͤnner den harten und dikken Aortenknoten fuͤr ein Ohr angeſehen haben (i), wes- wegen ſie ihm denn auch den Beinamen des ſchlagader- haften Herz-Ohres gegeben haben; es iſt auch hier- naͤchſt zu vermuthen, daß andere das Blutaderbehaͤltnis, welches ſich in das Herz oͤfnet, fuͤr ein wirkliches Herz- Ohr moͤgen gehalten haben. Den vorgedachten Aorten- knoten an den Fiſchen hat Caeſalpinus (k) ſchon laͤng- ſtens fuͤr eine dritte Herzkammer angenommen. Jch habe aber auch in den vierfuͤſſigen Thieren, wel- che Eier legen, und die ſonſten die mittlere Claſſe zwi- ſchen den Fiſchen und Voͤgeln ausmachen, z. E. in der gemeinen und in der andern ſchoͤnern gruͤnen Eidechſe, im Froſche und der Kroͤte, nur ein Ohr angetroffen; in wel- chen allen daher die aus den Blutadern zuruͤkkommende Blutmaſſe das ganze Ohr auf einmal anfuͤllet, und daſſelbe auch mit einmal wieder leer ſtehen laͤſſet, ſobald es in die Kammer heruͤbergeht. Andere bezeugen eben das von der Schildkroͤte (l), dem Crocodile (m), der Europaͤi- ſchen Natter (n), und der groſſen Klapperſchlange (o). Man (i) Wie der beruͤhmte per- ravlt Eſſays de phyſique, T. III. S. 260. T. XII. f. 3. gering und leevwenhoeck an angef. Ort. (k) Quaeſt. peripat. S. 119. a. 119. b. (l) blasivs Miſcellan. anat. S. 372. collins am angef. Ort, S. 773 Oli_ iacobaevs de ranis, S. 105. Unddennoch nennt er es zweithei- ſig. (m) Hiervon iſt ein wuͤrdiger Zeuge Olaus borrichivs, in her- met. ſapient. Aegypt. S. 276. (n) Franc. redi degli inſetti, S. 73. nennet es halbzweibentlig. charas T. III. Anat. viperae, denn es iſt eine von beiden Kammern in der That ein Herz-Ohr. Albert. seba Theſaur. T. 109. f. 9. nennet es auch halbgedoppelt. (o) tyson Phil. Trans. n. 144.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/640
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 584. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/640>, abgerufen am 22.11.2024.