Benignus Winslow(f) nenneten ihn die Spizze die- ses Herz-Ohres.
Die vordre und rechte Endigung des rechten Herz- Ohres, pfleget nach vorne zu, wo dasselbe an der Kam- mer anhängt, etwas hervorzuragen; rechter Hand aber und zugleich rükwärts ziehet sie sich gegen die Holadern hin, und an diese hat sie die Natur dergestalt fest ver- bunden, daß man bisweilen zwar den obern und untern von diesen Blutaderstämmen unterscheiden, an der mitt- lern Höhe aber dasjenige, was eigentlich zu den Blut- adern, und was dagegen zu dem Herz-Ohre gehört, sehr schwer von einander trennen kann. Daher ist es nun gekommen, daß verschiedene berühmte Männer schon vor langer Zeit auf verschiedene Meinungen hierüber gera- then sind, indem einige behauptet, daß die untere Hol- ader mit der obern in einem Stükke fortgienge, und da- gegen andre geläugnet haben, daß sich beide Blutadern mit einander vereinigten. Winslow macht nur eine und in eins fortgehende Ader daraus (g), der vortrefli- che Walther(h) und J. B. Senac hingegen sezzen de- ren zwone, weil sich zwischen beiden eine Partikel befän- de, deren Fasern eine andere Richtung zeigten, als man in den übrigen Theile der Blutadern wahrnähme. Mir hat es geschienen, als ob sich sowol vor- als hinterwerts eine Partikel daran befände, welche weder vergitterte, noch erhabne Fasern hätte, wovon man ganz zuversicht- lich, und ohne sich eines Jrrthums zu befürchten, be- haupten könne, daß vermittelst derselben beide Blut- adern mit einander vereiniget würden.
(i)
Die
(f)[Spaltenumbruch]
Am angef. Ort. n. 66.
(g)Traite des veines n. 9.
(h)De fabrica cordis auricular. S. 11. Er gestehet aber doch, daß [Spaltenumbruch]
sie auf ein Viertheil lang mit ein- ander verbunden sind.
(i) Am angeführten Ort, S. 215.
Die Herzohren.
Benignus Winslow(f) nenneten ihn die Spizze die- ſes Herz-Ohres.
Die vordre und rechte Endigung des rechten Herz- Ohres, pfleget nach vorne zu, wo daſſelbe an der Kam- mer anhaͤngt, etwas hervorzuragen; rechter Hand aber und zugleich ruͤkwaͤrts ziehet ſie ſich gegen die Holadern hin, und an dieſe hat ſie die Natur dergeſtalt feſt ver- bunden, daß man bisweilen zwar den obern und untern von dieſen Blutaderſtaͤmmen unterſcheiden, an der mitt- lern Hoͤhe aber dasjenige, was eigentlich zu den Blut- adern, und was dagegen zu dem Herz-Ohre gehoͤrt, ſehr ſchwer von einander trennen kann. Daher iſt es nun gekommen, daß verſchiedene beruͤhmte Maͤnner ſchon vor langer Zeit auf verſchiedene Meinungen hieruͤber gera- then ſind, indem einige behauptet, daß die untere Hol- ader mit der obern in einem Stuͤkke fortgienge, und da- gegen andre gelaͤugnet haben, daß ſich beide Blutadern mit einander vereinigten. Winslow macht nur eine und in eins fortgehende Ader daraus (g), der vortrefli- che Walther(h) und J. B. Senac hingegen ſezzen de- ren zwone, weil ſich zwiſchen beiden eine Partikel befaͤn- de, deren Faſern eine andere Richtung zeigten, als man in den uͤbrigen Theile der Blutadern wahrnaͤhme. Mir hat es geſchienen, als ob ſich ſowol vor- als hinterwerts eine Partikel daran befaͤnde, welche weder vergitterte, noch erhabne Faſern haͤtte, wovon man ganz zuverſicht- lich, und ohne ſich eines Jrrthums zu befuͤrchten, be- haupten koͤnne, daß vermittelſt derſelben beide Blut- adern mit einander vereiniget wuͤrden.
(i)
Die
(f)[Spaltenumbruch]
Am angef. Ort. n. 66.
(g)Traité des veines n. 9.
(h)De fabrica cordis auricular. S. 11. Er geſtehet aber doch, daß [Spaltenumbruch]
ſie auf ein Viertheil lang mit ein- ander verbunden ſind.
(i) Am angefuͤhrten Ort, S. 215.
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Die Herzohren.
Benignus Winslow (f) nenneten ihn die Spizze die-
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Die vordre und rechte Endigung des rechten Herz-
Ohres, pfleget nach vorne zu, wo daſſelbe an der Kam-
mer anhaͤngt, etwas hervorzuragen; rechter Hand aber
und zugleich ruͤkwaͤrts ziehet ſie ſich gegen die Holadern
hin, und an dieſe hat ſie die Natur dergeſtalt feſt ver-
bunden, daß man bisweilen zwar den obern und untern
von dieſen Blutaderſtaͤmmen unterſcheiden, an der mitt-
lern Hoͤhe aber dasjenige, was eigentlich zu den Blut-
adern, und was dagegen zu dem Herz-Ohre gehoͤrt, ſehr
ſchwer von einander trennen kann. Daher iſt es nun
gekommen, daß verſchiedene beruͤhmte Maͤnner ſchon vor
langer Zeit auf verſchiedene Meinungen hieruͤber gera-
then ſind, indem einige behauptet, daß die untere Hol-
ader mit der obern in einem Stuͤkke fortgienge, und da-
gegen andre gelaͤugnet haben, daß ſich beide Blutadern
mit einander vereinigten. Winslow macht nur eine
und in eins fortgehende Ader daraus (g), der vortrefli-
che Walther (h) und J. B. Senac hingegen ſezzen de-
ren zwone, weil ſich zwiſchen beiden eine Partikel befaͤn-
de, deren Faſern eine andere Richtung zeigten, als man
in den uͤbrigen Theile der Blutadern wahrnaͤhme. Mir
hat es geſchienen, als ob ſich ſowol vor- als hinterwerts
eine Partikel daran befaͤnde, welche weder vergitterte,
noch erhabne Faſern haͤtte, wovon man ganz zuverſicht-
lich, und ohne ſich eines Jrrthums zu befuͤrchten, be-
haupten koͤnne, daß vermittelſt derſelben beide Blut-
adern mit einander vereiniget wuͤrden.
Die
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(f)
Am angef. Ort. n. 66.
(g) Traité des veines n. 9.
(h) De fabrica cordis auricular.
S. 11. Er geſtehet aber doch, daß
ſie auf ein Viertheil lang mit ein-
ander verbunden ſind.
(i) Am angefuͤhrten Ort, S. 215.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 587. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/643>, abgerufen am 22.11.2024.
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