Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759.

Bild:
<< vorherige Seite

des menschlichen Körpers. Faser.
sich allemal ähnlich, und aus Salzen, die die Heftig-
keit des Feuers erzeuget, mit Wasser und Oel zusam-
mengesezzt. Und dennoch ist der Thiergallert, wofern
kein Feuer hinzu kömt, wie das Eiweis zu thun pflegt,
ganz ohne Geruch, und geschmaklos, so daß man dem
berühmten Turberville Needham leicht Glauben bei-
messen kann, daß erst alsdann die leimige Säfte gut
nähren, wenn sie ihren grösten Theil von Salzen nie-
dergelegt hätten. Wasser ist am häufigsten zugegen,
vom Oele nur etwas, denn dieses gibt der bindenden
Kraft des Leims die gröste Gewalt (g), und es folgerte
nur noch neulich der berühmte Eller (h) die Zähigkeit
der Thonerde aus ihrem Oele her.

Es ist aber auch ferner noch im Thierleime eine
grosse Menge von Luft eingeschlossen, welche für die
Alten unerhörte Eigenschaft der Luft, Hales, ein Mann,
den wir öfters rühmlichst anführen müssen, wie ich mich
dessen vorjezzo erinnere, zuerst in ihr Licht gesezzet hat.
Denn es befindet sich nicht nur in den flüßigen Theilen
unsers Körpers eine Luft, die ihre Springkräfte, und
nachgebende Eigenschaft abgelegt hat, jedoch vom Feuer
und andern anderswo zu erzählenden Ursachen, eben die
Natur der Luftsphäre wieder empfängt: sondern es ist
auch allerdings viel Luft von eben der Art in den festen
Theilen der Thiere verborgen, und sie wird aus denen-
selben vermöge des Feuers, oder eines Auflösungsmit-
tels herausgetrieben. Sie hält sich aber darinnen nach
dem Ebenmaaße auf, als ein jeder Theil im Körper fe-
ster oder nicht ist; in den Knochen wächst sie bis zum
zweyhunderten Theile von der Schwere derselben an (i).

Die
(g) [Spaltenumbruch] P. van mvsschenbroek
instit. phys.
19. Eben der be-
rühmte Mann, de cohaesione cor-
por.
S. 435. Er zeiget, daß man
das Zusammenhängen durch da-
zwischen gegossenes Wasser, oder
mit vielem Oele verstärken könne.
(h) [Spaltenumbruch] Mem. de l'ac. roi. d. scienc.
de Berlin.
1749.
(i) Anal. of the air in des Ha-
les veget. stat. K. 6. Vers. 119.
S. 296. u. s. w.

des menſchlichen Koͤrpers. Faſer.
ſich allemal aͤhnlich, und aus Salzen, die die Heftig-
keit des Feuers erzeuget, mit Waſſer und Oel zuſam-
mengeſezzt. Und dennoch iſt der Thiergallert, wofern
kein Feuer hinzu koͤmt, wie das Eiweis zu thun pflegt,
ganz ohne Geruch, und geſchmaklos, ſo daß man dem
beruͤhmten Turberville Needham leicht Glauben bei-
meſſen kann, daß erſt alsdann die leimige Saͤfte gut
naͤhren, wenn ſie ihren groͤſten Theil von Salzen nie-
dergelegt haͤtten. Waſſer iſt am haͤufigſten zugegen,
vom Oele nur etwas, denn dieſes gibt der bindenden
Kraft des Leims die groͤſte Gewalt (g), und es folgerte
nur noch neulich der beruͤhmte Eller (h) die Zaͤhigkeit
der Thonerde aus ihrem Oele her.

Es iſt aber auch ferner noch im Thierleime eine
groſſe Menge von Luft eingeſchloſſen, welche fuͤr die
Alten unerhoͤrte Eigenſchaft der Luft, Hales, ein Mann,
den wir oͤfters ruͤhmlichſt anfuͤhren muͤſſen, wie ich mich
deſſen vorjezzo erinnere, zuerſt in ihr Licht geſezzet hat.
Denn es befindet ſich nicht nur in den fluͤßigen Theilen
unſers Koͤrpers eine Luft, die ihre Springkraͤfte, und
nachgebende Eigenſchaft abgelegt hat, jedoch vom Feuer
und andern anderswo zu erzaͤhlenden Urſachen, eben die
Natur der Luftſphaͤre wieder empfaͤngt: ſondern es iſt
auch allerdings viel Luft von eben der Art in den feſten
Theilen der Thiere verborgen, und ſie wird aus denen-
ſelben vermoͤge des Feuers, oder eines Aufloͤſungsmit-
tels herausgetrieben. Sie haͤlt ſich aber darinnen nach
dem Ebenmaaße auf, als ein jeder Theil im Koͤrper fe-
ſter oder nicht iſt; in den Knochen waͤchſt ſie bis zum
zweyhunderten Theile von der Schwere derſelben an (i).

Die
(g) [Spaltenumbruch] P. van mvsschenbroek
inſtit. phyſ.
19. Eben der be-
ruͤhmte Mann, de cohaeſione cor-
por.
S. 435. Er zeiget, daß man
das Zuſammenhaͤngen durch da-
zwiſchen gegoſſenes Waſſer, oder
mit vielem Oele verſtaͤrken koͤnne.
(h) [Spaltenumbruch] Mem. de l’ac. roi. d. ſcienc.
de Berlin.
1749.
(i) Anal. of the air in des Ha-
les veget. ſtat. K. 6. Verſ. 119.
S. 296. u. ſ. w.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0067" n="11"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">des men&#x017F;chlichen Ko&#x0364;rpers. Fa&#x017F;er.</hi></fw><lb/>
&#x017F;ich allemal a&#x0364;hnlich, und aus Salzen, die die Heftig-<lb/>
keit des Feuers erzeuget, mit Wa&#x017F;&#x017F;er und Oel zu&#x017F;am-<lb/>
menge&#x017F;ezzt. Und dennoch i&#x017F;t der Thiergallert, wofern<lb/>
kein Feuer hinzu ko&#x0364;mt, wie das Eiweis zu thun pflegt,<lb/>
ganz ohne Geruch, und ge&#x017F;chmaklos, &#x017F;o daß man dem<lb/>
beru&#x0364;hmten Turberville <hi rendition="#fr">Needham</hi> leicht Glauben bei-<lb/>
me&#x017F;&#x017F;en kann, daß er&#x017F;t alsdann die leimige Sa&#x0364;fte gut<lb/>
na&#x0364;hren, wenn &#x017F;ie ihren gro&#x0364;&#x017F;ten Theil von Salzen nie-<lb/>
dergelegt ha&#x0364;tten. Wa&#x017F;&#x017F;er i&#x017F;t am ha&#x0364;ufig&#x017F;ten zugegen,<lb/>
vom Oele nur etwas, denn die&#x017F;es gibt der bindenden<lb/>
Kraft des Leims die gro&#x0364;&#x017F;te Gewalt <note place="foot" n="(g)"><cb/><hi rendition="#aq">P. van <hi rendition="#g"><hi rendition="#k">mvsschenbroek</hi></hi><lb/>
in&#x017F;tit. phy&#x017F;.</hi> 19. Eben der be-<lb/>
ru&#x0364;hmte Mann, <hi rendition="#aq">de cohae&#x017F;ione cor-<lb/>
por.</hi> S. 435. Er zeiget, daß man<lb/>
das Zu&#x017F;ammenha&#x0364;ngen durch da-<lb/>
zwi&#x017F;chen gego&#x017F;&#x017F;enes Wa&#x017F;&#x017F;er, oder<lb/>
mit vielem Oele ver&#x017F;ta&#x0364;rken ko&#x0364;nne.</note>, und es folgerte<lb/>
nur noch neulich der beru&#x0364;hmte <hi rendition="#fr">Eller</hi> <note place="foot" n="(h)"><cb/><hi rendition="#aq">Mem. de l&#x2019;ac. roi. d. &#x017F;cienc.<lb/>
de Berlin.</hi> 1749.</note> die Za&#x0364;higkeit<lb/>
der Thonerde aus ihrem Oele her.</p><lb/>
          <p>Es i&#x017F;t aber auch ferner noch im Thierleime eine<lb/>
gro&#x017F;&#x017F;e Menge von <hi rendition="#fr">Luft</hi> einge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en, welche fu&#x0364;r die<lb/>
Alten unerho&#x0364;rte Eigen&#x017F;chaft der Luft, <hi rendition="#fr">Hales,</hi> ein Mann,<lb/>
den wir o&#x0364;fters ru&#x0364;hmlich&#x017F;t anfu&#x0364;hren mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en, wie ich mich<lb/>
de&#x017F;&#x017F;en vorjezzo erinnere, zuer&#x017F;t in ihr Licht ge&#x017F;ezzet hat.<lb/>
Denn es befindet &#x017F;ich nicht nur in den flu&#x0364;ßigen Theilen<lb/>
un&#x017F;ers Ko&#x0364;rpers eine Luft, die ihre Springkra&#x0364;fte, und<lb/>
nachgebende Eigen&#x017F;chaft abgelegt hat, jedoch vom Feuer<lb/>
und andern anderswo zu erza&#x0364;hlenden Ur&#x017F;achen, eben die<lb/>
Natur der Luft&#x017F;pha&#x0364;re wieder empfa&#x0364;ngt: &#x017F;ondern es i&#x017F;t<lb/>
auch allerdings viel Luft von eben der Art in den fe&#x017F;ten<lb/>
Theilen der Thiere verborgen, und &#x017F;ie wird aus denen-<lb/>
&#x017F;elben vermo&#x0364;ge des Feuers, oder eines Auflo&#x0364;&#x017F;ungsmit-<lb/>
tels herausgetrieben. Sie ha&#x0364;lt &#x017F;ich aber darinnen nach<lb/>
dem Ebenmaaße auf, als ein jeder Theil im Ko&#x0364;rper fe-<lb/>
&#x017F;ter oder nicht i&#x017F;t; in den Knochen wa&#x0364;ch&#x017F;t &#x017F;ie bis zum<lb/>
zweyhunderten Theile von der Schwere der&#x017F;elben an <note place="foot" n="(i)"><hi rendition="#aq">Anal. of the air</hi> in des Ha-<lb/>
les <hi rendition="#aq">veget. &#x017F;tat.</hi> K. 6. Ver&#x017F;. 119.<lb/>
S. 296. u. &#x017F;. w.</note>.<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Die</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[11/0067] des menſchlichen Koͤrpers. Faſer. ſich allemal aͤhnlich, und aus Salzen, die die Heftig- keit des Feuers erzeuget, mit Waſſer und Oel zuſam- mengeſezzt. Und dennoch iſt der Thiergallert, wofern kein Feuer hinzu koͤmt, wie das Eiweis zu thun pflegt, ganz ohne Geruch, und geſchmaklos, ſo daß man dem beruͤhmten Turberville Needham leicht Glauben bei- meſſen kann, daß erſt alsdann die leimige Saͤfte gut naͤhren, wenn ſie ihren groͤſten Theil von Salzen nie- dergelegt haͤtten. Waſſer iſt am haͤufigſten zugegen, vom Oele nur etwas, denn dieſes gibt der bindenden Kraft des Leims die groͤſte Gewalt (g), und es folgerte nur noch neulich der beruͤhmte Eller (h) die Zaͤhigkeit der Thonerde aus ihrem Oele her. Es iſt aber auch ferner noch im Thierleime eine groſſe Menge von Luft eingeſchloſſen, welche fuͤr die Alten unerhoͤrte Eigenſchaft der Luft, Hales, ein Mann, den wir oͤfters ruͤhmlichſt anfuͤhren muͤſſen, wie ich mich deſſen vorjezzo erinnere, zuerſt in ihr Licht geſezzet hat. Denn es befindet ſich nicht nur in den fluͤßigen Theilen unſers Koͤrpers eine Luft, die ihre Springkraͤfte, und nachgebende Eigenſchaft abgelegt hat, jedoch vom Feuer und andern anderswo zu erzaͤhlenden Urſachen, eben die Natur der Luftſphaͤre wieder empfaͤngt: ſondern es iſt auch allerdings viel Luft von eben der Art in den feſten Theilen der Thiere verborgen, und ſie wird aus denen- ſelben vermoͤge des Feuers, oder eines Aufloͤſungsmit- tels herausgetrieben. Sie haͤlt ſich aber darinnen nach dem Ebenmaaße auf, als ein jeder Theil im Koͤrper fe- ſter oder nicht iſt; in den Knochen waͤchſt ſie bis zum zweyhunderten Theile von der Schwere derſelben an (i). Die (g) P. van mvsschenbroek inſtit. phyſ. 19. Eben der be- ruͤhmte Mann, de cohaeſione cor- por. S. 435. Er zeiget, daß man das Zuſammenhaͤngen durch da- zwiſchen gegoſſenes Waſſer, oder mit vielem Oele verſtaͤrken koͤnne. (h) Mem. de l’ac. roi. d. ſcienc. de Berlin. 1749. (i) Anal. of the air in des Ha- les veget. ſtat. K. 6. Verſ. 119. S. 296. u. ſ. w.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/67
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/67>, abgerufen am 21.11.2024.