dem obersten Muskel häufig herauskommen, hierauf sich wie ein Fächer ausbreiten, und sich mit ihren lezten En- den in die äussere Fläche des Blutaderringes, welche sich nach dem Umkreise des Herzens hinwendet, verliehren, al- so daß die ersten kurzen und deutlichsten Enden sich mit dem lezten Rande desselben vereinigen. Andre verbinden sich mit dem erhabnen Theil, nahe bei diesem Rande, und noch andre, die allmälich länger geworden, sind mit ihren dreiekkigen und ausgedehnten Spizzen, an dem nach und nach immer breiteren und der Mündung des Ohres näher liegenden (d) Theil des Ringes, und dessen Flä- che, die gegen die Wände des Herzens gekehret ist, ange- wachsen. Es breitet sich nämlich eine jegliche sehnigte Faser von dem Orte an, wo sie zuerst den Klappenring berührt, wie eine flache Hand (e) aus einander, und verbindet sich hernach so fest mit demselben, daß sie gar nicht mehr davon kann abgesondert werden. Ein be- rühmter Mann sezzet noch hinzu (f), es liefen die Fä- den, woraus die Klappe bestünde, vorher zwischen denen beiden Membranen fort. Jch halte aber davor, daß man sie von diesen Membranen kaum möchte unterschei- den können. Aus einem Muskel gehen von zehn bis zu dreißig solcher Fasern heraus.
Jch habe übrigens am Klappenringe, und dessen verlängerten Enden, zwar keine Muskelfasern wahrneh- men können (g), es geschiehet aber auch gar oft, daß zwischen diesen Verbindungen (adhaesio) derer sehnigten Fasern, fleischförmige und harthäutige rundliche Kör- per liegen, welche, nach dem Thomas Bartholin(h), die Natur eines Knorpels an sich haben, und an die Klap- pen, zur Vermehrung ihrer Stärke, angeheftet seyn sol-
len.
(e)[Spaltenumbruch]CowperTab. 38. f. 2. Tab. 39. f. 2.Senac am angef. Ort.
(f)SenacT. II. S. 638.
(g) Eben das meldet der vorge- [Spaltenumbruch]
dachte berühmte Mann T. I. S. 213.
(h)Histor. anat. 53. cent. I. A- nat. renov. S. 406.
Viertes Buch. Das Herz.
dem oberſten Muskel haͤufig herauskommen, hierauf ſich wie ein Faͤcher ausbreiten, und ſich mit ihren lezten En- den in die aͤuſſere Flaͤche des Blutaderringes, welche ſich nach dem Umkreiſe des Herzens hinwendet, verliehren, al- ſo daß die erſten kurzen und deutlichſten Enden ſich mit dem lezten Rande deſſelben vereinigen. Andre verbinden ſich mit dem erhabnen Theil, nahe bei dieſem Rande, und noch andre, die allmaͤlich laͤnger geworden, ſind mit ihren dreiekkigen und ausgedehnten Spizzen, an dem nach und nach immer breiteren und der Muͤndung des Ohres naͤher liegenden (d) Theil des Ringes, und deſſen Flaͤ- che, die gegen die Waͤnde des Herzens gekehret iſt, ange- wachſen. Es breitet ſich naͤmlich eine jegliche ſehnigte Faſer von dem Orte an, wo ſie zuerſt den Klappenring beruͤhrt, wie eine flache Hand (e) aus einander, und verbindet ſich hernach ſo feſt mit demſelben, daß ſie gar nicht mehr davon kann abgeſondert werden. Ein be- ruͤhmter Mann ſezzet noch hinzu (f), es liefen die Faͤ- den, woraus die Klappe beſtuͤnde, vorher zwiſchen denen beiden Membranen fort. Jch halte aber davor, daß man ſie von dieſen Membranen kaum moͤchte unterſchei- den koͤnnen. Aus einem Muskel gehen von zehn bis zu dreißig ſolcher Faſern heraus.
Jch habe uͤbrigens am Klappenringe, und deſſen verlaͤngerten Enden, zwar keine Muskelfaſern wahrneh- men koͤnnen (g), es geſchiehet aber auch gar oft, daß zwiſchen dieſen Verbindungen (adhaeſio) derer ſehnigten Faſern, fleiſchfoͤrmige und harthaͤutige rundliche Koͤr- per liegen, welche, nach dem Thomas Bartholin(h), die Natur eines Knorpels an ſich haben, und an die Klap- pen, zur Vermehrung ihrer Staͤrke, angeheftet ſeyn ſol-
len.
(e)[Spaltenumbruch]CowperTab. 38. f. 2. Tab. 39. f. 2.Senac am angef. Ort.
(f)SenacT. II. S. 638.
(g) Eben das meldet der vorge- [Spaltenumbruch]
dachte beruͤhmte Mann T. I. S. 213.
(h)Hiſtor. anat. 53. cent. I. A- nat. renov. S. 406.
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[632/0688]
Viertes Buch. Das Herz.
dem oberſten Muskel haͤufig herauskommen, hierauf ſich
wie ein Faͤcher ausbreiten, und ſich mit ihren lezten En-
den in die aͤuſſere Flaͤche des Blutaderringes, welche ſich
nach dem Umkreiſe des Herzens hinwendet, verliehren, al-
ſo daß die erſten kurzen und deutlichſten Enden ſich mit
dem lezten Rande deſſelben vereinigen. Andre verbinden
ſich mit dem erhabnen Theil, nahe bei dieſem Rande,
und noch andre, die allmaͤlich laͤnger geworden, ſind mit
ihren dreiekkigen und ausgedehnten Spizzen, an dem nach
und nach immer breiteren und der Muͤndung des Ohres
naͤher liegenden (d) Theil des Ringes, und deſſen Flaͤ-
che, die gegen die Waͤnde des Herzens gekehret iſt, ange-
wachſen. Es breitet ſich naͤmlich eine jegliche ſehnigte
Faſer von dem Orte an, wo ſie zuerſt den Klappenring
beruͤhrt, wie eine flache Hand (e) aus einander, und
verbindet ſich hernach ſo feſt mit demſelben, daß ſie gar
nicht mehr davon kann abgeſondert werden. Ein be-
ruͤhmter Mann ſezzet noch hinzu (f), es liefen die Faͤ-
den, woraus die Klappe beſtuͤnde, vorher zwiſchen denen
beiden Membranen fort. Jch halte aber davor, daß
man ſie von dieſen Membranen kaum moͤchte unterſchei-
den koͤnnen. Aus einem Muskel gehen von zehn bis zu
dreißig ſolcher Faſern heraus.
Jch habe uͤbrigens am Klappenringe, und deſſen
verlaͤngerten Enden, zwar keine Muskelfaſern wahrneh-
men koͤnnen (g), es geſchiehet aber auch gar oft, daß
zwiſchen dieſen Verbindungen (adhaeſio) derer ſehnigten
Faſern, fleiſchfoͤrmige und harthaͤutige rundliche Koͤr-
per liegen, welche, nach dem Thomas Bartholin (h),
die Natur eines Knorpels an ſich haben, und an die Klap-
pen, zur Vermehrung ihrer Staͤrke, angeheftet ſeyn ſol-
len.
(e)
Cowper Tab. 38. f. 2. Tab.
39. f. 2. Senac am angef. Ort.
(f) Senac T. II. S. 638.
(g) Eben das meldet der vorge-
dachte beruͤhmte Mann T. I. S.
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(h) Hiſtor. anat. 53. cent. I. A-
nat. renov. S. 406.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 632. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/688>, abgerufen am 22.11.2024.
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