vortreflichen Manne (u) und dem Lancisius(x) gerne zugeben, daß, wenn sich die Aorte verengert, und das Blut gegen das Herz zurükke treibt, alsdenn auch aller- dings etwas von der Masse dieses Blutes in das Herz zu- rükgepresset werden könne; welches doch so zu nehmen ist, daß der vortrefliche Mann zugestehe, es dringe dieses Blut, welches die Aorte herbei getrieben, eben nicht tief in das Fleisch des Herzens hinein.
§. 31. Die Anzahl dieser Kranzschlagadern, und ihre übrige Eigenschaften.
So wie es zwo Klappen giebt, die wir beschrieben haben, eben so giebt es auch zwo kleine Mündungen für die Schlagadern des Herzens. Jch habe niemals meh- rere, aber auch nicht weniger, als zwo gefunden. Man muß fürwahr denjenigen kleinen Zweig nicht für eine dritte Schlagader (y) des Herzens annehmen, der öfters aus der rechten Kranzschlagader, und zwar ganz nahe bei ihrem Ursprunge, hervorkommt, also daß man sei- nen Anfang in einer geöfneten Aorte deutlich sehen kann: es begiebt sich aber dieser Zweig hernach in die eigenthüm- liche Membranen der Aorte, oder in das Fett hinein (z). Jch halte es vor etwas höchst seltenes, wenn man eine wahre dritte (a) Schlagader in dem Herzen angetroffen hat. Jm Gegentheil habe ich eines theils niemals nur eine einzige Schlagader am Herzen gefunden, andern theils leiden es auch fast die wechselnde rundliche Erhö- hungen dieses Eingeweides nicht, indem diese nothwen-
dig
(u)[Spaltenumbruch]
S. 365.
(x) S. 63. 64. 65. am angef. Ort.
(y) Dieses thut Fantonus und Lancisus S. 61.
(z)[Spaltenumbruch]Icon. Anat. fasc. VIII. S. 7.
(a)Winslow nennt sie die hin- tere, Expos. anat. T. III. Traite des arteres, n. 44. T. IV. Tr. de la poitrine n. 72.
Viertes Buch. Das Herz.
vortreflichen Manne (u) und dem Lanciſius(x) gerne zugeben, daß, wenn ſich die Aorte verengert, und das Blut gegen das Herz zuruͤkke treibt, alsdenn auch aller- dings etwas von der Maſſe dieſes Blutes in das Herz zu- ruͤkgepreſſet werden koͤnne; welches doch ſo zu nehmen iſt, daß der vortrefliche Mann zugeſtehe, es dringe dieſes Blut, welches die Aorte herbei getrieben, eben nicht tief in das Fleiſch des Herzens hinein.
§. 31. Die Anzahl dieſer Kranzſchlagadern, und ihre uͤbrige Eigenſchaften.
So wie es zwo Klappen giebt, die wir beſchrieben haben, eben ſo giebt es auch zwo kleine Muͤndungen fuͤr die Schlagadern des Herzens. Jch habe niemals meh- rere, aber auch nicht weniger, als zwo gefunden. Man muß fuͤrwahr denjenigen kleinen Zweig nicht fuͤr eine dritte Schlagader (y) des Herzens annehmen, der oͤfters aus der rechten Kranzſchlagader, und zwar ganz nahe bei ihrem Urſprunge, hervorkommt, alſo daß man ſei- nen Anfang in einer geoͤfneten Aorte deutlich ſehen kann: es begiebt ſich aber dieſer Zweig hernach in die eigenthuͤm- liche Membranen der Aorte, oder in das Fett hinein (z). Jch halte es vor etwas hoͤchſt ſeltenes, wenn man eine wahre dritte (a) Schlagader in dem Herzen angetroffen hat. Jm Gegentheil habe ich eines theils niemals nur eine einzige Schlagader am Herzen gefunden, andern theils leiden es auch faſt die wechſelnde rundliche Erhoͤ- hungen dieſes Eingeweides nicht, indem dieſe nothwen-
dig
(u)[Spaltenumbruch]
S. 365.
(x) S. 63. 64. 65. am angef. Ort.
(y) Dieſes thut Fantonus und Lanciſus S. 61.
(z)[Spaltenumbruch]Icon. Anat. faſc. VIII. S. 7.
(a)Winslow nennt ſie die hin- tere, Expoſ. anat. T. III. Traité des arteres, n. 44. T. IV. Tr. de la poitrine n. 72.
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Viertes Buch. Das Herz.
vortreflichen Manne (u) und dem Lanciſius (x) gerne
zugeben, daß, wenn ſich die Aorte verengert, und das
Blut gegen das Herz zuruͤkke treibt, alsdenn auch aller-
dings etwas von der Maſſe dieſes Blutes in das Herz zu-
ruͤkgepreſſet werden koͤnne; welches doch ſo zu nehmen iſt,
daß der vortrefliche Mann zugeſtehe, es dringe dieſes
Blut, welches die Aorte herbei getrieben, eben nicht tief
in das Fleiſch des Herzens hinein.
§. 31.
Die Anzahl dieſer Kranzſchlagadern, und
ihre uͤbrige Eigenſchaften.
So wie es zwo Klappen giebt, die wir beſchrieben
haben, eben ſo giebt es auch zwo kleine Muͤndungen fuͤr
die Schlagadern des Herzens. Jch habe niemals meh-
rere, aber auch nicht weniger, als zwo gefunden. Man
muß fuͤrwahr denjenigen kleinen Zweig nicht fuͤr eine
dritte Schlagader (y) des Herzens annehmen, der oͤfters
aus der rechten Kranzſchlagader, und zwar ganz nahe
bei ihrem Urſprunge, hervorkommt, alſo daß man ſei-
nen Anfang in einer geoͤfneten Aorte deutlich ſehen kann:
es begiebt ſich aber dieſer Zweig hernach in die eigenthuͤm-
liche Membranen der Aorte, oder in das Fett hinein (z).
Jch halte es vor etwas hoͤchſt ſeltenes, wenn man eine
wahre dritte (a) Schlagader in dem Herzen angetroffen
hat. Jm Gegentheil habe ich eines theils niemals nur
eine einzige Schlagader am Herzen gefunden, andern
theils leiden es auch faſt die wechſelnde rundliche Erhoͤ-
hungen dieſes Eingeweides nicht, indem dieſe nothwen-
dig
(u)
S. 365.
(x) S. 63. 64. 65. am angef. Ort.
(y) Dieſes thut Fantonus und
Lanciſus S. 61.
(z)
Icon. Anat. faſc. VIII. S. 7.
(a) Winslow nennt ſie die hin-
tere, Expoſ. anat. T. III. Traité
des arteres, n. 44. T. IV. Tr. de
la poitrine n. 72.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 704. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/760>, abgerufen am 22.11.2024.
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