rungskunst erlanget hat, wieder zu Paris und Montpel- lier rege gemacht worden, und es haben sich ansehnliche Männer gefunden, welche aus verschiedenen Gründen behauptet haben, daß sich das Herz unter der Zusammen- ziehung allerdings verkürze. Einige beruften sich auf einen Versuch, bei dem es in der That zweifelhaft blieb, ob sich das Herz wirklich unter der Erweiterung verkür- ze (k). Andre brachten die Anzal und die Stärke der Queerfasern in einen Anschlag, von denen sie glaubten, daß sie das Herz, durch ihre Zusammenziehung, gleichsam zusammengepresset gegen die Spizze zu trieben, indem kei- ne Gegenkräfte vermögend wären, dasselbe zu verkür- zen (l): die furchtsamsten aber unter denenselben behau- pteten, daß das Herz wenigstens unter der Zusammenzie- hung nicht kürzer würde (m). Sie nahmen auch die Klappen der Blutadern zu Hülfe, und glaubten, daß sich diese unter der Zusammenziehung, wider die Natur des Blutumlaufes, öfnen müsten, wofern die warzför- mige Muskeln, unter der Zusammenziehung des Herzens, kürzer gemacht würden (n).
Vor andern aber bestrebte sich der berühmte Hiero- nymus Queye, zu Montpellier, durch Versuche die ver- mehrte Länge des Herzens zu bestärken (o), und nachdem funfzig Versuche fruchtlos ausgefallen waren (p), so sa- he derselbe endlich an der Schildkröte, daß sich das Herz, wenn es zusammengezogen wird, ausstrekke, und die Spizze sich von dem Grunde zurükziehe, wobei er auch
das
(k)[Spaltenumbruch]
Am Frosche Charleton Mantiss. anat. S. 88. an der Schild- kröte die Pariser Academisten in den Memoir. pour serv a l'hist. des animaux.
(l)I. A. borellvs, Iac. Benig. winslow in Hist. de l'Acad. des scienc. 1725. und 1731. Car. Phil. glass l. c. n. 70. I. Ren. Cresc. garengeot am angef. Ort S. 112.
(m)[Spaltenumbruch]verdier Abrege d'anatom. &c.
(n)Hist. de l'Acad. am angef. Ort.
(o)Diss. de syncope, die in un- serer Samml. Th. VII. wieder ist aufgelegt worden.
(p) S. 26.
A a a 4
Die Bewegung des Herzens.
rungskunſt erlanget hat, wieder zu Paris und Montpel- lier rege gemacht worden, und es haben ſich anſehnliche Maͤnner gefunden, welche aus verſchiedenen Gruͤnden behauptet haben, daß ſich das Herz unter der Zuſammen- ziehung allerdings verkuͤrze. Einige beruften ſich auf einen Verſuch, bei dem es in der That zweifelhaft blieb, ob ſich das Herz wirklich unter der Erweiterung verkuͤr- ze (k). Andre brachten die Anzal und die Staͤrke der Queerfaſern in einen Anſchlag, von denen ſie glaubten, daß ſie das Herz, durch ihre Zuſammenziehung, gleichſam zuſammengepreſſet gegen die Spizze zu trieben, indem kei- ne Gegenkraͤfte vermoͤgend waͤren, daſſelbe zu verkuͤr- zen (l): die furchtſamſten aber unter denenſelben behau- pteten, daß das Herz wenigſtens unter der Zuſammenzie- hung nicht kuͤrzer wuͤrde (m). Sie nahmen auch die Klappen der Blutadern zu Huͤlfe, und glaubten, daß ſich dieſe unter der Zuſammenziehung, wider die Natur des Blutumlaufes, oͤfnen muͤſten, wofern die warzfoͤr- mige Muskeln, unter der Zuſammenziehung des Herzens, kuͤrzer gemacht wuͤrden (n).
Vor andern aber beſtrebte ſich der beruͤhmte Hiero- nymus Queye, zu Montpellier, durch Verſuche die ver- mehrte Laͤnge des Herzens zu beſtaͤrken (o), und nachdem funfzig Verſuche fruchtlos ausgefallen waren (p), ſo ſa- he derſelbe endlich an der Schildkroͤte, daß ſich das Herz, wenn es zuſammengezogen wird, ausſtrekke, und die Spizze ſich von dem Grunde zuruͤkziehe, wobei er auch
das
(k)[Spaltenumbruch]
Am Froſche Charleton Mantiſſ. anat. S. 88. an der Schild- kroͤte die Pariſer Academiſten in den Memoir. pour ſerv a l’hiſt. des animaux.
(l)I. A. borellvs, Iac. Benig. winslow in Hiſt. de l’Acad. des ſcienc. 1725. und 1731. Car. Phil. glass l. c. n. 70. I. Ren. Creſc. garengeot am angef. Ort S. 112.
(m)[Spaltenumbruch]verdier Abregé d’anatom. &c.
(n)Hiſt. de l’Acad. am angef. Ort.
(o)Diſſ. de ſyncope, die in un- ſerer Samml. Th. VII. wieder iſt aufgelegt worden.
(p) S. 26.
A a a 4
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0799"n="743"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Die Bewegung des Herzens.</hi></fw><lb/>
rungskunſt erlanget hat, wieder zu Paris und Montpel-<lb/>
lier rege gemacht worden, und es haben ſich anſehnliche<lb/>
Maͤnner gefunden, welche aus verſchiedenen Gruͤnden<lb/>
behauptet haben, daß ſich das Herz unter der Zuſammen-<lb/>
ziehung allerdings verkuͤrze. Einige beruften ſich auf<lb/>
einen Verſuch, bei dem es in der That zweifelhaft blieb,<lb/>
ob ſich das Herz wirklich unter der Erweiterung verkuͤr-<lb/>
ze <noteplace="foot"n="(k)"><cb/>
Am Froſche <hirendition="#fr">Charleton</hi><lb/><hirendition="#aq">Mantiſſ. anat.</hi> S. 88. an der Schild-<lb/>
kroͤte die Pariſer Academiſten in<lb/>
den <hirendition="#aq">Memoir. pour ſerv a l’hiſt.<lb/>
des animaux.</hi></note>. Andre brachten die Anzal und die Staͤrke der<lb/>
Queerfaſern in einen Anſchlag, von denen ſie glaubten,<lb/>
daß ſie das Herz, durch ihre Zuſammenziehung, gleichſam<lb/>
zuſammengepreſſet gegen die Spizze zu trieben, indem kei-<lb/>
ne Gegenkraͤfte vermoͤgend waͤren, daſſelbe zu verkuͤr-<lb/>
zen <noteplace="foot"n="(l)"><hirendition="#aq">I. A. <hirendition="#k">borellvs,</hi> Iac. Benig.<lb/><hirendition="#k">winslow</hi> in Hiſt. de l’Acad. des<lb/>ſcienc.</hi> 1725. und 1731. <hirendition="#aq">Car. Phil.<lb/><hirendition="#k">glass</hi> l. c. n. 70. I. Ren. Creſc.<lb/><hirendition="#k">garengeot</hi></hi> am angef. Ort S. 112.</note>: die furchtſamſten aber unter denenſelben behau-<lb/>
pteten, daß das Herz wenigſtens unter der Zuſammenzie-<lb/>
hung nicht kuͤrzer wuͤrde <noteplace="foot"n="(m)"><cb/><hirendition="#aq"><hirendition="#k">verdier</hi> Abregé d’anatom.<lb/>&c.</hi></note>. Sie nahmen auch die<lb/>
Klappen der Blutadern zu Huͤlfe, und glaubten, daß<lb/>ſich dieſe unter der Zuſammenziehung, wider die Natur<lb/>
des Blutumlaufes, oͤfnen muͤſten, wofern die warzfoͤr-<lb/>
mige Muskeln, unter der Zuſammenziehung des Herzens,<lb/>
kuͤrzer gemacht wuͤrden <noteplace="foot"n="(n)"><hirendition="#aq">Hiſt. de l’Acad.</hi> am angef.<lb/>
Ort.</note>.</p><lb/><p>Vor andern aber beſtrebte ſich der beruͤhmte Hiero-<lb/>
nymus <hirendition="#fr">Queye,</hi> zu Montpellier, durch Verſuche die ver-<lb/>
mehrte Laͤnge des Herzens zu beſtaͤrken <noteplace="foot"n="(o)"><hirendition="#aq">Diſſ. de ſyncope,</hi> die in un-<lb/>ſerer Samml. Th. <hirendition="#aq">VII.</hi> wieder iſt<lb/>
aufgelegt worden.</note>, und nachdem<lb/>
funfzig Verſuche fruchtlos ausgefallen waren <noteplace="foot"n="(p)">S. 26.</note>, ſo ſa-<lb/>
he derſelbe endlich an der Schildkroͤte, daß ſich das Herz,<lb/>
wenn es zuſammengezogen wird, ausſtrekke, und die<lb/>
Spizze ſich von dem Grunde zuruͤkziehe, wobei er auch<lb/><fwplace="bottom"type="sig">A a a 4</fw><fwplace="bottom"type="catch">das</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[743/0799]
Die Bewegung des Herzens.
rungskunſt erlanget hat, wieder zu Paris und Montpel-
lier rege gemacht worden, und es haben ſich anſehnliche
Maͤnner gefunden, welche aus verſchiedenen Gruͤnden
behauptet haben, daß ſich das Herz unter der Zuſammen-
ziehung allerdings verkuͤrze. Einige beruften ſich auf
einen Verſuch, bei dem es in der That zweifelhaft blieb,
ob ſich das Herz wirklich unter der Erweiterung verkuͤr-
ze (k). Andre brachten die Anzal und die Staͤrke der
Queerfaſern in einen Anſchlag, von denen ſie glaubten,
daß ſie das Herz, durch ihre Zuſammenziehung, gleichſam
zuſammengepreſſet gegen die Spizze zu trieben, indem kei-
ne Gegenkraͤfte vermoͤgend waͤren, daſſelbe zu verkuͤr-
zen (l): die furchtſamſten aber unter denenſelben behau-
pteten, daß das Herz wenigſtens unter der Zuſammenzie-
hung nicht kuͤrzer wuͤrde (m). Sie nahmen auch die
Klappen der Blutadern zu Huͤlfe, und glaubten, daß
ſich dieſe unter der Zuſammenziehung, wider die Natur
des Blutumlaufes, oͤfnen muͤſten, wofern die warzfoͤr-
mige Muskeln, unter der Zuſammenziehung des Herzens,
kuͤrzer gemacht wuͤrden (n).
Vor andern aber beſtrebte ſich der beruͤhmte Hiero-
nymus Queye, zu Montpellier, durch Verſuche die ver-
mehrte Laͤnge des Herzens zu beſtaͤrken (o), und nachdem
funfzig Verſuche fruchtlos ausgefallen waren (p), ſo ſa-
he derſelbe endlich an der Schildkroͤte, daß ſich das Herz,
wenn es zuſammengezogen wird, ausſtrekke, und die
Spizze ſich von dem Grunde zuruͤkziehe, wobei er auch
das
(k)
Am Froſche Charleton
Mantiſſ. anat. S. 88. an der Schild-
kroͤte die Pariſer Academiſten in
den Memoir. pour ſerv a l’hiſt.
des animaux.
(l) I. A. borellvs, Iac. Benig.
winslow in Hiſt. de l’Acad. des
ſcienc. 1725. und 1731. Car. Phil.
glass l. c. n. 70. I. Ren. Creſc.
garengeot am angef. Ort S. 112.
(m)
verdier Abregé d’anatom.
&c.
(n) Hiſt. de l’Acad. am angef.
Ort.
(o) Diſſ. de ſyncope, die in un-
ſerer Samml. Th. VII. wieder iſt
aufgelegt worden.
(p) S. 26.
A a a 4
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 743. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/799>, abgerufen am 16.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.