denn es schlägt die überall aufschwellende Herzspizze an dasselbe an (t). Hingegen machet auch das Einathmen, und die angefüllete Lunge, einige Veränderung in der Lage des Herzens, indem sie die Herzspizze vorwärts ziehen, daß alsdenn dieses ganze Eingeweide mehr eine senkrech- te Stellung bekommt (u).
§. 6. Die Zusammenziehung der Herzohren.
Nunmehro müssen wir die Verkürzung der Herzoh- ren erklären, worüber ich nur kürzlich sehr viele Erfah- rungen, an lebendigen Thieren, angestellet habe (x). Was das rechte Herzohr betrift, so nehmen alle Durch- messer in demselben zugleich mit einander ab. Denn die blinde Spizze desselben runzelt sich zusammen, steiget ab- wärts (y), und schliesset sich an das Herzfleisch an, so daß man offenbar sehen kann, wie die von oben ange- fangne Bewegung niederwärts fortgehet. Zu eben der Zeit gehet die Bewegung dieses Ohres von unten nach oben zu (z), sein unterster Theil steiget in die Höhe, und das ganze Herzohr wird auf diese Art kürzer. Hiernächst so richten sich auch alsdenn die gezakten Anhänge dessel- ben gleichsam empor und krümmen sich. Da auch fer- ner das rechte Herzohr bauchig ist, und man sich unzähl- bare Zirkelbogen vorstellen kann, welche von der Blut- adermündung des Herzens, zum rechten Sinus, und zu der Gegend des eyförmigen Loches können gezogen wer- den, so müssen auch diese Bogen zugleich kürzer und ge- rader erscheinen. Jndem sie nun kürzer werden, so nä- hert sich der rechte Rand des Ohres dem linken, und so
um-
(t)[Spaltenumbruch]Exp. 502.
(u)Exper. 500.
(x) Jm Jahr 1756, nach der Her- ausgabe der Comm. de part. irrit. & sensibilibus.
denn es ſchlaͤgt die uͤberall aufſchwellende Herzſpizze an daſſelbe an (t). Hingegen machet auch das Einathmen, und die angefuͤllete Lunge, einige Veraͤnderung in der Lage des Herzens, indem ſie die Herzſpizze vorwaͤrts ziehen, daß alsdenn dieſes ganze Eingeweide mehr eine ſenkrech- te Stellung bekommt (u).
§. 6. Die Zuſammenziehung der Herzohren.
Nunmehro muͤſſen wir die Verkuͤrzung der Herzoh- ren erklaͤren, woruͤber ich nur kuͤrzlich ſehr viele Erfah- rungen, an lebendigen Thieren, angeſtellet habe (x). Was das rechte Herzohr betrift, ſo nehmen alle Durch- meſſer in demſelben zugleich mit einander ab. Denn die blinde Spizze deſſelben runzelt ſich zuſammen, ſteiget ab- waͤrts (y), und ſchlieſſet ſich an das Herzfleiſch an, ſo daß man offenbar ſehen kann, wie die von oben ange- fangne Bewegung niederwaͤrts fortgehet. Zu eben der Zeit gehet die Bewegung dieſes Ohres von unten nach oben zu (z), ſein unterſter Theil ſteiget in die Hoͤhe, und das ganze Herzohr wird auf dieſe Art kuͤrzer. Hiernaͤchſt ſo richten ſich auch alsdenn die gezakten Anhaͤnge deſſel- ben gleichſam empor und kruͤmmen ſich. Da auch fer- ner das rechte Herzohr bauchig iſt, und man ſich unzaͤhl- bare Zirkelbogen vorſtellen kann, welche von der Blut- adermuͤndung des Herzens, zum rechten Sinus, und zu der Gegend des eyfoͤrmigen Loches koͤnnen gezogen wer- den, ſo muͤſſen auch dieſe Bogen zugleich kuͤrzer und ge- rader erſcheinen. Jndem ſie nun kuͤrzer werden, ſo naͤ- hert ſich der rechte Rand des Ohres dem linken, und ſo
um-
(t)[Spaltenumbruch]Exp. 502.
(u)Exper. 500.
(x) Jm Jahr 1756, nach der Her- ausgabe der Comm. de part. irrit. & ſenſibilibus.
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[750/0806]
Viertes Buch. Das Herz.
denn es ſchlaͤgt die uͤberall aufſchwellende Herzſpizze an
daſſelbe an (t). Hingegen machet auch das Einathmen,
und die angefuͤllete Lunge, einige Veraͤnderung in der Lage
des Herzens, indem ſie die Herzſpizze vorwaͤrts ziehen,
daß alsdenn dieſes ganze Eingeweide mehr eine ſenkrech-
te Stellung bekommt (u).
§. 6.
Die Zuſammenziehung der Herzohren.
Nunmehro muͤſſen wir die Verkuͤrzung der Herzoh-
ren erklaͤren, woruͤber ich nur kuͤrzlich ſehr viele Erfah-
rungen, an lebendigen Thieren, angeſtellet habe (x).
Was das rechte Herzohr betrift, ſo nehmen alle Durch-
meſſer in demſelben zugleich mit einander ab. Denn die
blinde Spizze deſſelben runzelt ſich zuſammen, ſteiget ab-
waͤrts (y), und ſchlieſſet ſich an das Herzfleiſch an, ſo
daß man offenbar ſehen kann, wie die von oben ange-
fangne Bewegung niederwaͤrts fortgehet. Zu eben der
Zeit gehet die Bewegung dieſes Ohres von unten nach
oben zu (z), ſein unterſter Theil ſteiget in die Hoͤhe, und
das ganze Herzohr wird auf dieſe Art kuͤrzer. Hiernaͤchſt
ſo richten ſich auch alsdenn die gezakten Anhaͤnge deſſel-
ben gleichſam empor und kruͤmmen ſich. Da auch fer-
ner das rechte Herzohr bauchig iſt, und man ſich unzaͤhl-
bare Zirkelbogen vorſtellen kann, welche von der Blut-
adermuͤndung des Herzens, zum rechten Sinus, und zu
der Gegend des eyfoͤrmigen Loches koͤnnen gezogen wer-
den, ſo muͤſſen auch dieſe Bogen zugleich kuͤrzer und ge-
rader erſcheinen. Jndem ſie nun kuͤrzer werden, ſo naͤ-
hert ſich der rechte Rand des Ohres dem linken, und ſo
um-
(t)
Exp. 502.
(u) Exper. 500.
(x) Jm Jahr 1756, nach der Her-
ausgabe der Comm. de part. irrit.
& ſenſibilibus.
(y)
Second Memoire Exp. 477.
482. 510. 538. 539. 556. Lanciſius
S. 57.
(z) Ebendaſ. Exp. 482. 548. 120.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 750. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/806>, abgerufen am 22.11.2024.
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