kurzen Zeit erfordert, so wird dieselbe innerhalb dem Theil einer Minute, oder dem siebenden Theile einer Secunde, folglich gewiß so schnell geschehen, daß das Au- ge beinahe derselben nicht mehr folgen kann. Es geschie- het auch das nicht selten, daß nur ein Herzohr, und be- sonders das rechte (d), zuweilen aber das linke (e), sich bewegt, wenn das Herz bereits lange schon, auch wol et- liche Stunden zuvor, ruhig geblieben. Zuweilen bewe- gen sich auch nur die Kammern allein, ohne daß die Herz- ohren einige Wirksamkeit äussern (f). Allein diese Un- ordnungen in Ansehung derer Schläge benehmen dem or- dentlichen Gesezze der Natur gar nichts, welches sonst an Thieren, die bei Kräften sind, immer überein bleibt, und von mir bereits nach denen Versuchen ist bestimmet worden.
Hingegen kann dieser Saz gar nicht eingeräumet wer- den, daß die Zusammenziehung der Ohren und der Kam- mern zu gleicher Zeit sollte geschehen können. Denn da erstlich die Verengerungskraft des Herzohres durch die Stärke derer Kammern sehr weit übertroffen wird, so würde dasselbe ganz vergebens arbeiten und sich zusam- menziehen, da es auf keinerlei Weise zu gleicher Zeit sein Blut in das ebenfalls zusammengezogene Herz ausschüt- ten könnte (g). Ferner muß man aus dem obigen wie- derholen (h), daß das Herz, wenn es in seiner Zusam- menziehung begriffen ist, und sein Blut forttreibt, dieses Blut gegen den häutigen Ring der Blutadermündung fortbewege (i). Es würde folglich unter der Zusammen-
ziehung
(d)[Spaltenumbruch]Exp. 473. 474. 482. 491. 492. 494. 510. 514. 537. 540. 543. 555. 556. Es werden dieselben bald wie- der in folgenden angeführet wer- den.
(e)Exp. 517. 540. 541. 545.
(f)Exp. 496. 517. 518. 519. 521.
(g)[Spaltenumbruch]De motu sanguin. per cor n. 13.
(h) §. 13. Abschn. 4.
(i) Von der Bewegung des Blu- tes durchs Herz. ebendas.
Viertes Buch. Das Herz.
kurzen Zeit erfordert, ſo wird dieſelbe innerhalb dem Theil einer Minute, oder dem ſiebenden Theile einer Secunde, folglich gewiß ſo ſchnell geſchehen, daß das Au- ge beinahe derſelben nicht mehr folgen kann. Es geſchie- het auch das nicht ſelten, daß nur ein Herzohr, und be- ſonders das rechte (d), zuweilen aber das linke (e), ſich bewegt, wenn das Herz bereits lange ſchon, auch wol et- liche Stunden zuvor, ruhig geblieben. Zuweilen bewe- gen ſich auch nur die Kammern allein, ohne daß die Herz- ohren einige Wirkſamkeit aͤuſſern (f). Allein dieſe Un- ordnungen in Anſehung derer Schlaͤge benehmen dem or- dentlichen Geſezze der Natur gar nichts, welches ſonſt an Thieren, die bei Kraͤften ſind, immer uͤberein bleibt, und von mir bereits nach denen Verſuchen iſt beſtimmet worden.
Hingegen kann dieſer Saz gar nicht eingeraͤumet wer- den, daß die Zuſammenziehung der Ohren und der Kam- mern zu gleicher Zeit ſollte geſchehen koͤnnen. Denn da erſtlich die Verengerungskraft des Herzohres durch die Staͤrke derer Kammern ſehr weit uͤbertroffen wird, ſo wuͤrde daſſelbe ganz vergebens arbeiten und ſich zuſam- menziehen, da es auf keinerlei Weiſe zu gleicher Zeit ſein Blut in das ebenfalls zuſammengezogene Herz ausſchuͤt- ten koͤnnte (g). Ferner muß man aus dem obigen wie- derholen (h), daß das Herz, wenn es in ſeiner Zuſam- menziehung begriffen iſt, und ſein Blut forttreibt, dieſes Blut gegen den haͤutigen Ring der Blutadermuͤndung fortbewege (i). Es wuͤrde folglich unter der Zuſammen-
ziehung
(d)[Spaltenumbruch]Exp. 473. 474. 482. 491. 492. 494. 510. 514. 537. 540. 543. 555. 556. Es werden dieſelben bald wie- der in folgenden angefuͤhret wer- den.
(e)Exp. 517. 540. 541. 545.
(f)Exp. 496. 517. 518. 519. 521.
(g)[Spaltenumbruch]De motu ſanguin. per cor n. 13.
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[800/0856]
Viertes Buch. Das Herz.
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Secunde, folglich gewiß ſo ſchnell geſchehen, daß das Au-
ge beinahe derſelben nicht mehr folgen kann. Es geſchie-
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ſonders das rechte (d), zuweilen aber das linke (e), ſich
bewegt, wenn das Herz bereits lange ſchon, auch wol et-
liche Stunden zuvor, ruhig geblieben. Zuweilen bewe-
gen ſich auch nur die Kammern allein, ohne daß die Herz-
ohren einige Wirkſamkeit aͤuſſern (f). Allein dieſe Un-
ordnungen in Anſehung derer Schlaͤge benehmen dem or-
dentlichen Geſezze der Natur gar nichts, welches ſonſt an
Thieren, die bei Kraͤften ſind, immer uͤberein bleibt, und
von mir bereits nach denen Verſuchen iſt beſtimmet
worden.
Hingegen kann dieſer Saz gar nicht eingeraͤumet wer-
den, daß die Zuſammenziehung der Ohren und der Kam-
mern zu gleicher Zeit ſollte geſchehen koͤnnen. Denn da
erſtlich die Verengerungskraft des Herzohres durch die
Staͤrke derer Kammern ſehr weit uͤbertroffen wird, ſo
wuͤrde daſſelbe ganz vergebens arbeiten und ſich zuſam-
menziehen, da es auf keinerlei Weiſe zu gleicher Zeit ſein
Blut in das ebenfalls zuſammengezogene Herz ausſchuͤt-
ten koͤnnte (g). Ferner muß man aus dem obigen wie-
derholen (h), daß das Herz, wenn es in ſeiner Zuſam-
menziehung begriffen iſt, und ſein Blut forttreibt, dieſes
Blut gegen den haͤutigen Ring der Blutadermuͤndung
fortbewege (i). Es wuͤrde folglich unter der Zuſammen-
ziehung
(d)
Exp. 473. 474. 482. 491. 492.
494. 510. 514. 537. 540. 543. 555.
556. Es werden dieſelben bald wie-
der in folgenden angefuͤhret wer-
den.
(e) Exp. 517. 540. 541. 545.
(f) Exp. 496. 517. 518. 519. 521.
(g)
De motu ſanguin. per cor
n. 13.
(h) §. 13. Abſchn. 4.
(i) Von der Bewegung des Blu-
tes durchs Herz. ebendaſ.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 800. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/856>, abgerufen am 22.11.2024.
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