Ferner bekräftigen auch alle bereits oben sehr häufig angeführte Beobachtungen (p) durchgängig diesen Punkt, daß sich die zwei Herzohren in der That zu gleicher Zeit entweder zusammenziehen und blaß werden, oder in ihrer Anstrengung wieder nachlassen, und, nachdem sie mit Blute angefüllet worden, wieder roth werden; inglei- chen, daß sich auch die Kammern ebenfalls in einerlei Zeit zusammenrümpfen, hart werden, und ihre Herzspizze zurükke ziehen, oder wieder glatt und weich werden, und die Herzspizze gerade ausstrekken.
Es verlieren auch diese Versuche dadurch nichts von ihrer Glaubwürdigkeit, wenn zuweilen an einem kraft- losen und sterbenden Thiere, bald das rechte Ohr eine Zeitlang ohne das linke wirksam ist (q), bald aber auch die rechte Kammer ohne die linke zusammengezogen wird (r). Denn das sind blos solche Zufälle, die sich bei dem herannahenden Tode, und denen dabei erfolgen- den Unordnungen in der Natur, einzufinden pflegen, wenn entweder die rechte Kammer für sich allein zu schla- gen fortfährt (s), da indessen die linke, aus besondern Ursachen, die wir an einem andern Ort anführen wollen, in Ruhe ist, oder da die linke von dem noch übrigen Reize allein noch fortwirkt, und die rechte dagegen leer ist, auch, weil sie von allem Reizze frei ist, bereits aufgehöret hat die Lebenskräfte zu äussern (t); es ist aber diese Erschei- nung sehr schwer, und gemeiniglich nur unvollkommen, durch die Kunst nachzuahmen (u). Sonst stimmet auch diese Erscheinung mit der Meinung des Nicholls gar nicht überein, da wir allemal gesehen haben, daß eine einzige Kammer allein sich zusammengezogen, die andre aber unbeweglich geblieben und ruhig gewesen, und keine
Ab-
(p)[Spaltenumbruch]
Jm vorhergehenden §. 20. und 21.
Ferner bekraͤftigen auch alle bereits oben ſehr haͤufig angefuͤhrte Beobachtungen (p) durchgaͤngig dieſen Punkt, daß ſich die zwei Herzohren in der That zu gleicher Zeit entweder zuſammenziehen und blaß werden, oder in ihrer Anſtrengung wieder nachlaſſen, und, nachdem ſie mit Blute angefuͤllet worden, wieder roth werden; inglei- chen, daß ſich auch die Kammern ebenfalls in einerlei Zeit zuſammenruͤmpfen, hart werden, und ihre Herzſpizze zuruͤkke ziehen, oder wieder glatt und weich werden, und die Herzſpizze gerade ausſtrekken.
Es verlieren auch dieſe Verſuche dadurch nichts von ihrer Glaubwuͤrdigkeit, wenn zuweilen an einem kraft- loſen und ſterbenden Thiere, bald das rechte Ohr eine Zeitlang ohne das linke wirkſam iſt (q), bald aber auch die rechte Kammer ohne die linke zuſammengezogen wird (r). Denn das ſind blos ſolche Zufaͤlle, die ſich bei dem herannahenden Tode, und denen dabei erfolgen- den Unordnungen in der Natur, einzufinden pflegen, wenn entweder die rechte Kammer fuͤr ſich allein zu ſchla- gen fortfaͤhrt (s), da indeſſen die linke, aus beſondern Urſachen, die wir an einem andern Ort anfuͤhren wollen, in Ruhe iſt, oder da die linke von dem noch uͤbrigen Reize allein noch fortwirkt, und die rechte dagegen leer iſt, auch, weil ſie von allem Reizze frei iſt, bereits aufgehoͤret hat die Lebenskraͤfte zu aͤuſſern (t); es iſt aber dieſe Erſchei- nung ſehr ſchwer, und gemeiniglich nur unvollkommen, durch die Kunſt nachzuahmen (u). Sonſt ſtimmet auch dieſe Erſcheinung mit der Meinung des Nicholls gar nicht uͤberein, da wir allemal geſehen haben, daß eine einzige Kammer allein ſich zuſammengezogen, die andre aber unbeweglich geblieben und ruhig geweſen, und keine
Ab-
(p)[Spaltenumbruch]
Jm vorhergehenden §. 20. und 21.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><pbfacs="#f0860"n="804"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Viertes Buch. Das Herz.</hi></fw><lb/><p>Ferner bekraͤftigen auch alle bereits oben ſehr haͤufig<lb/>
angefuͤhrte Beobachtungen <noteplace="foot"n="(p)"><cb/>
Jm vorhergehenden §. 20.<lb/>
und 21.</note> durchgaͤngig dieſen Punkt,<lb/>
daß ſich die zwei Herzohren in der That zu gleicher Zeit<lb/>
entweder zuſammenziehen und blaß werden, oder in ihrer<lb/>
Anſtrengung wieder nachlaſſen, und, nachdem ſie mit<lb/>
Blute angefuͤllet worden, wieder roth werden; inglei-<lb/>
chen, daß ſich auch die Kammern ebenfalls in einerlei<lb/>
Zeit zuſammenruͤmpfen, hart werden, und ihre Herzſpizze<lb/>
zuruͤkke ziehen, oder wieder glatt und weich werden, und<lb/>
die Herzſpizze gerade ausſtrekken.</p><lb/><p>Es verlieren auch dieſe Verſuche dadurch nichts von<lb/>
ihrer Glaubwuͤrdigkeit, wenn zuweilen an einem kraft-<lb/>
loſen und ſterbenden Thiere, bald das rechte Ohr eine<lb/>
Zeitlang ohne das linke wirkſam iſt <noteplace="foot"n="(q)">Jm vorhergehenden §. 21.</note>, bald aber auch<lb/>
die rechte Kammer ohne die linke zuſammengezogen<lb/>
wird <noteplace="foot"n="(r)"><hirendition="#fr">Harvey</hi> S. 39.</note>. Denn das ſind blos ſolche Zufaͤlle, die ſich<lb/>
bei dem herannahenden Tode, und denen dabei erfolgen-<lb/>
den Unordnungen in der Natur, einzufinden pflegen,<lb/>
wenn entweder die rechte Kammer fuͤr ſich allein zu ſchla-<lb/>
gen fortfaͤhrt <noteplace="foot"n="(s)"><cb/>
Unſre <hirendition="#aq">Exp.</hi> 474. 482. 514.<lb/>
543. 555.</note>, da indeſſen die linke, aus beſondern<lb/>
Urſachen, die wir an einem andern Ort anfuͤhren wollen,<lb/>
in Ruhe iſt, oder da die linke von dem noch uͤbrigen Reize<lb/>
allein noch fortwirkt, und die rechte dagegen leer iſt, auch,<lb/>
weil ſie von allem Reizze frei iſt, bereits aufgehoͤret hat<lb/>
die Lebenskraͤfte zu aͤuſſern <noteplace="foot"n="(t)"><hirendition="#aq">Exp.</hi> 515. 521. 522.</note>; es iſt aber dieſe Erſchei-<lb/>
nung ſehr ſchwer, und gemeiniglich nur unvollkommen,<lb/>
durch die Kunſt nachzuahmen <noteplace="foot"n="(u)"><hirendition="#aq">Exp.</hi> 517. 518. 519. 520. 523.</note>. Sonſt ſtimmet auch<lb/>
dieſe Erſcheinung mit der Meinung des <hirendition="#fr">Nicholls</hi> gar<lb/>
nicht uͤberein, da wir allemal geſehen haben, daß eine<lb/>
einzige Kammer allein ſich zuſammengezogen, die andre<lb/>
aber unbeweglich geblieben und ruhig geweſen, und keine<lb/><fwplace="bottom"type="catch">Ab-</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[804/0860]
Viertes Buch. Das Herz.
Ferner bekraͤftigen auch alle bereits oben ſehr haͤufig
angefuͤhrte Beobachtungen (p) durchgaͤngig dieſen Punkt,
daß ſich die zwei Herzohren in der That zu gleicher Zeit
entweder zuſammenziehen und blaß werden, oder in ihrer
Anſtrengung wieder nachlaſſen, und, nachdem ſie mit
Blute angefuͤllet worden, wieder roth werden; inglei-
chen, daß ſich auch die Kammern ebenfalls in einerlei
Zeit zuſammenruͤmpfen, hart werden, und ihre Herzſpizze
zuruͤkke ziehen, oder wieder glatt und weich werden, und
die Herzſpizze gerade ausſtrekken.
Es verlieren auch dieſe Verſuche dadurch nichts von
ihrer Glaubwuͤrdigkeit, wenn zuweilen an einem kraft-
loſen und ſterbenden Thiere, bald das rechte Ohr eine
Zeitlang ohne das linke wirkſam iſt (q), bald aber auch
die rechte Kammer ohne die linke zuſammengezogen
wird (r). Denn das ſind blos ſolche Zufaͤlle, die ſich
bei dem herannahenden Tode, und denen dabei erfolgen-
den Unordnungen in der Natur, einzufinden pflegen,
wenn entweder die rechte Kammer fuͤr ſich allein zu ſchla-
gen fortfaͤhrt (s), da indeſſen die linke, aus beſondern
Urſachen, die wir an einem andern Ort anfuͤhren wollen,
in Ruhe iſt, oder da die linke von dem noch uͤbrigen Reize
allein noch fortwirkt, und die rechte dagegen leer iſt, auch,
weil ſie von allem Reizze frei iſt, bereits aufgehoͤret hat
die Lebenskraͤfte zu aͤuſſern (t); es iſt aber dieſe Erſchei-
nung ſehr ſchwer, und gemeiniglich nur unvollkommen,
durch die Kunſt nachzuahmen (u). Sonſt ſtimmet auch
dieſe Erſcheinung mit der Meinung des Nicholls gar
nicht uͤberein, da wir allemal geſehen haben, daß eine
einzige Kammer allein ſich zuſammengezogen, die andre
aber unbeweglich geblieben und ruhig geweſen, und keine
Ab-
(p)
Jm vorhergehenden §. 20.
und 21.
(q) Jm vorhergehenden §. 21.
(r) Harvey S. 39.
(s)
Unſre Exp. 474. 482. 514.
543. 555.
(t) Exp. 515. 521. 522.
(u) Exp. 517. 518. 519. 520. 523.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 804. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/860>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.