Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759.Viertes Buch. Das Herz. gebracht. Eine grössere Anzahl aber von Gründen hatRobert Whytt mit vieler Mühe zusammengetragen (e), weil ihm viel daran gelegen war, daß die Kraft des Her- zens nicht möchte hinlänglich seyn, das Blut in Bewe- gung zu bringen, damit er also mit diesem Vermögen noch eine andere von ihm neuerlich entdekte Kraft ver- binden könnte. Er fand also erstlich, bei einer nach den Keilischen Grundsäzzen gemachten Rechnung, daß sich das Gewichte eines rothen Blutkügelchen (f) gegen einem Grane, wie 1 zu 50.000,000. verhalte, und folgerte hieraus, daß die Anstrengung des Herzens, wenn es ein Blutkügelchen in ein haarförmiges Schlagäderchen trie- be, nicht viel grösser sey, als die gedoppelte Schwere ei- nes solchen Kügelchen (g), und wenn man das Reiben und die übrigen Ursachen davon abzöge, die den Trieb des Blutes unterbrechen, so wäre sie nicht einmal so groß als ein Drittheil des bemeldeten Gewichts (h), und es könne das Herz dergleichen Kügelchen in der That nicht fortbe- wegen. Hierauf hat nun ferner derselbe, um desjenigen nicht zu gedenken, was er gegen die Nervenkraft einwen- det, das jedoch durch die bei heftigen Zükkungen eines klei- nen Nerven erfolgende Ueberwältigung eines sehr grossen Gewichtes widerlegt wird, noch von dem Stephan Ha- les angenommen, daß die Kraft des Herzens 60 Pfun- den gleich sey (i): da aber der innere Umfang der linken Herzkammer um funfzehnmal grösser ist, als der Umfang der Aorte, so sey überhaupt die Kraft des Herzens, mit der es sein Blut in die Aorte treibet, nicht einmal zweien Pfunden gleich (k). Und dennoch giebt er zu, daß das Blut kaum mit dem zehnten Theile derjenigen Kraft, mit wel- (e) [Spaltenumbruch]
An inquiry into the causes which promote the circulation of the fluids in the very small ves- sels of the animals. Edimburgh. 1755. 8. (f) S. 10. (g) [Spaltenumbruch]
S. 10. 11. (h) S. 19. (i) Er rechnet dieses ziemlich reichlich, statt der 51, die Hales angiebt S. 30. (k) S. 31.
Viertes Buch. Das Herz. gebracht. Eine groͤſſere Anzahl aber von Gruͤnden hatRobert Whytt mit vieler Muͤhe zuſammengetragen (e), weil ihm viel daran gelegen war, daß die Kraft des Her- zens nicht moͤchte hinlaͤnglich ſeyn, das Blut in Bewe- gung zu bringen, damit er alſo mit dieſem Vermoͤgen noch eine andere von ihm neuerlich entdekte Kraft ver- binden koͤnnte. Er fand alſo erſtlich, bei einer nach den Keiliſchen Grundſaͤzzen gemachten Rechnung, daß ſich das Gewichte eines rothen Blutkuͤgelchen (f) gegen einem Grane, wie 1 zu 50.000,000. verhalte, und folgerte hieraus, daß die Anſtrengung des Herzens, wenn es ein Blutkuͤgelchen in ein haarfoͤrmiges Schlagaͤderchen trie- be, nicht viel groͤſſer ſey, als die gedoppelte Schwere ei- nes ſolchen Kuͤgelchen (g), und wenn man das Reiben und die uͤbrigen Urſachen davon abzoͤge, die den Trieb des Blutes unterbrechen, ſo waͤre ſie nicht einmal ſo groß als ein Drittheil des bemeldeten Gewichts (h), und es koͤnne das Herz dergleichen Kuͤgelchen in der That nicht fortbe- wegen. Hierauf hat nun ferner derſelbe, um desjenigen nicht zu gedenken, was er gegen die Nervenkraft einwen- det, das jedoch durch die bei heftigen Zuͤkkungen eines klei- nen Nerven erfolgende Ueberwaͤltigung eines ſehr groſſen Gewichtes widerlegt wird, noch von dem Stephan Ha- les angenommen, daß die Kraft des Herzens 60 Pfun- den gleich ſey (i): da aber der innere Umfang der linken Herzkammer um funfzehnmal groͤſſer iſt, als der Umfang der Aorte, ſo ſey uͤberhaupt die Kraft des Herzens, mit der es ſein Blut in die Aorte treibet, nicht einmal zweien Pfunden gleich (k). Und dennoch giebt er zu, daß das Blut kaum mit dem zehnten Theile derjenigen Kraft, mit wel- (e) [Spaltenumbruch]
An inquiry into the cauſes which promote the circulation of the fluids in the very ſmall veſ- ſels of the animals. Edimburgh. 1755. 8. (f) S. 10. (g) [Spaltenumbruch]
S. 10. 11. (h) S. 19. (i) Er rechnet dieſes ziemlich reichlich, ſtatt der 51, die Hales angiebt S. 30. (k) S. 31.
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Viertes Buch. Das Herz.
gebracht. Eine groͤſſere Anzahl aber von Gruͤnden hat
Robert Whytt mit vieler Muͤhe zuſammengetragen (e),
weil ihm viel daran gelegen war, daß die Kraft des Her-
zens nicht moͤchte hinlaͤnglich ſeyn, das Blut in Bewe-
gung zu bringen, damit er alſo mit dieſem Vermoͤgen
noch eine andere von ihm neuerlich entdekte Kraft ver-
binden koͤnnte. Er fand alſo erſtlich, bei einer nach den
Keiliſchen Grundſaͤzzen gemachten Rechnung, daß ſich
das Gewichte eines rothen Blutkuͤgelchen (f) gegen einem
Grane, wie 1 zu 50.000,000. verhalte, und folgerte
hieraus, daß die Anſtrengung des Herzens, wenn es ein
Blutkuͤgelchen in ein haarfoͤrmiges Schlagaͤderchen trie-
be, nicht viel groͤſſer ſey, als die gedoppelte Schwere ei-
nes ſolchen Kuͤgelchen (g), und wenn man das Reiben
und die uͤbrigen Urſachen davon abzoͤge, die den Trieb des
Blutes unterbrechen, ſo waͤre ſie nicht einmal ſo groß als
ein Drittheil des bemeldeten Gewichts (h), und es koͤnne
das Herz dergleichen Kuͤgelchen in der That nicht fortbe-
wegen. Hierauf hat nun ferner derſelbe, um desjenigen
nicht zu gedenken, was er gegen die Nervenkraft einwen-
det, das jedoch durch die bei heftigen Zuͤkkungen eines klei-
nen Nerven erfolgende Ueberwaͤltigung eines ſehr groſſen
Gewichtes widerlegt wird, noch von dem Stephan Ha-
les angenommen, daß die Kraft des Herzens 60 Pfun-
den gleich ſey (i): da aber der innere Umfang der linken
Herzkammer um funfzehnmal groͤſſer iſt, als der Umfang
der Aorte, ſo ſey uͤberhaupt die Kraft des Herzens, mit
der es ſein Blut in die Aorte treibet, nicht einmal zweien
Pfunden gleich (k). Und dennoch giebt er zu, daß das
Blut kaum mit dem zehnten Theile derjenigen Kraft, mit
wel-
(e)
An inquiry into the cauſes
which promote the circulation of
the fluids in the very ſmall veſ-
ſels of the animals. Edimburgh.
1755. 8.
(f) S. 10.
(g)
S. 10. 11.
(h) S. 19.
(i) Er rechnet dieſes ziemlich
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angiebt S. 30.
(k) S. 31.
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