diesen holen Behältnissen ihre Festigkeit geben, durch hineingeblasene Luft, oder vermittelst einer kleinen Ver- wundung, oder wenn man diese Säkke umkehrt und durch eine Röhre Luft hineintreibt, dergestalt in eine flokkige weisse Wolle verwandeln, daß davon weiter nichts, als eine Art von Baumwolle übrig bleibt. Der vortrefliche Albin hat darüber Versuche an dem Gedärme (r), und ich an dem Magen, und der Harnblase angestellet, da denn beider Zellhäute schön weis und wie ein Schaum aussahen, und die Zierlichkeit der Haut des Gedärmes übertrafen. Eben die Einblasung macht den vom Ruyschen als nervig beschriebenen Ueberzug der Manns- ruthe, das Band derselben, und die sogenante Hoden- muskelhaut, zu einem wahren in Fächer getheilten Schwamme.
Bei andern Membranen kann man sich des Wassers mit grösserem Nuzzen, um ihre fächrige Beschaffenheit vor Augen zu legen, bedienen. Das Wasser schleicht sich auf die Art, wie in die Löcher des Zukkers und der Haarröhrchen, allmälich in die kleine Hölen und Fächer der Membranen, wenn es auch die härtesten wären, ein; es trennet die Fasern und Plättchen von einander; es verwandelt die Membranen in eine schwammig lokre Scheerwolle, aus der sie ursprünglich entstanden sind. Diesen Versuch hat Vieussens(s) zuerst unternommen, und sich dadurch überreden lassen, gar keine Muskelmem- brane mehr in der Schlagader zu gestatten, weil derselbe, an der Schlagader, nach einer langen Einweichung im Wasser, nichts als schwammiges entdekken konnte. Auf eben die Weise habe ich die Unterhaut, die harte Gehirn-
haut,
(r)[Spaltenumbruch]
Bernh. Siegf. Albin in C. Beruh. seines Bruders Streitsch. de Intest. tenu. n. 8. 14. und ohn- längst im Lib. II. adnot. academ. Von der Bekleidung der Manns- ruthe und dem zellartigen dersel- [Spaltenumbruch]
ben s. v. haller Prim. lin. Phy- siol. N. 795. 774.
dieſen holen Behaͤltniſſen ihre Feſtigkeit geben, durch hineingeblaſene Luft, oder vermittelſt einer kleinen Ver- wundung, oder wenn man dieſe Saͤkke umkehrt und durch eine Roͤhre Luft hineintreibt, dergeſtalt in eine flokkige weiſſe Wolle verwandeln, daß davon weiter nichts, als eine Art von Baumwolle uͤbrig bleibt. Der vortrefliche Albin hat daruͤber Verſuche an dem Gedaͤrme (r), und ich an dem Magen, und der Harnblaſe angeſtellet, da denn beider Zellhaͤute ſchoͤn weis und wie ein Schaum ausſahen, und die Zierlichkeit der Haut des Gedaͤrmes uͤbertrafen. Eben die Einblaſung macht den vom Ruyſchen als nervig beſchriebenen Ueberzug der Manns- ruthe, das Band derſelben, und die ſogenante Hoden- muskelhaut, zu einem wahren in Faͤcher getheilten Schwamme.
Bei andern Membranen kann man ſich des Waſſers mit groͤſſerem Nuzzen, um ihre faͤchrige Beſchaffenheit vor Augen zu legen, bedienen. Das Waſſer ſchleicht ſich auf die Art, wie in die Loͤcher des Zukkers und der Haarroͤhrchen, allmaͤlich in die kleine Hoͤlen und Faͤcher der Membranen, wenn es auch die haͤrteſten waͤren, ein; es trennet die Faſern und Plaͤttchen von einander; es verwandelt die Membranen in eine ſchwammig lokre Scheerwolle, aus der ſie urſpruͤnglich entſtanden ſind. Dieſen Verſuch hat Vieuſſens(s) zuerſt unternommen, und ſich dadurch uͤberreden laſſen, gar keine Muskelmem- brane mehr in der Schlagader zu geſtatten, weil derſelbe, an der Schlagader, nach einer langen Einweichung im Waſſer, nichts als ſchwammiges entdekken konnte. Auf eben die Weiſe habe ich die Unterhaut, die harte Gehirn-
haut,
(r)[Spaltenumbruch]
Bernh. Siegf. Albin in C. Beruh. ſeines Bruders Streitſch. de Inteſt. tenu. n. 8. 14. und ohn- laͤngſt im Lib. II. adnot. academ. Von der Bekleidung der Manns- ruthe und dem zellartigen derſel- [Spaltenumbruch]
ben ſ. v. haller Prim. lin. Phy- ſiol. N. 795. 774.
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des menſchlichen Koͤrpers. Membranen.
dieſen holen Behaͤltniſſen ihre Feſtigkeit geben, durch
hineingeblaſene Luft, oder vermittelſt einer kleinen Ver-
wundung, oder wenn man dieſe Saͤkke umkehrt und durch
eine Roͤhre Luft hineintreibt, dergeſtalt in eine flokkige
weiſſe Wolle verwandeln, daß davon weiter nichts, als
eine Art von Baumwolle uͤbrig bleibt. Der vortrefliche
Albin hat daruͤber Verſuche an dem Gedaͤrme (r), und
ich an dem Magen, und der Harnblaſe angeſtellet, da
denn beider Zellhaͤute ſchoͤn weis und wie ein Schaum
ausſahen, und die Zierlichkeit der Haut des Gedaͤrmes
uͤbertrafen. Eben die Einblaſung macht den vom
Ruyſchen als nervig beſchriebenen Ueberzug der Manns-
ruthe, das Band derſelben, und die ſogenante Hoden-
muskelhaut, zu einem wahren in Faͤcher getheilten
Schwamme.
Bei andern Membranen kann man ſich des Waſſers
mit groͤſſerem Nuzzen, um ihre faͤchrige Beſchaffenheit
vor Augen zu legen, bedienen. Das Waſſer ſchleicht
ſich auf die Art, wie in die Loͤcher des Zukkers und der
Haarroͤhrchen, allmaͤlich in die kleine Hoͤlen und Faͤcher
der Membranen, wenn es auch die haͤrteſten waͤren, ein;
es trennet die Faſern und Plaͤttchen von einander; es
verwandelt die Membranen in eine ſchwammig lokre
Scheerwolle, aus der ſie urſpruͤnglich entſtanden ſind.
Dieſen Verſuch hat Vieuſſens (s) zuerſt unternommen,
und ſich dadurch uͤberreden laſſen, gar keine Muskelmem-
brane mehr in der Schlagader zu geſtatten, weil derſelbe,
an der Schlagader, nach einer langen Einweichung im
Waſſer, nichts als ſchwammiges entdekken konnte. Auf
eben die Weiſe habe ich die Unterhaut, die harte Gehirn-
haut,
(r)
Bernh. Siegf. Albin in C.
Beruh. ſeines Bruders Streitſch.
de Inteſt. tenu. n. 8. 14. und ohn-
laͤngſt im Lib. II. adnot. academ.
Von der Bekleidung der Manns-
ruthe und dem zellartigen derſel-
ben ſ. v. haller Prim. lin. Phy-
ſiol. N. 795. 774.
(s) Raymund vievssens nov.
vaſ. corp. hum. ſyſt. S. 83. 84.
85. 88. Dav. Chriſt. Schobin-
gers angef. Streitſchr. S. 72. 73.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 37. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/93>, abgerufen am 21.11.2024.
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