wird er von denen krampfhaft zusammengezogenen Ner- ven beweget, folglich haben diejenigen Muskeln ihre Kraft nicht von der Seele, die dieses Glied bewegen. Was nun in Ansehung anderer Muskeln wahr ist, das gilt auch von dem Herzen, indem wir ebener massen ge- zeigt haben, daß es ganz allein für sich seine Bewegung zu der Zeit beibehalte, wenn inzwischen der Wille und das Bewustseyn im Haupte sich noch äussern.
Auf den erstern Einwurf schikket sich eben diese Ant- wort. Denn wenn der vom Körper abgelöste Muskel keine Empfindung mehr hat, und sich doch nach einer Reizung in Bewegung sezt, so muß, ausser der Seele, eine andere Ursache vorhanden seyn, die den Muskeln die Bewegung mittheilt. Jst nun diese Ursache in dem Arme, oder Fusse, und im Herzen, von der Seele gänzlich unterschieden, so kann man in der That diejenigen Be- wegungen nicht von der Seele herleiten, die wir in ei- nem nur erst gestorbenen Thiere wahrnehmen. Ueber dieses haben wir auch bereits längstens gezeigt, daß die Gränzen der Reizbarkeit und der Empfindlichkeit völlig von einander unterschieden sind.
§. 13. Die stärkere Reizbarkeit des Herzens ist zu Er- regung dieser Bewegung hinlänglich.
Wenn in den vorgetragenen Lehrgebäuden wenig gründliches ist anzutreffen gewesen, so wird man von uns verlangen, daß wir an deren statt etwas bessers an die Hand geben sollen. Es scheinet mir also für meine Per- son die einfältigste Ursache von der Dauer derer Herz- schläge darinnen zu bestehen, daß das Herz beständig ge- reizt wird, daß es alle übrigen Muskeln an Reizbarkeit (i)
über-
(i) Unser vorhergehender §. 12.
Viertes Buch. Das Herz.
wird er von denen krampfhaft zuſammengezogenen Ner- ven beweget, folglich haben diejenigen Muskeln ihre Kraft nicht von der Seele, die dieſes Glied bewegen. Was nun in Anſehung anderer Muskeln wahr iſt, das gilt auch von dem Herzen, indem wir ebener maſſen ge- zeigt haben, daß es ganz allein fuͤr ſich ſeine Bewegung zu der Zeit beibehalte, wenn inzwiſchen der Wille und das Bewuſtſeyn im Haupte ſich noch aͤuſſern.
Auf den erſtern Einwurf ſchikket ſich eben dieſe Ant- wort. Denn wenn der vom Koͤrper abgeloͤſte Muskel keine Empfindung mehr hat, und ſich doch nach einer Reizung in Bewegung ſezt, ſo muß, auſſer der Seele, eine andere Urſache vorhanden ſeyn, die den Muskeln die Bewegung mittheilt. Jſt nun dieſe Urſache in dem Arme, oder Fuſſe, und im Herzen, von der Seele gaͤnzlich unterſchieden, ſo kann man in der That diejenigen Be- wegungen nicht von der Seele herleiten, die wir in ei- nem nur erſt geſtorbenen Thiere wahrnehmen. Ueber dieſes haben wir auch bereits laͤngſtens gezeigt, daß die Graͤnzen der Reizbarkeit und der Empfindlichkeit voͤllig von einander unterſchieden ſind.
§. 13. Die ſtaͤrkere Reizbarkeit des Herzens iſt zu Er- regung dieſer Bewegung hinlaͤnglich.
Wenn in den vorgetragenen Lehrgebaͤuden wenig gruͤndliches iſt anzutreffen geweſen, ſo wird man von uns verlangen, daß wir an deren ſtatt etwas beſſers an die Hand geben ſollen. Es ſcheinet mir alſo fuͤr meine Per- ſon die einfaͤltigſte Urſache von der Dauer derer Herz- ſchlaͤge darinnen zu beſtehen, daß das Herz beſtaͤndig ge- reizt wird, daß es alle uͤbrigen Muskeln an Reizbarkeit (i)
uͤber-
(i) Unſer vorhergehender §. 12.
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Viertes Buch. Das Herz.
wird er von denen krampfhaft zuſammengezogenen Ner-
ven beweget, folglich haben diejenigen Muskeln ihre
Kraft nicht von der Seele, die dieſes Glied bewegen.
Was nun in Anſehung anderer Muskeln wahr iſt, das
gilt auch von dem Herzen, indem wir ebener maſſen ge-
zeigt haben, daß es ganz allein fuͤr ſich ſeine Bewegung
zu der Zeit beibehalte, wenn inzwiſchen der Wille und das
Bewuſtſeyn im Haupte ſich noch aͤuſſern.
Auf den erſtern Einwurf ſchikket ſich eben dieſe Ant-
wort. Denn wenn der vom Koͤrper abgeloͤſte Muskel
keine Empfindung mehr hat, und ſich doch nach einer
Reizung in Bewegung ſezt, ſo muß, auſſer der Seele,
eine andere Urſache vorhanden ſeyn, die den Muskeln
die Bewegung mittheilt. Jſt nun dieſe Urſache in dem
Arme, oder Fuſſe, und im Herzen, von der Seele gaͤnzlich
unterſchieden, ſo kann man in der That diejenigen Be-
wegungen nicht von der Seele herleiten, die wir in ei-
nem nur erſt geſtorbenen Thiere wahrnehmen. Ueber
dieſes haben wir auch bereits laͤngſtens gezeigt, daß die
Graͤnzen der Reizbarkeit und der Empfindlichkeit voͤllig
von einander unterſchieden ſind.
§. 13.
Die ſtaͤrkere Reizbarkeit des Herzens iſt zu Er-
regung dieſer Bewegung hinlaͤnglich.
Wenn in den vorgetragenen Lehrgebaͤuden wenig
gruͤndliches iſt anzutreffen geweſen, ſo wird man von uns
verlangen, daß wir an deren ſtatt etwas beſſers an die
Hand geben ſollen. Es ſcheinet mir alſo fuͤr meine Per-
ſon die einfaͤltigſte Urſache von der Dauer derer Herz-
ſchlaͤge darinnen zu beſtehen, daß das Herz beſtaͤndig ge-
reizt wird, daß es alle uͤbrigen Muskeln an Reizbarkeit
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(i) Unſer vorhergehender §. 12.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 934. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/990>, abgerufen am 22.11.2024.
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