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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762.

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Fünftes Buch. Das Blut.
men gedrengt, oder auf andre Kügelchen getrieben, hätten
zusammendrükken, oder in einen engern Raum bringen
lassen, und man hat das eigne Geständnis Antons von
Leeuwenhoek (h) vor sich, daß er nie so etwas gese-
hen habe.

Ferner, ob die Luft gleich in der Kälte allerdings
dichter und von der Wärme ausgedent wird, so hat man
doch lange schon beobachtet, daß der rote Theil des Blu-
tes überhaupt von keiner, und nicht einmal von der hef-
tigsten Kälte in einen engern Raum gebracht wird, wie
solches Samuel Aurivill (i), der jezzo ein berümter
Professor in Upsal ist, bezeuget, und welchem ferner der
vortrefliche Franz Boissier (k) beipflichtet. Es gestehet
aber auch G. E. Hamberger, daß sich der rote Blut-
teil nicht einmal von einer sechs und dreißig Zoll hohen
Queksilbersäule in einen engern Raum bringen lasse (l).
Da ferner ehemals der berümte Jakob Jurin (m) mit
Fleis die Absicht hatte, diese Streitigkeit in Untersuchung
zu ziehen, so sahe selbiger ohne Mühe ein, daß sich keine
merkliche Menge Luft, und nicht einmal so viel, als im
Wasser zugegen ist, im Blute befinden könne, weil das
rote Kügelchen, und der gesamte rote Blutteil, das inner-
liche Gewichte des Wassers übertrift, und es würde die
Blutröte um ein vieles leichter werden müssen, wofern
blos ein farbiges Plättchen die Luft einschlösse.

Da sich ferner die Luft entweder in einer grössern
Wärme ausdehnet, oder dieses auch im leeren Raume
verrichtet; so thun dieses doch die Blutkügelchen weder
in der äussersten Wärme, noch im luftleeren Raume.
Denn obgleich ein gewisser berümter Mann, von der

Partei
(h) [Spaltenumbruch] Continuat. arcan. natur.
S. 111.
(i) Jn der Dissertation de va-
sorum pulmonalium, et cauitatum
cordis inaequali amplitudine. n.
26.
(k) Die Winterkälte treibet
nicht einmal das Blut in einen
[Spaltenumbruch] engern Raum zusammen; des effets
de l'air
S. 84. Element. Physiol.
S. 138.
(l) De vno pulsu S. 4. Phy-
siol.
S. 18.
(m) Philosoph. Transact. n. 361.

Fuͤnftes Buch. Das Blut.
men gedrengt, oder auf andre Kuͤgelchen getrieben, haͤtten
zuſammendruͤkken, oder in einen engern Raum bringen
laſſen, und man hat das eigne Geſtaͤndnis Antons von
Leeuwenhoek (h) vor ſich, daß er nie ſo etwas geſe-
hen habe.

Ferner, ob die Luft gleich in der Kaͤlte allerdings
dichter und von der Waͤrme ausgedent wird, ſo hat man
doch lange ſchon beobachtet, daß der rote Theil des Blu-
tes uͤberhaupt von keiner, und nicht einmal von der hef-
tigſten Kaͤlte in einen engern Raum gebracht wird, wie
ſolches Samuel Aurivill (i), der jezzo ein beruͤmter
Profeſſor in Upſal iſt, bezeuget, und welchem ferner der
vortrefliche Franz Boiſſier (k) beipflichtet. Es geſtehet
aber auch G. E. Hamberger, daß ſich der rote Blut-
teil nicht einmal von einer ſechs und dreißig Zoll hohen
Quekſilberſaͤule in einen engern Raum bringen laſſe (l).
Da ferner ehemals der beruͤmte Jakob Jurin (m) mit
Fleis die Abſicht hatte, dieſe Streitigkeit in Unterſuchung
zu ziehen, ſo ſahe ſelbiger ohne Muͤhe ein, daß ſich keine
merkliche Menge Luft, und nicht einmal ſo viel, als im
Waſſer zugegen iſt, im Blute befinden koͤnne, weil das
rote Kuͤgelchen, und der geſamte rote Blutteil, das inner-
liche Gewichte des Waſſers uͤbertrift, und es wuͤrde die
Blutroͤte um ein vieles leichter werden muͤſſen, wofern
blos ein farbiges Plaͤttchen die Luft einſchloͤſſe.

Da ſich ferner die Luft entweder in einer groͤſſern
Waͤrme ausdehnet, oder dieſes auch im leeren Raume
verrichtet; ſo thun dieſes doch die Blutkuͤgelchen weder
in der aͤuſſerſten Waͤrme, noch im luftleeren Raume.
Denn obgleich ein gewiſſer beruͤmter Mann, von der

Partei
(h) [Spaltenumbruch] Continuat. arcan. natur.
S. 111.
(i) Jn der Diſſertation de va-
ſorum pulmonalium, et cauitatum
cordis inaequali amplitudine. n.
26.
(k) Die Winterkaͤlte treibet
nicht einmal das Blut in einen
[Spaltenumbruch] engern Raum zuſammen; des effets
de l’air
S. 84. Element. Phyſiol.
S. 138.
(l) De vno pulſu S. 4. Phy-
ſiol.
S. 18.
(m) Philoſoph. Transact. n. 361.
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[96/0116] Fuͤnftes Buch. Das Blut. men gedrengt, oder auf andre Kuͤgelchen getrieben, haͤtten zuſammendruͤkken, oder in einen engern Raum bringen laſſen, und man hat das eigne Geſtaͤndnis Antons von Leeuwenhoek (h) vor ſich, daß er nie ſo etwas geſe- hen habe. Ferner, ob die Luft gleich in der Kaͤlte allerdings dichter und von der Waͤrme ausgedent wird, ſo hat man doch lange ſchon beobachtet, daß der rote Theil des Blu- tes uͤberhaupt von keiner, und nicht einmal von der hef- tigſten Kaͤlte in einen engern Raum gebracht wird, wie ſolches Samuel Aurivill (i), der jezzo ein beruͤmter Profeſſor in Upſal iſt, bezeuget, und welchem ferner der vortrefliche Franz Boiſſier (k) beipflichtet. Es geſtehet aber auch G. E. Hamberger, daß ſich der rote Blut- teil nicht einmal von einer ſechs und dreißig Zoll hohen Quekſilberſaͤule in einen engern Raum bringen laſſe (l). Da ferner ehemals der beruͤmte Jakob Jurin (m) mit Fleis die Abſicht hatte, dieſe Streitigkeit in Unterſuchung zu ziehen, ſo ſahe ſelbiger ohne Muͤhe ein, daß ſich keine merkliche Menge Luft, und nicht einmal ſo viel, als im Waſſer zugegen iſt, im Blute befinden koͤnne, weil das rote Kuͤgelchen, und der geſamte rote Blutteil, das inner- liche Gewichte des Waſſers uͤbertrift, und es wuͤrde die Blutroͤte um ein vieles leichter werden muͤſſen, wofern blos ein farbiges Plaͤttchen die Luft einſchloͤſſe. Da ſich ferner die Luft entweder in einer groͤſſern Waͤrme ausdehnet, oder dieſes auch im leeren Raume verrichtet; ſo thun dieſes doch die Blutkuͤgelchen weder in der aͤuſſerſten Waͤrme, noch im luftleeren Raume. Denn obgleich ein gewiſſer beruͤmter Mann, von der Partei (h) Continuat. arcan. natur. S. 111. (i) Jn der Diſſertation de va- ſorum pulmonalium, et cauitatum cordis inaequali amplitudine. n. 26. (k) Die Winterkaͤlte treibet nicht einmal das Blut in einen engern Raum zuſammen; des effets de l’air S. 84. Element. Phyſiol. S. 138. (l) De vno pulſu S. 4. Phy- ſiol. S. 18. (m) Philoſoph. Transact. n. 361.

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 96. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/116>, abgerufen am 23.11.2024.