Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762.Das Rothe darinnen. die man durch keine gelinde Wärme zu zerstören hoffendarf. Es verdünnet vielmehr derjenige Grad der Wär- me, der das Rote zu Flieswasser auflöset, auch das Flies- wasser selbst, und er zerstöret diese Eigenschaft, welche von einer mächtigern Säure und vom Weingeiste zum Gerinnen veranlasset wird, daß man folglich nicht ver- muten darf, das Flieswasser könne diese zum Gerinnen aufgelegte Eigenschaft übrig behalten, wofern sich das rote Blut in selbiges verwandelt hätte. So oft dem- nach ein roter Blutklumpe zu einer gelblichen Flüßig- keit zerflossen, so oft wird überhaupt der Haufe der Kü- gelchen dergestalt vermindert, daß man sie nicht einmal mehr wegen ihrer Kleinheit mit dem gewaffneten Auge weiter verfolgen kann (n); oder es schwizzet, welches ein- facher ist, der rote Klumpe zwar ein Salzwasser von sich, welches sich zwischen den roten Kügelchen befand, aber ganz und gar nicht mit ihrer Natur verwant war. Wenn aber Blut längere Zeit aufbehalten wird, und nicht nur seine kugelförmige Stoffe nebst der Farbe verlieret, son- dern sich auch in Wasser auflöset, so zerfliesset allerdings die fettartige Natur der Kügelchen kraft der Fäulnis, und der Mitwirkung einer gelinden Wärme, in ein blei- ches Wässerchen, so wie alle Fettigkeiten endlich von der Fäulnis verzeret werden. Man kann aber durch keinen einzigen Versuch erweislich machen, daß sich in derglei- chen Eiterwasser Kügelchen befinden, oder daß sie Eigen- schaften an sich behielten, welche zugleich mit dem gesun- den Zustande des menschlichen Körpers bestehen könnten. Wenn man nun dieses alles mit demjenigen verglei- so (n) [Spaltenumbruch]
Dieses ist die Theorie des vortreflichen Senaks T. II. S. 666. und sie gründet sich auch auf einen Versuch. Das Blut wird ebenfalls von der Beimischung des Salzes [Spaltenumbruch] aus der Rinde von Peru derge- stalt verdünnet, daß man die Kü- gelchen weiter mit Augen nicht finden kann. (o) B. II. S. 117. 118. 119.
Das Rothe darinnen. die man durch keine gelinde Waͤrme zu zerſtoͤren hoffendarf. Es verduͤnnet vielmehr derjenige Grad der Waͤr- me, der das Rote zu Flieswaſſer aufloͤſet, auch das Flies- waſſer ſelbſt, und er zerſtoͤret dieſe Eigenſchaft, welche von einer maͤchtigern Saͤure und vom Weingeiſte zum Gerinnen veranlaſſet wird, daß man folglich nicht ver- muten darf, das Flieswaſſer koͤnne dieſe zum Gerinnen aufgelegte Eigenſchaft uͤbrig behalten, wofern ſich das rote Blut in ſelbiges verwandelt haͤtte. So oft dem- nach ein roter Blutklumpe zu einer gelblichen Fluͤßig- keit zerfloſſen, ſo oft wird uͤberhaupt der Haufe der Kuͤ- gelchen dergeſtalt vermindert, daß man ſie nicht einmal mehr wegen ihrer Kleinheit mit dem gewaffneten Auge weiter verfolgen kann (n); oder es ſchwizzet, welches ein- facher iſt, der rote Klumpe zwar ein Salzwaſſer von ſich, welches ſich zwiſchen den roten Kuͤgelchen befand, aber ganz und gar nicht mit ihrer Natur verwant war. Wenn aber Blut laͤngere Zeit aufbehalten wird, und nicht nur ſeine kugelfoͤrmige Stoffe nebſt der Farbe verlieret, ſon- dern ſich auch in Waſſer aufloͤſet, ſo zerflieſſet allerdings die fettartige Natur der Kuͤgelchen kraft der Faͤulnis, und der Mitwirkung einer gelinden Waͤrme, in ein blei- ches Waͤſſerchen, ſo wie alle Fettigkeiten endlich von der Faͤulnis verzeret werden. Man kann aber durch keinen einzigen Verſuch erweislich machen, daß ſich in derglei- chen Eiterwaſſer Kuͤgelchen befinden, oder daß ſie Eigen- ſchaften an ſich behielten, welche zugleich mit dem geſun- den Zuſtande des menſchlichen Koͤrpers beſtehen koͤnnten. Wenn man nun dieſes alles mit demjenigen verglei- ſo (n) [Spaltenumbruch]
Dieſes iſt die Theorie des vortreflichen Senaks T. II. S. 666. und ſie gruͤndet ſich auch auf einen Verſuch. Das Blut wird ebenfalls von der Beimiſchung des Salzes [Spaltenumbruch] aus der Rinde von Peru derge- ſtalt verduͤnnet, daß man die Kuͤ- gelchen weiter mit Augen nicht finden kann. (o) B. II. S. 117. 118. 119.
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Das Rothe darinnen.
die man durch keine gelinde Waͤrme zu zerſtoͤren hoffen
darf. Es verduͤnnet vielmehr derjenige Grad der Waͤr-
me, der das Rote zu Flieswaſſer aufloͤſet, auch das Flies-
waſſer ſelbſt, und er zerſtoͤret dieſe Eigenſchaft, welche
von einer maͤchtigern Saͤure und vom Weingeiſte zum
Gerinnen veranlaſſet wird, daß man folglich nicht ver-
muten darf, das Flieswaſſer koͤnne dieſe zum Gerinnen
aufgelegte Eigenſchaft uͤbrig behalten, wofern ſich das
rote Blut in ſelbiges verwandelt haͤtte. So oft dem-
nach ein roter Blutklumpe zu einer gelblichen Fluͤßig-
keit zerfloſſen, ſo oft wird uͤberhaupt der Haufe der Kuͤ-
gelchen dergeſtalt vermindert, daß man ſie nicht einmal
mehr wegen ihrer Kleinheit mit dem gewaffneten Auge
weiter verfolgen kann (n); oder es ſchwizzet, welches ein-
facher iſt, der rote Klumpe zwar ein Salzwaſſer von ſich,
welches ſich zwiſchen den roten Kuͤgelchen befand, aber
ganz und gar nicht mit ihrer Natur verwant war. Wenn
aber Blut laͤngere Zeit aufbehalten wird, und nicht nur
ſeine kugelfoͤrmige Stoffe nebſt der Farbe verlieret, ſon-
dern ſich auch in Waſſer aufloͤſet, ſo zerflieſſet allerdings
die fettartige Natur der Kuͤgelchen kraft der Faͤulnis,
und der Mitwirkung einer gelinden Waͤrme, in ein blei-
ches Waͤſſerchen, ſo wie alle Fettigkeiten endlich von der
Faͤulnis verzeret werden. Man kann aber durch keinen
einzigen Verſuch erweislich machen, daß ſich in derglei-
chen Eiterwaſſer Kuͤgelchen befinden, oder daß ſie Eigen-
ſchaften an ſich behielten, welche zugleich mit dem geſun-
den Zuſtande des menſchlichen Koͤrpers beſtehen koͤnnten.
Wenn man nun dieſes alles mit demjenigen verglei-
chet, welches wir im erſten Bande dieſes Werkes, wider
die abnehmende Ordnungen der Gefaͤſſe, erinnert haben (o),
ſo
(n)
Dieſes iſt die Theorie des
vortreflichen Senaks T. II. S. 666.
und ſie gruͤndet ſich auch auf einen
Verſuch. Das Blut wird ebenfalls
von der Beimiſchung des Salzes
aus der Rinde von Peru derge-
ſtalt verduͤnnet, daß man die Kuͤ-
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(o) B. II. S. 117. 118. 119.
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