werden, so bald sie stillestehen und kalt geworden, ge- schrieben werden müssen.
§. 23. Ob man Salz im Blute mit Augen sehen könne.
Wir gehen nunmehr zu denjenigen Grundstoffen im Blute über, welche man allererst aus der Beimischung fremder Körper kennen lernt, und die sich in dem Blute eines gesunden und lebenden Thieres nie von freien Stükken entdekken lassen, dergleichen Oel, Erde, Ei- sen, und Luft sind. Daß im Blute Salz befindlich sei, deutet schon der Geschmak an (d). Wenn nämlich einem noch so gesunden Menschen die Nase blutet, und dieser sein eignes Blut auf der Zunge kostet, so scheinet ihm selbiges sehr gesalzen zu seyn, so daß solches ohngefehr nach einem gesalznen Wasser schmekket, worinnen sich et- wa der hunderte Theil, oder noch mehr Küchensalz be- findet. Folglich enthält das Blut Salz, und zwar mehr, als der Speichel, oder der Schleim der Nase, da sich die Zunge auf das Salz dieser Flüßigkeiten zu verstehen, schon gewont ist. Deswegen ist dieses aber kein Meersalz, welches wir mit den Speisen zu uns neh- men. Denn es besizzen die Thiere in ihrer Wildheit, ob sie gleich an unserm Küchensalze keinen Theil nehmen, dennoch eben so wohl ein gesalznes Blut (e). Was die- ses aber eigentlich vor eine Art von Salzen sei, ist daher noch nicht zu bestimmen. Zwar hat Leeuwenhoek sein Auge zu dem Ende mit Gläsern bewafnet, um es be- stimmen zu können, und es glaubte derselbe, in den ver- schiednen Säften der Thiere Salze von verschiedner
Gattung
(d)[Spaltenumbruch]maqver Chym. pract. S. 458. quesnai Oecon. auim. alte Aus- gabe S. 150. Fleischbrühe wird, ohne daß man das erforderliche [Spaltenumbruch]
Kochsalz hinzuschüttet, schon von selbst gesalzen. schneider de ca- tarrh. S. 233.
(e) Der Falke. peyer Obs. 58.
Fuͤnftes Buch. Das Blut.
werden, ſo bald ſie ſtilleſtehen und kalt geworden, ge- ſchrieben werden muͤſſen.
§. 23. Ob man Salz im Blute mit Augen ſehen koͤnne.
Wir gehen nunmehr zu denjenigen Grundſtoffen im Blute uͤber, welche man allererſt aus der Beimiſchung fremder Koͤrper kennen lernt, und die ſich in dem Blute eines geſunden und lebenden Thieres nie von freien Stuͤkken entdekken laſſen, dergleichen Oel, Erde, Ei- ſen, und Luft ſind. Daß im Blute Salz befindlich ſei, deutet ſchon der Geſchmak an (d). Wenn naͤmlich einem noch ſo geſunden Menſchen die Naſe blutet, und dieſer ſein eignes Blut auf der Zunge koſtet, ſo ſcheinet ihm ſelbiges ſehr geſalzen zu ſeyn, ſo daß ſolches ohngefehr nach einem geſalznen Waſſer ſchmekket, worinnen ſich et- wa der hunderte Theil, oder noch mehr Kuͤchenſalz be- findet. Folglich enthaͤlt das Blut Salz, und zwar mehr, als der Speichel, oder der Schleim der Naſe, da ſich die Zunge auf das Salz dieſer Fluͤßigkeiten zu verſtehen, ſchon gewont iſt. Deswegen iſt dieſes aber kein Meerſalz, welches wir mit den Speiſen zu uns neh- men. Denn es beſizzen die Thiere in ihrer Wildheit, ob ſie gleich an unſerm Kuͤchenſalze keinen Theil nehmen, dennoch eben ſo wohl ein geſalznes Blut (e). Was die- ſes aber eigentlich vor eine Art von Salzen ſei, iſt daher noch nicht zu beſtimmen. Zwar hat Leeuwenhoek ſein Auge zu dem Ende mit Glaͤſern bewafnet, um es be- ſtimmen zu koͤnnen, und es glaubte derſelbe, in den ver- ſchiednen Saͤften der Thiere Salze von verſchiedner
Gattung
(d)[Spaltenumbruch]maqver Chym. pract. S. 458. queſnai Oecon. auim. alte Aus- gabe S. 150. Fleiſchbruͤhe wird, ohne daß man das erforderliche [Spaltenumbruch]
Kochſalz hinzuſchuͤttet, ſchon von ſelbſt geſalzen. ſchneider de ca- tarrh. S. 233.
(e) Der Falke. peyer Obſ. 58.
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Fuͤnftes Buch. Das Blut.
werden, ſo bald ſie ſtilleſtehen und kalt geworden, ge-
ſchrieben werden muͤſſen.
§. 23.
Ob man Salz im Blute mit Augen ſehen
koͤnne.
Wir gehen nunmehr zu denjenigen Grundſtoffen im
Blute uͤber, welche man allererſt aus der Beimiſchung
fremder Koͤrper kennen lernt, und die ſich in dem Blute
eines geſunden und lebenden Thieres nie von freien
Stuͤkken entdekken laſſen, dergleichen Oel, Erde, Ei-
ſen, und Luft ſind. Daß im Blute Salz befindlich ſei,
deutet ſchon der Geſchmak an (d). Wenn naͤmlich einem
noch ſo geſunden Menſchen die Naſe blutet, und dieſer
ſein eignes Blut auf der Zunge koſtet, ſo ſcheinet ihm
ſelbiges ſehr geſalzen zu ſeyn, ſo daß ſolches ohngefehr
nach einem geſalznen Waſſer ſchmekket, worinnen ſich et-
wa der hunderte Theil, oder noch mehr Kuͤchenſalz be-
findet. Folglich enthaͤlt das Blut Salz, und zwar
mehr, als der Speichel, oder der Schleim der Naſe,
da ſich die Zunge auf das Salz dieſer Fluͤßigkeiten zu
verſtehen, ſchon gewont iſt. Deswegen iſt dieſes aber
kein Meerſalz, welches wir mit den Speiſen zu uns neh-
men. Denn es beſizzen die Thiere in ihrer Wildheit,
ob ſie gleich an unſerm Kuͤchenſalze keinen Theil nehmen,
dennoch eben ſo wohl ein geſalznes Blut (e). Was die-
ſes aber eigentlich vor eine Art von Salzen ſei, iſt daher
noch nicht zu beſtimmen. Zwar hat Leeuwenhoek
ſein Auge zu dem Ende mit Glaͤſern bewafnet, um es be-
ſtimmen zu koͤnnen, und es glaubte derſelbe, in den ver-
ſchiednen Saͤften der Thiere Salze von verſchiedner
Gattung
(d)
maqver Chym. pract. S. 458.
queſnai Oecon. auim. alte Aus-
gabe S. 150. Fleiſchbruͤhe wird,
ohne daß man das erforderliche
Kochſalz hinzuſchuͤttet, ſchon von
ſelbſt geſalzen. ſchneider de ca-
tarrh. S. 233.
(e) Der Falke. peyer Obſ. 58.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 114. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/134>, abgerufen am 23.11.2024.
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