Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762.

Bild:
<< vorherige Seite

Das Rothe darinnen.
sauern Körpern nunmehr nichts, als blos alkalische
Salze herausgetrieben werden können.

Die Fäulnis aber befördert die Erzeugung der flüch-
tigen Salze dergestalt, daß diejenigen Salze, welche
nach der Wässerung sauer aufstiegen, nunmehr alkalisch
und flüchtig vor der Wässerung aufsteigen (u). Aber
auch an dem Fleische der Thiere macht die Fäulnis keine
Hindernis, daß daraus nicht die gewönliche urinhafte
Grundstoffe hervorgebracht werden sollten (x), und es
werden dadurch vornämlich die Oele dergestalt verdünnt,
daß sie nunmehr von einer kleinen Wärme, mit ihrem
flüchtigen Salze, in die höchste Phiolen heraufgetrieben
werden (y). Jch habe dieses zu dem Ende mit Fleisse
erinnern wollen, weil der berümte Pringle (z) ohnlängst
mit vielen Versuchen den Saz bewäret, daß ein fauler
und alkalischer Körper nicht einerlei und eben dasselbe
wäre. Jndessen hat hier der berümte Gaber die Mei-
nung des Pringle mit der unsrigen, und der Sache
selbst, auf das beste zu vereinigen gewust. Es fangen
nämlich überhaupt die menschliche Säfte, auch wenn wir
leben, bereits alkalisch zu werden an; nach dem Absterben
werden sie dieses immer mehr und mehr, sie brausen mit
sauern Dingen auf, und erregen zugleich einen übeln
Geruch. Da sie aber zugleich mit ihrem Gestanke auch
die flüchtigen Theile einbüssen, so vernichtet sich die Fäul-
nis selbst, und es verlieren die menschlichen Säfte nach
einer kurzen Zeit, wenn sie mit einer Säure, die auch
vom Pflanzenreiche herstammen kann, gegoren, diese
Kraft völlig, und so legen sie fernerhin ihre alkalische
Natur ab. Folglich ist übelrichen, und alkalisch ge-
macht werden, nicht ganz und gar einerlei Sache, ob
beides gleich mehrmalen beisammen steht (z*).

§. 29.
(u) [Spaltenumbruch] nevmann Chym. T. III.
S. 14. Börhaave angef. Ort.
S. 326.
(x) navier sur l'amolle des os
S. 7.
(y) [Spaltenumbruch] Ebenders. ebendas.
(z) Obs. on the diseases of the
army
S. 430 u. s. f.
(z*) Misc. Taur. 77 bis 85.
J 3

Das Rothe darinnen.
ſauern Koͤrpern nunmehr nichts, als blos alkaliſche
Salze herausgetrieben werden koͤnnen.

Die Faͤulnis aber befoͤrdert die Erzeugung der fluͤch-
tigen Salze dergeſtalt, daß diejenigen Salze, welche
nach der Waͤſſerung ſauer aufſtiegen, nunmehr alkaliſch
und fluͤchtig vor der Waͤſſerung aufſteigen (u). Aber
auch an dem Fleiſche der Thiere macht die Faͤulnis keine
Hindernis, daß daraus nicht die gewoͤnliche urinhafte
Grundſtoffe hervorgebracht werden ſollten (x), und es
werden dadurch vornaͤmlich die Oele dergeſtalt verduͤnnt,
daß ſie nunmehr von einer kleinen Waͤrme, mit ihrem
fluͤchtigen Salze, in die hoͤchſte Phiolen heraufgetrieben
werden (y). Jch habe dieſes zu dem Ende mit Fleiſſe
erinnern wollen, weil der beruͤmte Pringle (z) ohnlaͤngſt
mit vielen Verſuchen den Saz bewaͤret, daß ein fauler
und alkaliſcher Koͤrper nicht einerlei und eben daſſelbe
waͤre. Jndeſſen hat hier der beruͤmte Gaber die Mei-
nung des Pringle mit der unſrigen, und der Sache
ſelbſt, auf das beſte zu vereinigen gewuſt. Es fangen
naͤmlich uͤberhaupt die menſchliche Saͤfte, auch wenn wir
leben, bereits alkaliſch zu werden an; nach dem Abſterben
werden ſie dieſes immer mehr und mehr, ſie brauſen mit
ſauern Dingen auf, und erregen zugleich einen uͤbeln
Geruch. Da ſie aber zugleich mit ihrem Geſtanke auch
die fluͤchtigen Theile einbuͤſſen, ſo vernichtet ſich die Faͤul-
nis ſelbſt, und es verlieren die menſchlichen Saͤfte nach
einer kurzen Zeit, wenn ſie mit einer Saͤure, die auch
vom Pflanzenreiche herſtammen kann, gegoren, dieſe
Kraft voͤllig, und ſo legen ſie fernerhin ihre alkaliſche
Natur ab. Folglich iſt uͤbelrichen, und alkaliſch ge-
macht werden, nicht ganz und gar einerlei Sache, ob
beides gleich mehrmalen beiſammen ſteht (z*).

§. 29.
(u) [Spaltenumbruch] nevmann Chym. T. III.
S. 14. Börhaave angef. Ort.
S. 326.
(x) navier ſur l’amolle des os
S. 7.
(y) [Spaltenumbruch] Ebenderſ. ebendaſ.
(z) Obſ. on the diſeaſes of the
army
S. 430 u. ſ. f.
(z*) Miſc. Taur. 77 bis 85.
J 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0153" n="133"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das Rothe darinnen.</hi></fw><lb/>
&#x017F;auern Ko&#x0364;rpern nunmehr nichts, als blos alkali&#x017F;che<lb/>
Salze herausgetrieben werden ko&#x0364;nnen.</p><lb/>
            <p>Die Fa&#x0364;ulnis aber befo&#x0364;rdert die Erzeugung der flu&#x0364;ch-<lb/>
tigen Salze derge&#x017F;talt, daß diejenigen Salze, welche<lb/>
nach der Wa&#x0364;&#x017F;&#x017F;erung &#x017F;auer auf&#x017F;tiegen, nunmehr alkali&#x017F;ch<lb/>
und flu&#x0364;chtig vor der Wa&#x0364;&#x017F;&#x017F;erung auf&#x017F;teigen <note place="foot" n="(u)"><cb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">nevmann</hi> Chym. T. III.</hi><lb/>
S. 14. <hi rendition="#fr">Börhaave</hi> angef. Ort.<lb/>
S. 326.</note>. Aber<lb/>
auch an dem Flei&#x017F;che der Thiere macht die Fa&#x0364;ulnis keine<lb/>
Hindernis, daß daraus nicht die gewo&#x0364;nliche urinhafte<lb/>
Grund&#x017F;toffe hervorgebracht werden &#x017F;ollten <note place="foot" n="(x)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">navier</hi> &#x017F;ur l&#x2019;amolle des os</hi><lb/>
S. 7.</note>, und es<lb/>
werden dadurch vorna&#x0364;mlich die Oele derge&#x017F;talt verdu&#x0364;nnt,<lb/>
daß &#x017F;ie nunmehr von einer kleinen Wa&#x0364;rme, mit ihrem<lb/>
flu&#x0364;chtigen Salze, in die ho&#x0364;ch&#x017F;te Phiolen heraufgetrieben<lb/>
werden <note place="foot" n="(y)"><cb/>
Ebender&#x017F;. ebenda&#x017F;.</note>. Jch habe die&#x017F;es zu dem Ende mit Flei&#x017F;&#x017F;e<lb/>
erinnern wollen, weil der beru&#x0364;mte <hi rendition="#fr">Pringle</hi> <note place="foot" n="(z)"><hi rendition="#aq">Ob&#x017F;. on the di&#x017F;ea&#x017F;es of the<lb/>
army</hi> S. 430 u. &#x017F;. f.</note> ohnla&#x0364;ng&#x017F;t<lb/>
mit vielen Ver&#x017F;uchen den Saz bewa&#x0364;ret, daß ein fauler<lb/>
und alkali&#x017F;cher Ko&#x0364;rper nicht einerlei und eben da&#x017F;&#x017F;elbe<lb/>
wa&#x0364;re. Jnde&#x017F;&#x017F;en hat hier der beru&#x0364;mte <hi rendition="#fr">Gaber</hi> die Mei-<lb/>
nung des <hi rendition="#fr">Pringle</hi> mit der un&#x017F;rigen, und der Sache<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t, auf das be&#x017F;te zu vereinigen gewu&#x017F;t. Es fangen<lb/>
na&#x0364;mlich u&#x0364;berhaupt die men&#x017F;chliche Sa&#x0364;fte, auch wenn wir<lb/>
leben, bereits alkali&#x017F;ch zu werden an; nach dem Ab&#x017F;terben<lb/>
werden &#x017F;ie die&#x017F;es immer mehr und mehr, &#x017F;ie brau&#x017F;en mit<lb/>
&#x017F;auern Dingen auf, und erregen zugleich einen u&#x0364;beln<lb/>
Geruch. Da &#x017F;ie aber zugleich mit ihrem Ge&#x017F;tanke auch<lb/>
die flu&#x0364;chtigen Theile einbu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en, &#x017F;o vernichtet &#x017F;ich die Fa&#x0364;ul-<lb/>
nis &#x017F;elb&#x017F;t, und es verlieren die men&#x017F;chlichen Sa&#x0364;fte nach<lb/>
einer kurzen Zeit, wenn &#x017F;ie mit einer Sa&#x0364;ure, die auch<lb/>
vom Pflanzenreiche her&#x017F;tammen kann, gegoren, die&#x017F;e<lb/>
Kraft vo&#x0364;llig, und &#x017F;o legen &#x017F;ie fernerhin ihre alkali&#x017F;che<lb/>
Natur ab. Folglich i&#x017F;t u&#x0364;belrichen, und alkali&#x017F;ch ge-<lb/>
macht werden, nicht ganz und gar einerlei Sache, ob<lb/>
beides gleich mehrmalen bei&#x017F;ammen &#x017F;teht <note place="foot" n="(z*)"><hi rendition="#aq">Mi&#x017F;c. Taur.</hi> 77 bis 85.</note>.</p>
          </div><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">J 3</fw>
          <fw place="bottom" type="catch">§. 29.</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[133/0153] Das Rothe darinnen. ſauern Koͤrpern nunmehr nichts, als blos alkaliſche Salze herausgetrieben werden koͤnnen. Die Faͤulnis aber befoͤrdert die Erzeugung der fluͤch- tigen Salze dergeſtalt, daß diejenigen Salze, welche nach der Waͤſſerung ſauer aufſtiegen, nunmehr alkaliſch und fluͤchtig vor der Waͤſſerung aufſteigen (u). Aber auch an dem Fleiſche der Thiere macht die Faͤulnis keine Hindernis, daß daraus nicht die gewoͤnliche urinhafte Grundſtoffe hervorgebracht werden ſollten (x), und es werden dadurch vornaͤmlich die Oele dergeſtalt verduͤnnt, daß ſie nunmehr von einer kleinen Waͤrme, mit ihrem fluͤchtigen Salze, in die hoͤchſte Phiolen heraufgetrieben werden (y). Jch habe dieſes zu dem Ende mit Fleiſſe erinnern wollen, weil der beruͤmte Pringle (z) ohnlaͤngſt mit vielen Verſuchen den Saz bewaͤret, daß ein fauler und alkaliſcher Koͤrper nicht einerlei und eben daſſelbe waͤre. Jndeſſen hat hier der beruͤmte Gaber die Mei- nung des Pringle mit der unſrigen, und der Sache ſelbſt, auf das beſte zu vereinigen gewuſt. Es fangen naͤmlich uͤberhaupt die menſchliche Saͤfte, auch wenn wir leben, bereits alkaliſch zu werden an; nach dem Abſterben werden ſie dieſes immer mehr und mehr, ſie brauſen mit ſauern Dingen auf, und erregen zugleich einen uͤbeln Geruch. Da ſie aber zugleich mit ihrem Geſtanke auch die fluͤchtigen Theile einbuͤſſen, ſo vernichtet ſich die Faͤul- nis ſelbſt, und es verlieren die menſchlichen Saͤfte nach einer kurzen Zeit, wenn ſie mit einer Saͤure, die auch vom Pflanzenreiche herſtammen kann, gegoren, dieſe Kraft voͤllig, und ſo legen ſie fernerhin ihre alkaliſche Natur ab. Folglich iſt uͤbelrichen, und alkaliſch ge- macht werden, nicht ganz und gar einerlei Sache, ob beides gleich mehrmalen beiſammen ſteht (z*). §. 29. (u) nevmann Chym. T. III. S. 14. Börhaave angef. Ort. S. 326. (x) navier ſur l’amolle des os S. 7. (y) Ebenderſ. ebendaſ. (z) Obſ. on the diſeaſes of the army S. 430 u. ſ. f. (z*) Miſc. Taur. 77 bis 85. J 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/153
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 133. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/153>, abgerufen am 21.11.2024.