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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762.

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Das Salzwasser.

Es schmilzt aber auch die Entzündungsrinde im
Wasser bei einer mäßigen Wärme (l), und sie faulet
sehr (m). Aus dem Grunde verändert sich, wie das Rote
im Blute, so auch das Salzwasser in einem Fieber der-
gestalt, daß man künftig, nach einigen Aderlassen, und
wenn die Heftigkeit der Krankheit überwältigt worden,
nunmehr kein pleuritisches Fell mehr im abgezapften Blu-
te finden kann (o). Eben dergleichen Fieber macht das
Salzwasser übermäßig gesalzen (p). Jn der Lungen-
entzündung verändert sich das Salzwasser dermassen,
daß es kaum mehr von einer Säure geliefern will, nicht
einmal vom 150sten Grade, sondern allererst vom 189
Feuergrade sich zu gerinnen entschliest (q), und den zwee-
ten Tag bereits den Violensirup grün färbt (r).

Jndessen äussert es überhaupt geringere Spuren von
einem harnhaftem Wesen (s), als das Rote, auch wenn
selbiges faul geworden, und bisweilen hat ein verdorbnes
Salzwasser wenig Unterscheid vor einem frischen geäus-
sert (t). Es ist schon lange, daß Robert Boyle (u) die
Erinnerung gethan, daß vom Salzwasser nur ein
schwacher Geist, auch wenn solches bereits gefaulet, zu
erhalten sei. Ohnezweifel liegt der Grund von diesem
Unterschiede, zwischen dem Roten und dem Salzwasser,
in dem überflüßigen Wasser des leztern, indem das
Wasser einen ansenlichen Theil vom Salzwasser aus-
macht; ferner weil Salzwasser einen kleinern Vorrat
vom Oele und den salzigen Theilen enthält (x).

(n)
Es
(l) [Spaltenumbruch] Haen angef. Ort. S. 86.
(m) Pringle S. 417.
(o) D. sinopevs angef. Ort. S.
221. 331. u. f. sauvages de l'in-
flammat.
S. 244.
(p) Tabor S. 79. Jn den
Wechselfiebern ist das Salzwasser
nicht so scharf, als in den etwas
[Spaltenumbruch] nachlassenden. B. langrish Pra-
ctice
S. 232.
(q) Rhades S. 29.
(r) Ebendas.
(s) Philosoph. Transact. n. 495.
(t) Pörner angef. Ort. S. 31.
(u) Apparat. ad histor. sanguin.
S. 64. 72.
(x) Abschnitt 3. §. 8.
(n) B. 5. 2 Abschn. §. 7.
Das Salzwaſſer.

Es ſchmilzt aber auch die Entzuͤndungsrinde im
Waſſer bei einer maͤßigen Waͤrme (l), und ſie faulet
ſehr (m). Aus dem Grunde veraͤndert ſich, wie das Rote
im Blute, ſo auch das Salzwaſſer in einem Fieber der-
geſtalt, daß man kuͤnftig, nach einigen Aderlaſſen, und
wenn die Heftigkeit der Krankheit uͤberwaͤltigt worden,
nunmehr kein pleuritiſches Fell mehr im abgezapften Blu-
te finden kann (o). Eben dergleichen Fieber macht das
Salzwaſſer uͤbermaͤßig geſalzen (p). Jn der Lungen-
entzuͤndung veraͤndert ſich das Salzwaſſer dermaſſen,
daß es kaum mehr von einer Saͤure geliefern will, nicht
einmal vom 150ſten Grade, ſondern allererſt vom 189
Feuergrade ſich zu gerinnen entſchlieſt (q), und den zwee-
ten Tag bereits den Violenſirup gruͤn faͤrbt (r).

Jndeſſen aͤuſſert es uͤberhaupt geringere Spuren von
einem harnhaftem Weſen (s), als das Rote, auch wenn
ſelbiges faul geworden, und bisweilen hat ein verdorbnes
Salzwaſſer wenig Unterſcheid vor einem friſchen geaͤuſ-
ſert (t). Es iſt ſchon lange, daß Robert Boyle (u) die
Erinnerung gethan, daß vom Salzwaſſer nur ein
ſchwacher Geiſt, auch wenn ſolches bereits gefaulet, zu
erhalten ſei. Ohnezweifel liegt der Grund von dieſem
Unterſchiede, zwiſchen dem Roten und dem Salzwaſſer,
in dem uͤberfluͤßigen Waſſer des leztern, indem das
Waſſer einen anſenlichen Theil vom Salzwaſſer aus-
macht; ferner weil Salzwaſſer einen kleinern Vorrat
vom Oele und den ſalzigen Theilen enthaͤlt (x).

(n)
Es
(l) [Spaltenumbruch] Haen angef. Ort. S. 86.
(m) Pringle S. 417.
(o) D. ſinopevſ angef. Ort. S.
221. 331. u. f. ſauvageſ de l’in-
flammat.
S. 244.
(p) Tabor S. 79. Jn den
Wechſelfiebern iſt das Salzwaſſer
nicht ſo ſcharf, als in den etwas
[Spaltenumbruch] nachlaſſenden. B. langriſh Pra-
ctice
S. 232.
(q) Rhades S. 29.
(r) Ebendaſ.
(s) Philoſoph. Transact. n. 495.
(t) Pörner angef. Ort. S. 31.
(u) Apparat. ad hiſtor. ſanguin.
S. 64. 72.
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[207/0227] Das Salzwaſſer. Es ſchmilzt aber auch die Entzuͤndungsrinde im Waſſer bei einer maͤßigen Waͤrme (l), und ſie faulet ſehr (m). Aus dem Grunde veraͤndert ſich, wie das Rote im Blute, ſo auch das Salzwaſſer in einem Fieber der- geſtalt, daß man kuͤnftig, nach einigen Aderlaſſen, und wenn die Heftigkeit der Krankheit uͤberwaͤltigt worden, nunmehr kein pleuritiſches Fell mehr im abgezapften Blu- te finden kann (o). Eben dergleichen Fieber macht das Salzwaſſer uͤbermaͤßig geſalzen (p). Jn der Lungen- entzuͤndung veraͤndert ſich das Salzwaſſer dermaſſen, daß es kaum mehr von einer Saͤure geliefern will, nicht einmal vom 150ſten Grade, ſondern allererſt vom 189 Feuergrade ſich zu gerinnen entſchlieſt (q), und den zwee- ten Tag bereits den Violenſirup gruͤn faͤrbt (r). Jndeſſen aͤuſſert es uͤberhaupt geringere Spuren von einem harnhaftem Weſen (s), als das Rote, auch wenn ſelbiges faul geworden, und bisweilen hat ein verdorbnes Salzwaſſer wenig Unterſcheid vor einem friſchen geaͤuſ- ſert (t). Es iſt ſchon lange, daß Robert Boyle (u) die Erinnerung gethan, daß vom Salzwaſſer nur ein ſchwacher Geiſt, auch wenn ſolches bereits gefaulet, zu erhalten ſei. Ohnezweifel liegt der Grund von dieſem Unterſchiede, zwiſchen dem Roten und dem Salzwaſſer, in dem uͤberfluͤßigen Waſſer des leztern, indem das Waſſer einen anſenlichen Theil vom Salzwaſſer aus- macht; ferner weil Salzwaſſer einen kleinern Vorrat vom Oele und den ſalzigen Theilen enthaͤlt (x). Es (n) (l) Haen angef. Ort. S. 86. (m) Pringle S. 417. (o) D. ſinopevſ angef. Ort. S. 221. 331. u. f. ſauvageſ de l’in- flammat. S. 244. (p) Tabor S. 79. Jn den Wechſelfiebern iſt das Salzwaſſer nicht ſo ſcharf, als in den etwas nachlaſſenden. B. langriſh Pra- ctice S. 232. (q) Rhades S. 29. (r) Ebendaſ. (s) Philoſoph. Transact. n. 495. (t) Pörner angef. Ort. S. 31. (u) Apparat. ad hiſtor. ſanguin. S. 64. 72. (x) Abſchnitt 3. §. 8. (n) B. 5. 2 Abſchn. §. 7.

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 207. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/227>, abgerufen am 27.11.2024.