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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762.

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Fünftes Buch. Das Blut
Hunde, welcher acht und vierzig Pfunde wog, nachdem
man ihm die Schlagadern geöffnet hatte, nicht mehr, als
fünf Pfunde Blut, welches also beinahe nur der zehnte
Theil von der gesamten Schwere war (i), Bartolomeus
von Moor (k) fing dagegen nur vier Pfunde Blut auf,
welches ohngefehr der zwölfte Theil vom Ganzen war.
Einem Rinde, dem man die Blutgefässe zerschnitte,
zapfte man drei und dreißig Pfunde Blut ab (l), einem
andern sechs und vierzig und ein halbes Pfund (m), da
das Rind fünfhundert Pfunde gewogen hatte, und es
fand sich also, daß das Blut beinahe den eilften Theil
von der ganzen Schwere betrug. Unser ehemalige Amts-
gehülfe, der berühmte Stephan Hales (n), samlete aus
den Blutgefässen eines Pferdes acht und zwanzig, und
noch aus einem andern Pferde brachte derselbe vier und
vierzig Pfunde zusammen.

Ausser diesem gibt es noch andre Ursachen, woraus
es sich ergibt, daß Moulins Versuch nicht die wahre
Menge Bluts bestimmt. Es haben nämlich Jakob
Primirose (o) längst, und nach ihm Keil (p), und ohn-
längst Stephan Hales (q), gezeiget, daß nicht alles Blut
aus einem lebendigen Thiere, dem man eine Schlagader
öfnet, und welches man völlig verbluten und sterben läst,
herausflist, oder daß man nicht alles Blut, so viel im
ganzen Gefässisteme vorrätig ist, ausleeren könne. Es
bleibt vielmehr in den kleinsten Schlagadern und Blut-
adern (r), und auch so gar in den grossen, das Blut häu-

fig
(i) [Spaltenumbruch] Canicid. I.
(k) Instaurat. medic. S. 50.
(l) Siegel de motu sanguin.
S. 104.
(m) Hales Philos. exper. S. 91.
(n) Ebenders. in der Haemast.
S. 8. Thomson Dissert. medic.
S. 42.
(o) de circul. sangu. S. 4.
(p) de quantitate sangu. a prin-
cip.
(q) Haemastat. S. 7. 14. 16.
[Spaltenumbruch] Teichmeyer Anthropol. Senac
in Heisters neuer Ausg. S. 506.
da man nicht einmal die Helfte
Blut weglies, starb bereits das
Thier, Primirose in Harv. S. 41.
(r) Ebendas. Man fand die Blut-
adern voll, und auch etwas Blut
in der Aorte und im Herzen. Die
Holadern waren noch mit Blut
erfüllt, da bereits die Schlagadern
ihr Geblüte ausgeschüttet hatten.
Drelincourt Canicid. I.

Fuͤnftes Buch. Das Blut
Hunde, welcher acht und vierzig Pfunde wog, nachdem
man ihm die Schlagadern geoͤffnet hatte, nicht mehr, als
fuͤnf Pfunde Blut, welches alſo beinahe nur der zehnte
Theil von der geſamten Schwere war (i), Bartolomeus
von Moor (k) fing dagegen nur vier Pfunde Blut auf,
welches ohngefehr der zwoͤlfte Theil vom Ganzen war.
Einem Rinde, dem man die Blutgefaͤſſe zerſchnitte,
zapfte man drei und dreißig Pfunde Blut ab (l), einem
andern ſechs und vierzig und ein halbes Pfund (m), da
das Rind fuͤnfhundert Pfunde gewogen hatte, und es
fand ſich alſo, daß das Blut beinahe den eilften Theil
von der ganzen Schwere betrug. Unſer ehemalige Amts-
gehuͤlfe, der beruͤhmte Stephan Hales (n), ſamlete aus
den Blutgefaͤſſen eines Pferdes acht und zwanzig, und
noch aus einem andern Pferde brachte derſelbe vier und
vierzig Pfunde zuſammen.

Auſſer dieſem gibt es noch andre Urſachen, woraus
es ſich ergibt, daß Moulins Verſuch nicht die wahre
Menge Bluts beſtimmt. Es haben naͤmlich Jakob
Primiroſe (o) laͤngſt, und nach ihm Keil (p), und ohn-
laͤngſt Stephan Hales (q), gezeiget, daß nicht alles Blut
aus einem lebendigen Thiere, dem man eine Schlagader
oͤfnet, und welches man voͤllig verbluten und ſterben laͤſt,
herausfliſt, oder daß man nicht alles Blut, ſo viel im
ganzen Gefaͤsſiſteme vorraͤtig iſt, ausleeren koͤnne. Es
bleibt vielmehr in den kleinſten Schlagadern und Blut-
adern (r), und auch ſo gar in den groſſen, das Blut haͤu-

fig
(i) [Spaltenumbruch] Canicid. I.
(k) Inſtaurat. medic. S. 50.
(l) Siegel de motu ſanguin.
S. 104.
(m) Hales Philoſ. exper. S. 91.
(n) Ebenderſ. in der Haemaſt.
S. 8. Thomſon Diſſert. medic.
S. 42.
(o) de circul. ſangu. S. 4.
(p) de quantitate ſangu. a prin-
cip.
(q) Haemaſtat. S. 7. 14. 16.
[Spaltenumbruch] Teichmeyer Anthropol. Senac
in Heiſters neuer Ausg. S. 506.
da man nicht einmal die Helfte
Blut weglies, ſtarb bereits das
Thier, Primiroſe in Harv. S. 41.
(r) Ebendaſ. Man fand die Blut-
adern voll, und auch etwas Blut
in der Aorte und im Herzen. Die
Holadern waren noch mit Blut
erfuͤllt, da bereits die Schlagadern
ihr Gebluͤte ausgeſchuͤttet hatten.
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[4/0024] Fuͤnftes Buch. Das Blut Hunde, welcher acht und vierzig Pfunde wog, nachdem man ihm die Schlagadern geoͤffnet hatte, nicht mehr, als fuͤnf Pfunde Blut, welches alſo beinahe nur der zehnte Theil von der geſamten Schwere war (i), Bartolomeus von Moor (k) fing dagegen nur vier Pfunde Blut auf, welches ohngefehr der zwoͤlfte Theil vom Ganzen war. Einem Rinde, dem man die Blutgefaͤſſe zerſchnitte, zapfte man drei und dreißig Pfunde Blut ab (l), einem andern ſechs und vierzig und ein halbes Pfund (m), da das Rind fuͤnfhundert Pfunde gewogen hatte, und es fand ſich alſo, daß das Blut beinahe den eilften Theil von der ganzen Schwere betrug. Unſer ehemalige Amts- gehuͤlfe, der beruͤhmte Stephan Hales (n), ſamlete aus den Blutgefaͤſſen eines Pferdes acht und zwanzig, und noch aus einem andern Pferde brachte derſelbe vier und vierzig Pfunde zuſammen. Auſſer dieſem gibt es noch andre Urſachen, woraus es ſich ergibt, daß Moulins Verſuch nicht die wahre Menge Bluts beſtimmt. Es haben naͤmlich Jakob Primiroſe (o) laͤngſt, und nach ihm Keil (p), und ohn- laͤngſt Stephan Hales (q), gezeiget, daß nicht alles Blut aus einem lebendigen Thiere, dem man eine Schlagader oͤfnet, und welches man voͤllig verbluten und ſterben laͤſt, herausfliſt, oder daß man nicht alles Blut, ſo viel im ganzen Gefaͤsſiſteme vorraͤtig iſt, ausleeren koͤnne. Es bleibt vielmehr in den kleinſten Schlagadern und Blut- adern (r), und auch ſo gar in den groſſen, das Blut haͤu- fig (i) Canicid. I. (k) Inſtaurat. medic. S. 50. (l) Siegel de motu ſanguin. S. 104. (m) Hales Philoſ. exper. S. 91. (n) Ebenderſ. in der Haemaſt. S. 8. Thomſon Diſſert. medic. S. 42. (o) de circul. ſangu. S. 4. (p) de quantitate ſangu. a prin- cip. (q) Haemaſtat. S. 7. 14. 16. Teichmeyer Anthropol. Senac in Heiſters neuer Ausg. S. 506. da man nicht einmal die Helfte Blut weglies, ſtarb bereits das Thier, Primiroſe in Harv. S. 41. (r) Ebendaſ. Man fand die Blut- adern voll, und auch etwas Blut in der Aorte und im Herzen. Die Holadern waren noch mit Blut erfuͤllt, da bereits die Schlagadern ihr Gebluͤte ausgeſchuͤttet hatten. Drelincourt Canicid. I.

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/24>, abgerufen am 21.11.2024.