Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762.

Bild:
<< vorherige Seite

Fünftes Buch. Das Blut.
Kälberblut, das vom menschlichen doch verschieden ist,
in die innerste Gefässe aufgenommen hatte (o).

Es lässet sich aber auch schwerlich durch die Analisi-
rung einiger Unterscheid zwischen dem Blute eines Men-
schen, oder eines Schafes, Ochsen, Hasens, oder zwi-
schen dem Schaf- und Hünerblute (p), durchs Gesichte,
durchs Vergrösserungsglas, oder durch eine chimische
Scheidung warnehmen (q); da doch die Sitten und
Temperamenten unter diesen Thieren und den Menschen
eine sehr grosse Abweichung machen, und ein zorniges
Thier auf keinerlei Weise mit einem höchst schüchternen
Schafe eine Uebereinstimmung hat. So gibt auch das
Gehirnmark von Menschen und aus Thieren genommen,
in der Scheidung beinahe einerlei Grundstoffe (r). Da-
her hat auch, wie wir bereits oben die Erwänung gethan,
Helmontius erinnert (s), daß sich kaum unter zweihun-
dert Blutscheidungen, ob man gleich dazu Blut von
höchst verschiednen Menschen genommen, ein Unterscheid
spüren lassen. Die vom Gifte der Amerikaner hinge-
richtete Thiere zeigen keine einzige Spur von einer Aus-
artung des Blutes (s*), so wenig als vom Opium ge-
schicht (s**). So gar machen die ersten besten Umstände
in den Erscheinungen einen Unterscheid, da man diesen
doch oft grosse Kräfte zuschreibt (s***), und man hat sehr

oft
(o) [Spaltenumbruch] Arthur Coga, ein Mann von
etwas hizzigem Gehirne. Philos.
Transact. n. 28. birch T. II.
S.
215. und ein andrer Franzose, der
noch närrischer war. denys lettre
I.
S. 14. Philos. Transact n. 27. 32.
So haben auch Thiere, von mitge-
teiltem Blute andrer höchst ver-
schieden gearteter Thiere gelebt,
und ihre alte Sitten beibehalten.
vergl. damit 3 Buch dieses Werks.
Jch mag mich hier nicht der Ge-
schichten des Lowers und Han-
nes
bedienen, welche schreiben, ein
Mensch hätte von Fleischbrühe, die
statt des Blutes in den Adern um-
gelaufen wäre, leben können.
(p) [Spaltenumbruch] Anton de heyde Obs. 87.
(q) Ebendas.
(r) Vieussens Traite des li-
queurs
S. 210. Jch sehe, daß
auch Ruysch einen Unterscheid un-
ter den Gerinnungen des Blutes
von Menschen und Kälbern macht.
Cur. renovat S. 21. Vielleicht war
dieses eine Folge des Hasses, mit
dem dieser gute Alte eine jede
von Thieren hergenommene Zer-
gliederung belegte.
(s) Buch 5. Abschn. 2. §. 34.
(s*) Shebreare T. II. S. 129.
(s**) Loeseke Arzney S. 569.
(s***) Ein mit voller Kraft her-
vordringendes Blut verursacht ei-
nen

Fuͤnftes Buch. Das Blut.
Kaͤlberblut, das vom menſchlichen doch verſchieden iſt,
in die innerſte Gefaͤſſe aufgenommen hatte (o).

Es laͤſſet ſich aber auch ſchwerlich durch die Analiſi-
rung einiger Unterſcheid zwiſchen dem Blute eines Men-
ſchen, oder eines Schafes, Ochſen, Haſens, oder zwi-
ſchen dem Schaf- und Huͤnerblute (p), durchs Geſichte,
durchs Vergroͤſſerungsglas, oder durch eine chimiſche
Scheidung warnehmen (q); da doch die Sitten und
Temperamenten unter dieſen Thieren und den Menſchen
eine ſehr groſſe Abweichung machen, und ein zorniges
Thier auf keinerlei Weiſe mit einem hoͤchſt ſchuͤchternen
Schafe eine Uebereinſtimmung hat. So gibt auch das
Gehirnmark von Menſchen und aus Thieren genommen,
in der Scheidung beinahe einerlei Grundſtoffe (r). Da-
her hat auch, wie wir bereits oben die Erwaͤnung gethan,
Helmontius erinnert (s), daß ſich kaum unter zweihun-
dert Blutſcheidungen, ob man gleich dazu Blut von
hoͤchſt verſchiednen Menſchen genommen, ein Unterſcheid
ſpuͤren laſſen. Die vom Gifte der Amerikaner hinge-
richtete Thiere zeigen keine einzige Spur von einer Aus-
artung des Blutes (s*), ſo wenig als vom Opium ge-
ſchicht (s**). So gar machen die erſten beſten Umſtaͤnde
in den Erſcheinungen einen Unterſcheid, da man dieſen
doch oft groſſe Kraͤfte zuſchreibt (s***), und man hat ſehr

oft
(o) [Spaltenumbruch] Arthur Coga, ein Mann von
etwas hizzigem Gehirne. Philoſ.
Transact. n. 28. birch T. II.
S.
215. und ein andrer Franzoſe, der
noch naͤrriſcher war. denyſ lettre
I.
S. 14. Philoſ. Transact n. 27. 32.
So haben auch Thiere, von mitge-
teiltem Blute andrer hoͤchſt ver-
ſchieden gearteter Thiere gelebt,
und ihre alte Sitten beibehalten.
vergl. damit 3 Buch dieſes Werks.
Jch mag mich hier nicht der Ge-
ſchichten des Lowers und Han-
nes
bedienen, welche ſchreiben, ein
Menſch haͤtte von Fleiſchbruͤhe, die
ſtatt des Blutes in den Adern um-
gelaufen waͤre, leben koͤnnen.
(p) [Spaltenumbruch] Anton de heyde Obſ. 87.
(q) Ebendaſ.
(r) Vieuſſens Traité des li-
queurs
S. 210. Jch ſehe, daß
auch Ruyſch einen Unterſcheid un-
ter den Gerinnungen des Blutes
von Menſchen und Kaͤlbern macht.
Cur. renovat S. 21. Vielleicht war
dieſes eine Folge des Haſſes, mit
dem dieſer gute Alte eine jede
von Thieren hergenommene Zer-
gliederung belegte.
(s) Buch 5. Abſchn. 2. §. 34.
(s*) Shebreare T. II. S. 129.
(s**) Loeſeke Arzney S. 569.
(s***) Ein mit voller Kraft her-
vordringendes Blut verurſacht ei-
nen
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0252" n="232"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Fu&#x0364;nftes Buch. Das Blut.</hi></fw><lb/>
Ka&#x0364;lberblut, das vom men&#x017F;chlichen doch ver&#x017F;chieden i&#x017F;t,<lb/>
in die inner&#x017F;te Gefa&#x0364;&#x017F;&#x017F;e aufgenommen hatte <note place="foot" n="(o)"><cb/><hi rendition="#aq">Arthur Coga,</hi> ein Mann von<lb/>
etwas hizzigem Gehirne. <hi rendition="#aq">Philo&#x017F;.<lb/>
Transact. n. 28. <hi rendition="#k">birch</hi> T. II.</hi> S.<lb/>
215. und ein andrer Franzo&#x017F;e, der<lb/>
noch na&#x0364;rri&#x017F;cher war. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">deny&#x017F;</hi> lettre<lb/>
I.</hi> S. 14. <hi rendition="#aq">Philo&#x017F;. Transact n.</hi> 27. 32.<lb/>
So haben auch Thiere, von mitge-<lb/>
teiltem Blute andrer ho&#x0364;ch&#x017F;t ver-<lb/>
&#x017F;chieden gearteter Thiere gelebt,<lb/>
und ihre alte Sitten beibehalten.<lb/>
vergl. damit 3 Buch die&#x017F;es Werks.<lb/>
Jch mag mich hier nicht der Ge-<lb/>
&#x017F;chichten des <hi rendition="#fr">Lowers</hi> und <hi rendition="#fr">Han-<lb/>
nes</hi> bedienen, welche &#x017F;chreiben, ein<lb/>
Men&#x017F;ch ha&#x0364;tte von Flei&#x017F;chbru&#x0364;he, die<lb/>
&#x017F;tatt des Blutes in den Adern um-<lb/>
gelaufen wa&#x0364;re, leben ko&#x0364;nnen.</note>.</p><lb/>
            <p>Es la&#x0364;&#x017F;&#x017F;et &#x017F;ich aber auch &#x017F;chwerlich durch die Anali&#x017F;i-<lb/>
rung einiger Unter&#x017F;cheid zwi&#x017F;chen dem Blute eines Men-<lb/>
&#x017F;chen, oder eines Schafes, Och&#x017F;en, Ha&#x017F;ens, oder zwi-<lb/>
&#x017F;chen dem Schaf- und Hu&#x0364;nerblute <note place="foot" n="(p)"><cb/><hi rendition="#aq">Anton de <hi rendition="#k">heyde</hi> Ob&#x017F;.</hi> 87.</note>, durchs Ge&#x017F;ichte,<lb/>
durchs Vergro&#x0364;&#x017F;&#x017F;erungsglas, oder durch eine chimi&#x017F;che<lb/>
Scheidung warnehmen <note place="foot" n="(q)">Ebenda&#x017F;.</note>; da doch die Sitten und<lb/>
Temperamenten unter die&#x017F;en Thieren und den Men&#x017F;chen<lb/>
eine &#x017F;ehr gro&#x017F;&#x017F;e Abweichung machen, und ein zorniges<lb/>
Thier auf keinerlei Wei&#x017F;e mit einem ho&#x0364;ch&#x017F;t &#x017F;chu&#x0364;chternen<lb/>
Schafe eine Ueberein&#x017F;timmung hat. So gibt auch das<lb/>
Gehirnmark von Men&#x017F;chen und aus Thieren genommen,<lb/>
in der Scheidung beinahe einerlei Grund&#x017F;toffe <note place="foot" n="(r)"><hi rendition="#fr">Vieu&#x017F;&#x017F;ens</hi><hi rendition="#aq">Traité des li-<lb/>
queurs</hi> S. 210. Jch &#x017F;ehe, daß<lb/>
auch <hi rendition="#fr">Ruy&#x017F;ch</hi> einen Unter&#x017F;cheid un-<lb/>
ter den Gerinnungen des Blutes<lb/>
von Men&#x017F;chen und Ka&#x0364;lbern macht.<lb/><hi rendition="#aq">Cur. renovat</hi> S. 21. Vielleicht war<lb/>
die&#x017F;es eine Folge des Ha&#x017F;&#x017F;es, mit<lb/>
dem die&#x017F;er gute Alte eine jede<lb/>
von Thieren hergenommene Zer-<lb/>
gliederung belegte.</note>. Da-<lb/>
her hat auch, wie wir bereits oben die Erwa&#x0364;nung gethan,<lb/><hi rendition="#fr">Helmontius</hi> erinnert <note place="foot" n="(s)">Buch 5. Ab&#x017F;chn. 2. §. 34.</note>, daß &#x017F;ich kaum unter zweihun-<lb/>
dert Blut&#x017F;cheidungen, ob man gleich dazu Blut von<lb/>
ho&#x0364;ch&#x017F;t ver&#x017F;chiednen Men&#x017F;chen genommen, ein Unter&#x017F;cheid<lb/>
&#x017F;pu&#x0364;ren la&#x017F;&#x017F;en. Die vom Gifte der Amerikaner hinge-<lb/>
richtete Thiere zeigen keine einzige Spur von einer Aus-<lb/>
artung des Blutes <note place="foot" n="(s*)"><hi rendition="#fr">Shebreare</hi><hi rendition="#aq">T. II.</hi> S. 129.</note>, &#x017F;o wenig als vom Opium ge-<lb/>
&#x017F;chicht <note place="foot" n="(s**)"><hi rendition="#fr">Loe&#x017F;eke</hi> Arzney S. 569.</note>. So gar machen die er&#x017F;ten be&#x017F;ten Um&#x017F;ta&#x0364;nde<lb/>
in den Er&#x017F;cheinungen einen Unter&#x017F;cheid, da man die&#x017F;en<lb/>
doch oft gro&#x017F;&#x017F;e Kra&#x0364;fte zu&#x017F;chreibt <note xml:id="seg2pn_13_1" next="#seg2pn_13_2" place="foot" n="(s***)">Ein mit voller Kraft her-<lb/>
vordringendes Blut verur&#x017F;acht ei-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">nen</fw></note>, und man hat &#x017F;ehr<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">oft</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[232/0252] Fuͤnftes Buch. Das Blut. Kaͤlberblut, das vom menſchlichen doch verſchieden iſt, in die innerſte Gefaͤſſe aufgenommen hatte (o). Es laͤſſet ſich aber auch ſchwerlich durch die Analiſi- rung einiger Unterſcheid zwiſchen dem Blute eines Men- ſchen, oder eines Schafes, Ochſen, Haſens, oder zwi- ſchen dem Schaf- und Huͤnerblute (p), durchs Geſichte, durchs Vergroͤſſerungsglas, oder durch eine chimiſche Scheidung warnehmen (q); da doch die Sitten und Temperamenten unter dieſen Thieren und den Menſchen eine ſehr groſſe Abweichung machen, und ein zorniges Thier auf keinerlei Weiſe mit einem hoͤchſt ſchuͤchternen Schafe eine Uebereinſtimmung hat. So gibt auch das Gehirnmark von Menſchen und aus Thieren genommen, in der Scheidung beinahe einerlei Grundſtoffe (r). Da- her hat auch, wie wir bereits oben die Erwaͤnung gethan, Helmontius erinnert (s), daß ſich kaum unter zweihun- dert Blutſcheidungen, ob man gleich dazu Blut von hoͤchſt verſchiednen Menſchen genommen, ein Unterſcheid ſpuͤren laſſen. Die vom Gifte der Amerikaner hinge- richtete Thiere zeigen keine einzige Spur von einer Aus- artung des Blutes (s*), ſo wenig als vom Opium ge- ſchicht (s**). So gar machen die erſten beſten Umſtaͤnde in den Erſcheinungen einen Unterſcheid, da man dieſen doch oft groſſe Kraͤfte zuſchreibt (s***), und man hat ſehr oft (o) Arthur Coga, ein Mann von etwas hizzigem Gehirne. Philoſ. Transact. n. 28. birch T. II. S. 215. und ein andrer Franzoſe, der noch naͤrriſcher war. denyſ lettre I. S. 14. Philoſ. Transact n. 27. 32. So haben auch Thiere, von mitge- teiltem Blute andrer hoͤchſt ver- ſchieden gearteter Thiere gelebt, und ihre alte Sitten beibehalten. vergl. damit 3 Buch dieſes Werks. Jch mag mich hier nicht der Ge- ſchichten des Lowers und Han- nes bedienen, welche ſchreiben, ein Menſch haͤtte von Fleiſchbruͤhe, die ſtatt des Blutes in den Adern um- gelaufen waͤre, leben koͤnnen. (p) Anton de heyde Obſ. 87. (q) Ebendaſ. (r) Vieuſſens Traité des li- queurs S. 210. Jch ſehe, daß auch Ruyſch einen Unterſcheid un- ter den Gerinnungen des Blutes von Menſchen und Kaͤlbern macht. Cur. renovat S. 21. Vielleicht war dieſes eine Folge des Haſſes, mit dem dieſer gute Alte eine jede von Thieren hergenommene Zer- gliederung belegte. (s) Buch 5. Abſchn. 2. §. 34. (s*) Shebreare T. II. S. 129. (s**) Loeſeke Arzney S. 569. (s***) Ein mit voller Kraft her- vordringendes Blut verurſacht ei- nen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/252
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 232. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/252>, abgerufen am 24.11.2024.