oft in dem gesundesten Menschen das Blut verdorben, und in Krankheit ungemein schön gefunden (s****). Folg- lich sind diejenigen Aerzte, welche glauben, daß sich die Natur und die Bedenklichkeiten einer Krankheit aus dem aus der Ader gelassnen Blute mit besserer Gewisheit vorhersagen lassen, als aus dem Pulsschlage und aus andren gemeinen gewönlichen Zeichen, wohlbedächtig zu erinnern, daß sie sich auf diese Grundsäzze nicht zu viel zu gute thun mögen (t).
§. 8. Die Nuzzbarkeit der roten Kügelchen.
Nun kömmt die Reihe an eine jede Art der Grund- stoffe im Blute, um ihren Nuzzen im belebten Körper zu untersuchen. Man kann den Nuzzen der Kügelchen von verschiednen Seiten betrachten: bald in so fern sie dem Blute eine Dichtheit mitteilen, bald wie sie eine ihnen besonders eigne runde Figur erhalten haben; bald daß sie Theil am Eisen nehmen. Ohne Dichtheit des Blutes kann keine dauerhafte Gesundheit bestehen (u). Man kann leicht abnehmen, daß aus einem dichtern Safte auch eine derbere und stärkere Faser gebildet wer- den müsse: es läst sich leicht begreifen, daß ein dichteres Blut mit einer desto grössern Kraft vom Herzen fortge- trieben, und die krummen Wege der kleinsten Gefässe desto besser zurükkegelegt werden müssen, da das blosse Wasser nicht hinlänglich ist, die haarfeine Gefässe aus einander zu dehnen, weil diese notwendig zusammen sin- ken müssen, so bald sie mit nichts als Wasser angefüllt
wer-
[Spaltenumbruch]
nen dikkern Bodensaz und schwach- laufendes gar keinen. Pujati morb. Naron. S. 90. Aus der Nase kam ein schönes, aus der Blutader zu gleicher Zeit ein häsliches Blut geflossen, stvbbe S. 111.
(s****)stvbbe S. 106. 107. ballon Epid. L. II. S. 191.
(t)[Spaltenumbruch]G. cheyne Cur. of diseas S. 141.
(u)Boerhaave an vielen Or- ten. C. hoffmann Institut. S. 29. senac T. II. S. 492.
P 5
Verhaͤltnis der Blutſtoffe u. ſ. f.
oft in dem geſundeſten Menſchen das Blut verdorben, und in Krankheit ungemein ſchoͤn gefunden (s****). Folg- lich ſind diejenigen Aerzte, welche glauben, daß ſich die Natur und die Bedenklichkeiten einer Krankheit aus dem aus der Ader gelaſſnen Blute mit beſſerer Gewisheit vorherſagen laſſen, als aus dem Pulsſchlage und aus andren gemeinen gewoͤnlichen Zeichen, wohlbedaͤchtig zu erinnern, daß ſie ſich auf dieſe Grundſaͤzze nicht zu viel zu gute thun moͤgen (t).
§. 8. Die Nuzzbarkeit der roten Kuͤgelchen.
Nun koͤmmt die Reihe an eine jede Art der Grund- ſtoffe im Blute, um ihren Nuzzen im belebten Koͤrper zu unterſuchen. Man kann den Nuzzen der Kuͤgelchen von verſchiednen Seiten betrachten: bald in ſo fern ſie dem Blute eine Dichtheit mitteilen, bald wie ſie eine ihnen beſonders eigne runde Figur erhalten haben; bald daß ſie Theil am Eiſen nehmen. Ohne Dichtheit des Blutes kann keine dauerhafte Geſundheit beſtehen (u). Man kann leicht abnehmen, daß aus einem dichtern Safte auch eine derbere und ſtaͤrkere Faſer gebildet wer- den muͤſſe: es laͤſt ſich leicht begreifen, daß ein dichteres Blut mit einer deſto groͤſſern Kraft vom Herzen fortge- trieben, und die krummen Wege der kleinſten Gefaͤſſe deſto beſſer zuruͤkkegelegt werden muͤſſen, da das bloſſe Waſſer nicht hinlaͤnglich iſt, die haarfeine Gefaͤſſe aus einander zu dehnen, weil dieſe notwendig zuſammen ſin- ken muͤſſen, ſo bald ſie mit nichts als Waſſer angefuͤllt
wer-
[Spaltenumbruch]
nen dikkern Bodenſaz und ſchwach- laufendes gar keinen. Pujati morb. Naron. S. 90. Aus der Naſe kam ein ſchoͤnes, aus der Blutader zu gleicher Zeit ein haͤsliches Blut gefloſſen, ſtvbbe S. 111.
(s****)ſtvbbe S. 106. 107. ballon Epid. L. II. S. 191.
(t)[Spaltenumbruch]G. cheyne Cur. of diſeas S. 141.
(u)Boerhaave an vielen Or- ten. C. hoffmann Inſtitut. S. 29. ſenac T. II. S. 492.
P 5
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0253"n="233"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Verhaͤltnis der Blutſtoffe u. ſ. f.</hi></fw><lb/>
oft in dem geſundeſten Menſchen das Blut verdorben,<lb/>
und in Krankheit ungemein ſchoͤn gefunden <noteplace="foot"n="(s****)"><hirendition="#aq"><hirendition="#g"><hirendition="#k">ſtvbbe</hi></hi></hi> S. 106. 107.<lb/><hirendition="#aq"><hirendition="#k">ballon</hi> Epid. L. II.</hi> S. 191.</note>. Folg-<lb/>
lich ſind diejenigen Aerzte, welche glauben, daß ſich die<lb/>
Natur und die Bedenklichkeiten einer Krankheit aus<lb/>
dem aus der Ader gelaſſnen Blute mit beſſerer Gewisheit<lb/>
vorherſagen laſſen, als aus dem Pulsſchlage und aus<lb/>
andren gemeinen gewoͤnlichen Zeichen, wohlbedaͤchtig zu<lb/>
erinnern, daß ſie ſich auf dieſe Grundſaͤzze nicht zu viel<lb/>
zu gute thun moͤgen <noteplace="foot"n="(t)"><cb/><hirendition="#aq">G. <hirendition="#k">cheyne</hi> Cur. of diſeas</hi><lb/>
S. 141.</note>.</p></div><lb/><divn="3"><head>§. 8.<lb/>
Die Nuzzbarkeit der roten Kuͤgelchen.</head><lb/><p>Nun koͤmmt die Reihe an eine jede Art der Grund-<lb/>ſtoffe im Blute, um ihren Nuzzen im belebten Koͤrper<lb/>
zu unterſuchen. Man kann den Nuzzen der Kuͤgelchen<lb/>
von verſchiednen Seiten betrachten: bald in ſo fern ſie<lb/>
dem Blute eine Dichtheit mitteilen, bald wie ſie eine<lb/>
ihnen beſonders eigne runde Figur erhalten haben; bald<lb/>
daß ſie Theil am Eiſen nehmen. Ohne Dichtheit des<lb/>
Blutes kann keine dauerhafte Geſundheit beſtehen <noteplace="foot"n="(u)"><hirendition="#fr">Boerhaave</hi> an vielen Or-<lb/>
ten. <hirendition="#aq">C. <hirendition="#k">hoffmann</hi> Inſtitut.</hi> S.<lb/>
29. <hirendition="#aq"><hirendition="#k">ſenac</hi> T. II.</hi> S. 492.</note>.<lb/>
Man kann leicht abnehmen, daß aus einem dichtern<lb/>
Safte auch eine derbere und ſtaͤrkere Faſer gebildet wer-<lb/>
den muͤſſe: es laͤſt ſich leicht begreifen, daß ein dichteres<lb/>
Blut mit einer deſto groͤſſern Kraft vom Herzen fortge-<lb/>
trieben, und die krummen Wege der kleinſten Gefaͤſſe<lb/>
deſto beſſer zuruͤkkegelegt werden muͤſſen, da das bloſſe<lb/>
Waſſer nicht hinlaͤnglich iſt, die haarfeine Gefaͤſſe aus<lb/>
einander zu dehnen, weil dieſe notwendig zuſammen ſin-<lb/>
ken muͤſſen, ſo bald ſie mit nichts als Waſſer angefuͤllt<lb/><fwplace="bottom"type="sig">P 5</fw><fwplace="bottom"type="catch">wer-</fw><lb/><notexml:id="seg2pn_13_2"prev="#seg2pn_13_1"place="foot"n="(s***)"><cb/>
nen dikkern Bodenſaz und ſchwach-<lb/>
laufendes gar keinen. <hirendition="#aq">Pujati morb.<lb/>
Naron.</hi> S. 90. Aus der Naſe kam<lb/>
ein ſchoͤnes, aus der Blutader zu<lb/>
gleicher Zeit ein haͤsliches Blut<lb/>
gefloſſen, <hirendition="#aq"><hirendition="#k">ſtvbbe</hi></hi> S. 111.</note><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[233/0253]
Verhaͤltnis der Blutſtoffe u. ſ. f.
oft in dem geſundeſten Menſchen das Blut verdorben,
und in Krankheit ungemein ſchoͤn gefunden (s****). Folg-
lich ſind diejenigen Aerzte, welche glauben, daß ſich die
Natur und die Bedenklichkeiten einer Krankheit aus
dem aus der Ader gelaſſnen Blute mit beſſerer Gewisheit
vorherſagen laſſen, als aus dem Pulsſchlage und aus
andren gemeinen gewoͤnlichen Zeichen, wohlbedaͤchtig zu
erinnern, daß ſie ſich auf dieſe Grundſaͤzze nicht zu viel
zu gute thun moͤgen (t).
§. 8.
Die Nuzzbarkeit der roten Kuͤgelchen.
Nun koͤmmt die Reihe an eine jede Art der Grund-
ſtoffe im Blute, um ihren Nuzzen im belebten Koͤrper
zu unterſuchen. Man kann den Nuzzen der Kuͤgelchen
von verſchiednen Seiten betrachten: bald in ſo fern ſie
dem Blute eine Dichtheit mitteilen, bald wie ſie eine
ihnen beſonders eigne runde Figur erhalten haben; bald
daß ſie Theil am Eiſen nehmen. Ohne Dichtheit des
Blutes kann keine dauerhafte Geſundheit beſtehen (u).
Man kann leicht abnehmen, daß aus einem dichtern
Safte auch eine derbere und ſtaͤrkere Faſer gebildet wer-
den muͤſſe: es laͤſt ſich leicht begreifen, daß ein dichteres
Blut mit einer deſto groͤſſern Kraft vom Herzen fortge-
trieben, und die krummen Wege der kleinſten Gefaͤſſe
deſto beſſer zuruͤkkegelegt werden muͤſſen, da das bloſſe
Waſſer nicht hinlaͤnglich iſt, die haarfeine Gefaͤſſe aus
einander zu dehnen, weil dieſe notwendig zuſammen ſin-
ken muͤſſen, ſo bald ſie mit nichts als Waſſer angefuͤllt
wer-
(s***)
(s****) ſtvbbe S. 106. 107.
ballon Epid. L. II. S. 191.
(t)
G. cheyne Cur. of diſeas
S. 141.
(u) Boerhaave an vielen Or-
ten. C. hoffmann Inſtitut. S.
29. ſenac T. II. S. 492.
(s***)
nen dikkern Bodenſaz und ſchwach-
laufendes gar keinen. Pujati morb.
Naron. S. 90. Aus der Naſe kam
ein ſchoͤnes, aus der Blutader zu
gleicher Zeit ein haͤsliches Blut
gefloſſen, ſtvbbe S. 111.
P 5
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 233. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/253>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.