stoff, und es werden jederzeit Fische nur von wenigem Blute, und diejenigen Thiere gar ohne alle rote Kügelchen ernärt, welche man blutlose Thiere nennt, weil sie einen dergleichen rotgefärbten Lebenssaft vermissen. Doch kann kein einziges Thier, doch kann keine einzige Pflanze ohne einen gallertartigen Grundstoff ernärt werden.
§. 9. Die Nuzzbarkeit der kugligen Figuren; des Ei- sens und des Oels.
Wiewohl ein goldnes Kügelchen in der That nicht dichter, als eine kleine Platte ist, welche man aus eben diesem Metalle gemacht hat; so ist dennoch gewis, daß eine kuglige Figur bei einer gleich grossen Masse die aller- kleinste Oberfläche besizzt, und daß sie folglich von den- jenigen flüßigen Theilen, in deren Gesellschaft sie durch Gefässe hindurch fliesset, den kleinsten Widerstand leidet; und daß sie folglich ihrer einmal empfangnen Bewegung desto eigensinniger den Zügel lässet. Dieses ist der Grund, warum man unsern tödlichen, aus Eisen, oder Bleie gegossnen Geschossen, jederzeit eine Kugelfigur gibt, damit sie nicht nur weit in die Ferne durch die Luft fort- getrieben werden, sondern auch mit äusserster Heftigkeit treffen mögen. Es kann folglich wohl mit einander be- stehen, daß die roten Gefäschen von den roten Kügel- chen mit stärkerm Nachdrukke auseinander gedehnt, er- öffnet, und daß durch diese Kügelchen der völlige Stos vom Herzen bis zu den Klassen der feinern Säfte fortge- pflanzt werden kann, wie unser ehemalige Lehrer die- ses vermutete (p). Daß sich auch das Reiben von der kugligen Figur verringere, und daß die Wände der klein- sten Gefässe auch das kleinste Reiben leiden, ist eine gar zu bekannte Sache, indem Kugeln die Wand eines holen Gefässes blos in einem einzigen Punkte berüren. End-
lich
(p)No. 261.
Fuͤnftes Buch. Das Blut.
ſtoff, und es werden jederzeit Fiſche nur von wenigem Blute, und diejenigen Thiere gar ohne alle rote Kuͤgelchen ernaͤrt, welche man blutloſe Thiere nennt, weil ſie einen dergleichen rotgefaͤrbten Lebensſaft vermiſſen. Doch kann kein einziges Thier, doch kann keine einzige Pflanze ohne einen gallertartigen Grundſtoff ernaͤrt werden.
§. 9. Die Nuzzbarkeit der kugligen Figuren; des Ei- ſens und des Oels.
Wiewohl ein goldnes Kuͤgelchen in der That nicht dichter, als eine kleine Platte iſt, welche man aus eben dieſem Metalle gemacht hat; ſo iſt dennoch gewis, daß eine kuglige Figur bei einer gleich groſſen Maſſe die aller- kleinſte Oberflaͤche beſizzt, und daß ſie folglich von den- jenigen fluͤßigen Theilen, in deren Geſellſchaft ſie durch Gefaͤſſe hindurch flieſſet, den kleinſten Widerſtand leidet; und daß ſie folglich ihrer einmal empfangnen Bewegung deſto eigenſinniger den Zuͤgel laͤſſet. Dieſes iſt der Grund, warum man unſern toͤdlichen, aus Eiſen, oder Bleie gegoſſnen Geſchoſſen, jederzeit eine Kugelfigur gibt, damit ſie nicht nur weit in die Ferne durch die Luft fort- getrieben werden, ſondern auch mit aͤuſſerſter Heftigkeit treffen moͤgen. Es kann folglich wohl mit einander be- ſtehen, daß die roten Gefaͤschen von den roten Kuͤgel- chen mit ſtaͤrkerm Nachdrukke auseinander gedehnt, er- oͤffnet, und daß durch dieſe Kuͤgelchen der voͤllige Stos vom Herzen bis zu den Klaſſen der feinern Saͤfte fortge- pflanzt werden kann, wie unſer ehemalige Lehrer die- ſes vermutete (p). Daß ſich auch das Reiben von der kugligen Figur verringere, und daß die Waͤnde der klein- ſten Gefaͤſſe auch das kleinſte Reiben leiden, iſt eine gar zu bekannte Sache, indem Kugeln die Wand eines holen Gefaͤſſes blos in einem einzigen Punkte beruͤren. End-
lich
(p)No. 261.
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Fuͤnftes Buch. Das Blut.
ſtoff, und es werden jederzeit Fiſche nur von wenigem
Blute, und diejenigen Thiere gar ohne alle rote Kuͤgelchen
ernaͤrt, welche man blutloſe Thiere nennt, weil ſie einen
dergleichen rotgefaͤrbten Lebensſaft vermiſſen. Doch kann
kein einziges Thier, doch kann keine einzige Pflanze ohne
einen gallertartigen Grundſtoff ernaͤrt werden.
§. 9.
Die Nuzzbarkeit der kugligen Figuren; des Ei-
ſens und des Oels.
Wiewohl ein goldnes Kuͤgelchen in der That nicht
dichter, als eine kleine Platte iſt, welche man aus eben
dieſem Metalle gemacht hat; ſo iſt dennoch gewis, daß
eine kuglige Figur bei einer gleich groſſen Maſſe die aller-
kleinſte Oberflaͤche beſizzt, und daß ſie folglich von den-
jenigen fluͤßigen Theilen, in deren Geſellſchaft ſie durch
Gefaͤſſe hindurch flieſſet, den kleinſten Widerſtand leidet;
und daß ſie folglich ihrer einmal empfangnen Bewegung
deſto eigenſinniger den Zuͤgel laͤſſet. Dieſes iſt der
Grund, warum man unſern toͤdlichen, aus Eiſen, oder
Bleie gegoſſnen Geſchoſſen, jederzeit eine Kugelfigur gibt,
damit ſie nicht nur weit in die Ferne durch die Luft fort-
getrieben werden, ſondern auch mit aͤuſſerſter Heftigkeit
treffen moͤgen. Es kann folglich wohl mit einander be-
ſtehen, daß die roten Gefaͤschen von den roten Kuͤgel-
chen mit ſtaͤrkerm Nachdrukke auseinander gedehnt, er-
oͤffnet, und daß durch dieſe Kuͤgelchen der voͤllige Stos
vom Herzen bis zu den Klaſſen der feinern Saͤfte fortge-
pflanzt werden kann, wie unſer ehemalige Lehrer die-
ſes vermutete (p). Daß ſich auch das Reiben von der
kugligen Figur verringere, und daß die Waͤnde der klein-
ſten Gefaͤſſe auch das kleinſte Reiben leiden, iſt eine gar
zu bekannte Sache, indem Kugeln die Wand eines holen
Gefaͤſſes blos in einem einzigen Punkte beruͤren. End-
lich
(p) No. 261.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 238. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/258>, abgerufen am 24.11.2024.
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