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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762.

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Sechstes Buch. Der Lauf des Blutes
rechnen, und mit Zalen zu bestimmen (a). Jndessen
findet doch auch ein Unterscheid unter dem Maaße der
Geschwindigkeit, die zur Bestimmung des Herzschlages
nötig ist, und unter dem Maaße derjenigen Geschwindig-
keit statt, Kraft welcher das Blut durch eine Schlag-
ader hindurchgefürt wird. Es kömmt nämlich in der
erstern Berechnung die Zeit zu betrachten (b), da sich
das Herz mit dem Zusammenziehen beschäftigt, und das
ist diejenige Zeit ganz allein, da das Herz dem durch die
Aorte fortschissenden Blute seine gesamte Schnelligkeit
mitteilt. Hier bekümmern wir uns aber nur um die
mittlere Geschwindigkeit (c), Kraft welcher sich das Blut
in beständigem Strome, und allerdings langsamer, als
nach der erstern Berechnung, durch die Aorte ergisset,
da nunmehro die Zeit, da das Blut den in ersterer Be-
rechnung gefundnen Raum durchläuft, nicht das Werk
einer einzigen Zusammenziehung des Herzens, sondern
überhaupt eines einzigen Pulsschlages ist, und folglich
wird diese Geschwindigkeit um so viel kleiner, als die
erste gefundne, seyn müssen, um so viel die Herzverkür-
zung in kürzrer Zeit, als der ganze Herzschlag vollführt
wird. Es ist aber dieses Maas, ob wir gleich dasselbe
schwerlich bestimmen können, dennoch dreimal oder gar
noch grösser: indem die Zeit der Herzerweiterung deut-
lich genung grösser, als das Verkürzungstempo ist (d).

Vergrössert man auf diese Weise die Keilische Be-
rechnungen, so wird man 52 Fus haben, welche das aus
dem Herzen springende Blut in einer Minute hinter sich
legt (e); ändert man die Zalen des Hales, so werden

es
(a) [Spaltenumbruch] 4 Buch.
(b) Ebendas.
(c) staehelin de vi' cordis
S. 8. sauvages de inflammat.
S. 245.
(d) 4 Buch. Auf den sunfzig-
sten Theil sezzt es herab J. B.
Staehelin angef. Ort. S. 17. und
[Spaltenumbruch] der vortrefliche schreiber in Al-
magesto.
(e) S. 449. es ist dieses eine
Zal, die des Morgans seiner am
nächsten kömmt, indem, dieser
Mann lieber will, daß das Blut
in einer Minute 55 Fus durchlau-
fen soll.

Sechſtes Buch. Der Lauf des Blutes
rechnen, und mit Zalen zu beſtimmen (a). Jndeſſen
findet doch auch ein Unterſcheid unter dem Maaße der
Geſchwindigkeit, die zur Beſtimmung des Herzſchlages
noͤtig iſt, und unter dem Maaße derjenigen Geſchwindig-
keit ſtatt, Kraft welcher das Blut durch eine Schlag-
ader hindurchgefuͤrt wird. Es koͤmmt naͤmlich in der
erſtern Berechnung die Zeit zu betrachten (b), da ſich
das Herz mit dem Zuſammenziehen beſchaͤftigt, und das
iſt diejenige Zeit ganz allein, da das Herz dem durch die
Aorte fortſchiſſenden Blute ſeine geſamte Schnelligkeit
mitteilt. Hier bekuͤmmern wir uns aber nur um die
mittlere Geſchwindigkeit (c), Kraft welcher ſich das Blut
in beſtaͤndigem Strome, und allerdings langſamer, als
nach der erſtern Berechnung, durch die Aorte ergiſſet,
da nunmehro die Zeit, da das Blut den in erſterer Be-
rechnung gefundnen Raum durchlaͤuft, nicht das Werk
einer einzigen Zuſammenziehung des Herzens, ſondern
uͤberhaupt eines einzigen Pulsſchlages iſt, und folglich
wird dieſe Geſchwindigkeit um ſo viel kleiner, als die
erſte gefundne, ſeyn muͤſſen, um ſo viel die Herzverkuͤr-
zung in kuͤrzrer Zeit, als der ganze Herzſchlag vollfuͤhrt
wird. Es iſt aber dieſes Maas, ob wir gleich daſſelbe
ſchwerlich beſtimmen koͤnnen, dennoch dreimal oder gar
noch groͤſſer: indem die Zeit der Herzerweiterung deut-
lich genung groͤſſer, als das Verkuͤrzungstempo iſt (d).

Vergroͤſſert man auf dieſe Weiſe die Keiliſche Be-
rechnungen, ſo wird man 52 Fus haben, welche das aus
dem Herzen ſpringende Blut in einer Minute hinter ſich
legt (e); aͤndert man die Zalen des Hales, ſo werden

es
(a) [Spaltenumbruch] 4 Buch.
(b) Ebendaſ.
(c) ſtaehelin de vi’ cordis
S. 8. ſauvageſ de inflammat.
S. 245.
(d) 4 Buch. Auf den ſunfzig-
ſten Theil ſezzt es herab J. B.
Staehelin angef. Ort. S. 17. und
[Spaltenumbruch] der vortrefliche ſchreiber in Al-
mageſto.
(e) S. 449. es iſt dieſes eine
Zal, die des Morgans ſeiner am
naͤchſten koͤmmt, indem, dieſer
Mann lieber will, daß das Blut
in einer Minute 55 Fus durchlau-
fen ſoll.
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[260/0280] Sechſtes Buch. Der Lauf des Blutes rechnen, und mit Zalen zu beſtimmen (a). Jndeſſen findet doch auch ein Unterſcheid unter dem Maaße der Geſchwindigkeit, die zur Beſtimmung des Herzſchlages noͤtig iſt, und unter dem Maaße derjenigen Geſchwindig- keit ſtatt, Kraft welcher das Blut durch eine Schlag- ader hindurchgefuͤrt wird. Es koͤmmt naͤmlich in der erſtern Berechnung die Zeit zu betrachten (b), da ſich das Herz mit dem Zuſammenziehen beſchaͤftigt, und das iſt diejenige Zeit ganz allein, da das Herz dem durch die Aorte fortſchiſſenden Blute ſeine geſamte Schnelligkeit mitteilt. Hier bekuͤmmern wir uns aber nur um die mittlere Geſchwindigkeit (c), Kraft welcher ſich das Blut in beſtaͤndigem Strome, und allerdings langſamer, als nach der erſtern Berechnung, durch die Aorte ergiſſet, da nunmehro die Zeit, da das Blut den in erſterer Be- rechnung gefundnen Raum durchlaͤuft, nicht das Werk einer einzigen Zuſammenziehung des Herzens, ſondern uͤberhaupt eines einzigen Pulsſchlages iſt, und folglich wird dieſe Geſchwindigkeit um ſo viel kleiner, als die erſte gefundne, ſeyn muͤſſen, um ſo viel die Herzverkuͤr- zung in kuͤrzrer Zeit, als der ganze Herzſchlag vollfuͤhrt wird. Es iſt aber dieſes Maas, ob wir gleich daſſelbe ſchwerlich beſtimmen koͤnnen, dennoch dreimal oder gar noch groͤſſer: indem die Zeit der Herzerweiterung deut- lich genung groͤſſer, als das Verkuͤrzungstempo iſt (d). Vergroͤſſert man auf dieſe Weiſe die Keiliſche Be- rechnungen, ſo wird man 52 Fus haben, welche das aus dem Herzen ſpringende Blut in einer Minute hinter ſich legt (e); aͤndert man die Zalen des Hales, ſo werden es (a) 4 Buch. (b) Ebendaſ. (c) ſtaehelin de vi’ cordis S. 8. ſauvageſ de inflammat. S. 245. (d) 4 Buch. Auf den ſunfzig- ſten Theil ſezzt es herab J. B. Staehelin angef. Ort. S. 17. und der vortrefliche ſchreiber in Al- mageſto. (e) S. 449. es iſt dieſes eine Zal, die des Morgans ſeiner am naͤchſten koͤmmt, indem, dieſer Mann lieber will, daß das Blut in einer Minute 55 Fus durchlau- fen ſoll.

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 260. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/280>, abgerufen am 24.11.2024.