umgeben ist, so gleich verschlissen (u). Dieser rote Saft ist von festem gedrungnem Wesen, wenn er die Rizze der Schlagader überzieht, und in der That nicht flüßig, weil er eine Wunde verstopft, und dem Stosse des Herzens Wiederstand thut. An Hunden werden so gar die Wun- den grosser Schlagadern von dem Propfen des geronne- nen Bluts verhindert, fernerhin zu bluten (x).
Vormals wollte der scharfsinnige George Erhard Hamberger nicht, daß man die Zähigkeit des Blutes in Betrachtung ziehen sollte (y). Allein auch das blosse Einsprizzen in der Anatomie offenbaret leicht, um wie- viel leichter reines Wasser durch die Gefässe thierischer Körper getrieben werden mag, wenn man solches mit ir- gend einem trägen und zähen Safte, mit dem Wachse oder Unschlitte, vergleicht.
Zähe Säfte schwächen auch noch auf andre Weise die fortrükkende Bewegung des Bluts. Denn es werden nicht nur die Blutkügelchen, sondern auch der Gallert des Flieswassers von den Wänden ihrer Kanäle angezo- gen. Oefters habe ich diese Erscheinung mit Augen ge- sehen, daß die roten Kügelchen, ihrer eigner Schwere zum Trozze, auch so gar an den äussern Wänden der Schlagadern hängen bleiben (z): und daß, wenn eine Schlagader zerschnitten, und ins Gekröse ein Loch ge- macht worden, das Blut dem ohngeachtet doch in der zirkelrunden Oefnung der Schlagader stekken blieb, und nicht herausflissen wollte (a). Daher, denn es beziehen sich auch hierauf die vorigen Versuche, enstehen in klei- nen Thieren schwerlich Verblutungen, weil bei ihnen das Blut von den Schlagaderwänden stärker angezogen
(x)sauvages in Hales S. 43. saviard Exp. 61. Vergl. das 5 Buch.
(y)De cordis |diastole. n. X. vergl. das 4 Buch.
(z)[Spaltenumbruch]Exp. 90. 98. 198. 216. 219. 220. So ziehn die Augenlieder ei- ne Flüßigkeit, die man zwischen sie streicht, an sich herauf. sauvages Physiolog. S. 176.
(a)Exp. 210. 211. 212. 213. 214.
in den Schlagadern.
umgeben iſt, ſo gleich verſchliſſen (u). Dieſer rote Saft iſt von feſtem gedrungnem Weſen, wenn er die Rizze der Schlagader uͤberzieht, und in der That nicht fluͤßig, weil er eine Wunde verſtopft, und dem Stoſſe des Herzens Wiederſtand thut. An Hunden werden ſo gar die Wun- den groſſer Schlagadern von dem Propfen des geronne- nen Bluts verhindert, fernerhin zu bluten (x).
Vormals wollte der ſcharfſinnige George Erhard Hamberger nicht, daß man die Zaͤhigkeit des Blutes in Betrachtung ziehen ſollte (y). Allein auch das bloſſe Einſprizzen in der Anatomie offenbaret leicht, um wie- viel leichter reines Waſſer durch die Gefaͤſſe thieriſcher Koͤrper getrieben werden mag, wenn man ſolches mit ir- gend einem traͤgen und zaͤhen Safte, mit dem Wachſe oder Unſchlitte, vergleicht.
Zaͤhe Saͤfte ſchwaͤchen auch noch auf andre Weiſe die fortruͤkkende Bewegung des Bluts. Denn es werden nicht nur die Blutkuͤgelchen, ſondern auch der Gallert des Flieswaſſers von den Waͤnden ihrer Kanaͤle angezo- gen. Oefters habe ich dieſe Erſcheinung mit Augen ge- ſehen, daß die roten Kuͤgelchen, ihrer eigner Schwere zum Trozze, auch ſo gar an den aͤuſſern Waͤnden der Schlagadern haͤngen bleiben (z): und daß, wenn eine Schlagader zerſchnitten, und ins Gekroͤſe ein Loch ge- macht worden, das Blut dem ohngeachtet doch in der zirkelrunden Oefnung der Schlagader ſtekken blieb, und nicht herausfliſſen wollte (a). Daher, denn es beziehen ſich auch hierauf die vorigen Verſuche, enſtehen in klei- nen Thieren ſchwerlich Verblutungen, weil bei ihnen das Blut von den Schlagaderwaͤnden ſtaͤrker angezogen
(x)ſauvageſ in Hales S. 43. ſaviard Exp. 61. Vergl. das 5 Buch.
(y)De cordis |diaſtole. n. X. vergl. das 4 Buch.
(z)[Spaltenumbruch]Exp. 90. 98. 198. 216. 219. 220. So ziehn die Augenlieder ei- ne Fluͤßigkeit, die man zwiſchen ſie ſtreicht, an ſich herauf. ſauvageſ Phyſiolog. S. 176.
(a)Exp. 210. 211. 212. 213. 214.
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Schlagader uͤberzieht, und in der That nicht fluͤßig, weil
er eine Wunde verſtopft, und dem Stoſſe des Herzens
Wiederſtand thut. An Hunden werden ſo gar die Wun-
den groſſer Schlagadern von dem Propfen des geronne-
nen Bluts verhindert, fernerhin zu bluten (x).
Vormals wollte der ſcharfſinnige George Erhard
Hamberger nicht, daß man die Zaͤhigkeit des Blutes
in Betrachtung ziehen ſollte (y). Allein auch das bloſſe
Einſprizzen in der Anatomie offenbaret leicht, um wie-
viel leichter reines Waſſer durch die Gefaͤſſe thieriſcher
Koͤrper getrieben werden mag, wenn man ſolches mit ir-
gend einem traͤgen und zaͤhen Safte, mit dem Wachſe
oder Unſchlitte, vergleicht.
Zaͤhe Saͤfte ſchwaͤchen auch noch auf andre Weiſe
die fortruͤkkende Bewegung des Bluts. Denn es werden
nicht nur die Blutkuͤgelchen, ſondern auch der Gallert
des Flieswaſſers von den Waͤnden ihrer Kanaͤle angezo-
gen. Oefters habe ich dieſe Erſcheinung mit Augen ge-
ſehen, daß die roten Kuͤgelchen, ihrer eigner Schwere
zum Trozze, auch ſo gar an den aͤuſſern Waͤnden der
Schlagadern haͤngen bleiben (z): und daß, wenn eine
Schlagader zerſchnitten, und ins Gekroͤſe ein Loch ge-
macht worden, das Blut dem ohngeachtet doch in der
zirkelrunden Oefnung der Schlagader ſtekken blieb, und
nicht herausfliſſen wollte (a). Daher, denn es beziehen
ſich auch hierauf die vorigen Verſuche, enſtehen in klei-
nen Thieren ſchwerlich Verblutungen, weil bei ihnen das
Blut von den Schlagaderwaͤnden ſtaͤrker angezogen
wird,
(u)
Exp. 153. 154. 157. 160. 161.
163. 166. 167. 170. 171. 176. 177.
178. 180. 182. 185. 187.
(x) ſauvageſ in Hales S. 43.
ſaviard Exp. 61. Vergl. das 5
Buch.
(y) De cordis |diaſtole. n. X.
vergl. das 4 Buch.
(z)
Exp. 90. 98. 198. 216. 219.
220. So ziehn die Augenlieder ei-
ne Fluͤßigkeit, die man zwiſchen ſie
ſtreicht, an ſich herauf. ſauvageſ
Phyſiolog. S. 176.
(a) Exp. 210. 211. 212. 213.
214.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 303. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/323>, abgerufen am 26.11.2024.
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