Unterscheid in der Farbe, noch in der Dichtheit, noch in den ursprünglichen Theilen, in welche sich das Blut auf- lösen läst. Von dieser Meinung wich auch J. Domi- nikus Sandris nicht ab, und es schrieb derselbe, daß das Schlagaderblut im Menschen, und in ähnlichen Thie- ren nur sehr wenig vom Blutaderblute unterschieden sei, und es finde hingegen, was das Blut betrift, in dem Braunfische (Delphinenart, phocaena), in dem Biber, und dem Jgel, welche man vor kaltblütige Thiere hielt, ganz und gar kein Unterscheid statt (z). Das Gegentheil hiervon behauptete Homobonus Pisoni(a), er verwei- gerte dem Kreislaufe des Blutes seinen Beifall, er brachte den verjährten Unterscheid unter den beiderlei Blutarten wieder auf die Bahn, und er schrieb dem Blute in den Blutadern von neuem eine andre Farbe zu.
Sobald aber die mehresten Phisiologisten, kurz nach Harveys Zeiten, ein lüftiges Nitrum in das Blut mit einmischten, welches dem Blute Röthe, und andre Ei- genschaften mittheilen sollte; so erwachte die alte Mei- nung wieder, nach welcher man in dem Schlagaderblute etwas zu finden glaubte, welches ihm vor dem Blutader- haften einen Vorzug ertheilen sollte. Da man ferner in den neuern Zeiten lehrte, daß das Blut in der Lunge verdichtet, und in einen kleineren Umfang zusammenge- trieben werde, so behaupteten auch die berühmten Urhe- ber dieser Sekte, dem erstern Vorurteile gemäs, daß man die Spuren von dieser neuen Verdichtung in dem Schlagaderblute wahrnehmen könne. Folglich lehrten fast alle Schulen nach dem Lower einstimmig, daß das Blut der Schlagadern hell und schön an Farbe, das Blut in den Blutadern hingegen trüber an Farbe sey (b). Sie
stimmen
[Spaltenumbruch]Plempin Fundam. medic. S. 117. SeverinPhocae Anat. S. 41 Fer- ner ListerExerc. anat. II. S. 256.
(z)de sanguine S. 111.
(a)[Spaltenumbruch]Vlt. antiquit. S. 40.
(b)Lowerde corde S. 179. WillisPharmac. ration. P. II. S. 17. Engl. Ausg. IV.Swammerdam
de
uͤberhaupt betrachtet.
Unterſcheid in der Farbe, noch in der Dichtheit, noch in den urſpruͤnglichen Theilen, in welche ſich das Blut auf- loͤſen laͤſt. Von dieſer Meinung wich auch J. Domi- nikus Sandris nicht ab, und es ſchrieb derſelbe, daß das Schlagaderblut im Menſchen, und in aͤhnlichen Thie- ren nur ſehr wenig vom Blutaderblute unterſchieden ſei, und es finde hingegen, was das Blut betrift, in dem Braunfiſche (Delphinenart, phocaena), in dem Biber, und dem Jgel, welche man vor kaltbluͤtige Thiere hielt, ganz und gar kein Unterſcheid ſtatt (z). Das Gegentheil hiervon behauptete Homobonus Piſoni(a), er verwei- gerte dem Kreislaufe des Blutes ſeinen Beifall, er brachte den verjaͤhrten Unterſcheid unter den beiderlei Blutarten wieder auf die Bahn, und er ſchrieb dem Blute in den Blutadern von neuem eine andre Farbe zu.
Sobald aber die mehreſten Phiſiologiſten, kurz nach Harveys Zeiten, ein luͤftiges Nitrum in das Blut mit einmiſchten, welches dem Blute Roͤthe, und andre Ei- genſchaften mittheilen ſollte; ſo erwachte die alte Mei- nung wieder, nach welcher man in dem Schlagaderblute etwas zu finden glaubte, welches ihm vor dem Blutader- haften einen Vorzug ertheilen ſollte. Da man ferner in den neuern Zeiten lehrte, daß das Blut in der Lunge verdichtet, und in einen kleineren Umfang zuſammenge- trieben werde, ſo behaupteten auch die beruͤhmten Urhe- ber dieſer Sekte, dem erſtern Vorurteile gemaͤs, daß man die Spuren von dieſer neuen Verdichtung in dem Schlagaderblute wahrnehmen koͤnne. Folglich lehrten faſt alle Schulen nach dem Lower einſtimmig, daß das Blut der Schlagadern hell und ſchoͤn an Farbe, das Blut in den Blutadern hingegen truͤber an Farbe ſey (b). Sie
ſtimmen
[Spaltenumbruch]Plempin Fundam. medic. S. 117. SeverinPhocae Anat. S. 41 Fer- ner LiſterExerc. anat. II. S. 256.
(z)de ſanguine S. 111.
(a)[Spaltenumbruch]Vlt. antiquit. S. 40.
(b)Lowerde corde S. 179. WillisPharmac. ration. P. II. S. 17. Engl. Ausg. IV.Swammerdam
de
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uͤberhaupt betrachtet.
Unterſcheid in der Farbe, noch in der Dichtheit, noch in
den urſpruͤnglichen Theilen, in welche ſich das Blut auf-
loͤſen laͤſt. Von dieſer Meinung wich auch J. Domi-
nikus Sandris nicht ab, und es ſchrieb derſelbe, daß
das Schlagaderblut im Menſchen, und in aͤhnlichen Thie-
ren nur ſehr wenig vom Blutaderblute unterſchieden ſei,
und es finde hingegen, was das Blut betrift, in dem
Braunfiſche (Delphinenart, phocaena), in dem Biber,
und dem Jgel, welche man vor kaltbluͤtige Thiere hielt,
ganz und gar kein Unterſcheid ſtatt (z). Das Gegentheil
hiervon behauptete Homobonus Piſoni (a), er verwei-
gerte dem Kreislaufe des Blutes ſeinen Beifall, er brachte
den verjaͤhrten Unterſcheid unter den beiderlei Blutarten
wieder auf die Bahn, und er ſchrieb dem Blute in den
Blutadern von neuem eine andre Farbe zu.
Sobald aber die mehreſten Phiſiologiſten, kurz nach
Harveys Zeiten, ein luͤftiges Nitrum in das Blut mit
einmiſchten, welches dem Blute Roͤthe, und andre Ei-
genſchaften mittheilen ſollte; ſo erwachte die alte Mei-
nung wieder, nach welcher man in dem Schlagaderblute
etwas zu finden glaubte, welches ihm vor dem Blutader-
haften einen Vorzug ertheilen ſollte. Da man ferner
in den neuern Zeiten lehrte, daß das Blut in der Lunge
verdichtet, und in einen kleineren Umfang zuſammenge-
trieben werde, ſo behaupteten auch die beruͤhmten Urhe-
ber dieſer Sekte, dem erſtern Vorurteile gemaͤs, daß
man die Spuren von dieſer neuen Verdichtung in dem
Schlagaderblute wahrnehmen koͤnne. Folglich lehrten
faſt alle Schulen nach dem Lower einſtimmig, daß das
Blut der Schlagadern hell und ſchoͤn an Farbe, das Blut
in den Blutadern hingegen truͤber an Farbe ſey (b). Sie
ſtimmen
(y)
(z) de ſanguine S. 111.
(a)
Vlt. antiquit. S. 40.
(b) Lower de corde S. 179.
Willis Pharmac. ration. P. II. S. 17.
Engl. Ausg. IV. Swammerdam
de
(y)
Plemp in Fundam. medic. S. 117.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/33>, abgerufen am 21.11.2024.
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