Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762.

Bild:
<< vorherige Seite

in den Schlagadern.
vorgebrachte Geschwindigkeit, welche von der ganzen
fortrükkenden Bewegung vermindert worden. Jndem
sich also eine Schlagader zusammenzieht, so färt das
Blut zwar fort, aus einer verwundeten Schlagader, aber
mit geminderter Heftigkeit zu springen, und es thut ei-
nen desto weniger hohen Sprung, je kleiner die von den
Schlagadern erzeugte Kraft, als die vom Herzen her-
rürende Kraft ist. Es springt das Blut aus der Kranz-
schlagader, von der Kraft des Herzens, einen Zoll hoch,
und es ergisset sich in dem Zusammenziehen der Schlag-
ader ohne einen Sprung aus derselben (k). Es sahe
Stephan Hales das Blut zween oder drei Zoll höher
springen, zu der Zeit, wenn sich das Herz zusammen-
zog (k*), so, daß überhaupt der vom Herzen hervorge-
brachte Sprung alsdenn, wenn das Blut höher heraus-
stralt, denjenigen Sprung, welcher wärend dem Zusam-
menziehn der Schlagader geschicht, bald um den sechs-
zehnten, bald um den achtzehnten Theil übersteigt, bei
mittelmäßiger Bewegung des Blutes aber, vom drei und
zwanzigsten bis zum achtzigsten Theile übertrift. Da-
her kam es, daß Franz Boißier von Sauvages den
drei und achtzigsten Theil angenommen (k**). Um wie-
viel aber eine Schlagader eigentlich niedersinke, kann zur
Zeit noch nicht bestimmt werden, da das Maas des Zu-
sammenziehens ausserdem in allen Schlagadern anders
beschaffen ist. Es verhält sich die Oefnung einer zusam-
mengezognen Schlagader im lichten, zu einer erweiterten,
wie 9 zu 4, nach dem berümten de Sauvages (l), und

folg-
(k) [Spaltenumbruch] Exp. sur les part. sens. et ir-
rit. exp.
502. 536. 542. 543. 544.
Vergl. damit strake de reliquis
instrumentis, quibus sanguis in
circulum movetur. n.
22.
(k*) Haemastat. S. 10.
(k**) De pulsu S. 18. Element.
physiolog.
S. 87.
(l) [Spaltenumbruch] De pulsu S. 3. Allein die-
ser berümte Autor leitet dieses
Maas aus seiner Theorie, und
aus der Vergleichung mit dem Zu-
sammenziehn, der in die Länge ge-
henden Fasern (dergleichen es gar
nicht gibt) einer zerschnittnen
Schlagader her. Ganz anders
aber

in den Schlagadern.
vorgebrachte Geſchwindigkeit, welche von der ganzen
fortruͤkkenden Bewegung vermindert worden. Jndem
ſich alſo eine Schlagader zuſammenzieht, ſo faͤrt das
Blut zwar fort, aus einer verwundeten Schlagader, aber
mit geminderter Heftigkeit zu ſpringen, und es thut ei-
nen deſto weniger hohen Sprung, je kleiner die von den
Schlagadern erzeugte Kraft, als die vom Herzen her-
ruͤrende Kraft iſt. Es ſpringt das Blut aus der Kranz-
ſchlagader, von der Kraft des Herzens, einen Zoll hoch,
und es ergiſſet ſich in dem Zuſammenziehen der Schlag-
ader ohne einen Sprung aus derſelben (k). Es ſahe
Stephan Hales das Blut zween oder drei Zoll hoͤher
ſpringen, zu der Zeit, wenn ſich das Herz zuſammen-
zog (k*), ſo, daß uͤberhaupt der vom Herzen hervorge-
brachte Sprung alsdenn, wenn das Blut hoͤher heraus-
ſtralt, denjenigen Sprung, welcher waͤrend dem Zuſam-
menziehn der Schlagader geſchicht, bald um den ſechs-
zehnten, bald um den achtzehnten Theil uͤberſteigt, bei
mittelmaͤßiger Bewegung des Blutes aber, vom drei und
zwanzigſten bis zum achtzigſten Theile uͤbertrift. Da-
her kam es, daß Franz Boißier von Sauvages den
drei und achtzigſten Theil angenommen (k**). Um wie-
viel aber eine Schlagader eigentlich niederſinke, kann zur
Zeit noch nicht beſtimmt werden, da das Maas des Zu-
ſammenziehens auſſerdem in allen Schlagadern anders
beſchaffen iſt. Es verhaͤlt ſich die Oefnung einer zuſam-
mengezognen Schlagader im lichten, zu einer erweiterten,
wie 9 zu 4, nach dem beruͤmten de Sauvages (l), und

folg-
(k) [Spaltenumbruch] Exp. ſur les part. ſenſ. et ir-
rit. exp.
502. 536. 542. 543. 544.
Vergl. damit ſtrake de reliquis
inſtrumentis, quibus ſanguis in
circulum movetur. n.
22.
(k*) Haemaſtat. S. 10.
(k**) De pulſu S. 18. Element.
phyſiolog.
S. 87.
(l) [Spaltenumbruch] De pulſu S. 3. Allein die-
ſer beruͤmte Autor leitet dieſes
Maas aus ſeiner Theorie, und
aus der Vergleichung mit dem Zu-
ſammenziehn, der in die Laͤnge ge-
henden Faſern (dergleichen es gar
nicht gibt) einer zerſchnittnen
Schlagader her. Ganz anders
aber
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0355" n="335"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">in den Schlagadern.</hi></fw><lb/>
vorgebrachte Ge&#x017F;chwindigkeit, welche von der ganzen<lb/>
fortru&#x0364;kkenden Bewegung vermindert worden. Jndem<lb/>
&#x017F;ich al&#x017F;o eine Schlagader zu&#x017F;ammenzieht, &#x017F;o fa&#x0364;rt das<lb/>
Blut zwar fort, aus einer verwundeten Schlagader, aber<lb/>
mit geminderter Heftigkeit zu &#x017F;pringen, und es thut ei-<lb/>
nen de&#x017F;to weniger hohen Sprung, je kleiner die von den<lb/>
Schlagadern erzeugte Kraft, als die vom Herzen her-<lb/>
ru&#x0364;rende Kraft i&#x017F;t. Es &#x017F;pringt das Blut aus der Kranz-<lb/>
&#x017F;chlagader, von der Kraft des Herzens, einen Zoll hoch,<lb/>
und es ergi&#x017F;&#x017F;et &#x017F;ich in dem Zu&#x017F;ammenziehen der Schlag-<lb/>
ader ohne einen Sprung aus der&#x017F;elben <note place="foot" n="(k)"><cb/><hi rendition="#aq">Exp. &#x017F;ur les part. &#x017F;en&#x017F;. et ir-<lb/>
rit. exp.</hi> 502. 536. 542. 543. 544.<lb/>
Vergl. damit <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">&#x017F;trake</hi> de reliquis<lb/>
in&#x017F;trumentis, quibus &#x017F;anguis in<lb/>
circulum movetur. n.</hi> 22.</note>. Es &#x017F;ahe<lb/>
Stephan <hi rendition="#fr">Hales</hi> das Blut zween oder drei Zoll ho&#x0364;her<lb/>
&#x017F;pringen, zu der Zeit, wenn &#x017F;ich das Herz zu&#x017F;ammen-<lb/>
zog <note place="foot" n="(k*)"><hi rendition="#aq">Haema&#x017F;tat.</hi> S. 10.</note>, &#x017F;o, daß u&#x0364;berhaupt der vom Herzen hervorge-<lb/>
brachte Sprung alsdenn, wenn das Blut ho&#x0364;her heraus-<lb/>
&#x017F;tralt, denjenigen Sprung, welcher wa&#x0364;rend dem Zu&#x017F;am-<lb/>
menziehn der Schlagader ge&#x017F;chicht, bald um den &#x017F;echs-<lb/>
zehnten, bald um den achtzehnten Theil u&#x0364;ber&#x017F;teigt, bei<lb/>
mittelma&#x0364;ßiger Bewegung des Blutes aber, vom drei und<lb/>
zwanzig&#x017F;ten bis zum achtzig&#x017F;ten Theile u&#x0364;bertrift. Da-<lb/>
her kam es, daß Franz <hi rendition="#fr">Boißier</hi> von <hi rendition="#fr">Sauvages</hi> den<lb/>
drei und achtzig&#x017F;ten Theil angenommen <note place="foot" n="(k**)"><hi rendition="#aq">De pul&#x017F;u</hi> S. 18. <hi rendition="#aq">Element.<lb/>
phy&#x017F;iolog.</hi> S. 87.</note>. Um wie-<lb/>
viel aber eine Schlagader eigentlich nieder&#x017F;inke, kann zur<lb/>
Zeit noch nicht be&#x017F;timmt werden, da das Maas des Zu-<lb/>
&#x017F;ammenziehens au&#x017F;&#x017F;erdem in allen Schlagadern anders<lb/>
be&#x017F;chaffen i&#x017F;t. Es verha&#x0364;lt &#x017F;ich die Oefnung einer zu&#x017F;am-<lb/>
mengezognen Schlagader im lichten, zu einer erweiterten,<lb/>
wie 9 zu 4, nach dem beru&#x0364;mten de <hi rendition="#fr">Sauvages</hi> <note xml:id="seg2pn_17_1" next="#seg2pn_17_2" place="foot" n="(l)"><cb/><hi rendition="#aq">De pul&#x017F;u</hi> S. 3. Allein die-<lb/>
&#x017F;er beru&#x0364;mte Autor leitet die&#x017F;es<lb/>
Maas aus &#x017F;einer Theorie, und<lb/>
aus der Vergleichung mit dem Zu-<lb/>
&#x017F;ammenziehn, der in die La&#x0364;nge ge-<lb/>
henden Fa&#x017F;ern (dergleichen es gar<lb/>
nicht gibt) einer zer&#x017F;chnittnen<lb/>
Schlagader her. Ganz anders<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">aber</fw></note>, und<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">folg-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[335/0355] in den Schlagadern. vorgebrachte Geſchwindigkeit, welche von der ganzen fortruͤkkenden Bewegung vermindert worden. Jndem ſich alſo eine Schlagader zuſammenzieht, ſo faͤrt das Blut zwar fort, aus einer verwundeten Schlagader, aber mit geminderter Heftigkeit zu ſpringen, und es thut ei- nen deſto weniger hohen Sprung, je kleiner die von den Schlagadern erzeugte Kraft, als die vom Herzen her- ruͤrende Kraft iſt. Es ſpringt das Blut aus der Kranz- ſchlagader, von der Kraft des Herzens, einen Zoll hoch, und es ergiſſet ſich in dem Zuſammenziehen der Schlag- ader ohne einen Sprung aus derſelben (k). Es ſahe Stephan Hales das Blut zween oder drei Zoll hoͤher ſpringen, zu der Zeit, wenn ſich das Herz zuſammen- zog (k*), ſo, daß uͤberhaupt der vom Herzen hervorge- brachte Sprung alsdenn, wenn das Blut hoͤher heraus- ſtralt, denjenigen Sprung, welcher waͤrend dem Zuſam- menziehn der Schlagader geſchicht, bald um den ſechs- zehnten, bald um den achtzehnten Theil uͤberſteigt, bei mittelmaͤßiger Bewegung des Blutes aber, vom drei und zwanzigſten bis zum achtzigſten Theile uͤbertrift. Da- her kam es, daß Franz Boißier von Sauvages den drei und achtzigſten Theil angenommen (k**). Um wie- viel aber eine Schlagader eigentlich niederſinke, kann zur Zeit noch nicht beſtimmt werden, da das Maas des Zu- ſammenziehens auſſerdem in allen Schlagadern anders beſchaffen iſt. Es verhaͤlt ſich die Oefnung einer zuſam- mengezognen Schlagader im lichten, zu einer erweiterten, wie 9 zu 4, nach dem beruͤmten de Sauvages (l), und folg- (k) Exp. ſur les part. ſenſ. et ir- rit. exp. 502. 536. 542. 543. 544. Vergl. damit ſtrake de reliquis inſtrumentis, quibus ſanguis in circulum movetur. n. 22. (k*) Haemaſtat. S. 10. (k**) De pulſu S. 18. Element. phyſiolog. S. 87. (l) De pulſu S. 3. Allein die- ſer beruͤmte Autor leitet dieſes Maas aus ſeiner Theorie, und aus der Vergleichung mit dem Zu- ſammenziehn, der in die Laͤnge ge- henden Faſern (dergleichen es gar nicht gibt) einer zerſchnittnen Schlagader her. Ganz anders aber

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/355
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 335. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/355>, abgerufen am 24.11.2024.