aber betrift, so kömmt sie darinnen fast mit der von der Ueberleitung entstandnen Bewegung überein (r).
Doch äussert die entwikkelte Luft, nach dem Tode die allergröste Kraft (s). Diese Luft wird aus den faulen- den Säften eines Thieres von allen Seiten her erzeugt, oder aus ihrem alten Zustande, zu einem elastischen We- sen und in deutliche Luftblasen verwandelt (t); denn das ist es eben, was man Lufterzeugen zu nennen pflegt. Jch habe gesehen, wie diese Luft sehr oft in den grösten Gefässen des Gehirns (u), und so gar im Herzen selbst, mit Blut untermengt, und schaumig war. Wenn eben diese Luft von der Wärme beflügelt und ausgedehnt wird, so erweitert sie die Gefässe, in denen sie sich verschlossen befindet, und sie zerreisset selbge nicht selten in Stükke, so daß sie, wo sie Plazz findet, durch die Lunge in die Luft- röhre dringt, und so gar durch den Mund des Leichnams herausfärt. Dieses habe ich an den Kindbetterinnen, an Leuten, die vom Schlage gerürt worden, und die am Friesel gestorben waren, mit Augen gesehen, und es ist dieses eben keine Seltenheit, daß aus Mund und Nasen an einem, am herumziehenden Landfieber (epidemica fe- bris) verstorbnen, eine Menge Bluts herausgedrungen. Dieses berichtet der berümte J. Anton Pujati(x). Aus dem Körper eines vom Schlage gerürten, stürzte das Geblüte schäumend und mit einem Geräusche her- vor (y). An einem Erstikkten, trat das Blut sechszehn Stunden nach dem Tode durch den Mund heraus (z). Mit dem Tode erfolgte ein blutiges Harnen (a). An
einer
(r)[Spaltenumbruch]
4. Buch.
(s)Lancis angef. Ort. Er ver- bindet die Gärung mit dem Zu- sammenfallen der Gefässe.
(t) 8. Buch. Abschn. 3. 5.
(u)littre Mem. de l'Acad. des scienc. 1714. S. 428. Hist. de l'Acad. 1704. obs. 17.
(x)[Spaltenumbruch]De morbo naroniensi S. 294.
(y)schvrig Sialograph. S. 405.
(z)hildan Centur. III. obs. 12. Er fürt in der Geschichte des Hun- gers ein Exempel von einem an, der einen Bruch hatte.
(a) Bresl. Sammlung. 1724. Mon. Jenner. S. 112.
Sechſtes Buch. Der Lauf des Blutes
aber betrift, ſo koͤmmt ſie darinnen faſt mit der von der Ueberleitung entſtandnen Bewegung uͤberein (r).
Doch aͤuſſert die entwikkelte Luft, nach dem Tode die allergroͤſte Kraft (s). Dieſe Luft wird aus den faulen- den Saͤften eines Thieres von allen Seiten her erzeugt, oder aus ihrem alten Zuſtande, zu einem elaſtiſchen We- ſen und in deutliche Luftblaſen verwandelt (t); denn das iſt es eben, was man Lufterzeugen zu nennen pflegt. Jch habe geſehen, wie dieſe Luft ſehr oft in den groͤſten Gefaͤſſen des Gehirns (u), und ſo gar im Herzen ſelbſt, mit Blut untermengt, und ſchaumig war. Wenn eben dieſe Luft von der Waͤrme befluͤgelt und ausgedehnt wird, ſo erweitert ſie die Gefaͤſſe, in denen ſie ſich verſchloſſen befindet, und ſie zerreiſſet ſelbge nicht ſelten in Stuͤkke, ſo daß ſie, wo ſie Plazz findet, durch die Lunge in die Luft- roͤhre dringt, und ſo gar durch den Mund des Leichnams herausfaͤrt. Dieſes habe ich an den Kindbetterinnen, an Leuten, die vom Schlage geruͤrt worden, und die am Frieſel geſtorben waren, mit Augen geſehen, und es iſt dieſes eben keine Seltenheit, daß aus Mund und Naſen an einem, am herumziehenden Landfieber (epidemica fe- bris) verſtorbnen, eine Menge Bluts herausgedrungen. Dieſes berichtet der beruͤmte J. Anton Pujati(x). Aus dem Koͤrper eines vom Schlage geruͤrten, ſtuͤrzte das Gebluͤte ſchaͤumend und mit einem Geraͤuſche her- vor (y). An einem Erſtikkten, trat das Blut ſechszehn Stunden nach dem Tode durch den Mund heraus (z). Mit dem Tode erfolgte ein blutiges Harnen (a). An
einer
(r)[Spaltenumbruch]
4. Buch.
(s)Lancis angef. Ort. Er ver- bindet die Gaͤrung mit dem Zu- ſammenfallen der Gefaͤſſe.
(t) 8. Buch. Abſchn. 3. 5.
(u)littre Mem. de l’Acad. des ſcienc. 1714. S. 428. Hiſt. de l’Acad. 1704. obſ. 17.
(x)[Spaltenumbruch]De morbo naronienſi S. 294.
(y)ſchvrig Sialograph. S. 405.
(z)hildan Centur. III. obſ. 12. Er fuͤrt in der Geſchichte des Hun- gers ein Exempel von einem an, der einen Bruch hatte.
(a) Bresl. Sammlung. 1724. Mon. Jenner. S. 112.
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Sechſtes Buch. Der Lauf des Blutes
aber betrift, ſo koͤmmt ſie darinnen faſt mit der von der
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Doch aͤuſſert die entwikkelte Luft, nach dem Tode die
allergroͤſte Kraft (s). Dieſe Luft wird aus den faulen-
den Saͤften eines Thieres von allen Seiten her erzeugt,
oder aus ihrem alten Zuſtande, zu einem elaſtiſchen We-
ſen und in deutliche Luftblaſen verwandelt (t); denn das
iſt es eben, was man Lufterzeugen zu nennen pflegt.
Jch habe geſehen, wie dieſe Luft ſehr oft in den groͤſten
Gefaͤſſen des Gehirns (u), und ſo gar im Herzen ſelbſt,
mit Blut untermengt, und ſchaumig war. Wenn eben
dieſe Luft von der Waͤrme befluͤgelt und ausgedehnt wird,
ſo erweitert ſie die Gefaͤſſe, in denen ſie ſich verſchloſſen
befindet, und ſie zerreiſſet ſelbge nicht ſelten in Stuͤkke, ſo
daß ſie, wo ſie Plazz findet, durch die Lunge in die Luft-
roͤhre dringt, und ſo gar durch den Mund des Leichnams
herausfaͤrt. Dieſes habe ich an den Kindbetterinnen,
an Leuten, die vom Schlage geruͤrt worden, und die am
Frieſel geſtorben waren, mit Augen geſehen, und es iſt
dieſes eben keine Seltenheit, daß aus Mund und Naſen
an einem, am herumziehenden Landfieber (epidemica fe-
bris) verſtorbnen, eine Menge Bluts herausgedrungen.
Dieſes berichtet der beruͤmte J. Anton Pujati (x).
Aus dem Koͤrper eines vom Schlage geruͤrten, ſtuͤrzte
das Gebluͤte ſchaͤumend und mit einem Geraͤuſche her-
vor (y). An einem Erſtikkten, trat das Blut ſechszehn
Stunden nach dem Tode durch den Mund heraus (z).
Mit dem Tode erfolgte ein blutiges Harnen (a). An
einer
(r)
4. Buch.
(s) Lancis angef. Ort. Er ver-
bindet die Gaͤrung mit dem Zu-
ſammenfallen der Gefaͤſſe.
(t) 8. Buch. Abſchn. 3. 5.
(u) littre Mem. de l’Acad.
des ſcienc. 1714. S. 428. Hiſt. de
l’Acad. 1704. obſ. 17.
(x)
De morbo naronienſi S.
294.
(y) ſchvrig Sialograph. S. 405.
(z) hildan Centur. III. obſ. 12.
Er fuͤrt in der Geſchichte des Hun-
gers ein Exempel von einem an, der
einen Bruch hatte.
(a) Bresl. Sammlung. 1724.
Mon. Jenner. S. 112.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 358. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/378>, abgerufen am 24.11.2024.
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